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Essen und Trinken in München
Die bayerische Küche, und damit auch die der Hauptstadt München, genießt den Ruf der Deftigkeit und des Herzhaften. Leberkäs, Weißwurst und jede Menge Bier, das ist die bayerische Mahlzeit, die sich der Auswärtige vorstellt. Der Bayer sitzt im Wirtshaus und stemmt die Maß Bier, oder genauer gesagt viele, so existiert das gängige Bild. Daran ist sicher einiges Wahres, aber man muss es auch differenzierter sehen.
Hofbräuhaus und Löwenbräuhaus entsprechen genau diesem Schema, doch findet man hier hauptsächlich Touristen, darunter viele aus Japan und China. Auch die traditionelle Küche hat sich rar gemacht. Heute bieten viele Gaststätten die übliche Einheitsküche an und die italienischen, griechischen und chinesischen Restaurants gewinnen immer mehr an Boden; Eigentlich schade, denn so geht nach und nach ein großes Stück an Traditon verloren. Bleibt zu hoffen, dass die Biergärten, Brauhäuser und Lokale mit deftiger bayerischer Küche nicht aussterben. Die Küche ist zwar nicht übermäßig gesund, aber ab und zu doch ganz gut zu genießen.
Bayerische Ess- und Trinkgewohnheiten
Die Weißwurst in der Früh und abends einige zünftige Maß Bier, garniert mit dem Ausspruch "Oans, zwoa, g'suffa", so stellen sich die Auswärtigen die kulinarischen Höhepunkte der Bayern vor. Ohne Zweifel, das Bier spielt in Bayern und München eine große Rolle, was auch einige deutschlandweit bekannte Brauereien bezeugen. Dabei sah es bis zum Dreißigjährigen Krieg gar nicht danach aus. Bayern war ein Weinland, das Bier wurde vorrangig als Handelsgut der Hanse in den Landschaften um Ost- und Nordsee gebraut. Zwar gab es auch in Bayern Brauereien, doch hatten die vorerst keine große Bedeutung.
Dass sich schließlich das Bier durchsetzte, hatte weniger mit Geschmacksfragen zu tun. Es war schlichtweg eine ökonomische Frage. Maximilian I. stellte fest, dass ihm das Bier gute Gewinne und Steuereinnahmen brachte, aus denen sich sogar ein großer Teil der Kosten des Dreißigjährigen Krieges finanzieren ließ und auch in Zukunft rechnen würde. So entstand aus dem Weinland das Bierland Bayern mit seinen inzwischen weltweit bekannten Brauhäusern. Eine der Grundlagen für diesen Erfolg war auch das Bayerische Reinheitsgebot für Bier, das schon 1516 in Kraft gesetzt wurde. Das Münchener Hofbräuhaus und der Löwenbräukeller stehen heute bei den Touristen aus aller Welt regelmäßig auf der Liste der unbedingt zu besuchenden Sehenswürdigkeiten.
Richtige Glaubenskriege hat die berühmte Münchner Weißwurst hervorgerufen. Es haben sich zwei Parteien gebildet, die eine "zuzelt" den Inhalt aus dem Wurstdarm, die andere schwört auf eine Prozedur mit Messer und Gabel. Der Wurst ist es egal. Ihren Siegeszug begann das Produkt aus Kalbfleisch, Schweinerückenspeck, gegartem Kalbskopffleisch, Eisschnee sowie allerlei Gewürzen, abgefüllt in Schweinedärmen, am Rosenmontag des Jahres 1857. Zumindest wenn man der Legende glauben kann. Dem Moser-Wirt sollen an diesem Tag die Schafsdärme für die Kalbsbratwürste ausgegangen sein. Der losgeschickte Lehrling brachte Schweinedärme mit, die sich nicht für die Bratwürste eigneten. So kam der Wirt auf die Idee, die Würste nicht zu braten sondern in heißem Wasser zu brühen. Das Ergebnis entwickelte sich zu einem bayerischen Nationalessen.
Nichtbayern ist das oft raetselhaft, denn die Würste schmecken bemerkenswert nach nichts. Erst die Verbindung mit süßem Senf, Brezeln und Weißbier lässt eine Geschmacksrichtung entstehen. Früher wurden die Weißwürste nur vor 12 Uhr mittags verzehrt. Die plausibelste Erklärung dafür ist die fehlende wirksame Kühlungsmöglichkeit der empfindlichen Wurst in damaligen Zeiten. Heute spielt das natürlich keine Rolle mehr, und so kann man sich zu jeder Tageszeit an Weißwürsten erfreuen – sofern man sie mag.
Richtig kalorienreich sind der beliebte bayerische Schweinsbraten und die deftige Schweinshaxe. Beide können wohl in Anspruch nehmen, ein bayerisches Nationalgericht zu sein. Die entsprechende Krone gebührt aber sicher der Weißwurst oder dem Leberkäs. Wer von beiden vorn liegt, darüber streiten sich die Experten. Der so beliebte Leberkäs hat übrigens nicht das geringste mit Leber oder Käse zu tun, beides kommt darin nicht vor.
Ein bayerischer Begriff ist die "Brotzeit"; Gemeint ist damit eine kräftige Mahlzeit zwischen den Hauptmahlzeiten. Als der Großteil der Bevölkerung noch extrem hart arbeiten musste, war dies sehr sinnvoll. Die berühmten Brezeln durften dabei nicht fehlen, aber auch viele verschiedene Sorten Brot, Gebäck, Käse und Wurst kamen auf den Tisch – und natürlich das unvermeidliche Bier.
Münchens Wirtshäuser
Wen wundert es, dass Scharen von Touristen vorrangig die bekannten Münchener Brauhäuser und Biergärten unsicher machen. Ein Münchenbesuch ohne einen Abstecher ins Hofbräuhaus ist einfach nicht denkbar. So kommen dann jeden Tag die Busladungen aus ganz Europa und aus Übersee, um hier das wahre Bayern kennen zu lernen. Deutsche, Japaner, Amerikaner und Angehörige vieler anderer Nationen singen "In München steht ein Hofbräuhaus – oans, zwoa, g'suffa". Man könnte meinen, das wäre die bayerische Nationalhymne. Dabei entstammt das Lied der Feder eines Berliners, gelangte zu einem Leipziger Verlag und von da über einen Umweg beim Dürkheimer Wurstmarkt nach München ins Hofbräuhaus.
Die Geschichte des traditionsreichen Hauses reicht zurück bis in die Zeit des 16. Jahrhunderts, als Wilhelm V., Herzog von Bayern, regierte. Dem schmeckte das bis dahin in München gebraute Bier gar nicht, so dass er den Gerstensaft aus Einbeck in Niedersachsen heranschaffte. Das kostete verständlicherweise relativ viel und ging auch an die Ehre des Bayern. So verdonnerte er seinen Hofstaat, Ideen zur Lösung dieser lebenswichtigen Frage einzubringen. Der eingereichte Vorschlag war so einfach wie genial, nämlich ein hofeigenes Brauhaus zu bauen, das die Versorgung des Hofes und seiner Bediensteten in guter Qualität sicher stellte. So wurde schließlich 1592 am Alten Hof das später zu Weltruhm kommende Hofbräuhaus eröffnet. Es war ein "braunes", einfach deshalb, weil hier damals nur braunes Bier gebraut wurde.
Es war von Anfang an eine Erfolgsgeschichte, denn immer mehr des Gerstensaftes wurde auch außerhalb des Münchener Hofes verkauft und füllte so mit die Staatskasse. 1602 gelang ein weiterer Coup. Graf Degenberg aus Schwarzach, der das alleinige Recht inne hatte in Bayern Weißbier zu brauen, starb und Maximilian I. verfügte, dass Weißbier künftig auch in München zu brauen sei. Das bisherige Hofbräuhaus reichte dafür nicht aus und so entstand ein Neubau am Münchener Platzl. Dort ist es heute noch zu finden.
Im Jahre 1828 erfolgte dann ein für heutige Touristen sehr wichtiger Schritt. Ludwig I. genehmigte die Bewirtung der Bevölkerung im Hofbräuhaus, das damit nun auch vom "gemeinen Volk" besucht werden konnte. Dazu kam 1844 eine deutliche Senkung des Bierpreises unter das damals übliche Niveau um Arbeiter und Militär den Zugang zur "flüssigen Nahrung" zu erleichtern.
Veränderte Bedingungen ließen das obergärige Weißbier immer mehr aus der Mode kommen, die untergärigen Biersorten gewannen immer mehr an Boden. Schließlich wurde 1872 die Produktion des Weißbieres völlig aufgegeben. Mit dem Aufkommen des Tourismus stieg die Beliebtheit des Hofbräuhauses als bayerisches Vorzeigeobjekt, die Kapazitäten wurden wieder knapper. Es folgte ein großer Um- und Ausbau des Gastbereiches am alten Platz, während die eigentliche Brauerei in den Stadtteil Haidhausen verlegt wurde. 1897 erfolgte die Eröffnung des Gasthauses mit großem Biergarten, das sich bis heute wenig verändert hat, auch wenn es nicht mehr original ist. Im 2. Weltkrieg wurde das Hofbräuhaus zerstört. Nach dem Wiederaufbau bis 1958 entwickelte es sich zu einem der größten Anziehungspunkte Münchens, das täglich bis zu 35.000 Besucher zählt.
Der Löwenbräukeller, Münchens zweites großes Brauhaus, steht stark im Schatten des Hofbräuhauses. Seine Geschichte ist auch wesentlich kürzer als die des Hofbräus. Ludwig Brey, der Eigentümer der Löwenbrauerei, vergrößerte Ende des 19. Jahrhunderts seinen Grundbesitz am Stiglmeierplatz in München und errichtete hier 1882/83 das Gasthaus Löwenbräukeller. Bereits 10 Jahre später erfolgte der Umbau mit einer Erweiterung. Dabei entstand auch der markante Turm des Gebäudes.
Der Löwenbräukeller war damals seiner Zeit weit voraus. Das reichte von der kompletten elektrischen Beleuchtung, was Ende des 19. Jahrhunderts eine Sensation war, bis zur Einführung von Tischtüchern und Servietten. In den anderen Bierkellern war das eher unbekannt. Doch im Löwenbräukeller wurden nicht nur die Maß gestemmt, auch Kultur und Unterhaltung gab es hier. So traten viele bekannte und beliebte Künstler in den Räumen auf.
Ein ziemlich unrühmliches Kapitel erlebte der Löwenbräukeller von 1940 bis 1944; Nach dem Attentat Georg Elsners auf Hitler war der Bügerbräukeller zerstört und so fanden hier die Versammlungen zum Jahrestag des Hitlerputsches 1923 statt. Im Dezember 1944 erlitt der Löwenbräukeller das Schicksal vieler bekannter Bauwerke, er wurde bei einem Luftangriff schwer beschädigt; Wenige Jahre nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau, der dann 1958 abgeschlossen war. Einen Rückschlag gab es 1986, als der Festsaal mit der Galerie, dem Balkon und dem Bühnenhaus abbrannte. Heute ist der Löwenbräukeller wieder in alter Schönheit zu bewundern. Wenn er auch nicht die Bedeutung und Berühmtheit des Hofbräuhauses hat, so ist und bleibt er doch eine weitere Touristenattraktion Münchens.
Neben den vielen anderen Biergärten und Bierhäusern sind natürlich das jährliche Oktoberfest und das Frühjahrsfest auf der Theresienwiese die Renner der bayerischen Bier- und Esskultur; Auch eine ganze Reihe Restaurants mit deftiger bayerischer Küche finden sich in der inneren Stadt, darunter berühmte Namen. Das Gasthaus "Beim Sedlmayr" erinnert an den bayerischen Volksschauspieler, der über das Fernsehen deutschlandweit und darüber hinaus bekannt wurde. Ihm gehörte das Lokal bis zu seinem tragischen Tod.
Doch um der Wahrheit gerecht zu werden, die Münchener Gastronomie besteht natürlich bei weitem nicht nur aus Bier- und Weißwurstgenuss. Wie es sich für eine Großstadt mit viel Tourismus gehört, gibt es Gaststätten der unterschiedlichsten Preiskategorien und mit den verschiedensten Angeboten. Natürlich sind dabei auch internationale Restaurants, die man inzwischen überall in Deutschland findet. Doch wir meinen, wenn man schon mal in München ist, dann ist es gewissermaßen Pflicht, auch einmal einen Biergarten oder ein Traditionslokal zu besuchen.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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