Sehenswürdigkeiten rund um den Englischen Garten
München hat erfreulich viel Grün aufzuweisen. Neben einer ganzen Reihe von Parkanlagen, den Isarauen und dem Botanischen Garten sind es zwei Anlagen, die größenmäßig und auch auf der Beliebheitsskala ganz vorn stehen, nämlich der Park des Schlosses Nymphenburg und der Englische Garten. Besonders letzterer ist das bevorzugte Freizeitgebiet der Münchener.
Die bayerische Metropole ist aber auch Universitätsstadt und eine Stadt der Künste. Die Ludwig-Maximilians-Universität genießt einen sehr guten Ruf, genauso das Bayerische Nationalmuseum und die Akademie der Bildenden Künste. Zusammen mit den anderen Einrichtungen der Metropole zu Wissenschaften und Künsten tragen sie einen guten Teil zur touristischen Beliebtheit Münchens bei.
Der Englische Garten, Münchens grüne Lunge
Der Englische Garten, Münchens grüne Lunge, ist von beachtlichem Ausmaß. Er zählt zu den weltweit größten innerstädtischen Parkanlagen und ist eines der beliebtesten Ausflugsorte in der bayerischen Hauptstadt. Mit etwa 4,2 km² Fläche erstreckt er sich im Nordosten der Münchener Innenstadt entlang der Isar. Unterbrochen wird das Parkgelände nur durch den Isarring, eine Hauptverkehrsstraße, die seit 1935 den Englischern Garten in einen Süd- und einen Nordabschnitt teilt. Das ist aber ein kleines Übel, in den riesigen Parkflächen könnte man ansonsten vergessen, dass man sich in einer Großstadt befindet. Viele Wiesen, ein großes Wegenetz, Bachläufe, ein See und natürlich viele Bäume – all das prägt das Gelände und lässt es zu einer Oase der Erholung vom Großstadtrummel werden.
Der Beginn des Englischen Gartens liegt im Jahre 1789, als Kurfürst Carl Theodor an der Isar einen öffentlichen Park anlegen ließ. Den Auftrag erhielt der Brite Benjamin Thompson, der eine Anlage im Stil eines englischen Landschaftsparkes gestaltete. Es gibt daher also zwei Gründe für den Namen Englischer Garten. Der Park war zur damaligen Zeit die erste Anlage dieser Art in Europa. Im Laufe der Jahre wurde das Gelände noch mehrmals erweitert, so dass es sich zur größten Parkanlage Münchens entwickelte.
Heute ist der Englische Garten ein Freizeitparadies, in dem Sportler und Spaziergänger gleichermaßen zu ihrem Recht kommen. Das 78 km lange Wegenetz bietet Joggern und Radfahrern gute Möglichkeiten, ihrem Hobby zu frönen. Genausogut kann man aber auch gemütlich per Fuß spazieren. Die weitläufigen Wiesen werden von Fußballern und Sonnenhungrigen genutzt, und natürlich gibt es auch Hundewiesen. Einige Wasserratten nutzen die Bäche zum Baden.
Der eine oder andere Spaziergänger ist vielleicht etwas geschockt, denn der Englische Garten ist auch ein Paradies der Nudisten. An einigen Stellen begnet man Frauen und Männern im Evas- bzw. Adamskostüm, die sich hier sonnen oder Freizeitsport betreiben. Nun kann man darüber geteilter Meinung sein; Wir fanden jedenfalls nichts Schlimmes dabei, zumal die "Nackerten" niemand aktiv belästigten und nur ein kleines Areal in Beschlag nahmen. Also, Toleranz ist eine Tugend, und wer den Anblick partout nicht haben möchte, der findet im großen Park genügend andere Flecken.
Natürlich bleibt bei all dieser Freizeitbeschäftigung der Durst nicht aus, Abhilfe schaffen die Biergärten auf dem Parkgelände. Der mit ca. 7000 Plätzen zweitgrößte Biergarten Münchens befindet sich am Chinesischen Turm. Der 25 m hohe Turm wurde 1789/90 in Holzbauweise errichtet und ist einer chinesischen Pagode nachgestaltet. Im Laufe der Zeit brannte er mehrnals ab, wurde aber jedesmal neu aufgebaut. Wir waren allerdings etwas enttäuscht, der Anblick des Chinesischen Turms ist nicht mehr der Allerbeste. Das wird den Durstigen jedoch relativ egal sein.
Am Kleinhesseloer See, einem künstlich angelegten Gewässer, befindet sich der Biergarten Seehaus. Hier hat man einen sehr schönen Blick auf das Wasser, und das ganzjährig. Ein Kinderspielplatz und eine Ruderbootausleihe sorgen für die Möglichkeit sinnvoller Freizeitgestaltung. Sollte das Wetter doch zu schlecht sein, kann man ins Restaurant Seehaus umziehen, das zur gehobenen Klasse zählt und gute bürgerliche Küche anbietet.
An den beiden entgegengesetzten Enden des Gartens liegen das Japanische Teehaus und Aumeisters Biergarten. Seit dem Jahre 1810 gibt es den Dienstsitz des königlichen Aumeisters, dessen Aufgabe es war, Hofjagden zu inszenieren. Ganz gleich, ob man Jagdglück hatte oder nicht, begossen werden musste beides, und das natürlich mit Bier aus dem königlichen Hofbräuhaus; Nach und nach entwickelte sich die Anlage zu einer beliebten Einkehr der Münchener mit Bierausschank. Heute ist der Biergarten am Nordrand des Englischen Gartens sehr beliebt und gefragt; Am südlichen Ende steht das Japanische Teehaus, ein sehr junges Gebäude. Zu den Olympischen Spielen 1972 wurden auf einer kleinen Insel das Teehaus und ein japanischer Garten gebaut. Wer Wert auf eine traditionelle japanische Teezeremonie legt, ist hier richtig.
Eine gute Aussicht über den Park hat man vom Hügel mit dem Monopterus, einem Rundtempel im griechischen Stil. Die Idee existierte schon länger und im Jahre 1831 wurde der Beschluss zum Bau des Tempels gefasst, mit dessen Ausführung dann ein Jahr später begonnen wurde. Der Hügel, auf dem der Tempel steht, ist künstlich angelegt und etwa 15 m hoch. Auf ihm erhebt sich der 16 m hohe Rundtempel, der nach einem Entwurf Leo von Klenzes errichte wurde.
Bayerisches Nationalmuseum und Archäologische Staatssammlung
Am südöstlichen Ende des Englischen Gartens, an der Prinzregentenstraße findet man die Gebäude des Bayerischen Nationalmuseums mit einzigartigen Beständen an Kunst und Kunsthandwerk. Hervorgegangen ist es aus dem Völkerkundemuseum, das schlichweg zu eng geworden war. So gliederte man das 1855 gegründete Nationalmuseum aus und errichtetet um 1900 den Bau an der Prinzregentenstraße. Das Bauwerk hat keinen einheitlichen Stil, es setzt sich aus Elementen der Romanik, Gotik, Renaissance und des Barock zusammen.
Trotz dieses Stilgemischs ist unserer Ansicht nach aber ein durchaus interessantes und ansprechendes Gebäude zustande gekommen; Ganz besonders ansprechend ist das Innere, denn eine den Exponaten angepasste Raumgestaltung lässt die Ausstellungen doppelt wirken. Eine Auswahl aus den sage und schreibe über 800.000 Stücken des Bestandes wird in gefälligen Inszenierungen über 3 Etagen gezeigt. Dazu gehören Elfenbeinarbeiten, Skulpturen, Glasmalereien, Porzellan, Musikinstrumente, natürlich Gemälde und viele weitere Kunstwerke aus mehreren Jahrhunderten.
Zu erwähnen wäre noch die berühmte Krippensammlung aus ganz Europa im Untergeschoss, die von November bis Februar außer montags von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet ist, in den anderen Monaten allerdings nur auf Anfrage. Die Sammlung Bollert in der Depedance an der Ecke Lerchenfeldstraße zeigt vorrangig Bilder des Spätmittelalters aus dem süddeutschen und niederländischen Raum. Vor dem Bayerischen Nationalmuseum steht die Statue mit dem Denkmal des Prinzregenten Luitpold.
Gleich nebenan in der Lerchenfeldstraße findet man die Archäologische Staatssammlung, eine faszinierende Ausstellung zur Geschichte der Kelten, Germanen und Römer. Zu sehen sind Fundstücke, die von der Urgeschichte bis etwa 800 n.Chr. reichen. Sicher ist dieses Museum etwas spezieller und wird nicht jeden begeistern, doch falls ausreichend Zeit zur Verfügung steht, lohnt der Besuch sicher. Auch das Bauwerk aus Glas und Stahl selbst ist sehr ansehenswert.
Universität, Kunstakademie und Staatsbibliothek
An Münchens berühmter Ludwigstraße, die parallel zum Englischen Garten verläuft, steht der Komplex der Ludwig-Maximilians-Universität. Vor der Universität vebreitert sich die Straße zu einem Forum, das dem roemischen Petersplatz nachempfunden wurde. Bekannt wurde das Bildungsinstitut durch bedeutende Persönlichkeiten und sein gefördertes Geistesleben. In der Zeit des Nationalsozialismus war die Universität die Wirkungsstätte der Widerstandgruppe Die Weiße Rose, deren bekannteste Mitglieder Sophie und Hans Scholl hingerichtet wurden.
Ludwig I. hatte die Universität schon 1472 gegründet, damals allerdings noch in Ingolstadt. Später hatte sie ihren Sitz in Landshut, um dann 1826 nach München verlegt zu werden. Zuerst war sie im ehemaligen Jesuitenkolleg Wilhelminum untergebracht, bis 1840 das heute noch genutzte Hauptgebäude fertig war. Mit der Ludwig-Maximilian-Universität sind große Namen verbunden, so der Mediziner Sauerbruch, der Jurist Feuerbach, die Physiker Röntgen und Frauenhofer, der Chemiker Liebig und viele andere. Heute ist sie die zweitgrößte Universität Deutschlands.
Das Hauptgebäude ist eine Dreiflügelanlage im neoromanischen Stil. Elegant wirken die Bogenhalle und die Rundbogenfenster. Südlich des Hauptgebäudes befindet sich das Georgianeum und nördlich der ehemalige Max-Joseph-Stift für höhere Töchter, das heute als Unviversitätsgebäude genutzt wird. Auf dem Forum vor dem Hauptgebäude steht auf jeder Straßenseite ein Schalenbrunnen nach dem Vorbild römischer Brunnen, die dem ganzen ein südliches Flair verschaffen. Für die Studenten ist die unmittelbare Nähe zum Englischen Garten ein Segen, so können sie die Vorlesungspausen zu einem Ausflug ins Grüne nutzen.
Ein Stück weiter zur Stadtmitte steht an der Ludwigstraße der monumentale Bau der Bayerischen Staatsbibliothek. Die Grundlagen dieser bedeutenden Einrichtung gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Herzog Albrecht V. und Wilhelm V. hatten große Büchersammlungen, die sich dem Humanismus verpflichtet fühlten. Aus diesen gingen die Bestände der späteren Bayerischen Staatsbibliothek hervor. Zur steigenden Bedeutung der Einrichtung trug bei, dass ab dem 17. Jahrhundert von jedem in Bayern herausgebrachten Druckwerk Pflichtexemplare an die Bibliothek gehen müssen.
Im Laufe der Zeit hat sich so ein sehr beachtlicher Bestand entwickelt und die Bayerische Staatsbibliothek zählt inzwischen zu den wichtigsten Universalbibliotheken. Es sind immerhin mehr als 9 Millionen Bände, die in den Regalen der Einrichtung stehen. Dazu zählen über 90.000 Handschriften, die als Einzelstücke unersetzlich sind sowie eine sehr wertvolle Orientsammlung.
Das Gebäude selbst ist ein monumentaler klassizistischer Prachtbau mit 155 m Länge. An der großen Freitreppe, dem Aufgang zur Staatsbibliothek, empfangen den Besucher vier Statuen antiker Denker. Es handelt sich dabei um Aristoteles, Hippokrates, Homer und Thukydides, die als Kopien der Originale von Ludwig Schwanthaler aufgestellt wurden. Der gleiche Künstler schuf die Marmorfiguren von Ludwig I. und Albrecht V., die an der Haupttreppe in Inneren des Gebäudes stehen.
Zwischen Bayerischer Staatsbibliothek und der Ludwig-Maximilian-Universität befindet sich die Ludwigskirche; Es ist ein sehr interessanter Kontrast, der sich zwischen dem langgestreckten relativ flachen Bau der Bibliothek und der vertikal dominierenden Doppelturm-Fassade der Ludwigskirche ergibt. Der Bau im neuromanisch-byzantinischen Stil wurde in den Jahren 1829 bis 1844 errichtet. Im Inneren beeindruckt besonders das zweitgrößte Wandfresko der neueren Kunstgeschichte "Das Jüngste Gericht" von Cornelius, das 1836 bis 1840 entstand.
Nahe des Siegestores steht die Akademie der Bildenden Künste, eine Kunstschule voller Traditionen. Gegründet wurde sie schon 1808, doch erst 1885 konnte sie in den fertig gestellten palastartigen Gründerzeitbau einziehen. Vorher hatte sie kein festes Domizil und musste an verschiedenen Stellen Unterschlupf finden. Entstanden war ein pompöses Bauwerk als Dreiflügel-Anlage, die von den Reiterstandbildern Kastor und Pollux "bewacht" wird. Die Persönlichkeiten, die hier im Laufe der Jahre wirkten, können mit klangvollen Namen aufwarten, so u.a. Schwind, Kobell, Gärtner, Klee, Kandinsky und viele andere. Seit 2005 steht neben dem zu klein gewordenen Hauptgebäude ein sehr moderner Erweiterungsbau, der einen interessanten Kontrast zum Gründerzeitbau bietet.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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