Tour zur Insel Sımi
Die kleine Insel Sımi liegt nördlich von Rhodos, nur rund 10 Kilometer von der Küste der Türkei entfernt. Wer einen ersten Überblick über die Insel erhält fragt sich, was er dort soll, denn Sımi ist eigentlich nur eines – steinig. Vegetation ist so gut wie überhaupt nicht vorhanden, die Insel ist eine kahle bergige Steinwüste. Auf den zweiten Blick ist jedoch klar, warum hierher so viele Ausflüge unternommen werden. Die einzige Stadt – Sımi-Stadt – ist ein wunderbares und sehr sehenswertes Kleinod. Ansonsten gibt es noch zwei kleine Fischerdörfer und die Ansiedlung rund um das Kloster Panormitis. Das ist auch die zweite wichtige Sehenswürdigkeit der Insel.
Sımi, die Insel der Schwammtaucher
Sımi ist ein kleines Inselchen, mit ihren rund 67 Quadratkilometern erreicht sie nur 5% der Fläche von Rhodos. Landwirtschaft existiert hier nicht und die Landschaft besteht praktisch nur aus Geröll und Felsen. Die kleine Hauptstadt, zwei Dörfer und das Kloster Panormitis bringen die Einwohnerzahl im Sommer auf etwa 3000. In den Wintermonaten flüchten viele der Bewohner, so dass dann nur ca. 1500 übrig bleiben.
Die landschaftlichen Bedingungen zwangen die Bewohner, ihren Lebensunterhalt aus dem Meer zu beschaffen. Ein Teil tat dies mit Fischfang, doch viele der Einwohner arbeiteten als Schwammtaucher. Naturschwämme waren sehr gefragt und lange Zeit war das ein lukratives Geschäft, doch diese Zeiten sind vorbei. Heute werden die Schwämme vorrangig an die Besucher der Insel verkauft. Mit dem Aufkommen des Tourismus wurde dieser zum Haupteinkommen, außerdem gibt es noch einige Fischer.
Auch wenn man es kaum glaubt, Sımi ist eine Insel, auf der auch viele Touristen für längere Zeit bleiben. Ein Grund ist der Naturhafen, der als einer der sichersten der Ägäis gilt. Ein weiterer ist die Ruhe auf der Insel, wobei damit aber nicht Sımi-Stadt tagsüber gemeint ist, denn vom Vormittag bis in den Nachmittag wird die Stadt von zahlreichen Touristen „besetzt“. Die weitaus meisten Besucher kommen mit der Fähre per geführter Tour und fahren am gleichen Tag zurück.
Wer hier länger Urlaub machen möchte, muss wissen, dass Sımi ein sehr teures Pflaster ist. Hotels und Restaurants haben fast immer höhere Preise als z.B. Rhodos. Eine Besonderheit ist das Klima, auf Sımi ist es im Durchschnitt immer einige Grad heißer als auf Rhodos. Wir hatten das praktisch erlebt, während an diesem Tag auf Rhodos die Temperatur bei 35 Grad lag, stieg sie auf Sımi auf knapp 40 Grad. Besonders in den Sommermonaten sollte man also überlegen, ob man ein Hitzefan ist.
Straßen sind auf der Insel rar. Es gibt eine Asphaltstraße, die von Sımi-Stadt zum Kloster Panormitis am anderen Ende der Insel führt, außerdem eine Straße von Sımi-Stadt zum Dorf Pédi. Ausflugsmöglichkeiten mit dem Auto sind demzufolge ziemlich begrenzt. Das Fischerdorf Nimboriós ist per Taxiboot zu erreichen. Außerdem steuern die Kaikis – typische Schiffe der Ägäis – mehrere Buchten an, an denen es Bademöglichkeiten gibt.
Unser Ausflug nach Sımi
Eine Tour zur Insel Sımi wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen, wobei von vorn herein feststand, dass wir eine der geführten Touren buchen. Man kann auch individuell mit der Fähre nach Sımi übersetzen, doch darin sahen wir keinen Vorteil, es überwogen eher die Nachteile. Bei der geführten Tour wurden wir am Hotel abgeholt und zum Hafen von Rhodos-Stadt gebracht.
Um die Tickets für die Fähre brauchten wir uns auch nicht zu kümmern. Wären wir selbst gefahren, hätten wir erst einen Parkplatz für das Auto suchen müssen – was in Rhodos-Stadt alles andere als einfach ist – und zudem noch Parkgebühren bezahlen. In der Hochsaison ist dann nicht unbedingt sicher, dass man noch ein Ticket für die Fähre bekommt. Bei den geführten Touren ist das abgesichert. Die Fähre ist die gleiche, man sieht individuell also keine anderen Orte. Auf Sımi – wo wir rund vier Stunden Zeit hatten – kommt aus Zeitgründen so oder so nur die Besichtigung von Sımi-Stadt und vom Kloster Panormitis infrage. Andere Ausflüge lassen sich nur bei mehreren Tagen Aufenthalt verwirklichen.
Abgesehen von der herrschenden Hitze war die Tour für uns ein wunderbares Erlebnis. Die Fähre bot zwei offene Decks und zwei klimatisierte Räume mit gastronomischem Angebot. Rund eine Stunde dauert die Überfahrt, dann erreicht man entweder Sımi-Stadt oder das Kloster Panormitis. Welches Ziel zuerst angesteuert wird entscheidet die Besatzung. Am Kloster hatten wir etwa 45 Minuten Zeit, in Sımi-Stadt knapp vier Stunden. Man sollte unbedingt zur angegebenen Zeit auf der Fähre sein, denn die ist meist super pünktlich und fährt eher einige Minuten früher ab als später. Wer zu spät kommt muss sich eine Unterkunft suchen, denn weitere Fähren gibt es nicht.
Das Kloster Panormitis
Unser erstes Ziel der Fähre war an diesem Tag die Klosteranlage Panormitis. Die liegt in einer Bucht am südlichen Ende der Insel. Wir fuhren entlang der kahlen Küste, deren Berge das Kloster am Ende der Bucht lange verbargen. Umso beeindruckender war dann der Anblick der Gebäude mit den Bergen, die dort mit Pinien bewachsen sind, im Hintergrund. Die Fähre steuerte vorbei an einer Windmühle zur Anlage des Klosters. Dort war es mit der Ruhe erst einmal vorbei, denn aus der Fähre verteilten sich hunderte Touristen im kleinen Hafen und natürlich in der Klosteranlage. Rund 45 Minuten blieben uns, das alles zu erkunden. Jeder konnte dies individuell, es bestand also kein Gruppenzwang, was wir sehr gut fanden.
Der Klosterkomplex von Panormitis gilt nach dem Kloster des Johannes auf der Insel Patmos als wichtigste Wallfahrtsstätte in der Ägäis. Das Klostergebäude rund um einen Innenhof ist ein gepflegtes weiß-gelb getünchtes Bauwerk. Entlang des Innenhofs verläuft ein Arkadengang, der Innenhof ist mit Blumen und anderen Pflanzen geschmückt und das typische Mosaik-Relief im Steinfußboden ist auch zu finden. Aus dem Komplex ragt der Kirchturm der kleinen zum Kloster gehörenden Kirche. Die wurde 1783 erbaut. Der Kirchturm erscheint im Barockstil, doch er ist wesentlich jünger als die Kirche und wurde erst im Jahre 1905 errichtet.
Dem Kloster angeschlossen ist ein kleines Museum, das Kloster- und Volkskundemuseum. Ob man es unbedingt gesehen haben muss, darf bezweifelt werden. In Ihm sind kunterbunt die verschiedensten Objekte ausgestellt, von Kleidung, Büchern, Landkarten bis zu Kirchenschmuck und Waffen. In einem Raum des Museums sind Miniaturen von Segelschiffen der Schwammtaucher zu sehen. Ansonsten lohnt ein kurzer Spaziergang entlang des Hafens. Dann ruft schon wieder das Schiff und es geht weiter.
Sımi-Stadt, die Hauptstadt der Insel
Schon der Anblick der Stadt von der Fähre während der Anfahrt begeisterte uns, und Sımi-Stadt erfüllte auch bei näherem Hinsehen unsere Erwartungen. Entlang zweier Buchten erstrecken sich die Bauten vom Meer bis auf die Hügel. Wir konnten noch heute sehen, dass die Stadt einmal sehr wohlhabend war. Im 18. und 19. Jahrhundert waren die Naturschwämme von der Insel ungemein begehrt und wurden dementsprechend gut bezahlt. Nach dem Ende dieses Booms begann der Zerfall der Stadt, doch dank der Subventionen der EU und auch der griechischen Regierung konnten die meisten Häuser saniert und restauriert werden. Ab und an fielen uns noch einige Ruinen inmitten der schmucken Häuser auf, doch insgesamt bietet die Stadt einen fantastischen Anblick.
Die Häuser von Sımi-Stadt sind weitgehend im neoklassizistischen Baustil errichtet, der damals modern und ein Zeichen des Wohlstandes war. Die Taucheranzüge der Schwammtaucher waren gelblich-braun, und das wurden gewissermaßen die „Nationalfarben“ der Insel. In Ockertönen und braun sind auch die meisten Häuser der Stadt gestrichen, manchmal tauchen auch Blautöne auf. Zusammen mit dem Weiß, in denen Fenster und Simse oft erscheinen, ergibt das ein wunderschönes Bild.
Am Hafen, dem Ankunftsort der Fähre, konzentrieren sich die Besucher. Hier gibt es zahlreiche Geschäfte, Restaurants und natürlich auch ein Angebot an Naturschwämmen. Viele der Touristen bleiben in der Nähe des Hafens, was eigentlich schade ist, denn in Sımi-Stadt gibt es einiges zu entdecken. Das sind erst einmal die engen Gassen mit ihren Steigungen und Treppen, wobei das Hinaufsteigen an sehr heißen Tagen nicht unbedingt Vergnügen bereitet. Zum Stadtteil Chorió, dem älteren Teil, sind es immerhin rund 380 Stufen vom Hafen bis hinauf. Belohnt wird man aber mit wunderbaren Ausblicken auf den Stadtteil Gialós und das Hafenbecken.
Hat man es bis ganz hinauf geschafft, findet man rund 200 Meter über dem Meer einige Windmühlen, die teilweise sogar noch funktionieren. Das Mehl für Schiffszwieback wurde früher in diesen Mühlen gemahlen. Heute beherbergen sie luxuriöse Ferienwohnungen. Der Aufstieg zu den Mühlen ist anstrengend, doch der Ausblick dafür faszinierend, bei gutem Wetter kann man sogar bis zur Küste der Türkei sehen. Ist man schon einmal hier oben, kann man noch das Sımi Museum besuchen, in dem die unterschiedlichsten Gegenstände sowie Mitbringsel der Seeleute aus aller Welt zu besichtigen sind. Das zweite Museum der Insel, das Nautische Museum in Hafennähe, zeigt Geräte der Handelsschifffahrt und Fotos vom Schwammtauchen.
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Autor: Michael Nitzschke; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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