Sehenswürdigkeiten rund um die Hauptwache
Der Platz An der Hauptwache wird allgemein als das Herz der Stadt bezeichnet. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn hier treffen sich die S-Bahn und die U-Bahn in einem imponierenden Knotenpunkt und auch andere Verkehrsmittel sind zu erreichen. Neben dem Römerberg ist die Hauptwache das zweite Zentrum Frankfurts und gleichzeitig einer der bedeutendsten Besuchermagneten. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass an der Hauptwache die Zeil beginnt, Frankfurts weltberühmte Fußgängerzone und Einkaufsmeile.
Der Börsenplatz ist nur wenige Meter von der Hauptwache entfernt und als moderner Höhepunkt fallen die beeindruckenden Bauten des Palais Quartier mit dem markanten Hochhaus ins Auge. Wir waren bei unserem Frankfurt-Besuch nicht nur einmal an diesem Ort, zu viel gab es hier zu sehen, für das man doch etwas mehr Zeit braucht.
Die Hauptwache, ein beliebter Treffpunkt
Der Mittelpunkt des Platzes ist die Alte Hauptwache, die dem Platz seinen Namen gab. Im Jahre 1671 wurde vom Frankfurter Rat am Paradeplatz der Stadt ein Wachgebäude errichtet, das große Bedeutung für die Ausfallstraße am Eschenheimer Tor hatte. Allerdings gab es offensichtlich schon damals Pfusch am Bau, denn schon 1728 war das Gebäude baufällig und musste durch ein neues ersetzt werden. Dieses eingeschossige Haus entstand im Barockstil, mit einem Mansarden-Geschoss und einem Walmdach. Hier hatte die Frankfurter Stadtwehr ihren Sitz und auch ein Gefängnis war hier untergebracht.
Dabei dienten die Kellerräume als Verwahrung für die Schwerverbrecher, für die anderen Delinquenten waren die doch etwas angenehmeren Räume hinter den Dachgaupen vorgesehen. Mit den Kellerräumen machte auch der „Schinderhannes“, der zu zweifelhaftem Ruhm gekommene Räuberhauptmann, Bekanntschaft – allerdings nur einen Tag lang. Es war jedoch nicht die einzige berühmte Persönlichkeit, die mit der Hauptwache im Zusammenhang steht. Auch das Gretchen aus Goethes „Faust“ erblickte hier quasi das Licht der Welt. Vorbild dieser berühmten Figur war nämlich die Kindesmörderin Susanne Brandt, die 1772 auf der Hinrichtungsstätte vor der Hauptwache geköpft wurde. Goethe befand sich unter den Zuschauern und nahm das Ereignis als Anregung für sein weltbekanntes Werk.
Seit 1904 sind diese kriegerischen und brutalen Zeiten für die Hauptwache vorbei. Seitdem dient sie als höchst ziviles Café, dass sich einen Namen mit dem urigen Ambiente und dem guten Angebot machte. In den ehemaligen Wachräumen der Offiziere und Untergebenen sitzt es sich heute sehr gemütlich und die offene Bogenhalle dient als überdachte Terrasse. Dazu kommt noch bei schönem Wetter eine größere Anzahl Freisitze.
Die Katharinenkirche
Steht man an der Hauptwache, fällt der Blick auf ein gelbes Kirchengebäude, die Katharinenkirche. Sie ist die größte evangelische Kirche der Main-Metropole. Eingeweiht wurde sie nach dreijähriger Bauzeit im Jahre 1681 als Nachfolger zweier Kapellen, die wegen Baufälligkeit abgerissen wurden. Das Gebäude im Barockstil fiel auch den Bombenangriffen im 2. Weltkrieg zum Opfer und wurde Anfang der 50er Jahre außen originalgetreu wieder aufgebaut. Das Innere des Gebäudes war jedoch einigen Veränderungen unterworfen.
Markant ist der Turm der Kirche mit seiner Brüstung und dem achteckigen Aufbau mit Kuppel und Laterne. Bemerkenswert ist die Orgel, die über 4400 Pfeifen verfügt und damit die zweitgrößte Frankfurts ist. Wenn man Glück hat, findet in der Kirche ein Konzert statt, in dem auch die Orgel eine große Rolle spielt. Auch sehr sehenswert sind die 14 Glasfenster, die immerhin schon die vierte Verglasung in den rund 300 Jahren des Bestehens der Katharinenkirche ist. Mit dem Gotteshaus verbindet sich ein großer Name, nämlich der Georg Philipp Telemanns. Er wirkte hier 9 Jahre lang – von 1712 bis 1721 – als Kapellmeister. Der zweite bedeutende Name im Zusammenhang mit der Kirche ist der Johann Wolfgang Goethes, der hier getauft und konfirmiert worden sein soll. Allerdings ist das umstritten.
Palais Quartier und Zeil
Eine durchaus nicht unumstrittene architektonische Lösung wurde für den 2009 fertig gestellten Gebäudekomplex Palais Quartier gesucht und gefunden. Man kann sicher geteilter Meinung sein, ob dies gelungen ist, wir halten das entstandene Ensemble jedenfalls für sehenswert und sind der Ansicht, dass es vielerorts bedeutend unansehnlichere und eher missglückte Neubauten gibt.
Als erstes fällt schon von weitem die markante Form des 120 m hohen Bürohochhauses ins Auge. Der Architekt hat hier auf die langweilige Kastenform, die diese Gebäude meist „auszeichnet“, weitgehend verzichtet und eine geschwungene Form eingebracht. Das andere Hochhaus, der Hotel- und Wohnturm, ist mit 93 m deutlich niedriger. Ansonsten erstreckt sich das Palais Quartier über eine beachtliche Grundfläche, unterbrochen durch mehrere Innenhöfe.
Für die Besucher sicher am interessantesten ist jedoch das riesige Shopping-Center My Zeil, das sich über acht Ebenen erstreckt und über mehrere hundert Shops verfügt. Man kann sagen, dass es hier nichts gibt, was es nicht gibt. Auch hier haben die Architekten außergewöhnliche und futuristische Lösungen gefunden, wie z.B. die verglaste Röhre, die sich durch das Haus zieht und auf der Zeil im Freien endet. Farben spielen im lichtdurchfluteten Gebäude eine große Rolle. Wenn Einkaufszentren normalerweise zwar nicht unsere bevorzugten Sehenswürdigkeiten darstellen, so waren wir doch von My Zeil ziemlich beeindruckt. Hier zeigt moderne Architektur, was damit machbar ist und welche originellen Lösungen es geben kann.
Eingebunden in die modernen Bauten ist das Thurn und Taxis Palais, ein barockes Stadtschloss, das mit seinem rot-weißen Anstrich und dem Portal einen interessanten Kontrast zu den Fassaden aus Glas und Stahl des Karrees bildet. Auch dieses Stadtschloss wurde im Krieg zerstört und im Zuge der Errichtung des Palais Quartier wieder aufgebaut.
Dabei legte man viel Wert auf die originalgetreue Ansicht, die nur etwas kleiner geraten ist als der ursprüngliche Bau. Genutzt wird es für die gehobene Gastronomie, Einzelhandel mit Erlebnis-Charakter und Events. Mit dem großen Ballsaal von 1400 m² und einer Kapazität für bis zu 1200 Personen können problemlos Großveranstaltungen durchgeführt werden.
Der Name des Shopping Centers My Zeil bezieht sich auf die berühmte und auch außerhalb Frankfurts bekannte Zeil, die als umsatzstärkster Einkaufsboulevard gilt und Luxus bietet. Die 1100 m lange und 40 m breite Fußgängerzone zieht sich vom Platz an der Hauptwache bis zur Konstablerwache. Danach geht die Zeil noch bis zum Uhrtürmchen, doch nicht mehr als Fußgängerzone. Auf der Zeil hat sich so ziemlich alles versammelt, was in der Einkaufswelt Rang und Namen hat.
Der Börsenplatz, ein Zentrum der Finanzen
Frankfurt, die Stadt der Finanzen, bringt man automatisch mit der Aktien- und Devisenbörse und dem Börsenhandel in Verbindung. Es ist zwar nicht die einzige deutsche Stadt, die über eine Börse verfügte, doch die wohl bedeutendste. Hintergrund dieser Entwicklung war die deutsche Kleinstaaterei, die durch ihre unterschiedlichen Währungen einen unkomplizierten Handel erschwerte. Für Frankfurt als einen der führenden Handelsplätze brachte das große Hemmnisse mit sich.
So setzten sich Frankfurter Kaufleute Ende des 16. Jahrhunderts zusammen, gründeten die Börse und legten Wechselkurse fest. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Frankfurter Börse zu einer der wichtigsten Deutschlands. Das erforderte natürlich auch eine entsprechende Repräsentation und so erbaute man in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts das prachtvolle Gebäude am Börsenplatz. Der monumentale Kuppelbau mit einer Fassade aus gelbem Sandstein ist 109 m lang, 43 m hoch und mit zahlreichem kunstvollen Figurenschmuck versehen.
Seit 1985 stehen auf dem Vorplatz des Gebäudes - dem Börsenplatz - zwei bronzene Figuren, die das Auf und Ab der Börse symbolisieren sollen. Der Bär und der Bulle sind zum Synonym der steigenden und fallenden Aktienkurse geworden. Die aufrechte Haltung des Bullen steht für die steigenden Kurse, die gesenkte Haltung des Bären für die fallenden. Geschaffen wurde das Kunstwerk vom Bildhauer Reinhard Dachlauer.
Weitere Sehenswürdigkeiten rund um die Hauptwache
Die Frankfurter Stadtmauer ist längst verschwunden und mit ihr auch die Stadttore. Eines ist jedoch erhalten geblieben, das Eschenheimer Tor. Der Torturm zur nördlichen Ausfallstraße entstand in den Jahren 1426 – 1428 zusammen mit der spätgotischen Stadtmauer. Ein Stück des Wehrganges der Stadtmauer ist noch heute am Turm auf der Seite, die zur Stadtmitte zeigt zu sehen. Interessant sind die vier Seitentürmchen, die sich rund um die Spitze gruppieren.
Das Eschenheimer Tor, das in der Nähe der Hauptwache, der Börse und des Palais Quartier steht, zählt als letzter erhaltener Turm der Stadtmauer zu den Frankfurter Sehenswürdigkeiten. Am Torbau sind die Wappen des Kaiserreiches sowie der Freien Reichsstadt angebracht. Im Erdgeschoss des Turmes kann man in einem Lokal eine Pause vom Stadtrundgang einlegen. Eine Besonderheit ist dabei das ehemalige Kaminzimmer des Torwächters, das in die Gaststätte einbezogen wurde.
Wer nicht den kurzen Weg von der Hauptwache zur Börse gehen möchte, kann vom Verkehr ungestört über den Rossmarkt und den Goetheplatz zum Rathenauplatz spazieren. Von hier sind es nur wenige Meter bis zum Börsenplatz. Auf dem Weg dorthin kommt man an zwei bemerkenswerten Denkmälern vorbei. Eines ist dem Erfinder des Buchdrucks, Johannes Gutenberg, gewidmet. Sein großer Verdienst besteht darin, durch den Einsatz von beweglichen Metall-Lettern und der Druckerpresse einer weiten Verbreitung von Büchern und anderen Druckerzeugnissen den Weg geebnet zu haben. Bis dahin wurden Bücher in mühsamer Handarbeit vervielfältigt, so dass verständlicherweise immer nur wenige Exemplare existierten. Das berühmteste von ihm gedruckte Werk ist zweifellos die Gutenberg-Bibel, ein Buch, das durch seine hohe technische und ästhetische Qualität beeindruckt. Die Erfindung Gutenbergs kann gar nicht hoch genug geschätzt werden, ermöglichte sie doch eine Revolution in Wissenschaft und Technik.
Das Gutenberg-Denkmal wurde im Jahre 1840 anlässlich der 400-Jahr Feier der Erfindung des Buchdrucks aufgestellt. Das Denkmal aus Sandstein zeigt auf dem Sockel drei Personen, Gutenberg sowie seine Gläubiger Hans Fust und Peter Schöffer. Der Sockel ist reich verziert mit den Köpfen von Personen, die in enger Beziehung zur Buchdruckkunst stehen. Auch die Wappen anderer deutscher Städte, in denen es eine traditionelle Verbindung zum Buchdruck gibt, sind hier abgebildet.
Genau genommen weiß jedoch keiner, wie Gutenberg wirklich ausgesehen hat. Porträts, die ihn als älteren Mann zeigen, wurden erst einige Zeit nach seinem Tod gefertigt und sind deshalb nicht unbedingt realistisch. Übrigens ist Gutenberg eigentlich auch nicht Gutenberg. Geboren wurde er nämlich um 1400 in Mainz als Johannes Gensfleisch. Den Namen Gutenberg erhielt er erst viel später nach dem elterlichen „Hof zum Gutenberg“. Sein Gastspiel in Frankfurt war nur kurz, von 1554 bis 1457 lebte er hier. Trotzdem war er den Frankfurtern ein Denkmal wert.
Es ist nur logisch, dass Frankfurts wohl bekanntester Sohn Johann Wolfgang Goethe mit einem Denkmal bedacht wurde. Welcher Ort wäre da wohl passender als der Goetheplatz ? Im Jahre 1844 wurde das vom Bildhauer Ludwig von Schwanthaler geschaffene Goethe-Denkmal aufgestellt, damals noch an der Stadtallee. Die benannte man 1849 in Goetheplatz um, so dass dem Dichterfürsten noch mehr Referenz erwiesen wurde.
Nach dem 2. Weltkrieg stand Goethe bis 2007 in den Gallus-Anlagen, dann zog das Denkmal wieder an seinen angestammten Standort, den neugestalteten Goethe-Platz. Über Granitstufen gelangt man zum Sockel des Denkmals, der mit Szenen aus Goethe-Werken verziert ist. Auf dem Sockel steht die überlebensgroße Bronzestatue des Dichterfürsten. Eine Ziegelsteinmauer umgibt das Denkmal an zwei Seiten.
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Autor: Michael Nitzschke; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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