Eine Gondelfahrt durch Venedigs Kanäle
Die Gondolieri und ihre Gondeln: das eigentliche Wahrzeichen Venezias
Die Gondolieri und ihre Gondeln sind so markant für Venedig, dass ich ihnen gerne eine eigene Seite widme. Ob eine Gondelfahrt zu einem Venedig-Besuch gehört oder nicht, darüber kann man sich streiten. Übersehen kann man die mehrere Hundert schwarzen Prachtexemplare bei seinen Stadtspaziergängen jedoch nicht und zu den Stoßzeiten sind die Gondeln so ausgebucht, dass man an den Anlegestationen sogar Schlange stehen muss, um eine freie Gondel für eine halbe Stunde zu bekommen.
Gondelfahrten in Venedig
Wenn man irgendwo auf der Welt von Venedig spricht, hört man nicht zuerst berühmte Worte wie den Markusplatz oder die Basilika. Vielmehr assoziiert man Venedig mit Gondeln und kleinen Wassersträßchen. Die schwarzen Gondeln und ihre Gondoliere sind das eigentliche Aushängeschild der Stadt.
Wen wundert es deshalb, dass für viele Besucher Venezias eine Gondelfahrt zum Highlight der Städtetour wird? Einst gab es Tausende von Gondolieren; heute sind noch ein paar Hundert übrig geblieben, die für teures Geld Touristen durch die Kanäle der Stadt rudern und ihnen die eine oder andere Sehenswürdigkeit zeigen.
In eine Gondel passen bis zu sechs Leute, wobei eigentlich nur zwei richtig gemütlich sitzen können. Es gibt mehrere Hauptanlegestellen von Gondeln, von denen man aus zu seiner Gondeltour starten kann. Auf seinen Stadtspaziergängen läuft man unweigerlich immer wieder an den Gondelhäfen vorbei, wo einem die Ruder-Meister ihre Dienste anpreisen. Aber auch inmitten der Stadt stößt man auf kleinen Brücken immer wieder auf einzelne Gondeln, die sofort buchbar sind. Ich weiß nicht mehr, wie oft wir auf unseren Spaziergängen von Gondolieris angesprochen wurden, die gerade eine Gondel frei hatten, aber ich schätze mal im Halbstundentakt. "Gondole, Gondola service" rufen die Gondolieri um neue Fahrgäste zu gewinnen.
Die Preise für Gondelfahrten sind exorbitant und stehen in keinem Verhältnis zur Dienstleistung, die der Gondoliere liefert; Wenn man für eine halbe Stunde 60 € bezahlt, hat man bereits ein sehr gutes Angebot erwischt, aber zumeist sind die Preise deutlich höher. Dabei handelt es sich keineswegs um Fixpreise. Ich habe folgendes festgestellt: Bei der ersten Kontaktaufnahme erhält man ein Angebot das absolut überzogen ist; im Laufe eines Gespräches sinkt der Preis zum Teil bis auf zwei Drittel des ursprünglichen Preises. Wer solls den Gondolieres verbieten, dass sie mit einem hohen Preis anbieten und sich dann herunterhandeln lassen?
Wir haben öfters mit den Gondolieri gesprochen, immer zuerst den hohen Preis und dann doch einen niedrigeren angeboten bekommen. Wenn man dann immer noch ablehnt und sich langsam, etwas nachdenklich entfernt, kann man sicher sein, dass einem ein Gondoliere nachläuft und einem ein noch besseres Angebot unterbreitet. Schließlich hat man sich ja als interessierter Kunde geoutet, dem nur der Preis ein bisschen zu hoch war.
Während die Anfangspreise oft bei über 120 € für eine Dreiviertelstunde lagen, sanken auf diese Weise die Preise zum Teil bis auf 70 €, wobei ich auch diesen Preis noch für überzogen halte; Günstiger bekommt man eine Gondelfahrt in Venedig, wenn man vorher übers Internet bucht; Auf diese Weise ist eine 40-minütige Fahrt bereits ab 40 € erhältlich. Das leistet man sich doch gerne!
Und noch ein Tipp: Eine Gondelfahrt macht man am Besten am frühen Vormtitag, wenn bei den Gondolieris und auf den Wasserstraßen noch nicht viel los ist. Dann sind zum einen die Preise etwas niedriger und zum anderen hat man freie Fahrt. Zu Stoßzeiten sind die schmalen Kanäle nämlich teilweise so voll, dass man sich mit seiner Gondel wahrlich durchkämpfen muss; man bleibt dann oft im Stau stecken und fährt in seiner halben Stunde eine viel kleinere Strecke als zunächst geplant, wenn von Fahren überhaupt noch die Rede sein kann.
Es gibt übrigens auch romatische Gondel-Rundfahrten bei Dämmerung und bei Nacht. Dann steckt der Gondoliere an den Bug der Gondel eine kleine Kerze oder Laterne und rudert in aller Gemütlichkeit durch die Wasserstraßen der Stadt; Nachts ist in den Kanälen wenig los und man treibt ruhig vor sich hin. Eine romantische Gondelfahrt am Abend ist jedoch mit einem Extra-Zuschlag verbunden.
Die Gondel - mehr als nur ein einfaches Boot
Als Besucher Venedigs überrascht einen zunächst, dass die Gondeln im Prinzip alle gleich aussehen: Sie haben ungefähr die gleiche Größe, sind schwarz lackiert, haben vorne ein prunkvolles Eisen, in der Bootsmitte eine bequemes "Sofa" für die Gäste und hinten einen Stehplatz für den Gondoliere; Eigentlich hätte ich da viel mehr Abwechslung erwartet: bunte Farben, Schmuck und Verzierungen. Aber dem ist nicht so.
Zur Blütezeit der Gondeln vor einigen Hundert Jahren, als Tausende von Gondeln durch Venedig ruderten, waren die Gondeln wirklich bunt und prächtig. Als die Vielfalt der Prunkgondeln jedoch immer mehr die Überhand nahm, wurde das übertriebene Schmücken schließlich verboten und nur noch der simple schwarze Glanzlack-Anstrich erlaubt. Diese Lackierung tragen auch heute alle Gondeln noch. Wie bei einem Auto besteht die Lackschicht auch aus mehreren Teilschichten.
So eine Gondel ist übrigens ca. 10 m lang und ca. 1,50 m breit und hat ein Gewicht von knapp einer halben Tonne. So ein Teil kostet mit voller Ausstattung ungefähr so viel wie bei uns ein Mittelklassewagen. Wer eine Gondel genau betrachtet erkennt, dass sie leicht unsymmetrisch ist: Sie ist auf der linken Seite etwas breiter als auf der rechten. Grund: Der Gondoliere steht auf der linken Seite und bewegt das Ruder auf der rechten Seite im Wasser. Dadurch bleibt die Gondel gerade im Wasser liegen trotz der Gewichtsverlagerung durch der Ruderer.
Mit einer ganz besonderen Rudertechnik hält der Gondoliere das Boot gerade. Jeder weiß, dass sich ein Paddelboot nur im Kreis dreht, wenn man nur auf einer einzigen Seite rudert. Das Ruder ist jedoch nicht das einzige Steuermittel des Gondoliere: Mit seinen Füßen stößt er sich an Hauswänden und an vorbeifahrenden Booten ab, um seine eigene Gondel auf Kurs zu halten.
Das Wahrzeichen einer jeden Gondel ist ein ca. 20 kg schweres siebenzackiges Eisen am Bug, das als Ferro bezeichnet wird. Ursprünglich sollte es nur das Gewicht des Ruderers am Heck ausgleichen, aber das Ferro ist vielmehr ein bedeutungsvolles Wappenzeichen mit vielen Details: Die S-Form symbolisiert den Canal Grande, die 6 nach vorne zeigenden Zacken stehen für die sechs Stadtteile Venedigs, ein siebter Zacken ist nach hinten gerichtet und weist auf die Insel Guidecca hin. Und schließlich hat das Ferro oben auf eine Fischermütze.
Man kann sich kaum vorstellen, dass im 16. Jahrhundert zur Blütezeit Venezias einmal über 10.000 Gondeln in der Stadt unterwegs waren. Heute fahren noch ca. 400 - 500 Gondolieri Touristen durch die Wasserstraßen. Teilweise singen sie bei ihren Fahrten, teilweise fährt ein extra Zieharmonika-Spieler mit, um kleine Reise-Gruppen zu unterhalten.
Die Gondel als Transportmittel
Die Gondeln sind übrigens nicht die Taxis in Venedig. Taxiboote gibt es separat und sind motorbetrieben, für den Normalmensch jedoch unbezahlbar. Die Gondolieris bringen einen auch nicht auf einer kleinen Tour von A nach B, sondern bieten nur Rundfahrten an. In dem Sinne sind die klassischen Gondeln also nicht als Transportmittel sondern rein für Vergnügungsfahrten im Einsatz.
Ein paar wenige Gondeln dienen jedoch in der Tat als Transportmittel, und zwar für Fußgänger, die den Canal Grande überqueren wollen. An mehreren Ufer-Stellen, in deren Nähe es keine Brücken gibt, gibt es Gondelstationen, wo man für wenig Geld (z.B. 50 Cent) über den Canal Grande übersetzt wird.
So eine Gondelfahrt dauert zwar nur ein paar Minuten und man sitzt auch nur am Bootsrand und nicht auf einem bequemen geposterten Sessel, aber auf diese Weise kann man einmal quasi zum Nulltarif mit einer Gondel fahren.
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