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Allgemeine Informationen über Lübeck
Lübeck, die alte Hansestadt an der Ostsee, ist noch heute ein eher kleines Städtchen. Dieser Eindruck wird noch durch durch das im Städtesinn mit seinen 1,2 Kilometer x 1,7 Kilometer winzige Areal der Altstadt verstärkt. Zusätzlich ist die Lage als Insel ein wirkungsvoller Effekt. Was auf dieser kleinen Fläche an kulturhistorischen Bauten und wunderschönen Bürgerhäusern steht ist überaus beeindruckend. So verwundert es nicht, dass Lübeck als UNESCO-Weltkulturerbe eingestuft wurde.
Wirtschaftlich geht es der ehemals reichen Hansestadt jedoch nicht besonders gut. Die Bedingungen der Neuzeit haben der Stadt in dieser Hinsicht ziemlich zugesetzt. Gespart wird jedoch nicht an der Kultur, in Lübeck gibt es zahlreiche Museen, ein reges Kulturleben und unzählige Kulturveranstaltungen. Auch die Süßwarenliebhaber kommen auf ihre Kosten, das Lübecker Marzipan ist seit Jahrhunderten eine berühmte Spezialität.
Wissenswertes über Lübeck
Lübeck ist vor allem durch zwei Dinge bekannt, das original Lübecker Marzipan und durch die Geschichte einer Kaufmannsfamilie, der Buddenbrooks. Während ersteres eine reale Lübecker Spezialität ist, sind die Buddenbrooks eine fiktive Familie, die von Thomas Mann ersonnen wurde. Sicher ist in diesem Buch sehr vieles der Wirklichkeit nachempfunden und auch die Figuren orientieren sich stark an realen Personen, doch ein Tatsachenroman ist es eben nicht. Faszinierend ist, dass Thomas Mann im Buch nie den Namen der Stadt erwähnt und doch durch die plastische Beschreibung klar ist, dass es sich um Lübeck handelt.
Die alte Hansestadt Lübeck liegt an der westlichen Küste der Ostsee an der Lübecker Bucht. Genau genommen sind es jedoch noch einige Kilometer bis zur Ostsee nämlich etwa 17 -, der Fluss Trave stellt die Verbindung her. Er fließt an der Altstadt Lübecks vorbei, die früher eine direkte Landverbindung hatte. Seit dem Bau des Elbe-Lübeck-Kanals wurde sie zur Insel, die von allen Seiten von Wasser umgeben ist. Für den Tourismus ist das ein Segen, denn so können Schifffahrten rund um die Altstadt angeboten werden. Größere bekannte Städte in der weiteren Umgebung sind Kiel, Rostock, Schwerin und natürlich Hamburg.
Lübeck gehört zum Bundesland Schleswig-Holstein und ist mit mehr als 200.000 Einwohnern nach Kiel die bevölkerungsreichste Stadt des Landes. Flächenmäßig ist sie sogar die größte, die Bewohner verteilen sich über 214 Quadratkilometer. Im krassen Gegensatz dazu steht die Altstadt, die gerade einmal etwas mehr als 2 Quadratkilometer misst, aber immerhin noch rund 13.500 Einwohner hat. Die Landschaft ist, wie an der Ostseeküste meist, ziemlich flach, es sind gerade einmal 13 Meter über NHN. Lübecks Umland in der Norddeutschen Tiefebene hat interessante Landschaften zu bieten. Neben der Ostseeküste ist das vor allem auch die Lüneburger Heide.
Eine Besonderheit Lübecks sind die Gänge und viele Straßennamen mit der Endung Grube. Lübeck wurde auf einem Hügel erbaut, Damit das Regenwasser (und auch die Abwässer) gut abläuft, wurden Gräben entlang der zum Wasser führenden Straßen ausgehoben. Die Straße nannte man dann Grube - so gibt es eine Engelsgrube, eine Fischergrube u.a. Die wohl noch interessantere Spezialität sind die Gänge. Schon früher reichte der Platz in der Stadt nicht aus und die ärmere Bevölkerung konnte sich Grundstücke zum Hausbau nicht leisten. Also baute man Gänge in die Häuser, die meist schmal und niedrig waren und in die Hinterhöfe führten. Dort kampierten die Ärmsten in Holzbuden oder in Hütten, manchmal sogar mietfrei. Dafür mussten sie dann täglich für das Seelenheil der Hausbesitzer beten. Später entstanden in den Hinterhöfen oft schmucke kleine Häuschen.
Heute sind diese Gänge, von denen es noch etwa 90 gibt, eine Touristenattraktion. Wenn kein Gitter vorm Durchgang angebracht ist, dann ist der Gang für jedermann frei zugängig. Man sollte aber Rücksicht auf die Bewohner nehmen. Uns würde es nicht sehr gefallen, wenn Tag für Tag hunderte Leute, teilweise in großen Gruppen, in den Wohnbereich einfallen und leider noch jede Menge Müll hinterlassen. Mit der entsprechenden Rücksicht haben die Bewohner aber nichts gegen neugierige Besucher.
Bei unserer Erkundung der Altstadt fielen uns an etlichen Häusern Schilder auf, die auf die Sanierung mit Hilfe der Possehl Stiftung verwiesen. Zu verdanken ist die Sanierung vieler kulturhistorisch wertvoller Gebäude Lübecks dem schwerreichen Industriellen Emil Possehl, der von 1850 bis 1919 lebte. Er soll kein einfacher Mensch gewesen sein, eckte überall an und war ziemlich abweisend. Während des 1. Weltkriegs wurde ihm sogar Landesverrat vorgeworfen. Diese Vorwürfe erwiesen sich schließlich als haltlos.
Es ist umso bemerkenswerter, dass Emil Possehl trotz dieser Anfeindungen eine Stiftung ins Leben rief, deren Erträge seiner Heimatstadt Lübeck zugute kommen sollten. Emil Possehl würde wohl glücklich sein, wenn er die Früchte seiner Stiftung kennen würde. Seit 1950 waren es mehr als 100 Millionen Euro, die für die Sanierung der Lübecker Altstadt eingesetzt werden konnten. Man kann sagen, dass fast die gesamte Altstadt durch Possehl gerettet wurde.
Wirtschaft und Politik in Lübeck
Wirtschaftlich sind die goldenen Zeiten für Lübeck schon lange vorbei und nur die Erinnerung ist daran geblieben, dass es einmal eine der reichsten Städte Europas war. Der Handel, Grundlage dieser goldenen Epoche, hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Die Lage der Stadt und ihr Hafen sind heute keine gravierenden Vorteile mehr, im Gegenteil, der Hafen dümpelt vor sich hin und man kommt dort nur mit Mühe über die Runden.
Von der architektonischen Pracht der einmal super reichen Hansestadt Lübeck ist glücklicherweise viel geblieben, vom ehemaligen Reichtum jedoch kaum etwas. So ist der Tourismus zu einer der wichtigsten Stützen der Wirtschaft geworden und tausende Lübecker haben ihr Einkommen in den Hotels, Restaurants, im Handel oder mit einer anderen Beschäftigung im touristischen Bereich. Auch der Kultur kommt eine große Bedeutung zu, die vielen Kulturveranstaltungen bringen ebenfalls einige Leute in Lohn und Brot.
Der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung Deutschlands war ohne Zweifel ein großes Glück, für Lübeck brachte es aber auch Nachteile. So fiel die sogenannte Zonenrandförderung weg, mit der Gebiete in Grenznähe wirtschaftlich gefördert wurden. Die Stadt hat heute sehr zu kämpfen und einiges an Schulden auf dem Buckel. Der Hafen ist zwar der größte an der deutschen Ostseeküste, doch wirtschaftlich spielt er keine bedeutende Rolle mehr. Hoffnung bringen einige Technologiezentren, so die Media Docks, das Haus der Kaufmannschaft u.a.
Über viele Jahrhunderte war Lübeck eine freie Hansestadt. Nach dem 2. Weltkrieg stand kurzfristig die Frage, ob die Stadt diesen Status beibehalten sollte. Dann wäre Lübeck heute ein Stadtstaat, ähnlich wie Hamburg oder Bremen. Das klingt interessant, wäre aber bei der geringen Einwohnerzahl wohl zum Scheitern verurteilt gewesen. Regiert wird Lübeck, das zu Schleswig-Holstein gehört, von einem Bürgermeister und der Stadtvertretung unter dem traditionellen Namen Bürgerschaft. Der Bürgermeister wird nicht von der Bürgerschaft bestimmt, sondern direkt gewählt.
Essen und Trinken in Lübeck
Lübeck ist keine sehr große Stadt, doch (fast) in aller Welt wegen seines original Lübecker Marzipans bekannt. Diese Bezeichnung ist von der EU als geografische Herkunftsbezeichnung geschützt und darf nur für Marzipan verwendet werden, das aus der Hansestadt kommt. Dieser Schutz kam nicht von ungefähr, denn die Lübecker Hersteller der süßen Spezialität haben sich verpflichtet nicht mehr als 30 % Zucker einzusetzen, 70 % müssen Marzipanrohmasse sein.
Erwähnt wurde das Marzipan schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Doch seine Weltgeltung erhielt das Lübecker Marzipan erst nach 1800. Der Konditor Johann Georg Niederegger gründete 1822 seine eigene Firma, die durch Marzipanprodukte bekannt wurde. Andere Hersteller folgten, so z.B. der Lübecker Marzipan Speicher, und die Stadt erwarb sich weltweit einen ausgezeichneten Ruf mit dieser Süßigkeit. Die Produkte wurden nun in zahlreichen Ländern vertrieben.
Dabei schien die Herstellung zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert aus ganz anderen Gründen zu erfolgen, als süße Nascherei spielte Marzipan kaum eine Rolle. Vielmehr galt es als Medizin, die in Apotheken verkauft wurde. Helfen sollte es gegen Verstopfung und als Potenzmittel. Ob da etwas dran war, kann ja der eine oder andere in einem Selbstversuch herausfinden. Wir haben es einfach wegen seines guten Geschmacks gegessen, Nebenwirkungen merkten wir nicht allerdings haben wir auch nicht darauf geachtet. Der Durchbruch kam nach 1714, als der Rat beschloss, dass Krämer und Zuckerbäcker Marzipan herstellen und vertreiben durften.
Der Siegeszug des Lübecker Marzipans war nicht mehr aufzuhalten. Auf der Weltausstellung 1873 in Wien wurde es prämiert und der Konditor Niederegger wurde 1908 zum Marzipan-Hoflieferanten des deutschen Kaisers ernannt. Die Firma Niederegger gibt es heute noch, sie ist zu einem Symbol Lübecks geworden. Im Ladengeschäft und im Café am Rathaus drängen sich die Kunden. Tag für Tag wird von Niederegger mehr als 30 Tonnen der Spezialität hergestellt und das in mehr als 300 unterschiedlichen Produkten. Ein Anziehungspunkt sind auch die Schaufenster des Geschäftes, hier sind wechselnde kunstvolle Kreationen aus Marzipan zu bewundern. Auch den Marzipanspeicher mit dem benachbarten Café an der Untertrave sollte man besuchen. Das Angebot im Speicher ist enorm und im Café in einem alten Speicherhaus sitzt es sich ausgezeichnet.
Da Lübeck ganz in der Nähe der Ostsee liegt, gehört frischer Fisch natürlich zum Angebot der Restaurants oder zumindest das Fischbrötchen im Imbiss. Die Betonung liegt dabei auf frisch, für uns war der Unterschied zum im Binnenland angebotenen Fisch schon deutlich zu merken. In der Stadt gibt es an einigen Stellen diese Angebote, doch als Geheimtipp der gar nicht mehr so geheim ist gilt die Fisch-Hütte am Museumshafen. Die umfangreichsten Fischgerichte bekommt man aber in Travemünde. Dort reiht sich entlang der Promenade und am Fischerhafen ein Fischrestaurant und ein Fisch-Imbiss an den nächsten. Das Probieren können wir nur empfehlen, wenn der Fisch praktisch aus dem Wasser direkt auf den Tisch kommt, dann ist er ein Hochgenuss.
Etwas diffiziler ist da die nordische Spezialität Labskaus zu sehen. Es heißt ja, das Auge isst mit. Unserer Ansicht nach muss man aber schon blind sein, mit offenen Augen kann einem Labskaus einfach nicht schmecken. Wir geben aber zu, wir kommen aus dem tiefsten Binnenland, da sieht man die Sache sicher etwas anders zumal Labskaus ein original Seemanns-Essen war. Wer es mag, der kann dem Gemisch aus Kartoffeln, Zwiebeln und Gewürzen alles durch den Fleischwolf gedreht und mit Rollmops, Matjes, Ei und Essiggurken ergänzt gewiss etwas abgewinnen. Wir hatten uns jedoch lieber mit anderen Sachen ernährt.
Etwas erstaunt waren wir, dass auch ein Rotwein zu den Lübecker Spezialitäten gehört. Schließlich ist die Gegend an der Küste kein Weinland. So kommt der Rotwein auch aus Frankreich, zum Lübecker Rotspon wird er durch die Lagerung in der Hansestadt in Lübecker Holzfässern. Angeblich sollen die salzhaltige Luft und die feuchten Keller das besondere Aroma begünstigen. Verbürgt ist das aber nicht, unfreundliche und vielleicht neidische Leute behaupten, der Geschmack komme von Rotholzspänen, die in das Fass gegeben werden. Wie dem auch sei, Fakt ist, dass wohl jeder in Lübeck das passende Restaurant findet. Die Palette der Angebote reicht von der deftigen Hausmannskost wie z.B: norddeutsche Grünkohlgerichte über internationale Küche bis zu Gourmet-Tempeln. Immerhin gibt es in der Hansestadt mehrere Sterne-Köche.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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