Schiffstour nach Greenwich
Ist man in London, darf man es einfach nicht versäumen, auch eine Tour nach Greenwich zu unternehmen. Schließlich findet man hier das Royal Observatory mit dem Nullmeridian, auf dem man schon einmal gestanden haben sollte. Doch Greenwich hat noch andere Sehenswürdigkeiten und einen wunderschönen Park. Besonders reizvoll ist eine Schiffstour auf der Themse, die man ab Westminster Pier oder Embankment Pier beginnen kann und die entlang der Docklands bis nach Greenwich führt; Wir haben diesen Schiffsausflug unternommen und können ihn nur empfehlen. Einen Tag sollte man aber dafür einplanen.
Die Touren nach Greenwich werden mehrmals täglich angeboten und dauern eine gute Stunde. Karten bekommt man direkt an der Anlegestelle am Westminster Pier oder am Embankment Pier. Besonders an Tagen mit schönem Wetter sind sie gefragt, so dass frühes Kommen sinnvoll ist.
Auf den Schiffen hat man die Wahl zwischen Sitzplätzen im überdachten Unterteil und auf dem Oberdeck unter freiem Himmel. Gerade bei schönem Wetter sind natürlich die oberen stark frequentiert, so dass ein ziemliches Gerangel um diese Plätze beginnt. Wir hatten uns auch bei wechselhaftem Wetter für diese Plätze entschieden und haben es trotz gelegentlicher Regenschauer und starkem Wind nicht bereut. Die Aussicht ist einfach um einiges besser als im Unterdeck. Natürlich sollte man sich kleidungsmäßig darauf einstellen und auch bei relativ schönem Wetter die Wetterbekleidung nicht zu Hause lassen.
Ein Mitglied der Besatzung erklärt die vorbeiziehenden Sehenswürdigkeiten und deren Geschichte. Das klingt sehr gut und interessant, setzt aber doch einige Englischkenntnisse voraus. Eine Übersetzung, z.B. per Kopfhörer wie in den Bussen der Stadtrundfahrt, gibt es hier nicht. Am Ende der Tour steht dann ein Besatzungsmitglied mit einem großen Behälter an der Reeling und hofft auf ein Trinkgeld, das im Gefäß landet.
Die Docklands
Große Teile der Tour auf der Themse führen vorbei an den Londoner Docklands mit einem sehr interessanten Blick zu den Hochhäusern von Canary Wharf, Londons neuem Business District, in dem rund 14.000 Menschen arbeiten. Überragt wird das alles vom Canada Tower, einem 250 m hohen Büroturm.
Östlich der City of London, kurz hinter der Tower Bridge, beginnt das Gebiet der Docklands, dem einstigen wirtschaftlichen Zentrums Großbritanniens; Auf einem riesigen Gelände entlang der Themse drängten sich Docks, Hafenanlagen und Warenspeicher, in denen enorme Warenmengen aus aller Welt umgeschlagen wurden. Vorrangig waren das Einfuhren aus den Kolonialgebieten, wie Tabak, Kaffee, Zucker, Tee u.v.m.
Mit dem Niedergang des Kolonialreiches Großbritannien begann auch der Niedergang der Docklands, die erheblich an Bedeutung verloren und zum großen Teil stillgelegt wurden. Glücklicherweise überlies man sie aber nicht ihrem Schicksal sondern machte dieses Areal zum größten Sanierungsgebiet Londons.
Passiert man die Tower Bridge, findet man östlich der Brücke Butler's Wharf, einen Komplex, der zu einer exquisiten Wohn- und Geschäftsanlage umgestaltet wurde. An deren Ende steht das Design Museum mit einer Ausstellung von Alltagsgegenständen und einem Cafè, von dessen Terrasse man einen wunderbaren Ausblick auf die Tower Bridge hat.
Am anderen Ufer der Themse liegt St. Katharine's Dock mit restaurierten Gebäuden. Interessant sind zwei historische Schiffe, die hier vor Anker liegen, der Schleppdampfer "Challenge" und das Feuerschiff "Nore". Tobacco Dock ist heute ein Hauptquartier des Medienmoguls Rupert Murdoch. Am Gebiet der Surrey Docks findet man das Pumphouse Museum. Es ist das Pumpenhaus des Thames Tunnel, einer Verbindung von Wapping nach den Surrey Docks, der von 1825 bis 1843 konstruiert wurde. Ganz in der Nähe des Museums liegt "The Angel", ein im 15. Jahrhundert gegründeter Pub.
Die "Hundeinsel", die "Isle of Dogs", beherbergt die East India und die West India Docks. Der Name sagt schon, woher die Waren vorrangig kamen. Heute, nach umfangreichen Sanierungen, ist das Areal ein Gebiet mit einer Mischung aus architektonisch interessanten Wohnanlagen und Bürokomplexen. Mitten in diesem Sanierungsgebiet ragen die Wolkenkratzer der Neubauten von Canary Wharf mit dem Canada Tower, dem höchsten Gebäude Großbritanniens, hervor. Millwall Dock liegt auch auf der Isle of Dog. Auf diesem Areal findet man London Arena, eine Multifunktionshalle mit 12.000 Sitzplätzen.
Greenwich Park
Der Park von Greenwich bietet den wohl schönsten Ausblick auf London. Hat man den Hügel des Royal Observatory im Zentrum des Parks erklommen, liegt einem London praktisch zu Füßen. Der Anblick ist wirklich beeindruckend. Über die Gebäude der beiden Museen geht der Blick zu den Docklands und den Wolkenkratzern von Canary Wharf. Etwas weiter links sieht man die Hochhäuser der City of London und schaut man etwas nach rechts, erblickt man den Millennium Dome, der im architektonischen Gegensatz zu den sanierten Speichern steht.
Der Park, ursprünglich ein Jagdpark der Tudors und im 17. Jahrhundert vom Versailler Landschaftsgestalter Le Note umgestaltet, wurde 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Besonders an schönen Sommertagen ist er beliebter Treffpunkt der Londoner und vieler Touristen. Eine große Anzahl Freizeiteinrichtungen, wie Kinderspielplatz, Kräutergarten, Ententeich, Tennisplätze und ein Bootsteich tragen zur Beliebtheit des Parks bei. An Sommerabenden kann man hier oft Big Bands beim Spielen erleben.
Hauptanziehungspunkt ist aber natürlich der Hügel mit dem Royal Observatory, auf dem sich der berühmte Anfangspunkt des Nullmeridians befindet. Wir empfanden die Ruhe an diesem Ort, die im Gegensatz zur sonstigen Hektik der Großstadt London steht, als sehr angenehm. Ist man länger in London, wird man einen solchen Tag des Ausspannens und der Erholung in ruhiger Umgebung sicher doppelt genießen.
Sportbegeisterte wird interessieren, dass sich im Greenwich Park der Start des jährlichen London-Marathons befindet. Auch für die Olympischen Spiele 2012 ist das Parkgelände fest eingeplant. Dann sollen hier die Wettbewerbe im Reitsport, im Springreiten und der Geländelauf des modernen Fünfkampfs stattfinden.
National Maritime Museum und Queen's House
Kommt man von der Anlegestelle der Schiffstour, fällt der Blick zuerst auf die Gebäude des Royal Naval Colleges, die ehemalige königliche Marineoffiziersschule. Das Gelände ist von 8.00 bis 18.00 Uhr geöffnet, im Gebäude selbst können allerdings nur zwei Raeume von 10.00 bis 17.00 Uhr besichtigt werden; Gleich daneben liegt die Cutty Sark, der letzte Teeklipper, der bis 1954 seinen Dienst tat.
Auch von 10.00 bis 17.00 offen ist das National Maritime Museum, das aber auf drei Etagen bedeutend mehr an Ausstellungen zu bieten hat, als das Royal Naval College. Es gilt als das größte Museum zur Seefahrtsgeschichte. Immerhin über 2 Millionen Objekte zum Thema Seefahrt und Schiffe sind hier zu bewundern. Eine Abteilung widmet sich den großen Entdeckungsreisen und ihren Persönlichkeiten. Weitere Themen sind die Passagier- und die Frachtschifffahrt, gezeigt werden Uniformen der britischen Marine und als besonderes Highlight die 1732 erbaute Staatsbarke des Prinzen von Wales.
Natürlich darf in einer Ausstellung zur Geschichte der Seefahrt Admiral Horatio Nelson, Englands berühmtester Seeheld, nicht fehlen. Unter den Erinnerungsstücken zu seiner Person ist auch die Uniform aus der Schlacht von Trafalgar, in der er den Tod fand.
Das National Maritime Museum hat dankenswerterweise auch an Erwachsene und Kinder gedacht, die ein Museumserlebnis möglichst lebendig haben wollen. Kinder kommen in der Abteilung "All Hands" ("Alle Mann an Deck") voll auf ihre Kosten. Sie können hier die Fertigkeiten ausprobieren und üben, die man für ein Seemannsleben braucht. Auf der virtuellen Brücke können alle Möchtegernkapitäne per Simulator ein großes Schiff in den Hafen steuern. Von Interesse für London-Pass Inhaber ist, dass sie beim Besuch des Museums einen Museumsführer kostenlos erhalten.
Die gleichen Öffnungszeiten wie für das National Maritime Museum gelten auch für das benachbarte Queen's House. Im Jahre 1619 begann der Bau des Hauses, das Jakob I. für seine Gemahlin Anna von Dänemark errichten lassen wollte. Allerdings verstarb Anna im gleichen Jahr, so dass der Bau bis 1629 ruhte. Dann nahm Karl I. die Pläne wieder auf und ließ es für Henrietta Maria, seine Gemahlin, fertig stellen. Entstanden ist ein prachtvoller Bau mit der ersten freitragenden Wendeltreppe Englands. Neben dieser Treppe, Tulpentreppe genannt, sind auch die prachtvollen Decken mit Schnitzereien und Malereien, die Marmorböden und die schmiedeeisernen Balustraden bemerkenswert. Eine Sammlung mit Gemälden zur Seefahrt und die Orangerie runden die Sehenswürdigkeiten in Queen's House ab.
Royal Observatory
Das Royal Observatory ist sicher vielen nicht bekannt, doch beim Erwähnen des berühmten Nullmeridians ist jedem klar, wo man sich hier befindet. Es ist wirklich geschichtsträchtiger Boden. Um genaue geografische Messungen zu gewährleisten, brauchte man eine genaue Bestimmung des Längengrades. Im Jahre 1714 setzte die englische Admiralität eine Belohnung von damals stattlichen 20.000 Englischen Pfund für die Lösung des Problems aus.
Die Lösung war eine feste Größe, der Nullmeridian, von dem aus die Längengrade mit den unterschiedlichen Zeitzonen festgelegt wurden; Natürlich wählte man für diesen Wert einen Punkt in England und entschied sich für Greenwich. Diese gedachte Linie verläuft hier durch das Meridian Building, markiert durch eine in den Boden eingelassene Stahlschiene. Kein Greenwich-Besucher lässt es sich nehmen, einmal auf dieser Linie gestanden zu haben, mit einem Bein in der westlichen und mit dem anderen Bein in der östlichen Hemisphäre. Am Ende der Schiene ist ein Denkmal aus Metall installiert, das den Nullpunkt anzeigen soll. Wer hier eines der beliebten Fotos aufnehmen will, dass ihn und seine Familie am Nullmeridian zeigt, muss Geduld mitbringen. Die Warteschlange ist lang und, typisch englisch, man wird von einem Museumsmitarbeiter eingewiesen.
Das eigentliche Royal Observatory war bis 1957 hier untergebracht, dann wurde es nach Cambridge verlegt. Das Flamsteed House, in dem sich die Ausstellung des Old Royal Observatory befindet, wurde nach dem ersten königlichen Astronomen John Flamsteed benannt. Im Gebäude wird heute eine Sammlung alter Instrumente, darunter viele alte Chronometer, gezeigt. Einige der Räume sind noch im Stil des Zeitalters von John Flamsteed eingerichtet. Jeden Tag um 13.00 Uhr kann man hier seine Uhr stellen. Von einem Mast auf dem Flamsteed House fällt pünktlich eine rote Kugel, der Zeitball.
Millennium Dome
Das neue Jahrtausend sollte ein bahnbrechendes werden, und so gingen auch Londons Planer und Architekten einige Großprojekte an. Während die Millennium Bridge eine beeindruckende Konstruktion ist, die stark genutzt wird, ist der Millennium Dome in Greenwich zum Sorgenkind geworden. Dabei ist auch dieses Bauwerk ein architektonisches Kunstwerk, dass auf der Welt einmalig ist.
Ein riesiges Zeltdach aus Teflon mit 365 m Durchmesser hängt in 50 m Höhe an zwölf 100 m hohen Masten. Die Konstruktion, in die zweimal das bekannte Londoner Wembley-Stadion passen würde, bietet 35.000 Menschen Platz. Um die Gigantomanie zu vervollständigen, wurde in der Nähe der Halle auch gleich noch die größte U-Bahnstation der Welt, die Station North-Greenwich, gebaut. Das alles verschlang die sagenhaften Kosten von etwa 1,14 Milliarden Euro. Leider hatten sich die Planer verrechnet, die angepeilten Besuchermassen in die Ausstellung zum Wechsel des Jahrtausends blieben aus. Die Unterhaltungskosten des Bauwerks sind jedoch enorm und so wurde nach neuen Nutzungsmöglichkeiten gesucht.
Im Jahre 2005 wurde der Millennium Dome in O2-Arena umgetauft und wird für Konzertveranstaltungen genutzt. Bekannt ist er jedoch weiter unter seinem alten Namen; Einen neuen Beginn sollen die Olympischen Spiele 2012 bringen, zu denen der Millennium Dome als Sportstätte für Turnwettkämpfe und Basketballspiele dienen soll.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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