Essen und Trinken, Ausgehen in London
Die englische Küche ist ziemlich verrufen, allerdings nicht ganz zu recht. Sicher gibt es für den Kontinentaleuropäer einiges woran man sich schwer gewöhnen kann; Wer einige Zeit in England verbringt, wird wohl bald Schwarzbrot und Brötchen schmerzlich vermissen und auch der leidenschaftliche Wurstesser kommt in England nicht so auf seine Kosten. Fish and chips, ein englisches "Nationalgericht", ist auch nicht jedermanns Sache. Aber gerade in den Großstädten, also z.B. London, gibt es zahlreich Nationalitätenrestaurants, in denen man praktisch die ganze kulinarische Welt vorfindet. Besonders beliebt bei den Londonern sind die indischen Restaurants. Und einen original englischen Pub muss man einfach mal besucht haben. Stimmung, Flair und auch das Bier sind hier einfach einmalig. Leider kann man das auch von den Preisen sagen.
Sieht man zur Mittagszeit oder abends auf der Straße einen Pulk Leute mit Biergläsern in der Hand kann man sicher ein, dass in unmittelbarer Nähe eine Pub ist. Diese Kultur der Geselligkeit ist noch weit verbreitet, auch wenn die Supermärkte mit ihrem billigem Dosenbier zur großen Konkurrenz geworden sind. Weltberühmt und das Markenzeichen des Engländers ist der Kult des Nachmittagstees, wobei diese Tradition auch immer mehr Hotels und der feinen Gesellschaft vorbehalten bleibt, denn die Tea Time ist ziemlich zeitaufwendig.
Kulinarische Spezialitäten
Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und so haben die unterschiedlichen Völker auch einen teilweise sehr unterschiedlichen Geschmack was Essen und Trinken angeht. In England finden Deutsche einige für sie ungewöhnliche kulinarische Spezialitäten und Gewohnheiten.
Eine zutiefst britische ist die Zeremonie des Nachmittagstees, oder wie der Engländer sagt, Tea Time. So zwischen 15.00 und 18.00 Uhr wird diese Tradition zelebriert, heute in diesem Ausmaß vorrangig in Hotels. Dazu sollte man auf keinen Fall in legeren Freizeitklamotten erscheinen, festliche Kleidung ist angesagt. Billig ist diese Zeremonie auch nicht gerade. Je nach fortgeschrittener Uhrzeit werden zum Tee entweder verschiedene Sandwiches oder Fisch, wie z.B. Raeucherlachs, gereicht oder dann zum späteren Zeitpunkt vorrangig süße Sachen wie Törtchen, Kuchen oder Scones. Scones, das ist ein weiches Rosinengebäck, das warm mit Butter und Honig oder Konfitüre gegessen wird, zum Tee auch oft mit Clotted Cream, einer Art dicker Rahm. Das alles ist sehr kalorienhaltig, so dass man danach schon gut gesättigt zum Dinner antreten kann.
Bekannt und berüchtigt, wenn auch eigentlich zu unrecht, ist das englische Frühstück. Unverzichtbar dabei ist Rührei mit Schinken oder Schinkenspeck, dazu gibt es kleine Bratwürste, deren Konsistenz für deutsche Gaumen allerdings gewöhnungsbedürftig ist. Ergänzt wird dies durch weiße Bohnen in Tomatensoße, Pilze und oft auch Porridge, einem Haferbrei. Dazu kommt dann noch Toast mit Butter und Marmelade; Als Getränk gibt es Tee oder Kaffee.
Übrigens werden Sie bei einem Engländer auf Unverständnis stoßen, wenn Sie allgemein Marmelade möchten. Die englische "marmalade" (gesprochen marmeleed ) ist ganz spezielle Orangenmarmelade mit Bitterorangen. Die anderen Konfitüren sind dann "jam".
Weiterhin ausgesprochen beliebt bei den Engländern ist das traditionelle Gericht Fish and Chips. Dabei handelt es sich um frittiertes Fischfilet in einem Teigmantel aus Backteig, dazu gibt es chips, in der englischen Variante vergleichbar den Pommes frites, die hier eher weich und schlabbrig sind.
Bekommt man Yorkshire Pudding angeboten, erhält man allerdings keinen Pudding. Der Name täuscht den Deutschen. Yorkshire Pudding ist eine salzige Teigspeise, die zusammen mit Bratenfleisch gebacken wird. Englische Puddings bestehen meist aus schwerem Teig, der ziemlich fettig und süß ist und dem Früchte, Rosinen oder Nüsse beigemengt werden.
Lammkoteletts mit Minzsoße oder der Klassiker Steak and Kidney Pie sind Gerichte, die oft zum Dinner gereicht werden. Und was wären die Engländer ohne das wohl bekannteste Gericht, die Sandwiches. Der Name geht zurück auf den vierten Earl of Sandwiches, der ein so leidenschaftlicher Spieler war, dass er trotz aufkommenden Hungers partout sein Spiel nicht unterbrechen wollte. Also ließ er sich einfach eine Fleischscheibe zwischen zwei Weißbrotscheiben legen und erfand damit so nebenbei dieses englische Traditionsgericht.
Wer einen Pub besucht, trinkt traditionell Bier (Ale). Das ist auch nicht mit dem deutschen zu vergleichen, denn die englischen Brauer haben die obergärige Brauweise beibehalten. Vergleichbar sind sie am ehesten mit dem Altbier oder dem Kölsch. Und sie haben, was nicht unbedingt schlecht sein muss, weniger Alkoholgehalt als deutsches Bier. Wer eine richtige Schaumkrone auf seinem Bier erwartet, wird in England enttäuscht werden. Traditionell pumpt man sie mit der Hand, die Kohlensäure, mit der deutsches Bier versetzt wird, fehlt. Verlangt wird auch nicht ein "Großes" oder ein "Kleines", man trinkt z.B. "a pint of bitter", was etwa 0,57 Liter entspricht oder, falls einem das zu viel ist, "a half pint".
Nun könnte man noch den Schottischen Wisky erwähnen, aber das käme bei den Schotten schlecht an. Schließlich handelt es sich dabei um ein schottisches Getraenk und kein englisches.
Einige Lokale in London
London hat sage und schreibe rund 3800 Pubs, das sind immerhin etwa 9 % aller Kneipen in Großbritannien. kein Tourist kann alle diese Lokale kennen lernen und ausprobieren; Einige wenige die wir besuchten, möchten wir hier kurz vorstellen.
An der Bridge Street in unmittelbarer Nähe zum Parlament und der Westminster Abbey findet man St. Stevens Taverne, ein von außen eher unscheinbares, im Innern aber prachtvolles Lokal im viktorianischen Stil. An der Theke, die für sich schon eine Augenweide ist, kann man seine Bestellung aufgeben, die dann serviert wird. Im Angebot sind natürlich Getränke, auch Bier aus dem Zapfhahn, und einige Gerichte. Das alles bekommt man zu einigermaßen moderaten Preisen und mit gutem Service. Der Blick aus dem Fenster auf Westminster ist sehr interessant. Die Alternative ist ein Sitzplatz in der oberen Etage, wo man an den entsprechenden Tischen den unteren Bereich des Restaurants einsehen kann. Die gute Lage bringt natürlich den Nachteil mit, dass es manchmal schwierig ist, einen Platz zu bekommen.
Cafè Rouges gibt es einige in London, es handelt sich um eine Gaststättenkette. Wie der Name schon vermuten lässt, wird hier französische Küche angeboten. Wir waren im Cafè Rouge am St. Paul's Churchyard, gegenüber von St. Paul's Cathedral. Es ist ein ganz nettes Lokal, in dem man zu akzeptablen Preisen gutes Essen und Getränke bekommt. Einrichtung, Service und Speise- und Getränkekarte sind guter Durchschnitt. Das Restaurant ist keines, an das man sich noch lange erinnert. Es erfüllt aber seinen Zweck Hunger und Durst zu stillen, besonders wenn man noch vorhat, die 426 Stufen auf den Turm von St. Paul's zu steigen.
Der Pub The Volunteer liegt direkt neben dem Sherlock Holmes Museum in der Baker Street. Nach dem Besuch des Museums mit seiner altenglischen Ausstattung tut eine Erfrischung sicher gut. Dazu braucht man nur ins Nachbarhaus zu gehen und kann hier vorrangig den Durst löschen, während das Angebot der Küche eher schmal ist. Der Pub macht einen gepflegten Eindruck, ist rustikal eingerichtet mit Holztischen und Hockern und bietet auch einige Tische im Außenbereich auf dem Fußweg. Sowohl für die Freisitze als auch für den Innenbereich gilt Selbstbedienung.
Der Pub The Monument liegt in einer Seitenstraße am Monument, einer großen Säule, die an ein verheerendes Feuer in London erinnern soll. Bis zur Themse und zum Parlament ist es auch nicht weit. So bietet sich der Pub an, wenn man in dieser Gegend ist und eine Erfrischung zu sich nehmen möchte. Besonders abends herrscht hier reger Betrieb.
Am anderen Ufer der Themse, dem Südufer, gibt es in Höhe der Hays Galleria den Pub The Horniman at Hay's. Es ist auch ein sehr stimmungsvoll eingerichtetes Lokal, das sich im viktorianischen Stil präsentiert. Auch hier bekommt man eine riesige Auswahl an Getränken und englische Küche. Der Pub ist beliebter Treffpunkt von Touristen, da verschiedene Sehenswürdigkeiten, wie z.B. das Museumsschiff HMS Belfast, die Tower Bridge oder St. Paul's Cathedral bequem zu Fuß zu erreichen sind.
Der Pub The Salisbury hat eine wundervolle viktorianische Einrichtung mit Marmorsäulen, Gestaltung mit geschliffenem Glas und rote Samtstühle. Voll ist es hier eigentlich immer, das Lokal liegt im Londoner Theaterdistrict in der St. Martin's Lane. Trotz der exquisiten Erscheinung sind die Preise erträglich.
The Lucas Arms in der Gray's Inn Road liegt nur wenige Gehminuten vom Knotenpunkt King's Cross Station / St. Pancras entfernt. Wer dort ankommt oder umsteigt, dem sei dieses Lokal empfohlen. Es befindet sich in einem interessanten Bau und bei schönem Wetter kann man auch die Freisitze nutzen. Das Essen wird serviert und als Clou gibt es eine Musikbox.
Prospect of Whitby, das klingt eigentlich so gar nicht nach einem Lokal und doch ist es ein sehr interessanter Pub, der älteste an der Themse. Es gibt ihn schon seit 1502. Früher war es eine Schmugglerhöhle und er wurde auch gern genutzt, um die Vollstreckung der Todesurteile an der nahe gelegenen Hinrichtungsstätte zu sehen.
Ist man auf einer Tour in Greenwich, stößt man direkt an der Straße vom Anlegeplatz des Schiffes zum Greenwich Park auf das Lokal Kings Arms. Es ist eine sehr schöne Gaststätte mit Biergarten. Direkt daneben befindet sich noch ein Imbiss, an dem es etwas preisgünstiger ist, der aber weniger Auswahl bietet und wo es sich auch weniger gemütlich sitzt. In Kings Arms bestellt man an der Theke, bekommt eine Nummer und das Bestellte wird dann serviert. Das Essen ist reichlich, gut und zu einem vernünftigem Preis; Natürlich macht das Sitzen im Biergarten bei schönem Wetter doppelten Spaß, doch darauf hat die Bedienung des Lokals keinen Einfluss.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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