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Der Tempelberg von Jerusalem

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Der Tempelberg mit seinen Bauten, sowohl den schon vor langer Zeit verschwundenen wie auch den jetzt noch vorhandenen historischen Bauwerken ist gewissermaßen das „Herzstück“ für die gläubigen Juden und er bedeutet auch anderen Religionen sehr viel. Für die Muslime gilt er nach Mekka und Medina als das dritthöchste Heiligtum. So war und ist er einer der wichtigsten Orte, um die es immer wieder Streit und Konflikte gab und gibt. In Jerusalem gewesen sein ohne den Tempelberg zu besuchen, das ist einfach unmöglich.

Wir waren fasziniert von diesem gigantischen Bauwerk, dessen Anfänge bis in die Zeit um 1000 v. Chr. zurück reichen. Zwar ist der jetzige Bau mit seiner beeindruckenden Fläche von etwa 300 x 480 m jünger, doch haben die gewaltigen Mauern und das Plateau immerhin mehr als 2000 Jahre „auf dem Buckel“. Im Angesicht der hohen und dicken Mauern konnten wir nur den Hut ziehen vor den Erbauern, die mit damaligen bescheidenen Mitteln ein Werk vollbrachten, das viele heutige Bauleute wohl niemals zustande bringen würden.

Auf dem Tempelberg

Die Geschichte des Tempels begann auf dem Berg Morija, der als der Ort des heutigen Tempelbergs gilt. Hier soll Abraham auf Befehl Gottes seines Sohn Isaak geopfert haben. Zumindest soll er nach dem Alten Testament der Weisung gefolgt sein, doch Gott ließ Mitleid walten und anstelle Isaaks lag im entscheidenden Moment ein Widder auf dem Altar. Seit diesem Ereignis galt der Ort als heilig. Nachdem David etwa 1000 v. Chr. Jerusalem erobert hatte, errichtete er auf dem Berg einen Altar mit den Gesetzestafeln in der Bundeslade. Der berühmte König Salomo, der Sohn Davids, erbaute um 950 v. Chr. den ersten Tempel, ein prächtiges Bauwerk. Dieser Tempel wurde jedoch durch Babyloniens König Nebukadnezar um 587 v. Chr. zerstört.

Der zweite Tempel war bescheidener, doch König Herodes erweiterte den Tempelkomplex auf die heutigen Ausmaße von ca. 300 x 480 m und fasste den Komplex mit gewaltigen Quadermauern ein. Zahlreiche Tore führten in den Tempelbetzirk, dessen Vorhof jedermann betreten durfte. In den inneren Vorhof hatten nur Juden Eintritt, aber auch die mussten sich konsequent an den ihnen zugeteilten Abschnitt halten. So gab es drei Höfe – einen für Frauen, einen für Männer und einen für die Priester. Der Tempel selbst muss sehr imposant gewesen sein, die Fassade aus weißem Marmor war 50 m breit und ebenso hoch.Die Bundeslade mit den Gesetzestafeln soll aber nicht mehr im Tempel gewesen sein, wahrscheinlich war sie bei der Zerstörung des ersten Tempels verbrannt. Da dies jedoch nicht bewiesen ist, ranken sich immer wieder Gerüchte um dieses jüdische Heiligtum.

Im Jahre 70 n. Chr. verloren die Juden ihren Tempel, der wurde durch die siegreichen Römer zerstört. Das war auch das Ende aller jüdischen Tempel, seither sind die Gebetsräume der Juden die Synagogen, in denen die Rabbiner ihre Andachten halten. Die gewaltigen Mauern mit der Plattform blieben jedoch stehen und dienten später den Arabern als Fläche für den Bau der Aqsa Moschee sowie des Felsendoms.

Der Archäologische Park am Tempelberg

Der Archäologische Park mit der Aqsa Moschee

Unterhalb der Südmauer und der Aqsa Moschee findet man einen Bereich, der noch aus der Zeit des zweiten Tempels stammt und der nicht durch die Araber neu bebaut wurde. In diesem Freilichtmuseum, dem Archäologischen Park, haben die Besucher einen ausgezeichneten Einblick auf die Bauten des Königs Herodes. Eine originale historische Treppe aus dieser Zeit führt bis an die Außenwand der Tempelmauer an die Stelle, an der sich damals das Hulda-Tor befand. Außerdem steht hier der Robinson-Bogen, die Straße des Herodes ist zu sehen und jede Menge Überreste aus der Epoche der Zerstörung in Form von riesigen Steinquadern.

Der Archäologische Park kann besucht werden, entweder auf eigene Faust oder in Form einer Führung. Die Führungen müssen allerdings vorbestellt werden und sind nur in englischer oder hebräischer Sprache. Ansonsten ist der Archäologische Park sonntags bis donnerstags von 08.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet, freitags bis 14.00 Uhr, samstags und feiertags ist er geschlossen.

Felsendom, Aqsa Moschee und der Kettendom

Wer drei der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Jerusalems aus der Nähe sehen möchte - nämlich den Felsendom, den kleineren Kettendom sowie die Aqsa Moschee – muss sich in eine lange Schlange Wartender einreihen. Diese islamischen Heiligtümer werden durch die Araber verwaltet und die haben eng begrenzte Besuchszeiten eingeführt. In den wenigen Stunden pro Tag, an denen der Zutritt zum Gelände auf dem Tempelberg gestattet ist, wird eine Unmenge Besucher durchgeschleust. Chancen, sich etwas in einiger Ruhe anzusehen, hat nur, wer zeitig da ist.

Wir waren mit unserer Reisegruppe zeitig vor Ort, und doch mussten wir uns in eine lange Schlange einreihen, vor uns standen schon dutzende Interessenten. Das Gelände des Tempelbergs zählt zu den höchsten Heiligtümern des Islam und so ist diese Gegend brisant. Um hierhin zu kommen, muss man durch eine Taschen- und Gepäckkontrolle inklusive einer Schleuse. Die Kontrollen gleichen denen am Flughafen bzw. sind sogar noch etwas intensiver. So dauert es seine Zeit, bis man durch ist. Uns blieb dann rund eine Stunde, bis wir das Terrain wieder verlassen mussten. Nach uns standen noch geschätzt 100 bis 200 Leute, von denen nicht mehr alle ins Gelände kamen bzw. kaum Zeit hatten, einen Blick auf Dom und Moschee zu werfen.

Den Besuch des Tempelbergs behielten wir mit etwas gemischten Gefühlen in Erinnerung, denn nach Ablauf der Öffnungszeit wurden wir von mehreren Bewaffneten regelrecht hinaus gescheucht. Das geschah mit viel Geschrei und wildem Fuchteln mit den Gewehren. Angenehm ist so etwas nicht, doch wir müssen auch sagen, dass wir uns keinen Augenblick in Gefahr sahen. Die Araber können es sich einfach nicht leisten, Touristen ernsthaft zu bedrängen oder sie gar in Gefahr zu bringen. Wir würden jederzeit wieder den Dom und die Moschee besuchen, allerdings braucht man dazu viel Gelassenheit.

Wer dieses Ziel auf die Besuchsliste setzt, sollte aber auf jeden Fall sehr zeitig da sein. Unserer Erfahrung nach macht es keinen Sinn, wenn man mehrere hundert Leute vor sich hat. Ein großer Nachteil ist auch, dass seit einigen Jahren der Zugang ins Innere der Gebäude nicht mehr erlaubt ist, zumindest für Nicht-Moslems, also „Ungläubige“. So muss man sich darauf beschränken, Felsendom und Aqsa Moschee von außen zu betrachten. Das allerdings lohnt sich wirklich. Zwar gibt es einige gute Aussichtspunkte in der Umgebung, von denen man einen fantastischen Blick auf den Tempelberg mit den Bauten hat - und das jederzeit sowie ohne Wartezeit – aber die Bauwerke aus der Nähe zu betrachten ist doch etwas anderes.

Der Felsendom vom Ölberg gesehen Der Felsendom auf dem Tempelberg

Der Felsendom ist genau genommen ein Schrein, der um den heiligen Felsen gebaut wurde. Dieser Felsen ist sowohl den Juden als auch den Arabern heilig. Hier soll nach der Überlieferung der Juden der Ort gewesen sein, an dem Abraham seinen Sohn Isaak opfern wollte. Die Moslems wiederum halten ihn für den Felsen, von dem Mohammed auf seinem Pferd in den Himmel ritt. In einer Höhle unter dem Felsen versammeln sich nach dem Glauben der Moslems die Seelen der Toten zum Gebet. So wurde der Felsendom zum drittwichtigsten Heiligtum des Islam und der Felsen gilt den Juden als bedeutender Teil des Tempels.

Erbaut wurde der Felsendom im 7. Jahrhundert von Kalif Abd el-Malik. Wir konnten nur staunen, welche Baukunst die damaligen Menschen hervor brachten. Der Bau ist ein achteckiges Gebäude mit einer großen 33 m hohen Kuppel, auf der eine 3,60 m hohe Mondsichel prangt. Ursprünglich bestand das Kuppeldach aus Bleiplatten, die wurden jedoch in den 60er Jahren des vorigen Jahrunderts durch vergoldete Aluminiumplatten ersetzt. So erstrahlt die Kuppel des Felsendoms nun in Gold. Vier Tore führen in das Innere des Doms. Die Außenseite des Gebäudes ist mit überaus kunstvollen Fayencen geschmückt, die Sultan Süleiman der Prächtige im 16. Jahrhundert anbringen ließ. Schon das bewundern dieser Kunstwerke aus der Nähe ist einen Besuch wert.

Fayencen am Felsendom

Das Innere blieb uns ja leider verwehrt, da wir nicht auf die Schnelle zum Islam konvertieren wollten. So waren wir auf Beschreibungen und Bilder angewiesen, bzw. auf Berichte von Leuten, die den Felsendom vor Jahren noch betreten durften. Das Innere des Gebäudes ist mindestens so prächtig wie das Äußere. Die Kuppel ist mit Ornamenten und Malereien ausgeschmückt, die als Darstellung des Paradieses gedeutet werden. Inschriftenbänder in arabischer Schrift geben Auszüge aus dem Koran wieder. Prachtvolle Teppiche bedecken den gesamten Innenraum – allerdings erst seit 1964, als sie der König von Marokko für den Felsendom spendete. Neben dem heiligen Felsen mit dem Eingang zur Höhle sollen hier auch ein Fußabdruck des Propheten sowie Fingerabdrücke des Erzengels Gabriel zu sehen sein.

Direkt neben dem Felsendom steht ein kleiner runder Kuppelbau, der Kettendom, der neben seinem „großen Bruder“ eher winzig und unscheinbar wirkt. Auch um diesen Ort ranken sich Legenden. So soll hier der Gerichtsplatz des jüdischen Königs David gewesen sein. Den Namen erhielt der Bau, weil Davids Sohn Salomo hier eine Kette aufhängen ließ. Schwor ein Angeschuldigter einen Meineid, soll ein Glied der Kette heraus gefallen sein. Die Moslems wiederum glauben, dass an diesem Ort die Guten von den Bösen getrennt werden. Passieren soll das alles am Jüngsten Tag. Zwar ist der Kettendom im Verhältnis winzig, doch auch er ist mit prächtigen Fayencen geschmückt, die ebenfalls Sultan Süleiman in Auftrag gab.

Die Aqsa Moschee vom Ölberg gesehen Die Aqsa Moschee

Die Aqsa Moschee ist ein gewaltiges Bauwerk, in ihr finden rund 5000 Gläubige Platz. Außen bietet die Moschee keinen überwältigenden Anblick und ähnelt auch nicht dem gewohnten Bild derartiger Bauten. Innen jedoch muss sie beeindruckend sein, vor allem der riesige Gebetssaal. Daneben gibt es noch einen kleineren, die Weiße Moschee, die für Frauen vorgesehen ist. In einem Seitenflügel befindet sich das Islamische Museum mit zahlreichen Kunstwerken , das allerdings ebenfalls nur den Moslems zugängig ist.

Das Goldene Tor

Zwischen der Aqsa Moschee und dem Felsendom steht der Reinigungsbrunnen mit Arkaden aus Spitzbögen. Hier sollen nach muslimischen Glauben am Tag des Jüngsten Gerichts Waagen aufgehängt werden, mit denen die Menschen gewogen und damit ihr weiteres Schicksal bestimmt wird.

In der Ostmauer des Tempelbergs ist noch ein ehemaliges Tor zu erkennen, das Goldene Tor. Es stammte aus der Zeit des 7.Jahrhunderts und ersetzte das Susator aus der Epoche des Herodes. Durch dieses Susator soll Jesus am Palmsonntag nach Jerusalem geritten sein. Heute befindet sich unterhalb der Mauer ein muslimischer Friedhof.

Die Westmauer des Tempelbergs, die Klagemauer

Die sogenannte Klagemauer wurde als letzter Übererest des zerstörten zweiten Tempels zum bedeutendsten Heiligtum der Juden. Nach der Überlieferung ist im ehemaligen Westteil des Tempels, also auch an der Westmauer, die Gegenwart Gottes bis heute spürbar. Das erklärt, warum dieses Areal den gläubigen Juden so wertvoll ist und hier Tag für Tag Juden – vor allem orthodoxe – der Welt völlig entrückt ihre Gebete murmeln und sich dabei in rythmischen Bewegungen vor der Mauer verbeugen.

Die Klagemauer

Es ist verständlich, dass aufgrund der politischen Lage auch an der Klagemauer als höchstes jüdisches Heiligtum Kontrollen stattfinden. So mussten wir auch hier unsere Taschen vorzeigen und einen Metalldetektor durchlaufen. Doch im Gegensatz zu den Kontrollen am Zugang zum Felsendom waren die an der Klagemauer eher harmlos. Heute existiert vor der Klagemauer ein großer freier Platz, so dass sich hier an wichtigen Tagen hunderte Menschen versammeln können. Das ist noch nicht lange so. Bis 1967, als die Juden im Sechs-Tage-Krieg Jerusalem einnahmen, war das Areal dicht bebaut. Hier wohnten in kleinen Häuschen an engen Gassen mehr als 1000 Araber. Direkt an der Mauer bestand nur ein schmaler Durchgang. Diese Siedlung wurde dem Erdboden gleich gemacht und der Platz beräumt. Das ist bis heute auch ein Punkt, der nicht zur besseren Verständigung zwischen Juden und Arabern beiträgt.

Betender Jude an der Klagemauer Betender Jude an der Klagemauer Betende Juden an der Klagemauer

Wir waren erfreut, dass es an der Klagemauer wenig Einschränkungen gab, so war es überhaupt kein Problem, hier zu fotografieren und die Rituale ausgiebig zu betrachten. Allerdings sollte man schon Rücksicht nehmen und auf die Empfindlichkeiten der Betenden achten. Der Ort ist sicher kein geeigneter, um lange und laute Gespräche zu führen und Mobiltelefone sollten lieber ausgeschaltet werden. Nichts ist unpassender, als wenn inmitten im Gebet Versunkener das Telefon schrillt. Rauchen ist hier ebenso nicht erwünscht und auf Alkohol sollte man hier verzichten. Auch wenn völlig problemlos fotografiert werden kann, sollte man sich dabei dezent im Hintergrund halten um die Gläubigen nicht zu stören. Beachten muss man, dass der Raum vor der Klagemauer in zwei Abteilungen getrennt ist. Der rechte kleinere Teil ist den Frauen vorbehalten, der linke den Männern. Die müssen im direkten Bereich der Klagemauer eine Kopdbedeckung tragen.

Wir hatten uns vorinformiert und so wussten wir, dass es ein Ritual ist, kleine Zettel mit Wünschen in die Ritzen der Klagemauer zu stecken. Ob diese Wünsche dann in Erfüllung gehen, ist eine andere Sache. Zumindest ist die Mauer gespickt von diesen sogenannten „Kvittelchen“, die dann einmal im Monat entfernt und symbolisch auf dem Ölberg beerdigt werden.

Wir waren ausgesprochen beeindruckt von dieser gewaltigen Mauer, die immerhin 18 m hoch und 48 m lang ist. Die unteren elf Reihen großer Kalksteinquader stammen aus der Zeit des Herodes, darüber sind noch kleinere Steine verbaut, die Sultan Suleiman in Auftrag gab. Unter der Klagemauer führt ein ca. 500 m langer Tunnel entlang, der bei einer etwa 1 Stunde dauernden Führung durchquert werden kann. Allerdings muss man sich dafür vorher bei der Tourist-Information anmelden.

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