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Die Altstadt von Jerusalem

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Jerusalem ist eine Stadt, in der man praktisch mit jedem Schritt auf denkwürdigem geschichtsträchtigen Boden steht und in der sich gewissermaßen die historischen Sehenswürdigkeiten auf jedem Quadratmeter drängen. Das gilt in besonderem Maße für den Tempelberg und die angrenzende Altstadt. Dabei ist der älteste bekannte Teil die Davidsstadt, das ursprüngliche Jerusalem, das heute außerhalb der Altstadtmauern liegt. Die mit Mauern eingefasste Altstadt ist aber immerhin zu Teilen über zweitausend Jahre alt, hier spielten sich viele der im Neuen Testament bechriebenen Ereignisse ab. Natürlich sind bei weitem nicht mehr alle Bauten aus dieser Zeit erhalten, doch selbst die jüngeren, wie z.B. die Grabeskirche, atmen mit jedem Stein große Geschichte.

Die engen Gassen der Altsstadt sind in unterschiedliche Viertel aufgeteilt. So gibt es das Jüdische Viertel, das Moslemische Viertel, das Christliche und das Armenische. Die Viertel unterscheiden sich schon vom Äußeren, man erkennt, wo man sich gerade befindet. Sicher am deutlichsten erschien uns das im Moslemischen Viertel, das ziemlich genau unseren Vorstellungen vom Orient entsprach – mit dem Basarcharakter, den Frauen mit Kopftüchern oder sogar verschleiert und den lauten Händlern.

Die Gassen der Altstadt hatten wir mehrmals durchstreift und jedes Mal etwas Neues entdeckt, wobei natürlich die historischen Sehenswürdigkeiten einen vorderen Platz einnahmen. Auch wenn man nicht gläubig ist – der Faszination dieser biblischen Orte kann sich wohl keiner entziehen. Auch Wissenschaftler und Historiker bezweifeln ja nicht mehr, dass sich die Ereignisse des Neuen Testaments zumindest ähnlich ereignet und eine reelle Grundlage haben.

Die Via Dolorosa, der Kreuzesweg

Die Via Dolorosa ist der Weg, den Jesus von der Stätte seiner Verurteilung bis hin zum Felsen Golgatha, der Hinrichtungsstätte, ging. Dieser „Weg der Schmerzen“ ist für alle Christen ein Symbol für die Opferbereitschaft und die Bereitschaft zur Übernahme der Sünden. Es ist aber wirklich nur ein Symbol, denn der heutige Kreuzesweg stimmt mit dem damaligen nicht mehr genau überein. Der Straßenverlauf hat sich im Laufe der Zeit geändert. Entlang der Strecke verteilen sich vierzehn Kreuwegstationen, die Stellen markieren, an denen Jesus auf seinem Leidensweg die unterschiedlichsten Begegnungen und Erlebnisse hatte. Auch diese Stationen sind eher symbolisch, denn aus ursprünglich sieben Kreuzwegstationen wurden vierzehn, wobei mehrere dieser Stationen erst im 19. Jahrhundert festgelegt wurden.

Die Via Dolorosa, der Kreuzesweg Die Via Dolorosa, der Kreuzesweg

Ganz gleich, wie dieser Weg durch die Via Dolorosa zustande kam – dem eigenartigen Flair und dem historischen Pathos dieser Strecke kann sich wohl keiner entziehen. Wir fanden den Weg in zweierlei Hinsicht sehr interessant und beeindruckend. Die Straße vom Tempelberg bis zur Grabeskirche führt zum großen Teil durch das Moslemische Viertel und so erinnert die Via Dolorosa in vielen Stücken an einen arabischen Basar. Kleine Läden und Straßenhändler prägen das Bild, gleichzeitig hat die Straße manchmal einen fast gespenstischen Charakter, denn einige Abschnitte sind teilweise überdacht und auch tagsüber in ein Dämmerlicht getaucht.

Die Via Dolorosa, der Kreuzesweg Die Via Dolorosa, der Kreuzesweg

Im Trubel der Straße war es oft schwer, die verschiedenen Stationen zu entdecken und vor allem, sie auch richtig zu sehen. Hier erkannten wir einen Vorteil einer geführten Reise – unser Reiseleiter machte uns auf die einzelnen Stationen aufmerksam und konnte zu jeder die entsprechenden Fakten erzählen. Als Individualreisende hätten wir wahrscheinlich den einen oder anderen Punkt übersehen. Der Weg durch die Via Dolorosa war auf jeden Fall einer der Höhepunkte der Israel-Tour, hier fanden wir auf Schritt und Tritt historische Sehenswürdigkeiten und waren geleichzeitg inmitten der typischen orientalischen Welt.

Der Ecce-Homo-Bogen in der Via Dolorosa

Die Stationen selbst sind als Sehenswürdigkeit eher unscheinbar, sie erhalten ihren Reiz vor allem durch die Geschichten, die sich um sie ranken. Die Station I markiert den Punkt am Fuße des Tempelbergs in der ehemaligen Antonia-Festung, an dem Jesus durch Pontius Pilatus zum Tode verurteilt wurde. An der Station II soll Jesus das Kreuz übernommen haben. Wobei für uns interessant war, dass die Darstellungen, wie Jesus das Kreuz trägt, nicht stimmen. Der Verurteilte musste nämlich „nur“ den Querbalken tragen, während der senkrechte Balken bereits an der Hinrichtungsstätte aufgestellt war. An der Station III soll Jesus das erste Mal gefallen, an der IV seiner Mutter begegnet sein und an der V soll ihm Simon geholfen haben, das Kreuz zu tragen.

Die sechste Station in der Via Dolorosa Die achte Station in der Via Dolorosa

Die Station VI soll die Begegnung mit Veronika symolisieren, die Jesus ein Tuch reichte. Die Station VII steht für das zweite Fallen Jesus und die VIII dafür, dass er die weinenden Frauen tröstete. Hier ist sehr deutlich zu merken, dass der Weg nicht mehr dem Original entspricht, denn eigentlich sollte es direkt nach Golgatha gehen. Der direkte Weg ist jedoch seit dem Mittelalter verbaut, man muss zurück und durch die Basarstraße zur Station IX, an der Jesus das dritte Mal gefallen sein soll. Die restlichen Stationen sind dann in der Grabeskirche zu finden.

Die Grabeskirche bei Golgatha

Die Grabeskirche zählt zu den wichtigsten Heiligtümern der Christen. Das ist verständlich, denn sie erhebt sich an der Stelle, an der Jesus am Kreuz gestorben und begraben worden sein soll. Dabei ist das von außen eher unscheinbare Gebäude im strengen Sinne eigentlich keine Kirche, sondern eine Sammlung der verschiedensten Kapellen, Gruften, dunker Gänge und Denkmäler. Die Grabeskirche vereint in wohl einmaligem Maß die unterschiedlichsten christlichen Richtungen und Strömungen. So gibt es hier sechs Religionsgemeinschaften, die sich in die Verwaltung dieses Heiligtums teilen. Dazu gehören die römisch-katholische Kirche, die griechisch-orthodoxe, die Abessinier und die Kopten, die Syrer und die Armenische Religionsgemeinschaft. Jede verwaltet bestimmte Kapellen, Heiligtümer und Teile der Grabeskirche.

Die Grabeskirche in Jerusalem Die Kuppel der Grabeskirche

Als wir vor dem Gebäude standen, waren wir schon leicht enttäuscht, denn der Anblick von außen ist eher nüchtern und es erscheint klein. Das ändert sich jedoch schlagartig, sobald man das Bauwerk betritt. Es ist ein unwahrscheinliches Labyrinth aus den verschiedensten Räumen und Gängen. Wobei zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten für Christen – und natürlich auch für alle interessierten anderen Besucher – der Felsen von Golgatha und das Heilige Grab gehören. Entsprechend ist allerdings auch der Andrang.

Wir hatten schon viele umdrängte Sehenswürdigkeiten erlebt, das Heilige Grab in der Grabeskirche gehörte aber mit Sicherheit zu den am meisten belagerten. Wir gestehen, bis zum Grab sind wir nicht vorgedrungen, nach weit mehr als einer Stunde war es immer noch weit bis zum Grab und wir mussten einfach weiter. Mehrere Leute der Reisegruppe hatten es dann am nächsten Tag zum Beginn der Öffnungszeit um 05.30 Uhr versucht und sie hatten Glück. Möchte man unbedingt das Grab Jesu sehen, muss man entweder ausgesprochen viel Zeit mitbringen oder am frühen Morgen losziehen.

Etwas Kurioses hat das Öffnen und Schließen der Grabeskirche für den Betrachter. Der Schlüssel der christlichen Kirche wird seit Jahrhunderten von einer muslimischen Familie verwaltet, die das Wächteramt über die Grabeskirche innehat. Der erste Eindruck, den wir in der Grabeskirche erhielten, war der des Salbungssteines. Auf dieser Steinplatte soll nach der Abnahme vom Kreuz der Leichnam Jesus gesalbt worden sein. Wie wichtig dieser Stein für gläubige Christen ist, erkennt man an den vielen Gläubigen, die den Stein ehrfurchsvoll küssen.

Griechisch-orthodoxe Kapelle in der Grabeskirche Griechisch-orthodoxe Kapelle in der Grabeskirche

In der Golgathakapelle befindet sich der eigentliche Ort der Hinrichtung, der Felsen Golgatha. Dieser insgesamt 10 m hohe Felsen, von dem 5 m zu sehen sind, ist seit 1989 durch dickes Panzerglas ggeschützt.Hier stand das Kreuz, an dem Jesus starb. Laut einer Legende soll man hier bei der Kreuzigung Jesus den Schädel Adams gefunden haben. Als Gedenken daran wurde hier die griechisch-orthodoxe Adamskapelle errichtet. An den Wahrheitsgehalt dieser Überlieferung zu glauben, fiel uns allerdings schwer. Daneben befinden sich noch der Kreuzannagelungsaltar und der katholische Stabat-Mater-Altar, an dessen Stelle Maria die Kreuzigung ihres Sohnes gesehen haben soll. Um alle Kapellen und Altäre der Grabeskirche zu sehen, sollte man jede Menge Zeit einplanen.

Die Geschichte der Grabeskirche reicht bis zu Kaiser Konstantin hin, den ersten römischen Kaiser, der das Christentum zur Staatsreligion erhob. Damit kam auch den heiligen Stätten in Jerusalem eine neue Bedeutung zu. Konstantin ließ den Tempel abreißen, der sich über Golgatha befand, dabei blieben nur Golgatha und das Heilige Grab als Felsklötze übrig. Über dem Grab wurde die Grabeskirche errichtet, während Golgatha frei stand. Als die Perser 614 Jeruslaem eroberten, zerstörten sie auch die Grabeskirche. Fünfzehn Jahre später, nach der Rückeroberung durch die Byzantiner, entstand die Kirche nach den alten Plänen neu.

Die Kreuzfahrer bauten die Grabeskirche an einigen Stellen um und der Felsen von Golgatha wurde überdacht. An dieser Bauvariante änderte sich bis heute praktisch nichts. Der Zahn der Zeit hatte jedoch stark an der Kirche genagt, und so wurde 1958 durch die christlichehn Gemeinden beschlossen, die Grabeskirche zu restaurieren. Es dauerte aber noch bis 1995, bis die Arbeiten begonnen werden konnten.

Die Tore der Altstadt von Jerusalem

Die Altstadt von Jerusalem ist von einer gewaltigen beeindruckenden Mauer umzogen, die in ihrer Höhe und Stärke Ihresgleichen sucht. Die Höhe reicht bis 12 m und die Länge beträgt rund 4 km. Bedenkt man, dass dieses Bauwerk von Sultan Suleiman im 16. Jahrhundert mit den damaligen Mitteln errichtet wurde, kann man wirklich nur in Ehrfurcht erstarren. Die Mauer ist praktisch vollkommen erhalten und zieht sich über mehrere Kilometer hin. Besonders interessant fanden wir, dass man die westliche Mauer begehen kann. Das hatten wir uns natürlich nicht nehmen lassen und so liefen wir ein ganzes Stück auf der Mauerkrone mit dem wunderbaren Ausblick über die Altstadt sowie die Neustadt von Jerusalem.

Die Altstadtmauer von Jerusalem

Eine Stadtmauer ohne Tore macht selbstverständlich wenig Sinn, auch in Jerusalem gibt es mehrere davon. Einige der Tore sind noch sehr gut erhalten und gehören zu den Sehenswürdigkeiten der Altstadt. Das Jaffator erhielt seinen Namen nach der Straße, die in Richtung der Hafenstadt Jaffa führte. Neben dem Tor gibt es eine Bresche in der Mauer, geschlagen von den Türken 1898. Zu dieser Zeit besuchte der deutsche Kaiser Wilhelm II. Jerusalem und ihm wäre ein Einzug durch die vorhandenen Tore nicht zuzumuten gewesen – glaubte man jedenfalls. Der Name des Löwentores an der Ostseite der Stadtmauer bezieht sich auf die Reliefs an der Außenseite des Tores, die Löwen darstellen. Weniger bekannt sind das Herodestor, das Dungtor, das Zionstor und das Neue Tor.

Das Damaskustor

Das kann man vom Damaskustor nicht sagen, es gilt als das schönste und auch belebteste Tor zur Altstadt, zudem ist es auch das größte. Das Tor wurde 1537 errichtet, im Zuge der Erneuerung der Stadtmauer. Wie beim Jaffator bezieht sich der Name auf die Straße, die in diesem Fall nach Damaskus führt. Es ist die wichtigste Verbindung zwischen der Alt- und der Neustadt von Jerusalem . An dieser Stelle befand sich schon früher ein Tor, so wurden Reste einer römischen Toranlage ausgegraben.

Teich Bethesda und die St.-Anna-Kirche

An vielen Stellen in Jerusalem steht man an Orten, an denen Jesus gewesen sein soll. Eine Stelle, an der er angeblich ein Wunder vollbrachte, ist der Teich Bethesda. Hier soll die Geschichte mit der Heilung des Lahmen passiert sein. Für fromme Juden war das allerdings ein Frevel, denn die Heilung geschah am Sabbat.

Ruinen am Teich Bethesda

Heute befindet sich an dieser Stelle ein beeindruckendes Ruinenfeld. Zur Zeit Jesus war der Teich Bethesda, der aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. stammt, noch in Ordnung und in Betrieb. Es handelte sich um zwei gewaltige Zisternen, jeweils 50 x 50 m groß und 13 m tief, die gedacht waren zur Wasserversorgung des Tempels. Getrennt wurden beide Becken durch einen Damm, am Rand standen hohe Säulenhallen. Später pilgerten Kranke hierhin, die sich an diesem Ort Heilung versprachen. So kam es auch zur überlieferten Heilung durch Jesus.

Die St.-Anna-Kirche Marienstatue in der St.-Anna-Kirche

Nur wenige Meter entfernt steht die St.-Anna-Kirche aus der Zeit der Kreuzfahrer. Sie zählt heute zu den am besten erhaltenen Kirchen dieser Epoche. Der Platz für diesen Kirchenbau war ganz bewusst gewählt, denn an diesem Ort soll der Überlieferung nach das Elternhaus Marias gestanden haben. In der Krypta der Kirche befindet sich eine Grotte, die als Geburtsstätte Marias gilt.

Von außen erschien uns die Kirche eher unscheinbar, doch das Innere ist ausgesprochen sehenswert. Bei der St.-Anna-Kirche handelt er sich um eine dreischiffige Pfeilerbasilika. Im Jahre 1142 durch die Kreuzfahrer errichtet, fiel die Kirche später an die Moslems, die sie 700 Jahre lang als Moschee nutzten. Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen, die zerstört oder für profane Zwecke genutzt wurden, blieb die St.-Anna-Kirche so in einem sehr guten Zustand. 1856 wurde sie Napoleon III. geschenkt, der die Türken beim Krimkrieg unterstützte.

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