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Die Bevölkerung Israels

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In unserem Denken ist Israel der Staat der Juden. Das ist sicher richtig, doch bei weitem nicht die ganze Wahrheit. Die Bevölkerung des Landes setzt sich aus mehreren unterschiedlichen Gruppen zusammen, von denen die jüdischen Bewohner einen großen Teil bilden. Es leben aber auch sehr viele Araber hier, die zum großen Teil ebenfalls israelische Staatsbürger sind. Der nächste Irrtum besteht darin, zu glauben, dass die Araber unbedingt Muslime sind. Dem ist nicht so, es gibt muslimische Araber, aber auch viele christliche, dazu kommen dann noch verschiedene andere Gruppen, wie z.B. die Drusen.

Für uns als mitteleuropäische Gäste ist vieles an den Bräuchen und Lebensgewohnheiten ungewohnt, manchmal erscheint es uns auch skurril. Besonders die Gepflogenheiten und Regeln der orthodoxen Juden sind für uns sehr gewöhnungsbedürftig und erfordern von jemand, der damit nicht bewandert ist, großes Verständnis. Das sollte man auf jeden Fall haben, wenn man in fremde Länder reist. Vergessen darf man nicht, dass Israel schon zum Orient gehört und die Menschen sich in sehr vielen Punkten von unserer Mentalität unterscheiden.

Israels Einwohner, ein Gemisch unterschiedlicher Völker und Religionen

Israel ist ein kleines Land und auch die Bevölkerung liegt mit weniger als acht Millionen Einwohnern weit unter den Zahlen der benachbarten Länder. Die Juden bilden dabei die weitaus größte Gruppe, etwa ¾ der Bevölkerung ist jüdisch – was allerdings nicht automatisch heißt, dass sie dem jüdischen Glauben nachgehen. Viele jüdische Israelis sind gemäßigt gläubig, die orthodoxen Juden vertreten etwa 20% der Einwohner.

Araberin im Basar Handwerker im Basar

Vor 100 Jahren und davor sah das noch völlig anders aus, zu dieser Zeit waren die Juden in der Minderheit und die Araber stellten die absolute Mehrheit der Bevölkerung Palästinas. Seit der Vertreibung durch die Römer waren die jüdischen Bürger zu einer Splittergruppe geworden. Das begann sich erst um 1870 zu ändern, als die erste von mehreren Einwanderungswellen anlief und die jüdische Bevölkerung zahlenmäßig geradezu explodierte. Auch nach Gründung des Staates Israel hörte die Einwanderung nicht auf, so kamen aus der ehemaligen Sowjetunion sehr viele jüdische Bürger. Inzwischen haben diese einen Anteil an Israels Bevölkerung von rund 18%. Wie bedeutend und wichtig diese große Gruppe geworden ist, konnten wir an zahlreichen Schildern mit kyrillischer Schrift sehen.

Überhaupt sind die eingewanderten Juden keine homogene Einwohnerschaft. Das ist kein Wunder, denn sie kamen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturkreisen nach Israel. So findet man hier verschiedene Traditionen und Lebensweisen, ja sogar unterschiedliche Sprachen und Dialekte. Die Amtssprache ist aber hebräisch.

Neben der großen Bevölkerungsgruppe der Juden leben noch viele arabische Einwohner im Land. Die bilden wiederum kein einheitliches Bild. Der größte Teil der Araber sind Muslime – rund 16% der Gesamtbevölkerung -, doch gibt es immerhin auch mehr als 2%, die den christlichen Glauben haben sowie etwa 1,5% Drusen. Sogar 4% der Einwohner gehören anderen Glaubensgemeinschaften an, wie z.B. den Bahais. In den besetzten Gebieten der Westbank und des Gazastreifens sieht es anders aus, dort dominieren die Araber. Die Juden sind – vor allem nach den Abkommen mit den Palästinensern – kaum vertreten. Sie konzentrieren sich auf die Siedlungen, die von den dort lebenden Juden nicht geräumt werden.

Die orthodoxen Juden in Israel

In der Gesamtbevölkerung Israels sind die orthodoxen Juden mit rund 20% eine Minderheit, doch ihr Einfluss auf die israelische Politik und das tägliche Leben ist ausgesprochen groß. Das hängt mit ihrer Rolle als Mehrheitsbeschaffer zusammen, sie sind gewissermaßen das Zünglein an der Waage. Leider - denn auf den Friedensprozess, der so dringend gebraucht wird, haben sie keinen guten Einfluss. Sie lehnen ein friedliches Zusammenleben mit den Palästinensern ab.

Noch extremer sind die streng gläubigen Juden, die ultra-orthodoxen, die unserem Bild von den jüdischen Gläubigen entsprechen. Sie sind es, die mit Stirnlocke, schwarzem Anzug und schwarzem Hut in manchem Stadtteil Jerusalems und an der Klagemauer das Bild prägen. Sie vertreten zwar nur rund 6% der Bevölkerung, doch ohne sie geht nichts in der Politik und im täglichen Leben. Das ist sicher kein Vorteil, denn selbst viele gemäßigte Juden sehen dies kritisch und sind darüber überhaupt nicht erfreut. Das wundert nicht, wenn man erfährt, dass die Orthodoxen sich völlig auf die Religion mit dem Studium der Tora konzentrieren und nicht arbeiten. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie vorrangig mit dem staatlichen Kindergeld. Verhütungsmittel sind tabu, so dass die Zahl der Kinder in den Familien meist sehr hoch ist.

Rabbiner beim Schreiben der Tora, Diaspora-Museum

Dazu kommt, dass diese ultra-orthodoxen Juden mit einem Weltbild aus ferner Zeit leben. Die Rolle der Geschlechter ist streng aufgeteilt, den Frauen steht der Haushalt, das Gebären der Kinder und in den ersten Jahren deren Erziehung zu. Sind die Kinder etwa 6 Jahre alt, verbleibt die weitere Erziehung der Töchter bei den Frauen, während die Söhne von den Männern erzogen werden. Auch das tägliche Leben wird in Israel stark von den Regeln der streng Gläubigen bestimmt. Das reicht vom koscheren Essen bis zum Arbeits- und Technikverbot am Shabbat, dem jüdischen Sonntag. Der geht von Freitagabend bis Samstagabend und in diesem Zeitraum dürfen streng gläubige Juden nicht arbeiten und keine technischen Geräte bedienen. Der weitaus größte Teil der Bevölkerung Israels hält sich zwar nicht daran, doch wird darauf Rücksicht genommen. Uns kam das alles sehr skurril vor, doch man muss im Ausland die Sitten und Gebräuche respektieren – und das macht oft ja auch den Reiz eines Urlaubes in fremden Ländern aus....

So gibt es z.B. in den meisten Hotels den „Shabbat-Fahrstuhl“, mit dem das Verbot des Bedienens technischer Geräte umgangen wird. Dieser Fahrstuhl hält automatisch an jeder Etage und fährt dann ebenso automatisch zum nächsten Stockwerk. So braucht niemand den entsprechenden Knopf zu drücken. Einige Rabbiner haben inzwischen Zweifel angemeldet, ob dieser technische Kniff legal ist, doch die Fahrstühle fahren weiter... Glücklicherweise gibt es aber auch am Shabbat normale Fahrstühle. Da wir auf diese Besonderheiten hingewiesen wurden, ersparte uns das die zeitraubende und nervige Tour mit dem Shabbat-Fahrstuhl.

Eine andere Kuriosität ist das Verbot, ein Feuer zu entfachen, wozu auch das Einschalten des Stromes – z.B. das Einschalten einer Lampe – zählt. Da selbst viele ultra-orthodoxe Juden aber nicht unbedingt im Dunkeln sitzen wollen, haben sie sich auch hier einen Kniff einfallen lassen. So wird eine Lichtschranke eingebaut, die ohne Betätigen des Schalters das Licht einschaltet. Man muss sich eben zu helfen wissen....

Orthodoxer Jude mit Stirnlocke

Erstaunt waren wir auch darüber, dass in staatlichen Museen am Shabbat keine Eintrittskarten verkauft werden dürfen. Die ultra-orthodoxen haben auch hier durchgesetzt, das Arbeitsverbot einzuhalten. Der Trick dagegen ist, dass die Karten an mobilen Verkaufsständen vor den Museen verkauft werden und die Touristen nicht ausgesperrt sind. Einige Museen haben jedoch schlichtweg geschlossen.

Ginge es nur nach den Ultras, dann würde Israels öffentliches Leben – speziell im ziemlich religiösen Jerusalem - am Shabbat zusammen brechen. Das strikte Arbeitsverbot führt zu skurrilen Zuständen. Nicht nur, dass Geschäfte und Restaurants schließen und der öffentliche Verkehr eingestellt werden müsste. Irgendwie wissen sich die Israelis aber zu helfen und mit allerlei Tricks und Spitzfindigkeiten wird das öffentliche Leben einigermaßen in Gang gehalten. Neben den Shabbat-Fahrstühlen – die streng genommen auch nicht in Betrieb sein dürften, den sie verbrauchen ja elektrische Energie – wird in vielen Hotelküchen das vorbereitete Essen automatisch erwärmt, Taxis fahren mit arabischen Fahrern, in den Krankenhäusern übernehmen arabische Angestellte die schriftlichen Arbeiten. Für Geschäfte und Restaurants arabischer Inhaber gelten die Bestimmungen der Tora sowieso nicht.

Wer mit einer Reisegruppe unterwegs ist, spürt die Einschränkungen relativ wenig, denn das Tour-Programm ist im allgemeinen darauf abgestimmt und auf einen möglichst reibungslosen Ablauf ausgelegt. So waren unsere Ziele so gelegt, dass wir am Shabbat Orte ansteuerten, an denen sich die Einschränkungen in engen Grenzen hielten. Individual-Touristen sollten aber die Besonderheiten beachten und entsprechende Vorsorge treffen, ansonsten könnte es problematisch werden was Unterkunft, Verpflegung und Weiterkommen betrifft. Wer sich auf die Gegebenheiten einrichtet, wird jedoch ganz gut über die Runden kommen.

Verhaltenskodex in Israel

In Israel ist man schon im Orient und die Bevölkerung besteht zu großen Teilen aus gläubigen Juden und Muslimen. Das sollte man auf jeden Fall beachten, wenn man das Land bereist. Vieles, was in Mitteleuropa zum normalen Alltagsleben gehört, ist hier tabu und löst mindestens ein gewaltiges Unverständnis aus, oft sogar Zorn. Wir meinen, als zivilisierte Besucher müssen wir uns dem anpassen und sollten auf jede Provokation verzichten.

So war unser Interesse natürlich sehr groß, einen Blick in das Viertel der ultra-orthodoxen Juden in Jerusalem zu werfen, schließlich wirkt das auf uns sehr exotisch. Das Reiseprogramm trug dem Rechnung und wir unternahmen eine Tour im Bus durch das orthodoxe Viertel. Wir gestehen, was wir hier sahen, kam uns schon sehr unwirklich, skurril und manchmal auch komisch vor. Das Leben in diesem Viertel erinnerte uns an einen Stummfilm der zwanziger Jahre, in dem schwarzgekleidete Gestalten in überdrehten Bewegungen durch die Gegend hasteten. Was besonders auffiel war, dass ca. jeder zweite Mann einen Kinderwagen vor sich her schob. Probleme gab es bei dieser Tour nicht, doch wurde darauf hingewiesen, dass man möglichst nicht allein durch das Viertel gehen und auf keinen Fall eine Kamera zücken sollte. Daran hatten wir uns natürlich gehalten – auch wenn es schwer fiel. Schließlich waren wir die Gäste und sollten den Gastgebern unseren Respekt erweisen.

Erstaunlich fanden wir dagegen, dass es an der Klagemauer überhaupt kein Problem war zu fotografieren. Wir hatten anfänglich Bedenken, ob so etwas toleriert wird, doch störte sich niemand daran. Im Gegenteil, auch orthodoxe Israelis hatten ihre Fotoapparate dabei und sogar teilweise einen Menschen, der die Prozedur mit der Videokamera festhielt. Selbstverständlich sollte es aber sein, die Leute bei ihrem Gebet so wenig wie möglich zu stören und sie mit dem nötigen Respekt abzubilden.

Mit der Kleidung gibt kaum Probleme, die Israelis sind zum großen Teil europäisch gekleidet und auch die Frauen gehen modisch und teilweise sexy durch den Tag. Da gibt es aber auch große Unterschiede, wo man sich gerade aufhält. In Tel Aviv z.B. ist man viel toleranter als in Jerusalem mit seinem großen Anteil Religiöser. Grundsätzlich gilt aber, dass in Synagogen, Kirchen und Moscheen eine Kleidung zu wählen ist, bei der Arme und Schultern bedeckt sind, die Männer lange Hosen und die Frauen mindestens knielange Röcke tragen. In den Synagogen besteht für die Männer die Pflicht zu einer Kopfbedeckung. Oft gibt es die typischen Kippas auszuleihen.

In den arabischen Vierteln und besonders in der von Arabern dominierten Westbank sollte man sich ganz besonders an die Gewohnheiten und religiösen Vorstellungen halten. Das heißt nicht, dass Frauen unbedingt ein Kopftuch tragen müssen. Aufreizende Kleidung gilt es jedoch zu vermeiden, das beleidigt die muslimischen Bewohner. Allein reisende oder spazierende Frauen sind hier äußerst ungewöhnlich und rufen oft entweder den Zorn oder die „Anmache“ der Männer hervor.

Wer bei Arabern etwas kauft, muss einfach handeln. Ohne weiteres den verlangten Preis zu zahlen ist schlichtweg tabu und man wird dabei einen vielfach überteuerten Obolus entrichten. Verständigen kann man sich dabei immer, notfalls mit Händen und Füßen. Wir haben von Hebräisch und Arabisch null Ahnung und selbst die kurze Lektüre im Reiseführer hinterließ bei uns keine nennenswerten Erfolge. Durchgekommen sind wir trotzdem jederzeit. Viele Israelis verstehen etwas Englisch, eine Male wurden wir sogar in Deutsch angesprochen. Wer zu früheren Zeiten – speziell in der ehemaligen DDR – Russisch gelernt hatte, wird das in Israel erstaunlicherweise öfter anwenden können. Wobei das eigentlich gar nicht so erstaunlich ist, denn viele Israelis sind aus der ehemaligen Sowjetunion eingewandert.

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