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Hurtigruten Tag 10: Örnes - Polarkreis - Brönnöysund - Rörvik

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Am heutigen Morgen überqueren wir wieder den Polarkreis, gegen Abend verlassen wir Nordnorwegen. Zwei untrügliche Zeichen für das unerbittlich herannahende Ende unserer Reise. Für einige Passagiere wird es sogar der letzte Tag an Bord sein, denn sie werden schon morgen früh in Trondheim die Reise beenden. Um diesen Passagieren den Abschied schwer zu machen, hoffen wir auf schönes Wetter und gute Sicht, denn natürlich hat auch der 10. Hurtigrutentag wieder einiges zu bieten.

Nach der Überquerung der offenen Meeresstrecke zwischen den Lofoten und dem Festland liegt unser Schiff in der Nacht für zweieinhalb Stunden im Hafen von Bodö. Eine willkommene Möglichkeit Schlaf zu finden, wenn man bei stürmischer Überfahrt Probleme mit seiner Nachtruhe hat. Nächstes Ziel ist Örnes, das schon vor dem Frühstück wieder verlassen wird. Nun beginnt das sagenumwobene Küstenpanorama, das uns den ganzen Tag begleiten wird.

Im Osten liegt die herrliche Bergwelt um den schon bekannten Svartisen (siehe auch Tag 4) und die wilde, von zahlreichen Fjorden zerschnittene Festlandküste. Im Westen begleitet uns ein wunderschönes Inselpanorama. Etwa eine Stunde nach Abfahrt in Örnes kommt es im Rödöyfjord zur morgendlichen Hurtigrutenbegegnung und der Schnelldampfer passiert die Insel Rödöya. Mit größer werdender Distanz erblickt man dort die Sphinx des Rödöylöva. Hat sich dieses Bild in der Ferne aufgelöst, halten wir in Fahrtrichtung nach Steuerbord die Augen offen um die Überquerung des Polarkreises nicht zu verpassen.

Unmittelbar an der Fahrrinne markiert eine kleine, mit Gitterglobus versehene Insel die imaginäre Linie über die wir das Land der Mitternachtssonne verlassen. Akustisch braucht man sich keine Sorgen zu machen dieses Ereignis zu versäumen, denn die Mannschaft auf der Brücke betätigt wieder die dröhnende Schiffssirene. Schreckhafte Passagiere sollten sich darauf einstellen.

Im Westen, vom Polarkreis durchschnitten, die Insel Hestmannöy. Auf ihr erscheint im Kielwasser des Schnelldampfers so nach und nach der Hestmannen. Er gehört mit zu den Stein gewordenen Riesen und Trollen um die sich entlang der nordischen Küste zahlreiche Geschichten ranken. Eine dieser Geschichten wollen wir später erzählen.

Auf dem weiteren Weg sieht man bei gutem Wetter weit draußen im Westen die Inselgruppe Traena mit ihren mehr als 400 Inselchen und Schären. Etwa 500 Menschen leben in diesem Gebiet. Etwas weiter südlich davon, der hutförmige Kegel der Vogelinsel Lovunden. Mehr als 60.000 Papageientaucher-Paare haben dort ihre Heimat. Dann, nicht all zu weit von der Fahrrinne entfernt, die Insel Luröya auf der sich das mehr als 200 Jahre alte Gut der schottischen Familie Dundas, der Vorfahren des Pfarrers und Dichters Petter Dass, befindet.

Der Schnelldampfer gezeichnet von einer stürmischen Winternacht Südlich von Örnes. Ein neuer Tag auf der Hurtigruten bricht an. Küstenlandschaft zwischen Örnes und Polarkreis Im Rödöyford. Es ist nicht mehr weit bis zum Polarkreis. Die Insel Rödöya im Rücken, nähert sich die nordgehende MS Nordkapp.

Als nächstes kommt steuerbords die Insel Tomma mit dem 922 m hohen Tomskjevelen in Sicht. Zusammen mit Handnesöya und Hugla flankieren diese drei Inseln den restlichen Weg bis Nesna, das auf einer Landspitze zwischen Sjona- und Ranafjord liegt. Der Ranafjord schneidet 70 km ins Land hinein. Am Ende des Fjordes liegt die 24.000 Einwohner zählende Industriestadt Mo i Rana. Nicht in den Fahrplan der Hurtigute eingebunden übernimmt das alte idyllische Handelsstädtchen Nesna mit seinen 950 Einwohnern diese Aufgabe.

Nächste Station ist das schön gelegene Sandnessjöen. Im Westen, der Stadt gegenüber, liegt die Insel Dönna. Dort hat der 858 m hohe Dönnamannen ein wachsames Auge auf seine Umgebung. Schon lange vor der Ankunft in Sandnessjöen war die zerklüftete Insel steuerbords zu sehen. Auf ihr befindet sich mit Dönnes einer der wenigen Adelshöfe und großen Herrensitze Nordnorwegens. Außerdem ist er der einzige Hof im Norden, dessen Geschichte man in groben Zügen von der Zeit der Saga bis in unsere Tage zurück verfolgen kann. An der Ostküste der Insel liegt der alte Marktflecken Björn, wo im 19. Jahrhundert einer der größten Märkte Norwegens stattfand. Es gab bis zu 160 Marktstände und bis zu 3.000 Menschen kamen mit Booten aus nah und fern. Heute lockt der neue Björnmarkt am zweiten Wochenende im Juli mehr als 6.000 Besucher an.

Doch nun zurück zu Sandnessjöen. Der Name bedeutet Landungsplatz für Sandnes. Das Gehöft Sandnes existierte bereits zur Sagazeit und war Wohnsitz des Wikingerfürsten Torolv Kvedulvsson. Er hatte in diesem Landstrich für König Harald Schönhaar die Steuern einzutreiben. Offensichtlich nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis, machte sich Harald eines Tages persönlich auf den Weg nach Norden um Torolvs Hof dem Erdboden gleich zu machen. Torolv selbst wurde so nebenbei auch gleich abgemurkst. Man war nicht zimperlich zu jener Zeit. Dieses Ereignis tat der weiteren Entwicklung von Sandnes allerdings keinen Abbruch. So war das Anwesen mehrere hundert Jahre lang Sitz des Amtsrichters und Standort der Kirche. Diese wurde 1767 nach Sandnessjöen verlegt, das sich seit dem 17. Jahrhundert mehr und mehr als Handelsplatz etablierte. Einen großen Aufschwung brachte die Hurtigruten, die von Anfang an den Hafen von Sandnessjöen auf ihrem Fahrplan hatte.

Februartag im Hafen von Brönnöysund Spätsommer in Brönnöysund Bunte Häuser vor dem Hintergrund von Sömnafjell begleiten die Ausfahrt der Hurtigrute in Brönnöysund. Der Toghatten. Einst Hut des Königs von Sömnafjell, vom Pfeil des Hestmannen durchbohrt.

Heute hat die Kommune 7.500 Einwohner und ein vielseitiges Wirtschaftsleben: Industrie, Fischerei, Landwirtschaft(!), Handel und Verwaltung sorgen in etwa gleichen Teilen für Arbeitsplätze. Sandnessjöen ist seit 1991 über die elegante 1.100 m lange Helgelandbrücke mit dem Festland verbunden.

Wenn der Schnelldampfer den Hafen verlässt, sitzt man vermutlich gerade bei den Köstlichkeiten des Mittagsbüffet. Darüber sollte man aber nicht vergessen, dass wir nun langsam auf das herrliche Bergpanorama Die sieben Schwestern (De sju söstre) zusteuern. Auf der Backbordseite stellen sie sich in ihrer ganzen Schönheit von Norden nach Süden vor: Botnkrona 1072 m, Grytfoten 1066 m, Skjaeringen 1037 m, Tvillingen (Zwillinge) 979 m und 962 m, Kvasstinden 1010 m, Stortinden 910 m. Man mag über die beste Jahreszeit für eine Hurtigrutenreise verschiedener Meinung sein, Die sieben Schwestern sind aber unbestritten am schönsten, wenn sie ihren winterlichen, weisen Brautschleier tragen. Natürlich sind auch diese sieben Schönheiten in die nordischen Sagenwelt eingebunden, aber noch muss die Geschichte etwas warten.

Nun passieren wir Alstahaug. Hier wohnte Petter Dass von 1689 bis zu seinem Tod 1708 und regierte wie ein Landesherr über seine verstreute Gemeinde. Diese betete ihren energischen, aber lebensfrohen Pfarrer förmlich an. Als Dichter beschrieb Petter Dass seine geliebte Heimat mit einem Realismus und einer Aussagekraft, die ihn erheblich von anderen zeitgenössischen Dichtern unterschied. Im ehemaligen Pfarrhaus ist heute das Petter Dass Museum untergebracht.

Ein Gewirr von zahllosen Inseln begleitet steuerbords den weiteren Kurs der Hurtigrute während sich diese langsam der Insel Tjötta auf der Backbordseite nähert. Die Insel ist Zeuge alter Kultstätten aus grauer Vorzeit und tragischer Kriegsereignisse. Hier lebte Fürst Harek von Tjötte, ein mächtiger Wikinger und einer der Mörder des Heiligen Olav. Bei Ausgrabungen wurden 12 Häusergrundrisse in sternförmiger Anordnung und 25 Grabhügel aus der Wikingerzeit freigelegt. Eine ganz andere Dimension hat dagegen das Grabfeld für mehr als 7.000 russische Kriegsgefangene und Soldaten. Zudem liegen hier auch die Toten, welche beim Untergang des Gefangenenschiffes Riegel 1945 ihr Leben lassen mussten. In der Fahrrinne bei Tjötta wurde das Schiff von alliierten Flugzeugen versehentlich versenkt. Der Untergang der Titanic mit seinen 1.508 Toten ist und bleibt in aller Munde, von den 2.578 Opfern der Riegel wissen die wenigsten.

Am Nachmittag empfangen uns, auf einer flachen Landzunge gelegen, die bunten Häuser von Brönnöysund. Das sympatische Städtchen, schon zur Steinzeit besiedelt, hat heute 3.000 Einwohner und ist für norwegische Autofahrer das, was für deutsche, Flensburg ist. Der Aufenthalt in Brönnöysund reicht für einen kleinen Spaziergang z.B. entlang der Kaianlagen, wo die im Vordergrund liegenden Fischerboote einen fotogenen Blick auf die Hurtigrute erlauben.

Wieder an Bord, kann man bis zum Ablegen noch in aller Ruhe die praechtige Umgebung betrachten. Vom Bug aus hat man in einiger Entfernung die 550 m lange Sundbrücke zur Insel Torget und die Hafenausfahrt im Blick. Mehr als 100 Jahre hat der Schnelldampfer dort immer seinen Durchschlupf gefunden, aber was man sieht, lässt einen doch ein ganz klein wenig an dieser Möglichkeit zweifeln. Heißt es dann "Leinen los", tastet sich das Schiff, willig dem Ruder gehorchend, mit maximal 5 Knoten langsam durch die kurvenreiche Ausfahrt vorwärts. Auf der Brücke hat man ein wachsames Auge auf den Kurs und die kleinsten Bewegungen des Schiffes.

Nachdem die engste Stelle der gesamten Rundreise passiert ist, zieht steuerbords eine lang gestreckte Insel mit bunten Häusern vorüber. Der Schiffsrumpf ist dem Land so nahe, dass man die Zimmereinrichtungen und die Aktivitäten der Bewohner beobachten kann. Dann geht es unter der weit geschwungenen Sundbrücke hindurch und bald darauf kann die Besatzung auf der Kommandobrücke wieder unbesorgt zur Kaffeetasse greifen; Was nun kommt ist wieder Routine.

Wenn die Abende noch hell sind und die Sicht ordentlich, dann macht der Schnelldampfer einen Schlenker nach Westen, um den Passagieren einen Blick auf den 271 m hohen Torghatten zu ermöglichen. Nun wird man sich vielleicht fragen, was soll der Aufwand wegen schlapper 217 m? Aber der Torghatten hat wirklich etwas Ungewöhnliches zu bieten. 112 m über dem Meeresspiegel klafft ein 160 m langes, 25 bis 30 m hohes und 12 bis 25 m breites Loch in der Felswand, welches man von der Hurtigrute aus bewundern kann. Ist die Position mit dem besten Durchblick erreicht, dröhnt die Schiffsirene. Die Wissenschaft ist der Meinung, dass das Loch durch Frost und Wellenschlag entstand, als das Land noch 110 bis 120 m tiefer lag als heute. Eine schöne Erklärung, aber der Hestmannen und "Die sieben Schwestern" wissen, dass der Torghatten eine ganz andere Geschichte hat:

Es war nämlich einmal ein Trollkönig, der auf den Lofoten gleich hinter Henningsvaer herrschte und Vagekallen hieß. Sein Nachbar, König von Sulitjelma, regierte auf dem Festland. Vagekallen hatte einen waghalsigen und mutigen Sohn namens Hestmannen, während der König von Sulitjelma sieben wilde Töchter hatte. Die Toechter waren befreundet mit der schönen Lekamöy auf die der Hestmannen ein Auge geworfen hatte, aber nicht landen konnte. Ja, einmal hatte sie ihn sogar einen Idioten genannt. Eines Tages war Lekamöya bei ihren Freundinnen zu Besuch und am Abend vertrieben sie sich die Zeit mit einem Bad im Meer. Dabei wurden sie vom Hestmannen erspäht.

Der 444 m hohe Rödöylöva. Ob liegender Löwe oder geheimnisvolle Sphinx, er ist ein Wahrzeichen Nordnorwegens. Die Hurtigrute überquert den Polarkreis. Akteur der nordischen Sagenwelt. Der ungestüme Hestmannen. Berge

Beim Anblick der nackten Lekamöya packte ihn die wilden Begierde und er kam um Mitternacht geritten um sie zu rauben. Im letzten Augenblick entflohen die Mädchen nach Süden. Der König von Sömnalfjell bei Brönnöysund wurde vom Lärm geweckt und warf seinen Hut dazwischen, als der rasende Hestmannen einen Pfeil auf Lekamöya abschießen wollte. In diesem Augenblick ging die Sonne auf, und da Trolle kein Sonnenlicht vertragen, wurden sie zu Stein; Aber auch den Hut, der vom Pfeil durchbohrt worden war, ereilte das gleiche Schicksal. Seit der Zeit heißt er der Torghatten. Lekamöya, für die der Pfeil bestimmt war, gelangte auf der Flucht am weitesten nach Süden, ihr werden wir am Abend begegnen.

Über diese Geschichte haben wir den geographischen Mittelpunkt Norwegens erreicht. Angeblich verläuft die norwegische Mittelachse durch den Tosentunnel, welcher am 70 km langen, gleichnamigen Fjord Bestandteil der Straßenverbindung zwischen Brönnöysund und der E6 ist. In der Ferne erheben sich die über 1000 m hohen Berge von Bindal. Dort wütete vor über 60 Jahren das Goldfieber. Die Ausbeute war jedoch immer spärlich, niemals wurde eine größere Goldader gefunden.

Voraus erscheint nun schon die Insel Leka welche der Schnelldampfer etwas später steuerbords passiert. Auf der Südspitze erhebt sich, 209 m hoch, mit der schönen Lekamöya die letzte der in Stein verwandelten Sagenfiguren entlang der Hurtigruten. Nun ist es nicht mehr weit bis Rörvik, der Hauptstadt des Inselreiches Vikna, welches aus einem Gewimmel von ungefähr 6.000 Inseln besteht. Davon waren in den 40er Jahren noch 50 bewohnt, heute sind es nur noch 7 und über die Hälfte der etwa 3.700 Einwohner lebt in Rörvik.

Der Ort hat ein sehenswertes Küstenmuseum. Nur wenige Fußminuten vom Hafen entfernt ist es leicht zu finden; Gleich nach dem Eingang steht man in einem Kaufmannsladen aus den 30er Jahren. Man kann sogar noch einkaufen. Zum Beispiel Himbeerbonbons aus dem Glas, so wie es früher üblich war; Auch Lebertran ist vorhanden, die Nachfrage aus verständlichen Gründen jedoch gering. In anderen Raeumen geht es um den Fischfang und die Küstenschifffahrt. Des weiteren findet man ein altes Schulzimmer mit dem Stehpult des Lehrers und die alten Schulbänke mit den Ausbuchtungen für den Federhalter. Ältere Generationen werden sich noch erinnern.

Am Kai trifft man sich mit der nordgehenden Hurtigrute die eine viertel Stunde vor der Südgehenden ablegt. Langsam den Hafen verlassend, bietet sie, ob an hellen Sommerabenden (Kameras bereit halten), oder in der dunklen Winternacht, ein tolles Bild. Dann ist auch die Südgehende an der Reihe. Sie schwenkt ein in den Naeröysund, fährt dort unter der imposanten Hängebrücke hindurch und mündet ein in die berüchtigte offene Meeresstrecke der Folda. Nun wird es Zeit für die Federn, morgen Früh erwachen wir in Trondheim. Schöne Träume!

Manfreds Reisetagebuch

Donnerstag, den 12. März 1992

Heute Nacht ging es heftig zur Sache. Wohl der bisher stärkste Seegang. Aber dank der Tabletten einigermaßen gut geschlafen. Chris hat seinen Humor wieder gefunden und weckt uns mit einer Kabinendurchsage. Wünscht uns einen guten Morgen und hofft, dass wir trotz des "leichten" Seeganges in der Nacht, munter und unbeschadet zum Frühstück erscheinen. Außerdem möchte er uns nicht vorenthalten, dass König Neptun ein Fax geschickt hat. Darin bedankt dieser sich recht höflich für die nächtlichen "Futterspenden" an seine Untertanen. Da scheinen einige Passagiere Probleme gehabt zu haben.

Das Wetter heute grau und etwas trist. Die landschaftlichen Höhepunkte entsprechend farblos. Für Rörvik hat uns Chris ans Herz gelegt das Küstenmuseum zu besuchen. Am Kai werden wir schon erwartet. Eine junge Norwegerin zeigt uns den Weg und führt uns durch das Museum. Claus kriegt sich gar nicht mehr ein über den Kaufmannsladen aus den 30er Jahren. Das Museum ist wirklich sehenswert und die Museumsführerin hübsch. Was will man mehr? Auf der Folda bisher ruhige See. Scheint eine angenehme Nacht zu werden.

Freitag, den 13. September 1996

Wieder ein Tag voller Sonne. Es ist unglaublich. Himmel und Wasser, man sieht nur blau. Auch an Land haben sich die Farben verändert. Überall "spiegelt" sich die Farbe des Himmels.

Da einige Passagiere morgen in Trondheim das Schiff verlassen, hat sich heute bei einem festlichen Abendessen die Mannschaft von allen Passagieren verabschiedet. In einer kurzen Ansprache bedankt sich der Kapitän unter anderem für das von Toleranz geprägte Zusammensein auf seinem Schiff. Immerhin waren im Laufe der Reise Menschen aus 15 Nationen an Bord. Und natürlich hofft er, dass wir eines Tages auf eines der 11 Schiffe zurückkehren werden. Worauf er sich verlassen kann!!!

Zum "Finale" marschieren Turid, Arne und Co. mit Wunderkerzen bestücktem Nachtisch ein. Ein Raunen geht durch die Menge: "Wie auf dem Traumschiff". Fernsehlos wie wir sind können wir da nicht mit reden. Rheinisch Frohnatur ist natürlich total aus dem Häuschen, jetzt hat sie endlich Kreuzfahrtflair. Turid nimmt ihren Auftritt gelassen, Arne macht nicht gerade einen glücklichen Eindruck. Ich glaube ihm ist die ganze Vorstellung eher etwas peinlich.

Heute sind wir endlich Mitglieder des Hurtigruten-Clubs geworden, außerdem haben wir bei Turid im Bordshop das Hurtigrutenbuch von Pal Espolin Johnson "Mit Hurtigruten gen Norden" erstanden. Auf Seite 54 zeigt sie uns stolz ihre Tochter, die als Reiseleiterin auf der Hurtigruten unterwegs ist. In Rörvik besuchen wir mit Ute und Ise das Küstenmuseum. Claus ist jetzt schon zum dritten Mal in seinem geliebten Kaufmannsladen. Am Liebsten würde er sich hinter die Ladentheke stellen und seine Talente spielen lassen.

Mit unserer Vesteralen liegt die Harald Jarl am Kai. Für einen kurzen Besuch reicht die Zeit. Einfach schön die alten Pötte. Wieder unterwegs gibt Turid in der Bar ihre Abschiedsvorstellung am Piano. Mir wird ganz elend, wenn ich daran denke, dass wir morgenfrüh schon wieder in Trondheim sind. Ich glaube ich brächte es nicht übers Herz eine Rundreise schon dort zu beenden.

Anmerkungen: Mit Hurtigruten gen Norden ist für mich das beste Buch zu diesem Thema. Wenn man die Reise kennt, wird man in der begeisterten Schilderung des Autors an seine eigenen Erlebnisse erinnert werden. Demjenigen der Norwegen und die Hurtigruten noch nicht erlebt hat, macht dieses Buch unbändige Lust auf diese Reise. Das Buch kann über den internationalen Buchhandel bestellt werden, für eine gute Buchhandlung kein Problem. Deutsche Ausgabe ISBN 82-7683-050-1.
Den Hurtigruten - Club gibt es leider nicht mehr.

Dienstag, den 15. September 1998

Wir gönnen uns das Frühstücksbüffet an Bord und kommen dabei mit einem kanadischen Ehepaar ins Gespräch. Sie schwärmen voller Begeisterung von ihrer Reise. So schön haben sie es sich nicht vorgestellt. Einen heftigen Sturm haben sie auch überstanden. Zwei andere Passagiere, die uns schon gestern Abend aufgefallen sind, hatten dabei allerdings etwas Pech und sich einen verstauchten Arm, blaue Flecken und ziemlich lädierte Gesichter eingehandelt.

Von solchen Gefahren sind wir weit entfernt, das Wetter zeigt sich noch einmal von seiner besten Seite. Keine Wolke am Himmel, schön warm. Für die perfekte Sicht ist es allerdings zu dunstig, aber was soll's. Wir genießen den Tag in vollen Zügen. Morgen geht es in Trondheim von Bord und über Röros zurück nach Oslo. Am Freitag ist in Kiel der Urlaub endgültig zu Ende.

Donnerstag, den 17. Februar 2000

Wieder ein herrlicher Tag. Viel Sonne und nicht mehr so kalt. Eine ruhige Nacht ohne Seegang zwischen Lofoten und Bodö. Beim Frühstück neue Gesichter. Etwa 50 bis 60 Passagiere sind in der Nacht an Bord gekommen. Ein gemischter Chor ist unterwegs nach Kristiansund um ein Konzert zu geben. Nach dem Mittagessen eine letzte Probe im Speisesaal und eine kleine Vorstellung für uns. Verschiedene norwegische Lieder mit richtig Pep vorgetragen. Klasse! Das sind so die kleinen, erfreulichen Überraschungen auf der Hurtigruten.

Zwischen Örnes und Brönnöysund eine traumhaftschöne Winterlandschaft. Die morgendliche Hurtigrutenbegegnung, die Überquerung des Polarkreises, der Anblick von Röndöylöva, Hestmannen sowie der sieben Schwestern einfach perfekt.

Kurz vor dem Ablegen in Brönnöysund gehen wir zu Helle Sunshine um zu fragen ob die Narvik den Schlenker zum Torghatten macht. Hell genug ist es noch. Sie hat keine Ahnung, fragt aber telefonisch auf der Brücke nach. Dort will man sich noch nicht festlegen. Wir erinnern Helle an den ausgefallenen Stokksund am dritten Tag und drohen mit einer Beschwerde beim Norwegischen Botschafter in Deutschland, wenn man uns den Torghatten auch noch vor enthält; Natürlich nimmt sie uns wieder nicht ernst und übersetzt lachend auf die Brücke. Man wird das Gefühl nicht los, die beiden an der Strippe machen sich über uns lustig. Helles Antwort zum Torghatten: ihr schönstes Lächeln und ein freches "ich weiß nicht"! Ich würde sagen, das war ein ja.

Sicherheitshalber sagen wir den anderen Passagieren Bescheid. Beim Auslaufen sind fast alle an Deck. Dann tatsächlich der Schlenker nach Westen und mit dem letzten Tageslicht das Loch im Torghatten. Die Schiffssirene dröhnt lange und unerbittlich, so als wolle uns die Mannschaft signalisieren: Na, haben wir das nicht gut gemacht? Anschließend gehen wir zu Helle und lassen ein Dankeschön an die Brücke ausrichten. Man(nschaft) freut sich.

In Rörvik hat es angefangen heftig zu schneien. Claus, Ruedi und ich stehen im schützenden Eingang einer Lagerhalle, wir warten auf die Ankunft der nordgehenden Lofoten. Der Museumsbesuch fällt heute flach. Helle gesellt sich zu uns. Sie erzählt uns, dass sie früher auf der Lofoten gefahren ist. Aber sie hatte dort immer Probleme mit der Seekrankheit (ich fass es nicht), deshalb ist sie zur Narvik gewechselt. Dann gesteht sie uns noch, dass auf der Lofoten ihr Liebster arbeitet. Kaum hat das Schiff angelegt, ist sie auch schon an Bord und bis zur Abfahrt nicht mehr gesehen.

Samstag, den 3. April 2004

Wolkenloser Himmel und tolle Sicht den ganzen Tag. Das schöne Wetter ist zum Fotografieren fast schon zu langweilig. Beim Überqueren des Polarkreises etwas wehmütig, das Ende der Reise rückt unaufhaltsam näher. In Rörvik Museumsbesuch. Leider keine Führung, das schmälert das ganze erheblich.

Zum Abschluss des Tages noch ein Bier in der Cafeteria und ein kleiner Plausch mit den "Internetguckern"; Es ist ihre erste Hurtigrutenreise, aber sicher nicht die letzte. Sie sind mit einem befreundeten Ehepaar an Bord. Alte Hurtigrutenhasen, die immer auf der Vesteralen fahren um an Bord den Hochzeitstag zu feiern.

Weihnachten an Bord: Sonntag, den 26. Dezember 2010

Um 9:15 Uhr überqueren wir wieder den Polarkreis bei klarem Himmel und Mondschein. Der Mond hat merklich abgenommen. Für 10:15 Uhr ist draußen auf Deck 7 eine weitere Polarkreistaufe angekündigt. Über Bordlautsprecher erfahren wir, dass diese Taufe anders verlaufen wird als bei der Nordroute. Das macht mich neugierig und siehe da, an Deck kein Neptun und kein Bottich mit Eiswürfel weit und breit.

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Statt dessen sieht man einen gut gelaunten Kapitän, der unverkennbar Spaß daran hat seinen Passagieren auf einem Löffel mit Hurtigruten-Logo Tran zu verabreichen. Soll ja super gesund sein, schließlich hat damit so manche Norwegenexpedition überlebt. Das Zeug schmeckt scheußlich, aber es gibt schlimmeres. Man darf den Löffel behalten und da Ute sich gedrückt hat, schlucke ich gleich 2x, weil ich 2 Löffel haben möchte.

Die Zeit bis zum Mittagessen verbringen wir abwechselnd an Deck und im Panoramasalon. Ute meistens im Salon, ich meistens an Deck. Als die Nordlys um 12:30 Uhr in Sandnessjöen anlegen möchte, ist das Hurtigrutenkai von einem Frachter belegt. Es dauert eine halbe Stunde bis er den Platz geräumt und am Kai gegenüber fest gemacht hat. Da unser Schiff aber wenig Fracht zu verladen hat, legen wir trotz dieser Verzögerung pünktlich ab.

Gegen 13:45 Uhr beginnen wir die Bergkette der 7 Schwestern an Backbord zu passieren. Da im Laufe des Tages Wolken aufgezogen sind, zeigen sich die Berge anfangs in keinem besonders guten Licht, aber dann beginnt in Fahrtrichtung voraus ein grandioses Naturschauspiel. Fast eine Stunde lang steht der Himmel in Flammen. Von dieser Stimmung profitiert auch die Landschaft an Backbord mit den 7 Schwestern.

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Nach dem Abendessen erreichen wir Rörvik. Hier erwartet uns am Kai ein junges Mädchen, welches uns zum neuen NORVEG-Museum führt. Dort geht es hauptsächlich um die Küstenregion und die Ressourcen des Meeres. Der harte Alltag und Überlebenskampf der Menschen in früheren Jahrhunderten, die heutige Zeit und ein Blick in die Zukunft werden an den einzelnen Stationen durch den elektronischen Führer erläutert. Das ganze ist natürlich schon interessant, aber da man ständig die Uhr im Blick behalten muss, fehlt einem die Ruhe um alles aufnehmen zu können. Außerdem wäre uns das alte Museum mit seinem Gemischtwarenladen lieber gewesen. Gott sei Dank gibt es das auch noch, war aber über die Weihnachtsfeiertage geschlossen. Dieses Museum ist Nostalgie pur und einfach gemütlicher.

Wieder zurück an Bord noch ein kurzer Abstecher in die Bar zu Kaffee, Tee und Musik. Als wir gerade in die Betten wollen wird Nordlicht angekündigt. Na endlich! Aber was wir dann sehen, ist enttäuschend. Im Nordwesten ist etwas auszumachen, das wie ne große Schleierwolke aussieht. Ansonsten keine Farben, nix! Mache trotzdem einige Langzeitbelichtungen und da kann man die Sache dann tatsächlich einwandfrei als schwaches Nordlicht erkennen. Aber die Bilder geben nix her.

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