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Hurtigruten-Reise nordgehend
Mit dem Hurtigruten-Schiff MS Richard With von Bergen nach Kirkenes
Auf dieser und den folgenden Seiten erzählt Rudi Kronenberger aus München-Garching von seiner achttägigen Traumreise mit seiner Frau Rita auf dem Hurtigruten-Schiff aus dem Jahre 2007. Rudi und Rita haben die einfache Tour von Bergen nach Kirkenes (ohne Rückreise mit dem Schiff) gemacht. Sie haben die südgehende Tour von Kirkenes nach Bergen zwei Jahre später nachgeholt; diese ist auf der Seite Hurtigruten Südgehend beschrieben.
Vorgeschichte
Ein Traum ist in Erfüllung gegangen! Der begann schon 1989 mit der ersten Reise nach Norwegen, damals mit dem Bus und dem Chor St. Severin. Damals begann eine Liebe zu einem wunderschönen Land. Das Pflänzchen wuchs langsam, sachte gepflegt durch den Schriftwechsel mit unseren Freunden Eva und Svein in der Partnergemeinde Lørenskog bei Oslo. So manche Kalender kamen zum Jahresbeginn zu uns um uns in den hohen Norden zu locken. 2002 war es dann soweit: Mit dem Wohnwagen erkundeten wir den Südwesten des Landes, die Berge und Fjorde zwischen Oslo, Kristiansund und Bergen. Und es stand fest: Wir müssen wiederkommen! 2007 sollte die nächste große Reise starten, aber es kam anders.
Anfang März lag in der Süddeutschen Zeitung ein Prospekt der Hurtigruten. Natürlich hab ich mich sofort daraufgestürzt, aber ihn dann gleich wieder weggelegt, denn die Reise mit dem Postschiff war zwar ein lang gehegter Wunschtraum, aber eigentlich für irgendwann in der Zukunft vorgesehen. Dann überfiel es mich aber: Wieso sollte ich mir zu meinem 60. Geburtstag nicht diese Reise schenken? Große Feiern mag ich eh nicht, also was spricht dagegen?
Rita hatte zwar erheblich Bedenken wegen der Preise, aber gereizt hat es sie doch; Also ging es letztlich nur noch um die Termine. Der Wunschtermin zwischen Konzertreise nach Aachen und Pfingsten ging leider nicht, da war das Schiff schon ausgebucht. Aber eine Woche früher war kein Problem. Nur die Konzertreise musste daran glauben. Die Auswahl der Landausflüge, die Buchung in der "Flugbörse", das ging ganz schnell. Anfang April war alles klar. Dann begann die Vorfreude und die Zeit lief immer schneller.
Ende April / Anfang Mai 2007
Über dem Nordatlantik steht ein sehr stabiles Hochdruckgebiet. Das beschert uns in Bayern ein traumhaftes Frühsommerwetter. Mein kritischer Blick gilt allerdings der Wetterkarte für Norwegen, denn das Hoch über Spitzbergen schaufelt kalte und feuchte Luft von Norden nach Norwegen, und die Webcams von Bergen bis Hammerfest zeigen bestenfalls eine geschlossene Wolkendecke, ansonsten Regen, Nebel und Schnee. Aber dann wechselt die Wetterlage, das Hoch verschwindet nach Osten, ein Nordmeertief nimmt allmählich seinen Platz ein und dann strömt die warme Luft von Süden an der norwegischen Westkueste entlang und die Webcams liefern erfreulichere Bilder.
Nur die Temperaturen lassen mich erschauern und den Entschluss reifen, doch die Wintermäntel wieder aus dem Schrank zu holen, denn ab Tromsø gehen die Grade stark auf Null zu. Rita glaubt mir das zwar nicht recht, aber wir packen sie dann doch ein; Ganz zum Schluss stecke ich noch meine Winterhandschuhe in den Rucksack, da streikt Rita jedoch. Aber das hat noch Folgen! Und dann ist es soweit!
Tag 1: Anflug, Übernachtung in Bergen
Kurz vor 9 Uhr starten wir mit Andreas zum Flughafen, Terminal 2. Erst stehen wir am falschen Schalter, dann geht's aber ganz schnell mit dem Einchecken. Ich wechsle noch schnell einige Euro in norwegische Kronen und nach einem kleinen Erkundungsgang durch das Terminal begeben wir uns zur Sicherheitskontrolle. Lästig aber notwendig. Beim mir geht alles glatt, nicht mal der Gürtel verursacht ein Piepsen. Bei Rita ist das schwieriger, irgendwo ist da immer noch ein Stück Metall. Auch die Bügel im BH werden genauestens kontrolliert. Aber wir schaffen es. Dann das übliche Warten bis die Maschine bereit ist. Mit dem Bus geht's aufs Vorfeld, da steht eine moderne A320-400.
Kurz nach 11 Uhr heben wir ab. Das Wetter ist toll, anfangs ist der Steigflug etwas holprig, aber über den Wolken gleitet der Vogel wie auf Schienen nach Oslo. Bei der Lufthansa gibt es sogar noch einen Rest von Service: Zum Mittagessen haben wir die Wahl zwischen zwei Sandwiches! Putenschinken oder Käse, wir nehmen je eines, und weil zu guter Letzt noch welche übrig waren bekommen wir noch ein drittes. So gut sollte es uns später nicht mehr gehen!
Gegen 13 Uhr sind wir in Oslo-Gardermoen. Ein sehr modernes Terminal, weitläufig, macht ja nichts nach dem langen Sitzen; Wir holen die Koffer vom Band, denn wir sind jetzt im Zoll-Ausland. Durch den Zoll kommen wir ohne Stopp, die sind scheinbar beim Mittagessen. Dann wieder einchecken bei Scandinavian Airlines. Erledigt. Im ganzen Flughafen laufen Dutzende von Serviceleuten herum und verteilen die wichtigen Plastiktüten für die Flüssigkeiten im Handgepäck. Rita nimmt auch eine, verstaut brav ihre Kosmetikfläschchen drin, und dann interessiert sich keiner dafür! So ein Quatsch.
Gegen 14:30 Uhr rollen wir los und heben ab in Richtung Westen nach Bergen. Bald erkennen wir die ersten Schneefelder die dann in eine geschlossene Schneedecke über dem westlichen Bergland übergehen. Rita ahnt zum ersten Mal, dass meine Bedenken bezüglich Wärme und Kälte vielleicht doch berechtigt waren: Da unten herrscht ja noch Winter! Je näher wir allerdings dem Nordatlantik kommen, die ersten Fjorde liegen unter uns, desto gruener wird es wieder. Der Anflug auf Bergen von Süden geht über hunderte von kleinen Inseln, die Schären, man erkennt viele Straßen und Brücken und bald auch die bunten Häuser, die so typisch für Skandinavien sind. Ein richtiger Fleckerlteppich breitet sich unter uns aus. Dann rumpelt es, wir sind unten. Halb Vier Uhr.
Wir schnappen uns die Koffer und versuchen der Dame von Hurtigruten zu folgen. Der Bus zur Fahrt in die Innenstadt steht schon bereit. Es zieht sich ganz schön, ich höre etwas von 20 km, und es ist abendlicher Berufsverkehr. Gelegentlich gibt es eine extra Busspur, dann geht's schneller, ansonsten Staus wie bei uns in München; Aber man sieht etwas: Troldhaugen, da geht's zum Haus von Edvard Grieg, dann das Schloss der norwegischen Königsfamilie, dann ein langes niedriges Gebäude: die Reeperbahn der Bergener! Hier wurden mal Seile und Taue hergestellt. Durch den Stadttunnel, an der Uni vorbei und wir sind am Hurtigruten-Terminal an dem die ersten Passagiere aussteigen. Wir fahren noch eine Station weiter zum Hotel "Neptun" in dem wir eine Nacht verbringen werden. Wir möchten uns Bergen noch mal ansehen, da sind vom letzten Aufenthalt noch einige Sachen offen geblieben. Wir bekommen ein abgelegenes kleines Zimmer, sehr ruhig , sauber, alles O.K.
Das Nötigste ist schnell ausgepackt und wir machen uns auf die Socken, denn das Wetter ist gut, was in Bergen nicht alltäglich ist; Nach ein paar Schritten sind wir schon am Hafen und gehen hinüber zu den alten Holzhäusern der Hanse-Brygge. Dann weiter in Richtung Dom. Dort finden wir ein kleines Lokal in dem wir uns eine Fischsuppe gönnen. Das Bier ist kaum genießbar, zu kalt und zu teuer. Vom Hotel aus suchen wir uns noch den kürzesten Weg zum Terminal, denn wir möchten mit unseren Koffern zu Fuß dorthin. Es ist auch kein Problem, kurz über den Berg drüber, noch gute 200 m und dann ist man schon am Hafen. Das spart uns 150 Kronen, über 20 Euro Transferkosten. Vom Höhenrücken der Altstadt aus beobachten wir kurz nach 20 Uhr das Auslaufen der "MS Lyngen", und freuen uns auf morgen, denn dann sind wir auch dabei!
Wir sind saumüde und steigen zur Entspannung in die Badewanne; Es ist halb zehn Uhr Abends, draußen immer noch taghell, aber wir hauen uns in die Falle und schlummern tief und fest!
Tag 2: Besichtigung Bergen, Abfahrt
Es ist schon nach 9 Uhr als wir endlich wach werden. Jetzt aber los zum Frühstück! Auf der Treppe überfällt uns eine ältere Dame mit der Neuigkeit, dass ihre Reise umgebucht werden musste, weil ein Hurtigrutenschiff auf Grund gelaufen sei; Nachdem uns das nicht trifft, setzen wir uns erst mal zu einem netten Ehepaar an den Tisch und versorgen uns ordentlich mit Leckereien vom Büffet. Offensichtlich hatte das Schiff, das einen Tag nach uns auslaufen sollte, irgendwo Grundberührung und die Passagiere von morgen werden also mit uns heute Abend nach Norden starten. Die werden schon genügend Platz haben!
Gut gestärkt machen wir unsere Koffer reisefertig, deponieren sie in der Aufbewahrung bei der Rezeption und machen uns auf den Weg hinunter zum Hafen, denn es gibt noch einige touristische Lücken seit unserem Besuch 2002, die gilt es heute zu schließen. Zuerst zum Fischmarkt. Der frische Fang reizt aber heute recht wenig, wir sind ja frühstücksgesättigt; Aber es gibt hier schicke und warme Strickmützen für die bei Rita sofort ein Bedarf auftaucht. Der Wind pfeift nämlich ordentlich und es wird ihr allmählich klar, dass hier oben der Winter im Mai noch nicht weit weg ist.
Vorbei an den alten Holzhäusern von Brygge ist unser erstes Ziel die Marienkirche, die aber noch geschlossen ist. Also drehen wir eine kleine Runde am Hafen, gehen schnell noch in einem Supermarkt das einkaufen, was wir vergessen haben. Dann ist es halb zwölf. und die Kirche ist endlich offen. Die Marienkirche ist die älteste Kirche Bergens, aus dem 12. Jahrhundert, und bis auf wenige barocke Einbauten noch rein gotisch erhalten. Hier wurde bis in das 19. Jahrhundert hinein die heilige Messe in deutscher Sprache gehalten, so lange konnte sich der Einfluss der Handelsfamilien aus der Hansezeit halten. Die Kirche ist ein echtes Kleinod, und es hat sich gelohnt, hier mehrere Besuchsversuche zu machen, denn sie ist nur immer Mittags für kurze Zeit geöffnet.
Wir beschließen bis zur Öffnung der Håkonshalle erst mal auf den Fløyen, den Hausberg, hinauf zu fahren. Die Aussicht von der neuen Panoramaterrasse auf Bergen ist grandios, heute besonders, denn das Wetter meint es wirklich gut mit uns. Hinab nehmen wir den Wanderweg durch den lichten Wald und kommen rechtzeitig unten am Hafen bei der alten Festungsanlage an.
Die Håkonshalle ist das älteste erhaltene Bauwerk Bergens und wurde 1261 von König Håkon zur Krönung seines Sohnes errichtet. Sie hatte ein wechselvolles Schicksal. Als sie nicht mehr zu Repräsentationszwecken gebraucht wurde, verfiel sie zusehends, wurde als Lagerhaus missbraucht und brannte schließlich 1944 nach der Explosion eines Munitionsschiffes völlig nieder; Erst 1961 wurde sie nach der Rekonstruktion wieder für das Publikum geöffnet und dient heute als Konzertsaal und für offizielle Festveranstaltungen. Ein sehr beeindruckender Bau aus der Gotik, nach dem Vorbild englischer Hallen errichtet. Die Decke der Halle ist offen, man sieht den gewaltigen Dachstuhl, der an die Konstruktion eines umgedrehtes Schiffes erinnert. In den Gewölben im Untergeschoß sind gemütliche Räume für die Gastronomie eingerichtet.
Der Rosenkrantzturm nebenan ist wegen Bauarbeiten nicht zugänglich, den heben wir uns für den nächsten Besuch in Bergen auf. Deshalb machen wir uns auf den Weg ins Stadtinnere, wir wollen das Kunstgewerbemuseum besuchen. Im Stadtpark legen wir eine kurze Pause ein und stärken uns mit ein paar Keksen. Auf einer Parkbank in der Sonne beobachten wir die Leute und die Vögel. Mittendrin steht das Denkmal von Edvard Grieg, es dient primär als Lande- und Toilettenplatz für Möwen. Der arme Kerl.
Im Kunstgewerbemuseum finden wir neben einer bedeutenden China-Sammlung Bergener Gold- und Silberschmiedearbeiten, aber auch modernes Design und Kunsthandwerk aus Norwegen.
Jetzt setzt aber der Hunger doch gewaltig ein und wir finden am Hafen ein Lokal. Rita gönnt sich eine Fischsuppe und ich eine deftig gefüllte Kartoffel; Gut gestärkt holen wir gegen 17 Uhr unsere Koffer im Hotel ab und ziehen damit über den Berg zum Hurtigruten-Kai. Es ist schnell eingecheckt, da noch niemand sonst da ist. Die Zeit bis zum An-Bord-Gehen überbrücken wir noch mal mit einem kleinen Bummel in die Altstadt gegenüber der Anlegestelle und genießen auf einer Parkbank die Sonne.
Um 18 Uhr gesellen wir uns zu den Wartenden und suchen uns schon mal für das Abendessen an Bord einen schönen Tisch am Fenster aus. Das Ehepaar, das im Flugzeug hinter uns saß, Christel und Christian, schließt sich uns an. Endlich setzt sich die Schlange in Bewegung. An der Rezeption erhalten wir unsere Kabinenkarten und finden auch gleich unser neues Minizuhause für die nächsten Tage. Die Koffer kommen auch schon, dann kann ja ausgepackt und eingezogen werden.
Nachdem wir unsere leeren Koffer noch in einer Abstellkammer deponieren konnten machen wir uns auf zum Restaurant, denn das Abendessen in Büffetform wartet schon auf uns. Da gehen uns echt die Augen über: Fischleckereien ohne Ende! Ich denke nicht mehr an meinen empfindlichen Magen und probiere alles was gut aussieht. Rita bekommt auch ohne Probleme ihr glutenfreies Brot! Das Ehepaar vom Frühstückstisch, Renate und Erich, setzt sich zu uns. Es entwickelt sich ein angenehmes Miteinander. Und das Essen ist ein Gedicht!
Gegen 20 Uhr verlassen wir das Restaurant in Richtung Oberdeck, denn es ist Zeit zum Auslaufen und da muss man schon live dabei sein. Es ist 20:15 Uhr als wir endlich ablegen. Langsam setzt sich die "MS Richard With" in Bewegung und fährt bald mit 15 Knoten, das sind knapp 30 km/h durch die Schären noch Norden. Bergen mit seinen Stadtbergen Fløyen und Ulriken verschwindet langsam hinter uns, backbords lassen wir die Askøy-Brücke liegen und fast lautlos gleitet das Schiff dahin. Es ist kaum zu glauben: Unser langgehegter Traum beginnt sich zu erfüllen! Und das Wetter ist bilderbuchmäßig: Blauer Himmel, kleine weiße Wolken und ein topfebenes Nordmeer. Und ich bin mir absolut sicher, dass wir diese Schönwetterblase die ganze Reise mitnehmen!
Um 21:15 Uhr werden wir in den Panoramasalon ganz oben auf Deck 7 gebeten, zur Sicherheitsinformation. Die halbe Mannschaft ist vertreten und informiert uns über Rettungswege, Thermoanzüge und Schwimmwesten. Man hat allerdings nur bedingt Augen und Ohren dafür, denn man muss ja immer rausschauen und die Landschaft genießen. Hier im Panoramasalon hört man vom Schiff und der ganzen Technik überhaupt nichts mehr. Höchstens das leise Luftgeräusch der Klimaanlage. Ansonsten ziehen wir wie auf Schienen an den Inseln in der untergehenden Sonne vorbei; Wir gehen wieder nach draußen, auf Deck 5 kann man um das ganze Schiff herumlaufen, am Schönsten ist es natürlich ganz vorne am Bug, unterhalb der Kommandobrücke. Da ist es fast windstill. Traumhaft!
Gegen 23 Uhr übermannt uns dann doch die Müdigkeit und wir ziehen uns zur ersten Nacht in die Kabine zurück. Die Betten sind gleich hergerichtet, das eine wird nur runtergeklappt, das andere ist tagsüber eine Sitzbank, da muss man nur die Lehne runterdruecken und schon ist ein normales Bett daraus geworden. Trotz der Wolke von Kissen liegt man ganz angenehm, nur ist es uns zu warm und den kleinen Hebel für die Temperaturwahl entdecken wir erst am nächsten Tag. Die Geräusche sind noch ungewohnt, manchmal geht ein Vibrieren durch das Schiff, auch ein leichter Seegang stellt sich ein, der Rita zum "Superpep"-Kaugummi greifen lässt. Irgendwann hol ich mir eine Schlaftablette, denn ich bin todmüde und kann doch nicht schlafen. Aber dann gehen bei mir die Lichter aus und es ist schon 9 Uhr, als wir wieder wach werden.
Tag 3: Alesund, Geirangerfjord, Molde
Wir sind bereits in Ålesund! Unbemerkt hat das Schiff heute Nacht in den Häfen Florø, Måloy und Torvik angelegt und Ålesund hätten wir auch bald verpasst! Jetzt aber los zum Frühstück! Das Ablegen beobachten wir von der Reling aus. Es geht heute weg von der eigentlichen Route, etwas zurück auf der Strecke und dann durch Storfjord und Sunnylvsfjord in den Geirangerfjord, den schönsten aller Fjorde Norwegens.
Für uns ist das schon das dritte Mal und es ist immer wieder schön, die bekannten Wasserfälle, den "Freier" und die "Sieben Schwestern", die verlassenen Bauernhöfe, das Gesicht in der Felswand, dann links die Serpentinen des "Ørneveien", der Adlersweg, und dann Geiranger mit dem Blick auf den Dalsnibba, der 1400 m hohe Berg auf dem wir schon mit dem Auto waren.
Ein Gruppe von Ausflüglern wird hier ausgebootet. Sie werden per Bus über den Adlersweg und entlang des Norddalsfjords zurück nach Ålesund fahren; Wir machen den gleichen Weg per Schiff zurück. Ich nutze die Zeit und gehe mal mit der Kamera durch alle Decks, von der Sonnenterrasse auf Deck 7 bis hinunter zur Sauna auf Deck 2.
Gegen 18 Uhr kommt Ålesund wieder in Sicht und gleich nach dem Anlegen geht's in das Bordrestaurant zum Abendessen. Heute und die nächsten Tage gibt es kein Büffet, sondern ein Dreigängemenü am festen Platz. Ganz glatt geht das aber nicht, weil unsere Plätze bereits von einem älteren Ehepaar belegt sind und auch fest verteidigt werden. Das Missverständnis lässt sich aber leicht zu unseren Gunsten klären und dem Genuss steht nichts mehr im Weg.
Unsere Tischnachbarn, Christel und Christian, sind ein sehr nettes Paar, und wir haben das Gefuehl, die nächsten Tage gut miteinander auskommen zu können. Hauptgericht ist heute ein zartes Lammfilet, butterweich und hervorragend im Geschmack. Vorher ein kleiner Salat, danach ein feines Dessert. Super, wenn das so weitergeht! Und das Meer verspricht sich ganz ruhig zu verhalten, dann bleibt auch alles dort wo es hingehört!
Nächster Hafen ist Molde, die Rosenstadt; Am Kai liegt bereits das Schwesterschiff "MS Kong Harald" und kurz darauf können wir dessen Abfahrt in Richtung Süden beobachten. Elegant gleitet das Schiff vor den im Abendrot leuchtenden Bergen des Trollheimen vorbei. Auch bei uns geht's nach einer halben Stunde kurz nach 22 Uhr wieder weiter, durch die Schären hindurch hinaus aufs Nordmeer. Wir genießen die untergehende Sonne vom Panoramasalon aus und nachdem wir die letzte hell beleuchtete Insel hinter uns gelassen haben zieht es uns in die Federn. Den Hafen von Kristiansund bekommen wir gar nicht mehr mit.
Tag 4: Trondheim, Trondheimfjord, Stokksund, Rørvik
Wir lassen uns um 7 Uhr wecken, denn schon um 8:30 Uhr müssen wir bereit sein zum Landausflug. Als wir den ersten Blick durchs Fenster tun, fahren wir bereits durch den Trondheimfjord, und die Stadt liegt vor uns. Im Hafen liegt die südgehende "MS Nordlys", und unser Kapitän muss sein Schiff rueckwärts einparken. Das macht er scheinbar öfter, denn das geht ruckzuck.
Heute meint es der Wettergott nicht so gut mit uns. Es ist grau in grau und regnet leicht. Aber im Bus ist das egal und die kurzen Wege außerhalb werden wir schon überstehen. Mehrere Busse stehen bereit, einer mit deutschsprachiger Reiseleitung und ein norwegisch/englischer.
Wir fahren etwas kreuz und quer durch Trondheim zum Nidarosdom. Die größte Kirche in Skandinavien und der nördlichste gotische Dom, wie hier alles immer am grössten und nördlichsten ist. Aber dieser Kirchenbau ist wirklich beeindruckend, fast reine Gotik, nur das Querschiff ist bereits in der Romanik begonnen worden. Leider hat die Kirche eine sehr bewegte Vergangenheit und zahlreiche Brände und die Reformation haben ihr sehr zugesetzt, so dass bis zum Beginn des Wiederaufbaus 1869 nur eine Ruine übrig war. Das gewaltige Westportal erinnert an die französischen Kathedralen. Zahlreiche Statuen norwegischer Könige, Bischöfe und biblischer Figuren und eine gewaltige Rosette sind zu sehen. Das Innere erscheint zunächst sehr düster, erst nachdem sich die Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt haben erkennt man die Details. Die farbigen Kirchenfenster verbreiten eine feierliche Stimmung, vor allem die Rosette über der neuen Steinmeyer-Orgel entfaltet von innen eine kolossale Wirkung.
Der Bus wartet; Wir fahren durch die Stadt, vorbei an alten Handelshäusern und modernen Bürogebäuden; Am nordöstlichen Stadtrand kurven wir den Berghang hinauf zum Ringve Gård Museum. In den 20er Jahren hatte der Gutsbesitzer eine Russin geheiratet, beide hatten eine große Liebe zur Musik und begannen Musikinstrumente zu sammeln. Daneben richteten sie einige Zimmer des Wohnhauses im Stil der Zeit berühmter Komponisten ein. So gibt es ein Mozart-, Beethoven-, Chopin- und Grieg-Zimmer. Die Instrumentensammlung reicht von historischen bis zu modernen Instrumenten. Da steht sogar ein von Roland gebauter Moog-Synthesizer und eine Hammond-Orgel da. Die junge Dame die uns das alles zeigte, ist aber nur auf den klassischen Tasteninstrumenten perfekt, den Synthy kann sie eigentlich nur einschalten. Schade.
Das ganze Anwesen liegt in einem kleinen botanischen Garten, den wir allerdings nur vom Bus aus betrachten können, denn schon geht's zurück zum Schiff. Die Liegezeiten sind halt begrenzt. Wir müssen noch mal kommen. Es nieselt immer noch während wir zuschauen, wie in Windeseile noch eine Reihe neuer Toyotas im Bauch unseres Schiffes verschwinden. Es ist etwa 12:30 Uhr als wir ablegen. Wir sind eine halbe Stunde später als geplant, und diese halbe Stunde sollten wir auch lange nicht mehr einholen.
An der Insel Munkholmen, einem ehemaligen Kloster und Gefängnis, vorbei fahren wir nach Westen. Mit jedem Kilometer wird auch das Wetter besser und am Ende des Trondheimfjords ist auch wieder die gewohnte Wetterkulisse da, blauer Himmel, einige Wölkchen und keine Wellen. Neptun meint es wirklich gut mit uns, denn wir haben in Reiseberichten gelesen, dass es auch anders sein kann.
Nach einer Stunde sind wir wieder im Nordmeer. Wieder das gewohnte Umfeld, Inseln ohne Ende, von den Eiszeitgletschern flachgeschliffen, gelegentlich ein Leuchtturm wie der von Kjeungskjaer (ein wunderschönes Wort, gesprochen "Cheungschjär"), viele Orientierungszeichen, schön weiß und rot gestrichen. Auf den ganz flachen Inseln steht manchmal oben ein Steinhaufen wie ein umgedrehter Blumentopf, das sieht aus wie ein U-Boot und diente vielleicht zur Verwirrung der Feinde.
Gegen 16 Uhr macht uns Morten, unser Reisebegleiter, per Durchsage auf den kommenden Stokksund aufmerksam. Alle Fotografen drängeln sich am Bug um ja nichts zu verpassen. Im Stokksund geht's im Slalom ganz schön eng zwischen den Inseln durch, manchmal ist das Fahrwasser nur gute 40 Meter breit, bei 19,2 m Schiffsbreite kann man links und rechts fast Blumen pflücken; Es gibt auch eine Geschichte vom Kaiser Wilhelm II., der ein großer Norwegen-Fan war und jedes Jahr mit seiner Jacht hier aufkreuzte, er soll hier die Nerven verloren haben und dem Lotsen ins Ruder gegriffen haben.
Nach dem Stokksund verlassen wir allmählich die Inselwelt und kommen für die naechsten Stunden mehr ins offene Meer. Die Strecke bis Rørvik verläuft durch die "Folda", eine nicht ungefährliche Gegend in der viele Schiffe, auch schon eines von Hurtigruten verloren gingen. Allerdings wohl nicht bei einer ruhigen See wie bei uns heute.
Unser Abendmenü heute: Vorspeise Spargel auf (Elch-)Schinken, Fisch und Gemüse, wieder ausgezeichnet! Uns geht's gut. Zur Verdauung gibt's den üblichen Spaziergang rund um Deck 5. Wir genießen die untergehende Sonne und beobachten die Einfahrt in den Hafen von Rørvik. Hier treffen wir das nächste Hurtigrutenschiff, die "MS Midnatsol". Diese Schiffe, 11 an der Zahl, laufen wie an einer Perlenkette die Küste Norwegens rauf und runter. Jeden Tag um 20 Uhr startet eines in Bergen in Richtung Kirkenes und ist nach 12 Tagen wieder zurück. Zwangsläufig begegnet man allen Schiffen im Lauf der Reise, manchmal verschläft man die Vorbeifahrt allerdings, wie auch so manchen Hafen.
In Rørvik beeilt man sich beim Be- und Entladen, aber die Verspätung von 30 Minuten bleibt uns erhalten. Heute geht die Sonne besonders schön unter, man möchte gar nicht aufhören zu schauen und zu fotografieren. Kurz vor Mitternacht geben wir doch nach und verschwinden in der Kabine. Das "Zuckerl der Nacht", eine Umrundung des "Torghatten", des Berges mit dem Loch in der Mitte, erleben wir nicht mehr, da schlafen wir schon.
Tag 5: Polarkreis, Bodø, Fischerinsel Stott, Lofoten, Raftsund
Diese Nacht war etwas unruhig, das dreimalige Anlegen in Brønnøysund, Sandnessjøen und Nesna haben wir heute doch irgendwie mitbekommen. Tief unter uns im Schiffsbauch sind die beiden Querstrahlruder die zum Manövrieren des Schiffs an der Anlegestelle gebraucht werden und sich halt doch durch Vibrationen bemerkbar machen. Um 6:45 Uhr steigen wir aus den Federn und beeilen uns zum Frühstück zu kommen, denn gegen 7:15 Uhr sollten wir den Polarkreis überqueren; Wir sind allerdings mit dem Frühstück schon lange fertig als es soweit ist, wir sind halt immer noch eine halbe Stunde verspätet.
Vom Tisch aus beobachten wir die Insel Hestmannøy auf der das Polarkreisdenkmal steht, auf einem Steinsockel ein stilisierter Globus aus Metall, der in der Morgensonne glänzt. Um 7:52 Uhr kreuzen wir den unsichtbaren Breitengrat auf 66°33'. Hier beginnt das Reich der Mitternachtssonne, ab hier geht einige Tage oder Wochen im Sommer die Sonne nicht mehr unter, sondern läuft im Norden über den Horizont nach Osten und steigt dann wieder auf.
Gegen 8:30 Uhr kommt uns ein Hurtigruten-Oldtimer entgegen, die südgehende "MS Vesterålen" aus dem Jahr 1983. Man grüßt sich durch dreimaliges Tuten mit dem Nebelhorn und heftiges Winken mit Taschentüchern und Tischdecken. Unser Ausflug zum Svartisengletscher startet etwas verspätet, dafür fährt unser Ausflugsboot umso schneller. Es ist ein Katamaran mit Jetantrieb, der 30 Knoten (etwa 55 km/h) schnell ist und uns in Windeseile vom Schiff weg in den Holandfjord bringt.
Ein kurzer Spaziergang führt uns in 20 Minuten zum Schmelzwassersee unterhalb des Engabreen, eines Seitenarms des Svartisen. Die vielen Birken sind noch im Winterschlaf, die gefuerchteten Zapferl mit den Pollen sind noch fest geschlossen! So können wir die Ruhe, die gute Luft und die Sonne ausgiebig genießen. Es ist wirklich ein traumhaftes Fleckerl Erde und wir lassen die Eindrücke gründlich auf uns wirken. Im Bereich der Endmoräne finden wir einige interessante Steine für unsere Sammlung zuhause. Im Touristcenter gibt es Kaffee und Kuchen, wir probieren einige Waffeln und lassen Kaffee und Sekt mit Gletschereis links liegen.
Auf dem Weg nach Bodø, wo unser Schiff inzwischen angelangt ist, machen wir auf der Fischerinsel Støtt Halt. Hier haben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zu 1000 Fischerfamilien gelebt, davon sind aber durch die Industrialisierung des Fischfangs nur noch 47 übrig geblieben. Irgendwie hinterlassen die verfallenden Häuser einen traurigen Eindruck, es ist vieles richtig marode. Im Krämerladen am Kai gibt es aber noch alles, was man auf dieser Insel so braucht: Von der Unterhose über Angelzubehör bis zu den Lebensmitteln ist alles da. Die angebotenen Bonbons aus Trockenfisch lehnen wir aber dankend zugunsten einer Packung "Daim" ab.
Wir sind eigentlich froh, als es mit Volldampf weiter nach Bodø geht. Der Reise-Begleiter informiert uns in vier Sprachen über alles Wissenswerte aus der Gegend. Der Mann ist ein echtes Sprachgenie; Nach einer Stunde erreichen wir die Ausläufer von Bodø, rechts der Zivil- und Militärflughafen, links eine Festungsanlage, dann die umfangreichen Hafenanlagen. Bodø ist ein wichtiges Handelszentrum im Norden Norwegens. Unser Schiff erwartet uns bereits, auf der Steuerbordseite ist knapp über der Wasserlinie eine Pforte geöffnet und durch das Autodeck erreichen wir unsere schwimmende Heimat wieder.
Kurz nach 15 Uhr verlassen wir Bodø und eine Stunde später steuern wir das offene Meer an, es geht hinüber zu den Lofoten, die vorgelagerte Inselgruppe im Nordatlantik; Auch diese Passage hält keine Schrecken für uns bereit, das Wasser ist flach wie der Starnberger See in der Mittagsflaute und die Sonne verwöhnt uns fast pausenlos.
Während des Abendessens erreichen wir den ersten Hafen der Lofoten und legen kurz in Stamsund an; Entlang der Bergkette der Lofoten fahren wir dann nach Norden. Die Sonne geht allmählich hinter den Bergen unter, eine fantastische Fotografierstimmung. Die "MS Nordkapp" gleitet um halb neun an uns vorbei. Leicht verspätet (wie immer) erreichen wir Svolvær, haben aber trotzdem gut eine Stunde Aufenthalt, den wir zum Besuch der "Magic-Ice"- Galerie nutzen. In einer Lagerhalle haben Künstler aus Eis tolle Skulpturen rund ums Fischen geschaffen. Zum Abschluss gibt es an der Eisbar einen Eiscocktail in einem Eiskelch.
Kurz vor 23 Uhr erreichen wir den 26 km langen Raftsund, eine interessante Passage zwischen den Inseln der Lofoten hindurch. Inzwischen haben die Berge ein fantastisches Abendrot aufgesetzt, man kann gar nicht genug bekommen von Schauen. Nachdem das Wetter uns eine total ruhige See beschert, riskiert unsere Schiffsmannschaft eine Fahrt in den 2 km langen und nur 100 m breiten Trollfjord, und das kurz vor Mitternacht! Ganz vorsichtig tastet sich das Schiff voran, eine unglaubliche Stimmung ist das, das Wasser im Halbdunkel, drüber die Berggipfel im letzten Abendrot. Der Gag des Events ist die Trollfjordsuppe auf Deck 7. Den angebotenen Mix-Drink lassen wir lieber sein, wir kennen ja unsere Köpfe! Nach Verlassen des Fjords, der neue Tag hat schon begonnen, verziehen wir uns in unsere Kabine, ein langer Tag geht zu Ende.
Tag 6: Raftsund, Trollfjord, Tromsø, Polarkreistaufe
Die Durchfahrt der Lofoten haben wir verschlafen, ebenso die Häfen Stokmarknes, Sortland und Risøyhamn; Während wir noch in der Dusche sind verlässt das Schiff den Hafen von Harstad. Auf dem Weg zum Frühstück der obligatorische Blick nach dem Wetter. Heute ist es wolkig, aber die Sonne kämpft sich schon durch einige Lücken, es sieht also nicht schlecht aus. Der Seegang ist auch völlig harmlos, was wollen wir mehr! Auf der weiteren Strecke nach Finnsnes lockert es zusehends auf. Im Osten, am Festland, sehen wir mächtige schneebedeckte Berge. Unten herum ist alles saftig grün und es sieht nach landwirtschaftlicher Nutzung aus.
Nach dem relativ offenen Vågsfjord geht es im Tranøyfjord wieder enger zu. Bald erreichen wir Finnsnes. Wir gehen diesmal von Bord und beobachten die Ladetätigkeiten mal von Land aus. Nach einer halben Stunde legt das Schiff schon wieder ab und gleitet majestätisch unter der großen Brücke zur Insel Senja, der zweitgrößten Norwegens, hindurch in den Gisund. Wir fahren immer in Landnähe und es gibt viel zu sehen. Naechste "Attraktion" ist die Durchfahrt durch den Straumsfjord, in dem eine gezeitenabhängige Strömung, der "Rystraumen", der Schifffahrt durch starke Wasserwirbel früher erhebliche Probleme beschert hat. Ich merke nicht viel davon, höchstens das Gefühl, als ob das Schiff etwas unter dem Hintern nach links und rechts wegdreht. Rita merkt gar nichts, sie hält ihr Mittagsschläfchen.
Tromsø kommt in Sicht. Schon von Weitem sieht man die beiden Brücken, die das Festland mit der Stadt auf einer Insel und den weiteren Inseln im Westen verbinden und am Festland, in Tromsdalen, die berühmte Eismeerkathedrale. Wir werden im Rahmen der Stadtrundfahrt diese Kirche auch besuchen. 14:50 Uhr, wir legen an. Die Busse stehen schon bereit und eine redselige Reiseleiterin empfängt uns. Zuerst geht's ins "Polaria", ein Erlebnis-Aquarium mit einem Panoramakino (Film über Spitzbergen) und einer Seehundevorführung; Anschließend startet der Bus zu einer Stadtrundfahrt. Wir zischen vorbei am Dom, eine der größten Holzkirchen des Landes, an der nördlichsten Brauerei der Welt (Mack), der Universität mit Krankenhaus um dann endlich über die 1000 m lange und 43 m hohe Tromsøbrua (Tromsøbrücke) zur Eismeerkathedrale hinüber zu fahren.
Die dreieckige Form der Kirchensegmente sollen an die Trockenfischgestelle erinnern. Ich denke dabei aber auch an sich übereinander türmende Eisschollen. Im Innern fühlen wir uns durchaus wohl, die Form eines Zeltdaches hat etwas Beschützendes. Man betritt die Kirche durch das Westportal und blickt auf das rießige Glasfenster hinter dem Altar im Ostgiebel. Das 140 m² große Glasmosaik stellt die Wiederkunft Christi dar. Interessant ist auch die Lichtwirkung der schmalen Glasfenster zwischen den einzelnen Betonsegmenten; Einzig störend für den Besucher sind die "Kronleuchter" die mittendrin hängen. Eine interessante Kirche und wir sind uns einig, hierher müssen wir noch mal kommen, zum Mitternachtskonzert.
Nachdem uns der Bus am Hafen wieder freigelassen hat, haben wir noch etwas Zeit zum Bummeln und wir sehen uns die Altstadt noch ein bisschen an. Zwischen den üblichen Neubauten stecken noch einige alte Holzhäuser und Gebäude aus dem Jugendstil, alle recht liebevoll restauriert. In der Storgata, der Fußgängerzone, Geschaefte wie bei uns auch.
Während des Abendessens legen wir ab. Es geht weiter zwischen den Inseln hindurch. An Steuerbord tauchen allmählich die schneebedeckten und bis zu 1800 m hohen Berge der Lyngen-Alpen auf. Wir werden allerdings ab 20:30 Uhr abgelenkt, denn dann findet unsere "Polarkreistaufe" statt.
Erst wird König Neptun lautstark herbei gerufen, dann werden alle der Reihe nach getauft, mit einer Schöpfkelle Wasser mit Eiswürfeln in den Hemdkragen. Bei den Damen kann's auch manchmal in's Dekolleté gehen! Am Schlimmsten erwischt es die Reiseleiterin einer kleinen Gruppe, die bekommt den restlichen Eimer hineingekippt. Zur Dokumentation erhält jeder Getaufte eine Urkunde und zum Trost und Aufwärmen einen kleinen Drink. Alles ist ein rechter Spaß und die einzige organisierte Animation. Das ist schon auszuhalten. Allerdings werden die nassen Klamotten im Lauf der Zeit ziemlich ungemütlich und ein Umziehen ist nicht zu vermeiden.
Kurz nach 21 Uhr passieren wir das nächste Schiff der Linie, die "MS Polarlys". Um 22:20 Uhr sind wir in Skjervøy, wo es nur den üblichen kurzen Aufenthalt gibt. Weiter in Richtung Øksfjord fahren wir wieder über offenes Meer und können erstmals das "Nichtuntergehen" der Sonne um Mitternacht beobachten, begleitet von einem unendlichen rotgoldenen Abendrot! Wir stehen am Bug auf Deck 5 und schauen dieser unglaublichen Stimmung fasziniert bis weit nach Mitternacht zu.
Tag 7: Nordkap, Mehamn, Barentsee
Heute dürfen wir etwas ausschlafen, denn die nächste Exkursion, die Fahrt zum Nordkap, startet erst gegen Mittag. Also gehen wir den Tag gemütlich an. Das schöne Wetter beginnt uns scheinbar doch zu verlassen. Die Wolken hängen tief, zwar sieht man zwischendurch blauen Himmel und auch mal die Sonne, aber der Trend ist nicht so gut. Gegen 9 Uhr sollen wir der "MS Lofoten" begegnen und alle warten an Backbord. Doch kein Schiff ist in Sicht. Als es dann plötzlich laut tutet, spurten alle nach Steuerbord und da ist sie! Die haben sich einen kleinen Scherz erlaubt und fahren an der falschen Seite vorbei, so eine Bande!
Die Inseln haben inzwischen ihren Charakter stark geändert. Vorbei ist's mit Bäumen und Sträuchern, nur noch Moose und Flechten bedecken die Felsen. Es ist kalt geworden und hier herrscht noch Winter; Wir umrunden die Halbinsel Måsøy und legen in Havøysund an. Macht sich das Wetter doch noch auf? Es sieht zwischendurch danach aus. Leider war das aber endgültig der letzte blaue Fleck am Himmel. Je weiter wir nach Osten kommen, desto grauer, nebliger und kälter wird es. In der Passage südlich der Nordkapinsel Magerøya fängt es an zu nieseln. Rita macht vorsichtshalber einen Besuch in der Bord-Boutique und kauft sich ein Paar Fleece-Handschuhe (ich hab's ja geahnt).
Kurz vor 12 Uhr legen wir in Honningsvåg an. Der letzte Landgang steht bevor, die Fahrt über die Insel zum Nordkap. Der Himmel ist grau in grau; Auch die Landschaft passt dazu. Hier herrscht noch Spätwinter. Schmutzige Schneereste, zugefrorene Seen, darüber Nebel und Wolken. Aber, wir müssen froh und dankbar sein, denn es hätte ja schon seit Tagen so sein können! Unterwegs auf der Hochebene von Magerøya sehen wir die ersten Rentiere, kurz danach machen wir einen kleinen Zwischenstopp beim Lager von Nils, dem Touristen-Vorzeige-Samen. Er steht in seiner Tracht mit einem Rentier da und lässt sich bereitwillig fotografieren. Daneben hat er ein Zelt aufgebaut um zu zeigen, wie die Samen (früher nannte man sie Lappen) normalerweise hausen. In einem Andenkenladen könnte man all die Dinge kaufen, die man nicht braucht, also lassen wir es sein.
Weiter geht's die letzten Kilometer und Kurven bis zum Nordkap. Es regnet. Das Nordkap-Center liegt verlassen im Nebel. Wir sind die einzigen Besucher, was durchaus positiv ist, denn in der Reise-Zeit drängeln sich hier die Touris zu Hunderten. Zuerst gehen wir natürlich direkt hinaus die letzten Meter zum Nordkapdenkmal, die Pyramide mit der Weltkugel drauf. Allgemeines Fotoschießen setzt ein, jeder fotografiert jeden, man will ja dokumentieren, dass man da war. Eine lustige Szene im traurigen Nebel-Regen-Wetter; Nachdem sonst nichts zu sehen ist, erledigen wir im Center erst mal die unvermeidlichen Pflichten und informieren die Kinder per SMS über unsere aktuelle Position, 71°10'21". Wegen des besonderen Stempels schreiben wir uns auch noch selber eine Postkarte.
Dann steigen wir ins Panoramakino hinunter und genießen den sehenswerten Film über das Nordkap im Lauf der Jahreszeiten. Danach gehen wir den Gang durch den Felsen hinab zur Aussichtshalle (heute ohne Aussicht), vorbei am kleinen Museum, an Dioramen mit historischen Szenen und besuchen die kleine ökumenische Kapelle. Jetzt ist uns nach einem Kaffee und etwas Essbarem.
Inzwischen hat sich der Nebel verzogen und dem Regen Platz gemacht, was aber mit einer besseren Sicht verbunden ist. Ich gehe nochmals raus, bin ganz alleine auf dem Felsen und mache noch ein paar schöne Fotos mit Blick aufs Meer und die benachbarte Landzunge mit dem wirklich nördlichsten Punkt Europas, dem Knivskjellodden, 71°11'08". Jetzt reicht's aber wirklich, es regnet heftig. Also zurück in den Bus und im Affentempo düsen wir die Autoslalomstrecke zurück zum Schiff; Etwas Zeit zum Bummeln durch den Souvenirshop haben wir noch, Elch-Söckchen für Samira, Espressotassen für uns, dann zurück aufs Schiff.
Hier gibt's für uns Ausflügler einen kleinen Imbiss, ein pikantes Törtchen, schmeckt sehr gut. Rita macht traurige Augen, es ist ja nicht glutenfrei, aber der Koch hat Erbarmen mit ihr und zaubert ein glutenfreies pikantes Omelett mit Salat! Das nennt man Service! So können wir die Zeit bis zum Buffet am Abend gut überbrücken.
Die See wird rauer. Wir sind jetzt nicht mehr im Nordatlantik sondern in der Barentssee. Die Wolken hängen tief, der Wind frischt auf und treibt die Wellen gegen uns. Allmählich merken wir, bzw. Rita, den Seegang. Noch ist das lustig und die frische Luft tut gut. An der Steuerbordseite liegt die Vogelinsel Svaertholtklubben, leider sind keine Vögel zu sehen, außer den Möwen und den Sturmseeschwalben die uns dauernd begleiten. Nach einer weiteren Stunde über freies Meer nähern wir uns Kjøllefjord. An der Steuerbordseite sehen wir einen eigenartigen Felsen, die "Finnkirka", hier soll ein Heiligtum der Samen gewesen sein. Kjølleford ist ein reiner Fischereihafen, ein Fischdampfer liegt am Kai und ist umringt von Möwen, da gibt's offensichtlich Abfälle. Wir sind hier ziemlich am Ende der Welt, es sieht alles so kahl und trostlos aus.
Zum Abschied gibt es heute wieder ein üppiges Büffet, natürlich mit viel Fisch, aber auch leckere Fleisch- und Gemuesekost. Noch schmeckt es uns trotz Seegang und Rita bekommt mit ihrer Nachspeise gerade noch die Kurve zum Tisch ohne etwas zu verlieren.
Um 20 Uhr sind wir in Mehamn, der Ort liegt etwas malerischer, bunte Häuser, mittendrin eine große Kirche, da mag's bei Sonnenschein ganz nett sein.
Auf dem Weg nach Berlevåg wird's nun richtig stürmisch. Der Wind peitscht die Wellen allmählich auf gut 4 m Höhe und unser Schiff kämpft sich gegen den Wind wacker vorwärts. Für Rita wird's allmählich kritisch und sie greift zum ersten Superpep-Kaugummi um den Magen ruhig zu halten. Am ehesten ist die Bewegung des Schiffes noch in der Bar auf Deck 7 zu ertragen, die liegt mittschiffs und geht deshalb nicht so stark rauf und runter. Aber auch dort kommt mal ein Tablett mit Geschirr ins rutschen und alles geht zu Bruch. Die Bedienung verteilt Antirutsch-Deckchen für die Tische, damit die Gläser Halt haben. Zwischendurch versuchen wir mal in der Kabine unsere Koffer zu packen, bis Mitternacht sollten die vor der Kabine stehen zum Abtransport durchs Personal. Aber ans Packen ist nicht zu denken. Also warten wir bis nach 23 Uhr, bis zum Hafen von Berlevåg. In der halben Stunde Liegezeit verstauen wir alles was wir nicht mehr brauchen im großen Koffer und stellen ihn vor die Türe.
Die weitere Fahrt verbringen wir entweder oben in der Bar oder warm eingepackt vorne am Bug auf Deck 5. In der frischen Luft kann man den Seegang ganz gut ertragen. Dann hängen wir wieder zum Aufwärmen in den Sesseln der Bar und beobachten die Sturmseeschwalben wie sie in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit haarscharf über die Wellen düsen. Die haben da offensichtlich Spaß daran. Wann schlafen die eigentlich, es ist ja immer noch, oder schon wieder hell?
Es ist schon weit nach Mitternacht als wir uns in die Kabine wagen und zu schlafen versuchen. Wir liegen mit dem Kopf in Fahrtrichtung, so ist das Rauf und Runter ganz gut zu ertragen. Aber dieses Gefühl der Entlastung, wenn das Schiff oben auf der Welle ist und runtergeht, und dann der Druck in die Matratze, wenn es wieder hoch geht, das ist schon gewöhnungsbedürftig. Rita kaut fleißig ihre Kaugummis gegen das Schlecht sein und ich döse so dahin. Wir legen noch ein paar Mal an, in Båtsfjord, Vardø und Vadsø, das bekommen wir aber nur so nebenbei mit. Um Vier Uhr schaue ich das letzte Mal auf die Uhr, dann schlafe ich endlich ein.
Tag 8: Ankunft in Kirkenes, Rückflug
Um 7:30 Uhr holt uns der Wecker ganz sanft aus dem Schlaf. Bis 8 Uhr muss die Kabine geraeumt sein, denn am Mittag kommen in Kirkenes schon die nächsten Gäste an Bord. Ist kein Problem, das funktioniert ruckzuck; Wir genießen zum letzten Mal das Frühstücksbüffet. Es bietet wirklich alles was Herz und Magen begehren. Für die vielen Engländer an Bord gibt's sogar Porridge, den Haferbrei. Wir lassen es uns richtig schmecken, denn die See ist ruhiger geworden und da ist der Magen wieder friedlich.
Die letzte Stunde verbringen wir an der frischen Luft und beobachten die Einfahrt in den Hafen von Kirkenes. Leider hat uns das schöne Wetter endgültig verlassen, es ist trüb, aber es regnet wenigstens nicht. Beim Anlegen werden wir von Blasmusik mit der norwegischen Nationalhymne empfangen und eine Kinder- und Jugendabordnung zeigt einen Formationstanz. Ist ja klar: Heute ist der Nationalfeiertag der Norweger, der Tag der Verfassung von Eidsvoll.
Dann stehen wir in der Menge auf Deck 3 und warten auf das Öffnen der Türen. Nach 6 erlebnisreichen Tagen verlassen wir unsere "MS Richard With" und haben wieder festen Boden unter den Füßen. Unser Koffer steht auch schon da, also ein kurzes "Tschüss" und "Dankeschön" an Morten, unseren rührigen norwegischen Reisebegleiter, ein letzter Blick zurück, rein in den Bus und ab geht's zum Flughafen. Kirkenes ist ein düsterer Ort, wahrscheinlich liegt das am ausgehenden Winter und am trüben Wetter. Überall schmutzige Schneereste, weit und breit kein Grün, alles ist so trist. Vermutlich ist es im Sommer schon schöner hier.
Am Flughafen das Übliche, Einchecken, besonders gründliche Kontrolle bis in die Schuhe, dann Warten. Zwischendurch schwankt das ganze Gebäude, war das ein Erdbeben, oder die Nachwirkungen vom Seegang? Über den Wolken die Sonne! Die Route führt geradewegs über Finnland und Schweden nach Oslo-Gardermoen. Hier ist wieder schönes Wetter, und es ist warm! Als erstes entledige ich mich der Ski-Unterwäsche, die ich bis dahin gut gebraucht habe. Wir warten auf den Flug nach Kopenhagen. Leider müssen wir da noch mal umsteigen. Kaum im Flieger sind wir auch schon da. Hier regnet's, aber wir müssen ja nicht raus.
Ein großer unübersichtlicher Airport. Unser Abfluggate liegt noch nicht fest, also wandern wir das Terminal auf und ab, essen zwischendurch eine Pizzaschnitte und heben dann endlich in Richtung München ab. Die MD 87 ist ein eher kleines Flugzeug , aber sie ist sauschnell und wir sind 20 Minuten zu früh in München. Leider ist der Service gleich null, sogar fürs Mineralwasser wird kassiert!
München hat uns wieder! Wir holen unsere Koffer vom Band und machen uns auf den langen Weg zur S-Bahn. Unbehelligt kommen wir durch den Zoll, die Tür geht auf und wer sitzt mittendrin mit einer Blume in der Hand: Unsere Oma! Und da tauchen auch schon unsere Kinder auf! So eine Überraschung! Per Auto geht's natürlich noch bequemer die letzten Kilometer nach Hause.Halb neun abends, zuhause, der Boden schwankt, schön war's! Wir kommen wieder!
Und sie sind tatsächlich 2 Jahre später wieder gekommen. Die Rückreise von Kirkenes nach Bergen ist auf unserer Seite Hurtigruten Südgehend beschrieben.
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Autor: Rudi Kronenberger; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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