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Hurtigruten Tag 9: Tromsö - Harstad - Stokmarknes - Stamsund

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Schon der 9. Tag an Bord der Hurtigrute, und nach dem nächtlichen Aufenthalt in Tromsö, verbunden mit einer kurzen Nacht, vielleicht noch etwas müde; Wenn es auch schwerfällt, man sollte dennoch versuchen vor der Ankunft in Harstad auf den Beinen zu sein. Denn während die "Südgehende" um 8:00 Uhr einläuft, macht sich die "Nordgehende" gerade wieder auf den Weg. Der weitere Tagesablauf und Kurs des Schnelldampfers steht heute ganz im Zeichen der beiden Inselgruppen Vesteralen und Lofoten. Zwei Namen, bei denen der Norwegenkenner glänzende Augen bekommt.

Karte Lofoten

Unter der Bezeichnung "Inselpanorama Vesteralen" wird in Harstad (siehe auch Tag 5) ganzjährig ein Ausflug angeboten, der mit einem kurzen Rundgang durch die Stadt und einem Besuch der Kirche von Trondenes beginnt. Auf der anschließenden Busfahrt erlebt man dann einen Teil der Inselwelt Vesteralens. In Sortland, dem übernächsten Hafen, geht es wieder an Bord der Hurtigrute. Diese verlässt Harstad zunächst mit nördlichem Kurs, passiert backbords noch einmal die Kirche von Trondenes, um dann westwärts in den Toppsund einzufahren. Auf der Steuerbordseite die Insel Grytöya, backbords Hinnöya, die größte norwegische Insel, welche den Kurs des Schnelldampfers bis zum späten Nachmittag begleitet.

Am Ende des Sundes kommt in der Ferne die Insel Andöya langsam näher. Sie markiert den nördlichsten Teil der Vesteralen. Der südliche Bereich der Insel wird geprägt von bis zu 700 m hohen Gipfeln, im Norden wird die Insel flacher, es dominieren Moore und ausgedehnten Moltebeerfelder. Die Moltebeere ist eine kleine nordische Kostbarkeit. Wegen ihres Vitamin C- Gehaltes war sie schon immer eine begehrte "Medizin".

MS Midnatsol

Vor dem Hintergrund der Andöyagipfel kommt Risöyhamn in Sicht. Vor dem Einlaufen in den Hafen wird die 4,5 km lange Risöyrinne passiert; Auf diesem Streckenabschnitt musste man etwas nachhelfen um genügend Wasser unter dem Kiel der Schnelldampfer zu haben. Hier bildet eine etwa 1 m unter der Wasseroberfläche liegende Sandbank ein Hindernis für die Schifffahrt. Schon 1875 begann man daher mit den ersten Ausbaggerungsarbeiten. Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Rinne mehrmals vertieft, aber erst 1922 war sie tief genug um auch der Hurtigrute eine Durchfahrt zu ermöglichen. Als diese Arbeit vollendet war fand die Eröffnung in Anwesenheit von König Haakon VII statt. Man übertreibt nicht, wenn man behauptet, dass mit der Einbeziehung der Vesteralen in die Schnelldampferlinie eine neue Epoche für die Inselgruppe eingeleitet wurde. Denn bisher war die Hurtigrute gezwungen dieses Gebiet weit im Westen liegen zu lassen und an der Ostseite der Insel Hinnöya durch den Tjeldsund zu fahren.

Hat man Risöyhamn erreicht, wird man sich vielleicht etwas wundern warum hier überhaupt angelegt wird, denn der Ort hat gerade mal 350 Einwohner. Allerdings stehen dahinter 6.400 Einwohner des Verwaltungszentrums Andenes. Andenes, an der Nordspitze der Insel gelegen, ist ein schöner Fischerort. Seine Haupteinnahmequelle war immer der Fischfang. Im 17. Jahrhundert, als die Fischerei an der ganzen Küste drastische Einbußen hinnehmen musste, wurde der Ort Stützpunkt niederländischer Walfänger. Heute werden dort Walsafaris angeboten, die einem die Möglichkeit bieten, Pott-, Schwert- oder Zwergwale zu beobachten.

Zwischen Sortland und Stokmarknes Der Schnelldampfer nähert sich Risöyhamn. Sonnenaufgang über der Insel Rolla. Blick vom Hurtigrutenkai in Harstad über den Vagsfjord.

Der Aufenthalt in Risöyhamn ist nur kurz, beim Ablegen schwenkt die Hurtigrute auf südlichen Kurs und passiert unmittelbar nach Verlassen des Hafens die 750 m lange Brücke, welche Andöya mit Hinnöya verbindet. Insgesamt 5 Brückenbauwerke sorgen seit 1978 für einen fährfreien Anschluss aller großen Vesteralen-Inseln an das Straßennetz auf dem Festland.

Eine gute Stunde später kommt die 961 m lange Brücke über den Sortlandsund in Sicht. Steuerbordseitig begleitet uns nun Langöya, die drittgrößte Insel des Landes. Auf ihr liegt Sortland, mit seinen 4.000 Einwohnern und dank seiner zentralen Lage im Inselgebiet das Verwaltungszentrum der Vesteralen. Die meisten der 17.000 Inselbewohner leben in Siedlungen auf deren Westseite, in unmittelbarer Nähe zu den reichen Fischgewässern. Wie die anderen Vesteralen-Inseln war auch Langöya schon früh besiedelt. Man hat Gegenstände aus der Wikingerzeit gefunden und die alten Ortsbezeichnungen wie Bö (Haus), Hov (heidnischer Tempel) oder Vik (Bucht) stammen sogar noch aus der Zeit vor den Wikingern.

Seit der Abfahrt in Harstad sind 5 Stunden vergangen. Backbords liegt immer noch die von Fjorden und Buchten zerfurchte Küste der größten norwegische Insel. Dort kommt jetzt mit dem 1262 m hohen Möysalen der höchsten Berg der Vesteralen in Sicht. In Fahrtrichtung, noch weit voraus, die ersten Gipfel der Lofoten. Auf der Steuerbordseite schiebt sich der Ostzipfel von Hadselöya, der letzten Vesteralen-Insel ins Fahrwasser. Das Tor zum dortigen Hafen Stokmarknes, bildet die 1020 m lange Brücke, welche die Insel mit Langöya verbindet. Die Topografie der Insel ist völlig untypisch für norwegische Verhältnisse. Fast rund, hat sie keinerlei Fjorde oder tiefe Buchten zu bieten. Ihr Umfang entspricht der klassischen Marathonstrecke von 42,195 km, was fast zwangsläufig dazu führen musste, das hier jedes Jahr im August ein Volksmarathon abgehalten wird.

Zwischen Harstad und Risöyhamn. Insel Grytöya im Toppsund Auf dem Weg nach Stokmarknes In Stokmarknes

Stokmarknes erhielt 1776 Handelsprivilegien. Von 1851 bis 1939 wurde hier jedes Jahr Markt abgehalten. Hierher kamen die Menschen aus dem ganzen Nordland. Bauern und Händler mit ihren Booten und Waren, Gaukler schlugen hier ihre Zelte auf, hier amüsierte sich das Volk Mit dem Sterben dieser Märkte im Zweiten Weltkrieg ging ein wertvolles Stück nordischer Kultur verloren.

Ein Meilenstein in der Geschichte des norwegischen Schiffsverkehrs wurde 1881 hier in Stokmarknes mit der Gründung der Vesteralen Dampfschifffahrtsgesellschaft gesetzt. Hier liegt die Wiege der Hurtigruten! Ihrem Gründer Richard With wurde mit dem Hurtigrutenmuseum in Sichtweite der heutigen Anlegestelle ein Denkmal errichtet.

Kein Passagier sollte sich dieses Museum und die Geschichte der Schnelldampferlinie entgehen lassen. Größtes Ausstellungsstück ist die MS Finnmarken. Auf Land gesetzt und in das Museumsgeschehen einbezogen vertritt das 1956 gebaute Schiff die Generation des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg (siehe hierzu auch die Seite Geschichte der Hurtigruten).

Nach dem Ablegen in Stokmarknes geht es mit Kurs Südost dem Raftsund und Trollfjord entgegen. Zunächst überqueren wir den Handselfjord. Dabei geht der Blick übergangslos von den mächtigen Gipfeln der Insel Hinnöya zum grandiosen Küstenprofil der Lofoten, das sich weit nach Südwesten zieht. Unbeirrt nähert sich der Schnelldampfer den vor uns liegenden Felswänden. Von einer Einfahrt in den engen Raftsund ist nichts zu sehen. Aber irgendwo gibt es dann doch ein überraschendes "Sesam öffne dich" und schon liegt der weit gespannte Bogen der Sundbrücke wie eine weit geöffnete Pforte vor uns. Hinter dieser Pforte liegt ein Streckenabschnitt, der zu den nicht mehr zu überbietenden landschaftlichen Höhepunkten der Reise zählt.

Im Trollfjord Im Raftsund. Vor dem Hintergrund schneebedeckter Gipfel liegt die Einfahrt in den Trollfjord. Begegnung im Raftsund

Wir fahren ein in den 26 km langen Raftsund, machen auf etwa halber Strecke einen Abstecher in den Trollford um dann weiter den Weg nach Svolvaer, dem nächsten Hafen einzuschlagen. Was die Passagiere bis zur dortigen Ankunft erwartet ist nur schwer zu beschreiben. Diese Landschaft muss man spüren, in sich aufsaugen; Glücklich all jene, die nicht durch Foto- oder Videokram in Stress geraten, sondern einfach nur sehen und staunen können.

Der Raftsund verbindet die Inselgruppen der Lofoten und Vesteralen. Bis zu 1000 m hohe Gipfel begleiten die Fahrt der Hurtigrute, die wie auf einem langgestreckten, stillen Fluss durch ein tief eingeschnittenes Tal gleitet. Es ist schwer zu sagen, wann es im Sund am schönsten ist. Hier hat jede Jahreszeit ihren besonderen Reiz und jeder Tag bietet ungeahnte Möglichkeiten diese Landschaft in grandiosen Wetter- und Lichtstimmungen zu erleben, wie sie nur der hohe Norden hervorbringen kann.

Hat in den Sommermonaten die Hurtigrute die engsten Stellen des Raftsundes hinter sich gelassen, schwenkt der Bug nach Westen, zwängt sich durch den kleinen Swartsund und nimmt Kurs auf den Eingang des Trollfjordes. Scheint es nur so, oder wird es wirklich stiller an Bord, wenn das Schiff langsam an den fast zum Greifen nahen, steil aufragenden Felswänden vorbei in den Trollfjord einfährt; Nur ganze 2,5 km lang, davon etwa die Hälfte nicht viel mehr als 100 m breit, umgeben von bizarren Gipfeln, die Höhen von bis zu 1146 m erreichen, bietet der Trollfjord einen Anblick der seines gleichen sucht und den viele Passagiere als Höhepunkt der Reise bezeichnen. Vorsichtig, sehr vorsichtig, die Felswände in gefährlicher Nähe, wendet die Hurtigrute im Innern des Fjordes und gleitet langsam wieder zurück in den Raftsund.

Schnee und Eis im Raftsund Märzabend im Raftsund. Die Hurtigrute passiert die Einfahrt in den Trollfjord.

Bisweilen ist es vorgekommen, dass rießige Schwärme Lofotendorsch in den Trollfjord geraten sind, was dann zu märchenhaften Fängen führte. So auch im Jahre 1890 als es zur Trollfjordschlacht kommt. Moderne Dampfboote haben sich quer vor die Einfahrt des Fjordes gelegt, um den Fischern in ihren Segel- oder Ruderbooten die Einfahrt zu verwehren. Sie wollen den Fjord mit Senknetzen selber leer fischen. Die Fischer in ihren Booten erkämpfen sich aus purer Not mit Rudern und Bootshaken den freien Zugang zum Fjord. Genau betrachtet war dieses Ereignis wohl der erste große Kampf zwischen Großkapital und kleinen Fischern um die Ressourcen des Meeres.

Kurz bevor wir den Raftsund verlassen, liegt auf der Backbordseite der kleine Ort Digermulen. Im Juli 1889 besuchte Kaiser Wilhelm II. zum ersten Mal diesen Ort und legt damit den Grundstein für den Lofoten -Tourismus. Nun dauert es nicht mehr lange und die Hurtigrute wendet sich nach Westen, um Svolvaer anzusteuern. Bis zur dortigen Ankunft bleiben steuerbords noch lange die höchsten Berge der Lofoten im Blickfeld.

Lofotenansicht Lofotenansicht Lofotenansicht Lofotenansicht

Gerne würde man die Liegezeit in Svolvaer (siehe auch Tag 4) nutzen um etwas durchzuatmen, um die Erlebnisse des Tages zu verarbeiten. Aber in den Sommermonaten wird hier ein eindrucksvoller Busausflug angeboten. Die Fahrt führt durch die ursprüngliche, grandiose Landschaft der Lofoten und zu spektakulären Aussichtspunkten. Man besucht den schönen Fischerort Henningsvär und lernt anhand einer Diashow die Lofoten zu allen Jahreszeiten kennen. In Stamsund geht es wieder an Bord.

Und da die landschaftlichen Höhepunkte von See aus heute nicht mehr zu überbieten sind, kann es nicht schaden, wenn man diesen Landausflug nutzt, um auf einen perfekten Tag noch ein Sahnehäubchen zu setzen. Wieder alle Mann an Bord, verlässt die Hurtigrute um 21:30 Uhr Stamsund. Die Inselwelt der Lofoten bleibt langsam am Heck des Schiffes zurück, vor uns liegt die offene Meeresstrecke des Vestfjordes. Hoffen wir auf eine sturmfreie Nacht!

Manfreds Reisetagebuch

Mittwoch, den 11. März 1992

Die Fahnen der Midnatsol bleiben bis Trondheim auf Halbmast, von dort bringt man Dieter mit dem Flugzeug zurück nach Deutschland.

Während Henry und die anderen Passagiere von dem ganzen gestrigen Drama zunächst nichts mit bekommen haben, sitzt Claus und mir der Schock noch in den Knochen. Bevor die anderen Passagiere vom Tod erfahren, weiß natürlich die Besatzung Bescheid. Deren Fürsorge ist rührend und wird uns unvergessen bleiben. Wie zum Beispiel Grids Reaktion als wir nicht zum Mittagessen erscheinen. Sie stöbert uns auf um uns ans Buffet zu scheuchen. Aber uns ist einfach nicht nach Essen und Speisesaal. Sie runzelt nur die Stirn, macht kehrt und ist wenige Minuten später mit zwei gehäuften Tellern voller Köstlichkeiten wieder zur Stelle. Wir kapitulieren vor so viel Fürsorge.

Der heutige Tag hat mit Sonnenschein begonnen, als wir aber auf Risöyhamn zusteuern liegt in Fahrtrichtung eine dunkle Wolkenwand. Dort tauchen wir ein in Nebel und Schneegestöber. Bis Stokmarknes ist die Sicht gleich null. Lesen ist angesagt. In Stokmarknes hört es auf zu schneien und kurz vor der Einfahrt in den Raftsund reist der Himmel etwas auf. Schon jetzt herrscht eine wahnsinnige Stimmung, aber dann explodiert der Himmel regelrecht.

Über dem Raftsund liegt ein unglaubliches Licht. Sogar einige Besatzungsmitglieder, die auf der Hurtigruten sicher schon manches gesehen haben, kommen mit den Kameras angeflitzt um das Schauspiel einzufangen. Als wir den Raftsund verlassen ist die Vorstellung vorbei, die Nacht bricht an und in Svolvaer schneit es bereits wieder. Zusätzlich frischt auch noch der Wind auf. Ich glaube das wird zwischen Stamsund und Bodö eine "bewegte" Nacht. Die Tabletten sind sicherheitshalber eingenommen!

Donnerstag, den 12. September 1996

Heute Wetter und Temperaturen wie auf einer Mittelmeer-Kreuzfahrt. Die Landschaft aber um vieles schöner und grandioser. Die höchsten Gipfel der Vesteralen und Lofoten sind von Neuschnee überzuckert. Der Raftsund im fantastischen Gegenlicht, der Trollfjord einfach grandios. Am liebsten würde man die Kamera ins Wasser schmeißen um alles in Ruhe betrachten zu können.

Die rheinischen Frohnaturen haben den Landausflug Svolvaer - Stamsund gebucht. Als sie in Stamsund wieder an Bord kommen sind sie vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen. Ich glaube, da haben wir was verpasst! Als wir in Stamsund ablegen, liegt über der schwarzen Kette der Lofotwand noch ein letzter Schimmer von Abendrot.

Montag, den 14. September 1998

Nun sind sie also vorbei, diese herrlichen Tage auf den Lofoten; Etwas traurig stehen wir an der Reling der MS Narvik als wir in Stamsund ablegen. Wir trösten uns mit der noch verbleibenden Zeit auf der Hurtigruten und einem Bier in der Bar. Als wir gerade in die Federn wollen wird Polarlicht gemeldet. Der Himmel bereitet uns ein grandioses und farbenprächtiges Abschiedsgeschenk. Wahnsinn!

Mittwoch, den 16. Februar 2000

Vor Harstad beginnt der Tag mit einer farbenprächtigen Dämmerung. Der Himmel leuchtet in unvorstellbaren Farben. Während der Liegezeit in Harstad kommt die Sonne über den Horizont und verwöhnt uns fast den ganzen Tag. Allerdings ändert das nichts an den Temperaturen, es ist und bleibt lausekalt.

Die nordgehende Midnatsol liegt in Harstad noch am Kai, wir machen natürlich einen Besuch. Bekannte Gesichter unter der Besatzung sind nicht zu erkennen und Passagiere drängeln sich auch nicht gerade wie die Lemminge. Beim Frühstück sind gerade mal 6 zu sehen (Passagiere natürlich, nicht Lemminge).

Später im Risöysund eine geschlossene Eisdecke, allerdings zu dünn um der Narvik Probleme zu machen. Locker wird das Eis aufgebrochen und die losgelösten Eisteile fegen knirschend übers feste Eis. Faszinierend!

In Stokmarknes ist das neue Hurtigrutenmuseum unter Einbeziehung der MS Finnmarken gleich neben der Anlegestelle fertig. Leider bleibt mir keine Zeit für einen Besuch, ich muss ins Zentrum traben um Filme zu kaufen. Hab mich total verkalkuliert.

Ja und dann der Raftsund! Mit dem letzten Tageslicht passieren wir die Raftsundbrücke. Der Himmel ist vollkommen klar, das Wasser glatt wie ein Spiegel. Alleine am Bug stehend genieße ich diesmal den Raftsund ohne zu fotografieren. Wenn es nur nicht so kalt wäre. Auf Höhe des Trollfjordes gebe ich mich blau gefroren geschlagen und verkrümle mich zu den anderen in den Panoramasalon.

Freitag, den 2. April 2004

Gestern Abend bin ich im wahrsten Sinne des Wortes in meine Koje gekrochen. Die richtige Lage zu finden war mit heftigen Schmerzen verbunden. Dann aber überraschend gut geschlafen. Mittlerweile habe ich begriffen welche Bewegungen ich unterlassen muss um möglichst ohne Schmerzen zu sein. Aber Lachen, Niesen oder Husten ist absolut verboten.

Ansonsten ein Tag ohne ein einziges Wölkchen am Himmel! Nur Sonne, Sonne, Sonne! Trotz der verschneiten Landschaft spürt man, es wird Frühling in Nordnorwegen! Dieser Meinung ist auch Ingrid, die uns als Reiseleiterin auf dem Landausflug zwischen Harstad und Sortland begleitet. Ihre Definition von Frühlingsanfang: "Wenn in den Straßen langsam der Schnee schmilzt, der Schnaps und die Kerzen im Haus alle und die Mädchen schwanger sind, dann wird es Frühling in Nordnorwegen."

In Sachen schwanger weiß sie wovon sie redet! Über ihr Handy ist Ingrid mit der Vesteralen in Verbindung, das Schiff hat mit einer Stunde Verspätung in Risöyhamn abgelegt. Es wurde sehr viel Fracht geladen. Ich sehe die Möglichkeit einer Begegnung mit dem Schiff beim Überqueren der Sortlandbrücke schwinden. Aber meine Bedenken sind unbegründet. Ingrid und der Busfahrer beherrschen das perfekte Timing. Als wir auf der Brücke sind wird kräftig auf die Hupe gedrückt, unter uns dröhnt die Schiffssirene und ich hab den Finger am Auslöser. Einsam an Deck stehend winkt Jörg zu uns herauf.

In Sortland geht es wieder an Bord. Über den verschneiten Bergen der Vesteralen und Lofoten wölbt sich ein wolkenloser Himmel und im Raftsund fehlt zu einem perfekten Tag nur noch die Einfahrt in den Trollfjord. Wegen angeblicher Lawinengefahr wird daraus aber nichts.

Beim Abendessen hat jeder, Personal eingeschlossen, auffällig gute Laune. Claus steht da nicht hinten an und unterhält den Nebentisch mit "Lyrik", oder das was er darunter versteht. Unter anderem mit einem Liebesgedicht das er vor langer, langer Zeit seiner Freundin geschrieben hat:

Gestern Abend saß ich auf dem Klo,
doch in Gedanken war ich anderswo (nämlich bei Dir).
Gar lange bin ich da gesessen,
doch leider hatt' ich was vergessen.
Und die Moral von der Geschicht,
Hose runter, sonst geht's nicht!

Weihnachten an Bord: Freitag und Samstag, den 24. und 25. Dezember 2010

Heiligabend

Hurtigruten Hurtigruten

Nach einer kurzen Nacht habe ich in Harstad die nordgehende Nordkapp verpasst, wollte fotografieren, bin aber nicht aus den Federn gekommen. Himmel bedeckt, zwischendurch leichter Schneefall bei einer Temperatur knapp unter 0°C. So gegen 10 Uhr wird es langsam hell. Es ist kein Problem die Anfahrt auf Risöyhamn und die Landschaft der Vesteralen zu fotografieren. Trotz geschlossener Wolkendecke sind die Lichtstimmungen auf der Fahrt nach Sortland und Stokmarknes nicht gänzlich schlecht. Bisweilen schimmern Teile des Himmels in zartem Rosa. Zwischen 13:00 und 14:00 dann super "Morgenrot/Abendrot" in Fahrtrichtung über den fernen Gipfeln der Lofoten. Wir sind von dem Schauspiel so angetan, dass wir beinahe das Mittagessen verbummeln. Während schon für das Abendessen eingedeckt wird, verlassen wir als letzte das Restaurant.

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Um 14:15 Uhr pünktliche Ankunft in Stokmarknes und 1 Stunde Aufenthalt. Die nutzen wir für einen kleinen Spaziergang. Das Hurtigrutenmuseum hat heute verständlicherweise, aber leider geschlossen. Weihnachtliche Stille herrscht in den mit Neuschnee überzogenen Straßen. Es ist kaum jemand unterwegs und nur selten fährt ein Auto vorüber.

Nach dem Ablegen in Stokmarknes hat wieder leichter Schneefall eingesetzt und so geht es diesmal ohne Mondlicht bei Dunkelheit durch den Raftsund und ein Abstecher in den Trollfjord ist heute kein Thema. Es ist Heiligabend und man will so schnell wie möglich und Pünktlich um18:00 Uhr in Svolvaer eintreffen um das Weihnachtsfest zu feiern. Die MS Nordlys bleibt bis morgen Abend um 19:30 Uhr in Svolvaer. Für alle Hurtigrutenschiffe die unterwegs sind verschiebt sich der Fahrplan an Weihnachten um 24 Stunden. Diese Gepflogenheit wurde vor einigen Jahren eingeführt, denn früher wurde auch an Weihnachten der Fahrplan strickt eingehalten.

Um 18:30 Uhr treffen sich alle Passagiere und Besatzungsmitglieder im Panoramasalon. Dieser ist heute gut gefüllt, denn in den letzten Tagen sind so nach und nach die Angehörigen der Besatzungsmitglieder und andere Norweger an Bord gekommen um auf der Nordlys das Weihnachtsfest zu feiern. Insgesamt dürften es jetzt so um die 120 Passagiere in den Altersgruppen von 3 bis 93 sein. Es wird Glühwein mit Rosinen und Nüssen ausgeschenkt. Normalerweise nicht unser Fall, aber hier schmeckt es lecker.

Mit dem Vorlesen der Weihnachtsgeschichte auf Norwegisch und Englisch durch den Kapitän beginnt das offizielle Weihnachtsfest an Bord. Anschließend geht es ins Restaurant zum Julbord, dem traditionellen Weihnachtsbuffet der Norweger. Alle Passagiere sind entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten super fein angezogen. Manche Damen in langen Kleidern, sogar ich trage Anzug und Krawatte !!! Zur Feier des Tages bestellen wir uns wieder einen Beaujolai und dann schauen wir mal nach was das Julbord zu bieten hat. Dort wo sich die meisten Passagiere drängen kann man sicher sein, dass es sich fast ausschließlich um Norweger handelt, welche sich kulinarische Köstlichleiten wie z. B. Pinnekjött, Rakfisk und Lutefisk auf die Teller häufen.

Es sind Nationalgerichte, die man durchaus bei der UNESCO als Weltkulturerbe anmelden könnte, denn ihre Rezepte haben sich seit dem Mittelalter nicht geändert. Ignoranten wie wir probieren davon ein wenig, und kommen zu dem Schluss: So schmeckt das Zeug auch. Aber das behalten wir natürlich für uns, schließlich gibt es ja noch genügend andere Köstlichkeiten. Das gilt selbstverständlich auch für die Nachspeisen. Nur um die ebenfalls traditionelle Schüssel Milchreis mache ich einen großen Bogen. Denn wenn es etwas gibt, wovon mir schlecht wird, Seekrankheit mal ausgenommen, dann ist es Milchreis. Da bin ich traumatisiert.

Hurtigruten

Bevor es nach dem Essen mit Kuchenbuffet und Tanz um den Weihnachtsbaum in der Bar auf Deck 4 weiter geht, suchen wir zum Durchatmen kurz unsere Kabine auf. Dort werden wir von einem kleinen Weihnachtsgeschenk der Rederei in Form eines kleinen Körbchens mit Weihnachtskarte, Apfel und einer Schachtel Pralinen überrascht. Dann wird es aber Zeit für die Köstlichkeiten am Kuchenbuffet. Außerdem kommt bald der Weihnachtsmann um seine Geschenke an Passagiere, Besatzungsmitglieder und deren Kinder zu verteilen.

Wer etwas zu verschenken hatte, konnte die Päckchen mit Namensschild versehen und beim Reiseleiter abgeben. Wir schenken uns nichts, unser gegenseitiges Weihnachtsgeschenk ist diese Reise. Für alle Passagiere gibt es aus dem großen Sack des Weihnachtsmannes noch einen weihnachtlichen Umschlag mit einer DVD des Hurtigrutensongs "Beautiful Voyage", der hinterlegt ist mit kurzen Hurtigrutenfilmsequenzen. Der Song ist nicht schlecht, kann aber gegen den von Kari Bremnes nicht anstinken. Als nächstes sind die einstudierten Weihnachtslieder an der Reihe und das traditionelle Umrunden des Weihnachtsbaumes unter Anführung des Kapitäns. Danach singen zwei der englischen Passagiere spontan noch ein weihnachtliches Duett.

Damit ist der "offizielle" Teil des Abends beendet, nun darf das Tanzbein geschwungen werden. Wir machen davon regen gebrauch. Gegen 24 Uhr fallen wir erschöpft vom Tanzen und Essen in unsere Koje.

1. Weihnachtsfeiertag

Nach dem schönen und "anstrengenden" Weihnachtsabend haben wir keine Eile um aus den Federn zu kommen. Sind erst so gegen 9 Uhr beim Frühstück und befinden uns damit in guter Gesellschaft. Die meisten Passagiere lassen es heute langsam angehen.

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Danach machen wir einen Rundgang durch den Ort und überqueren die Brücke, welche zu den Inseln auf der anderen Seite des Hafens führt. Im normalen Hurtigrutenfahrplan fehlt einem dafür immer die Zeit. Es ist ein herrlicher Morgen mit schönen Stimmungen und ungewöhnlich klarer Luft, wie sie nur ein Wintertag hervor bringen kann. Dabei herrscht noch nicht einmal klirrende Kälte, sondern nur angenehme -3°C. Auf den Straßen ist kaum jemand unterwegs. Wenn man schon mal jemand trifft, dann sind es Passagiere der Nordlys. Zum drinnen Sitzen ist der Tag zu schade, deshalb lassen wir den Weihnachtsbrunch sausen und gehen erst wieder an Bord, als wir uns zum Kirchenbesuch umziehen müssen.

Um 12:15 Uhr Busabfahrt zur Weihnachtsmesse in der Kirche von Kabelvag, einer wunder schönen Holzkirche. Der Gottesdienst beginnt mit zwei uns unbekannten norwegischen Weihnachtsliedern. Unter Orgelbegleitung von einer jungen Frau mit fantastischer Stimme gesungen. Da geht einem das Herz auf. Während des weiteren Gottesdienstes werden 4 Kinder getauft. Nach jeder Taufe nimmt die Pfarrerin das Kind auf den Arm, zeigt es der Gemeinde und heißt es als neues Mitglied der Kirche willkommen. Eine schöne Geste. Nachdem alle Kinder getauft sind, singt ihnen der Kirchenchor ein Wiegenlied. Das erklärt uns die Frau des Hotelmanagers auf der Nordlys, sie sitzt neben Ute auf der Kirchenbank. Orgelspiel und ein Gesangssolo der jungen Frau beschließen diesen stimmungsvollen Weihnachtsgottesdienst.

Hurtigruten

Kurz nach 15 Uhr sind wir wieder an Bord und hoffen, dass vom Kuchenbuffet noch etwas übrig ist. Nach dem wir den Brunch haben ausfallen lassen, könnte ein ordentliches Stück Kuchen nicht schaden. Wir haben Glück, neben ausreichend Kuchen stehen da noch verschieden Schüsseln mit Nüssen, Keksen und Feigen. Bis zum Abendbuffet um 18 Uhr müssen wir also nicht Hunger leiden.

Vor dem Essen gehe ich, Ute hat keine Lust, noch zu Magic Ice. Hier erlebt der Besucher, nur wenige Meter vom Hurtigrutenkai entfernt, ein Eis-, Licht- und Tonspektakel, in dem die Kultur der Lofoten vom Fischfang bis zur Hurtigruten von norwegischen Künstlern dargestellt wird. „Die Lofoten in Kristallform“ verkünden die Veranstalter. Na ja, mich reißt der Besuch jetzt nicht gerade vom Sitz. Kann man sich für 95Nkr.(13 Euro) angucken, kann es aber auch sein lassen, ohne deshalb viel versäumt zu haben. Pünktlich um 19:30 Uhr legen wir in Svolvaer ab, die weihnachtliche Pause des Hurtigrutenfahrplanes ist damit beendet.

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