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Unterwegs in Island
Island ist kein Reiseziel, bei dem man seinen Urlaub an einem Platz verbringt, zumindest wenn man einiges von Land und Leuten sehen will. Der größte touristische Schatz Islands ist ja die bezaubernde wildromantische Landschaft mit ihren unterschiedlichen Sehenswürdigkeiten, und um die kennenzulernen sollte man sich auf Tour begeben. Möglichkeiten dazu gibt es einige, doch die aus unserer Sicht am meisten zu empfehlende ist die Fahrt mit dem Auto.
Um aber erst einmal auf die Insel zu kommen, muss man den Weg über das Wasser nehmen, denn eine Verbindung per Brücke oder Tunnel gibt es nicht. Fährverbindungen sind vorhanden, doch sind diese langwierig und verhältnismäßig teuer. Der übliche Weg wird deshalb die Anreise per Flugzeug sein.
Anreise nach Island
Möchte man mit dem eigenen Wagen nach Island reisen, wird man um eine Fahrt mit der Fähre nicht herumkommen. Sinnvoll ist dies unser Ansicht nach jedoch nicht, denn die ganze Prozedur wird unverhältnismäßig teuer. Besser kommt man sicher damit, sich auf der Insel einen Mietwagen zu nehmen. Überhaupt ist die Reise mit der Fähre sicher ein interessantes Erlebnis, kostet aber auch viel Zeit. Einige zusätzliche Tage muss man für den Urlaub einplanen, denn die Fähre startet in Dänemark. Man kann auch in Norwegen zusteigen, doch auch dorthin muss man ja erst einmal kommen.
Wenn einem eine Schifffahrt gefällt und man die nötige Zeit zur Verfügung hat, dann kann die Fahrt schon eine Alternative sein, zumal auf dem Schiff für umfangreichen Zeitvertreib gesorgt ist. So gibt es ein Hallenbad, Kinderbetreuung, Spiele und Fitnesscenter. Bedenken sollte man aber trotzdem, dass all dies seinen nicht geringen Preis hat und die Urlaubskosten im sowieso schon teuren Island stark in die Höhe treiben kann. Die Unterbringung in der Nacht ist auch nicht gerade das Erstrebenswerte, zumindest wenn man in bezahlbaren Grenzen bleiben will oder muss. Enge Pritschen und sechs bis neun Liegen in einer Kabine sind die Regel. Unter Platzangst sollte man möglichst nicht leiden, denn dann wird die Überfahrt zur Qual.
Unbestreitbar hat solch eine Schiffstour natürlich ihre Reize, zumal bei einigen Touren Abstecher auf die Färöer Inseln unternommen werden. Beeindruckend ist auch die Fahrt durch die Inselgruppe, zumindest wenn das Wetter mitspielt. Wir denken aber, die Nachteile überwiegen bei weitem und würden auf jeden Fall den Flug favorisieren.
Es besteht noch die Möglichkeit beides zu verbinden, indem man fliegt und das eigene Fahrzeug per Containerschiff auf die Insel bringen lässt. Dazu braucht man jedoch noch mehr Geduld und Zeit, denn zu den reinen Fahrzeiten kommen noch die Entlade- und Löschzeiten, die bis zu zwei Tagen dauern können. Der erforderliche Papierkram ist auch nicht gerade eine einladende Sache.
Auf Tour durch Island
Für Urlauber, die eine geführte Tour unternehmen, erübrigt sich die Frage nach den besten Fahrtmöglichkeiten und den Besonderheiten des Straßenverkehrs auf der Insel. Startet man auf eigene Faust, dann ist es schon nützlich, sich im Vorhinein ein Bild der Verkehrsverhältnisse zu machen, ganz gleich, ob man das Fahrrad, den Bus oder das eigene Auto nutzt.
Ja, es gibt Unentwegte, die Island per Fahrrad erkunden. Auf unserer Tour begegneten uns relativ oft Radfahrer, teils bepackt wie ein „Lastesel“. Es ist sicher ein gewaltiges Erlebnis, die Insel auf dem Fahrrad zu durchstreifen.Man ist der Natur dabei so nah wie sonst selten. Aber man sollte sich auch sehr genau überlegen, ob man dieses Unternehmen durchhalten möchte und kann. Islands Natur ist rau und die Landschaft hat neben nicht selten auftretenden Wetterunbilden auch sehr schwierige Wegstrecken zu bieten. Es war gar nicht so selten, dass wir Radfahrer sahen, die unter Aufbietung aller Kräfte gegen den starken Wind ankämpften oder sich an einem steilen Hang abmühten. Ein Kompromiss ist die Mitnahme des Fahrrades auf dem Auto, so dass man von verschiedenen Punkten aus kürzere Touren unternehmen kann. Allerdings muss das Fahrzeug geeignet sein, was bei einem Mietwagen nicht unbedingt zutreffen muss.
Eine schnelle und sehr beeindruckende Möglichkeit, von einem Ort der Insel zum anderen zu kommen, ist das Fliegen. Vom Inland-Flughafen in Reykjavik gibt es verschiedene Linien zu den größeren Städten und zu einigen vorgelagerten Inseln. Zum Programm gehören auch Rundflüge über Island, ein Erlebnis, das man sicher nicht so schnell vergisst. Besonders preiswert ist das Vergnügen in der Luft allerdings nicht.
Zur Erkundung Islands kann man durchaus auch den Linienbus in Erwägung ziehen, denn das Busnetz auf der Insel ist sehr gut ausgebaut, zumindest entlang der Nationalstraße 1, der Ringstraße. Der große Vorteil dabei ist, dass man an jeder beliebigen Stelle der Strecke aus- und einsteigen kann. Nachteilig wiederum dürfte sein, dass man auf diese Weise zumindest keine größeren Touren entfernt von der Ringstraße unternehmen kann. Speziell im Sommer gibt es verschiedene Buspässe, die jeweils in einer Richtung der Ringstraße gelten. Interessant wird der Bus, wenn man eine Tour ins Hochland plant, aber kein geländegängiges Fahrzeug hat. Von verschiedenen Orten der Insel führen die Linien ins Hochland, so dass man Tagestouren dorthin durchführen kann.
Am unabhängigsten und flexibelsten ist man jedoch zweifelsohne mit dem Auto. In den meisten Fällen wird das ein Mietwagen sein, denn das eigene Auto mitzubringen ist doch sehr umständlich. Man kann das Fahrzeug in Island mieten. Wir schwören aber auf das vorherige Anmieten beim Buchen der Reise. So weiß man im Normalfall, dass alles klar geht und bei der Ankunft entsteht keine zusätzliche Hektik und Aufwand durch die Prozedur des Anmietens. Da wir gegen Mitternacht ankamen, wussten wir es zu schätzen, dass die Formalitäten schon weitgehend vorbereitet waren und die Übernahme des Wagens rasch erfolgen konnte.
Mietet man einen PKW an, steht die Frage, ob es ein Allradfahrzeug sein soll oder normaler Antrieb. Will man mit dem Wagen ins Hochland, dann gibt es keine Wahl, hier ist 4x4 Pflicht und schlichtweg Voraussetzung. Sicher gibt es außerhalb des Hochlandes auch die eine oder andere Stelle, an der man ohne 4x4 nicht weiterkommt. Doch das sind die Ausnahmen, im allgemeinen ist ein PKW mit Normalantrieb völlig ausreichend. Wir hatten einen Kleinwagen gemietet und sind damit problemlos über die Runden gekommen.
Zwei- oder dreimal trafen wir auf etwas schwierigere Wegstrecken, die es schon in sich hatten, z.B. die Straßen zum Wasserfall Dettifoss und zur Halbinsel Dyrhólaey. Doch im Endeffekt war auch das zu schaffen. Gerade die touristisch interessante und viel gefahrene Tour entlang der Ringstraße ist inzwischen ziemlich gut ausgebaut und sogar kleinere Straßen haben fast alle Asphaltbelag. In Island sind die Mietwagen alles andere als preisgünstig, und so ist der zusätzliche Betrag für ein 4x4-Fahrzeug schon sehr beachtlich.
Die Mietverträge sind nicht ohne und sollten genau gelesen werden. So werden meist eine ganze Reihe von Schadensfällen von der Versicherung ausgeschlossen, z.B. beim Durchqueren von Flüssen, Reifenschäden oder kaputte Windschutzscheiben. Auch mit dem Prüfen von Lack- oder anderen Schäden nimmt man es bei der Rückgabe des Fahrzeuges genau. Es empfiehlt sich, bei der Anmietung genau hinzusehen und evtl. schon vorhandene Schäden zu dokumentieren.
Möchte man mit einem Wohnmobil auf Tour gehen, sollte man sich im Vorfeld über die Wegstrecke kundig machen. Es gibt einige Straßen und Wege, die schlichtweg zu eng für diese Fahrzeuge sind. Ansonsten ist es wichtig, darauf zu achten, dass Ersatzrad und Werkzeug an Bord sind, denn manche Strecken sind wenig befahren und eventuelle Hilfe ist vielleicht nicht gleich zur Stelle.
Im Vorfeld unserer Reise hatten wir viel über die schwierigen und teils gefährlichen Verkehrsverhältnisse in Island gehört, können das aber nicht bestätigen. Sicher, außerhalb der Sommermonate, wenn vielleicht schon Schnee und Eis das Fahren erschweren oder bei Touren ins Hochland, werden größere Anforderungen an die Fahrkunst gestellt. In der Saison und unter einigermaßen guten Wetterverhältnissen fährt es sich unserer Ansicht nach jedoch ausgezeichnet, denn in Island hat man die Straßen größtenteils für sich und Staus oder dichter Verkehr sind gewissermaßen Fremdworte. Voraussetzung ist natürlich auch hier vernünftiges Fahren, doch das ist nicht von Island abhängig. In der Nähe des Internationalen Flughafens Keflavik sind als Mahnung einige Unfallautos aufgestellt, die zum vernünftigen Fahren animieren sollen.
Die Straßen der Insel haben schon einige Tücken. Sie sind z.B. meist sehr schmal, oft ohne befestigten Randstreifen und nicht selten geht es direkt neben der Fahrbahn einige Meter steil in die Tiefe. Wer hier bei ungünstigen Wetterverhältnissen mit überhöhter Geschwindigkeit „dahin brettert“, gewagte Überholmanöver riskiert oder sich nicht auf die Fahrbahn konzentriert, hat gute Chancen einen Unfall zu bauen. Stellt man sich jedoch auf die Bedingungen ein, dann ist das Autofahren in Island nicht komplizierter als in Deutschland oder Österreich.
Allzu viel muss man nicht umdenken, die Verkehrsregeln gleichen in den meisten Punkten denen in Deutschland, einschließlich des Rechtsverkehrs. Trotzdem gibt es einige Besonderheiten, z.B. Schilder und Markierungen, die Brücken anzeigen. Das wäre eigentlich nichts Besonderes. Doch in Island sind fast alle Brücken einspurig und es gilt hier die Regel: Wer zuerst an der Brücke ist, fährt auch als Erster darüber während der Andere rechts heran fährt und wartet. An unübersichtlichen Straßenkuppen steht oft das Schild „blindhæd“, das den Autofahrer vor eventuell entgegenkommenden Autos warnen soll. In Island gilt die Pflicht, auch am Tage das Licht einzuschalten und Alkohol ist für den Fahrer generell untersagt, es gilt die 0%-Grenze.
Beim Autofahren sollte man sich darauf einstellen, dass jederzeit und völlig überraschend Schafe vor dem Fahrzeug auftauchen können. Freilaufende Schafe gibt es hier massenhaft, und mit deren Kenntnis des Straßenverkehrs ist es nicht weit her. Trotzdem haben sie immer Vorfahrt und bei einem Unfall haftet generell der Autofahrer. Wir waren auch ein- bis zweimal nahe daran, einem unschuldigen Schaf das Lebenslicht auszupusten, obwohl wir uns strikt an die Verkehrsregeln hielten.
In Island gibt es keine Autobahn, auch auf der Ringstraße gilt deshalb die Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h für Asphaltstraßen, auf Straßen mit Schotterbelag dürfen maximal 80 km/h gefahren werden. In Ortschaften liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 50 km/h, oft ist sie aber auch auf 30 km/h beschränkt. Das alles sind natürlich die maximal erlaubten Geschwindigkeiten, bei ungünstigen Wetterverhältnissen sollte man sich den tatsächlichen Straßenbedingungen anpassen. Schließlich ist es besser, etwas später anzukommen als gar nicht.
Beim Befahren eines Kreisverkehrs gibt es eine Besonderheit zu beachten. In Island hat immer derjenige Vorfahrt, der in der inneren Spur des Kreisels fährt. Das war eines der wenigen Punkte, mit denen wir am Anfang Schwierigkeiten hatten und an den wir uns erst gewöhnen mussten. Auch ungewohnt war für uns das Tanken, denn mittlerweile sind die meisten Tankstellen auf Selbstbedienung und Kartenzahlung eingestellt. Dabei wird nicht wie bei uns getankt, bis ein voller Tank angezeigt wird, sondern man gibt vorher die Summe ein, für die man tanken möchte. Man muss also vorher genau wissen, wie viel Liter im Tank fehlen oder sicherheitshalber etwas weniger tanken.
Die Orientierung fiel uns relativ leicht. Das Straßennetz in Island ist ja nicht gerade sehr umfangreich und unübersichtlich, so dass man selten Schwierigkeiten hat, ans Ziel zu kommen. Trotzdem gibt es eine kleine Tücke. Die Namen, auch der Ortschaften und Straßen, werden in Island dekliniert. Da wir keine Kenntnisse der isländischen Grammatik hatten, suchten wir manchmal den angegebenen Namen auf der Karte vergeblich. Angekommen sind wir im Endeffekt aber immer.
Als Fazit können wir sagen, dass wir unsere Entscheidung die Insel per Mietauto zu erkunden, niemals bereut haben. Stellt man sich auf die Besonderheiten und die manchmal etwas schwierigen Wetterverhältnisse ein, dann ist solch eine Tour problemlos machbar. Island ist immer eine Reise wert, ganz gleich, ob man mit einer Reisegruppe oder auf eigene Faust die Insel erkundet. Wegen der individuellen Möglichkeiten würden wir jedoch auf jeden Fall wieder das Selbstfahren bevorzugen.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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