Empfehlenswerte Reiseliteratur über Island
Obwohl Island noch nicht zu den Top-Favoriten der Reisebranche zählt und bisher so etwas wie ein Geheimtipp für Naturliebhaber und Abenteuer-Touristen ist , fällt auch hier die Wahl der Reiseliteratur schwer. Island bietet eine solche Fülle an Sehenswertem und stimmungsvollen Bildern, dass in den Buchhandlungen eine schier unübersichtliche Menge an Bildbänden und Reiseführern zur Auswahl steht.
Nun spielt bei der Auswahl auch die Art der Reise eine Rolle. Der reine Abenteuer-Tourist, der abseits der üblichen Pfade wandelt, wird sicher ein anderes Interesse haben als der Urlauber, der vorrangig die bekannten Sehenswürdigkeiten besuchen möchte. Beide Gruppen können bei der Island-Literatur aus dem Vollen schöpfen.
Wir waren eher auf den „zivilisierten“ Straßen unterwegs. Demzufolge hatten wir uns also hauptsächlich an die klassischen Reiseführer gehalten. Sicher sind auch hier die Ansprüche sehr unterschiedlich und was den Einen anspricht, ist für den Anderen vielleicht unwichtig. Wir denken aber, dass die untenstehenden Empfehlungen bestimmt eine Hilfe bei der Qual der Wahl sein können.
Island vom Michael Müller Verlag
Normalerweise ist man gewohnt, dicke Wälzer vom Allianz Baedeker Reiseführer zu erhalten, während die anderen Bücher deutlich schmaler sind. Der Reiseführer Island vom Michael Müller Verlag sprengt mit rund 680 Seiten den Rahmen der allgemein erhältlichen Island-Reiseführer und zeigt sich als gewaltige Fleiß-Arbeit zu allen Fragen und Sehenswürdigkeiten der Insel im hohen Norden. Wer möglichst umfassende Informationen zu Island erhalten möchte, liegt mit diesem Buch genau richtig.
Der Vorteil der ausgesprochen umfassenden Informationen bringt allerdings auch einen nicht zu unterschätzenden Nachteil mit sich. Das dicke und schwergewichtige Buch wird unterwegs, vor allem auf Wandertouren, schnell zum Ballast. Man muss schon Enthusiast sein, wenn man es über Stunden durch die Landschaft schleppt.
Ansonsten erfüllte das Buch aus dem Müller Verlag, wie eigentlich immer, fast alle unsere Erwartungen. Der erste Anblick ist schon ausgesprochen positiv, das Buch erscheint in einer attraktiven und modern wirkenden Ausführung. Die Umschlaggestaltung dieser Reihe, sowohl die Bilder als auch die Schrift, sagt uns sehr zu. Schließlich ist die Information eine sehr wichtige Seite, doch auch das Auge sollte zufrieden gestellt werden.
Natürlich erfordert so ein komplexes Werk zum normalen Preis von etwa 23 Euro Kompromisse. Das hat der Verlag gelöst, indem er auf durchgängige Farbbilder verzichtete und die farbigen Fotos auf mehreren im Buch eingestreuten Seiten gebündelt hat. Der weitaus größere Teil der Bilder im Text ist schwarzweiß gedruckt, dies allerdings in relativ guter Qualität. Nun kann man geteilter Meinung sein, ob man lieber durchweg Farbbilder möchte, was das Buch verteuern würde, oder ob man mit dieser Lösung zufrieden ist. Wir finden, die sehr ausführlichen Informationen wiegen den Nachteil auf, dass nur ein Teil der Fotos farbig gedruckt ist.
Allerdings kommt man kaum um den Kauf einer separaten Karte herum, denn der Verlag hat auf die Beilage einer Karte verzichtet und setzt lediglich auf eine Mini-Ausgabe auf der ausklappbaren Umschlagseite und mehrere kleine Kartenausschnitte im Schwarz-Weiß-Druck im Innenteil des Buches. Auch der Stadtplan Reykjaviks auf der ebenfalls ausklappbaren hinteren Umschlagseite ist kaum praxistauglich.
Bei einem Buch dieses Volumens kann man erwarten, dass der Informationsteil umfangreich ist, und diese Erwartung wird nicht enttäuscht. Die Kapitel zu allen wichtigen Themen, wie Routenplanung, Aktivitäten, Klima, Kultur u.v.m. sowie das umfangreiche Kapitel „Wissenswertes von A - Z“ sind sehr informativ und ausführlich gehalten. Sicher braucht man zum Lesen und Verarbeiten schon eine gute Portion Zeit. Die ist aber für denjenigen, der sich intensiver mit diesem Gebiet beschäftigen möchte, gut angelegt.
Die Sehenswürdigkeiten und empfehlenswerten Wanderrouten sind in einer Ausführlichkeit geschildert, die man so selten findet. Da bleiben kaum Wünsche offen, zumal die 680 Seiten in sehr kleiner Schrift bedruckt sind, also wirklich eine Unmenge Informationen bieten. Wer allerdings gerade seine Brille verlegt hat, wird garantiert Schwierigkeiten beim Entziffern bekommen...
Das Fazit ist, dass dieser Reiseführer trotz der angesprochenen Mängel – die aber sicher nicht gravierend sind – für alle an Island Interessierten ein absolutes Muss darstellt. So viel Einblick in die Gegebenheiten und touristischen Sehenswürdigkeiten eines Landes findet man sonst kaum. Ergänzt man dieses Buch mit der entsprechenden Karte oder einem kleinen Reiseführer „für unterwegs“, dann kann man eigentlich rundum zufrieden sein.
Die Tiere und Pflanzen Islands
Islands Tier- und Pflanzenwelt ist beeindruckend und oft auch einmalig. Besonders die Vielzahl an Vogelarten weckt nicht selten den Wunsch, genauer zu erfahren, mit welcher Spezi man es gerade zu tun hat. In solchen Fällen kann ein Buch, das sich auf diese Fragen spezialisiert hat, sehr nützlich und eine große Hilfe sein.
Das Buch „Die Tiere und Pflanzen Islands“ aus der Verlagsgruppe Edda Reykjavik ist ein Kleinod für Alle, die Islands Fauna und Flora intensiv kennen lernen möchten. In dem knapp 250 Seiten starken Werk sind praktisch alle Vogelarten und Säugetiere sowie die Vertreter der Pflanzenwelt der Insel abgebildet und beschrieben. Farbige Zeichnungen der jeweiligen Tier- und Pflanzenart werden ergänzt durch eine kleine grafische Darstellung des Verbreitungsgebietes, den Namen inklusive der lateinischen Bezeichnung sowie einen beschreibenden Text.
In den Einführungskapiteln des Buches werden allgemeine Dinge zur Pflanzen- und Tierwelt Islands geschildert, ergänzt durch sehr gut gedruckte Farbfotos. Überhaupt ist die Druckqualität des Buches ausgezeichnet, der gesamte Inhalt ist auf Kunstdruckpapier wiedergegeben. Ein Register und das Verzeichnis der lateinischen Artennamen sind am Schluss des Bandes zu finden.
Für Naturfreunde mit großem Interesse an Islands Fauna und Flora ist das Buch eine wundervolle Hilfe und lässt wohl kaum Wünsche offen. Allerdings ist es auch alles andere als billig, rund 50 Euro muss man dafür investieren. Eine Summe, bei der sich mancher sehr gut überlegen wird, ob er sie aufbringen möchte. Zu bekommen ist es vorrangig über das Internet, z.B. im „Nordland-Shop“.
Polyglott on Tour Island
Der Reiseführer Polyglott on tour Island ist eines der eher kleinen und nicht so umfangreichen Büchlein, die es in größerer Anzahl zu diesem Reiseziel gibt. Die besondere Spezialität des Buches ist die Flipmap-Karte Islands, die in einer Hülle auf der Titelseite eingesteckt ist. Ehrlich gesagt, glücklich sind wir mit dieser Karte nicht geworden. Zwar ist sie sehr handlich und als grobe Orientierung kann sie auch dienen. Das aber nur, weil das Straßennetz Islands sehr übersichtlich ist und nur aus relativ wenigen Straßen besteht. Details sind in der Karte kaum zu erkennen und die Bezeichnungen der Orte, Straßen und Sehenswürdigkeiten sind so winzig, dass sie selbst mit Lupe schwer zu entziffern sind. Solch kleine Karte ist zwar sehr handlich, doch im Gebrauch gewaltig eingeschränkt.
Positiv fanden wir dagegen die doppelt aufklappbaren ersten Seiten, auf denen die Top 12 – zwölf besonders empfehlenswerte Highlights Islands – in Wort und Bild beschrieben sind. Die Rückseiten sind auch doppelt aufklappbar und zeigen die Kartenübersicht mit den einzelnen Ausschnitten auf der jeweiligen Buchseite.
Ansonsten gleicht der Aufbau des Buches dem der meisten anderen Reiseführer. Nach einem informativen Teil über Land und Leute folgen die Kapitel mit der Vorstellung der Sehenswürdigkeiten. Gut fanden wir die Aufteilung in die vier Himmelsrichtungen, das Gebiet um die Hauptstadt Reykjavik und das Hochland. Vorgeschlagen werden dabei die verschiedensten Touren, die auch auf kleinen Karten eingezeichnet sind. Sicher gibt es dabei die eine oder andere Ecke, die grenzwertig ist und vielleicht woanders besser aufgehoben wäre. Aber eine ideale Lösung wird man schwerlich finden. Ergänzt wird alles mit vorrangig kleinen aber gut gedruckten Fotos.
Dem geringen Umfang des Buches mit ca. 140 Seiten angepasst, sind die Beschreibungen knapp gehalten und auch nicht total vollständig. Wem diese kurzen Beschreibungen genügen oder wer vielleicht die ergänzenden Details anderweitig nachschlagen will, der hat mit diesem kleinen Buch einen guten und handlichen Begleiter für unterwegs – zumal der Preis mit ca. 10 Euro human ist.
Island-Karte vom Reise Know-How Verlag
Im Gegensatz zu der kleinen und wenig aussagefähigen Karte des Polyglott on Tour waren wir von der Karte des Reise Know-How Verlages regelrecht begeistert. Der Fairness halber muss aber gesagt werden, dass dies keine Karte ist, die einem Reiseführer beigelegt wurde, sondern eine eigenständige Straßenkarte Islands im Maßstab 1 : 425.000. Das ist ein Maßstab, mit dem die Insel sehr gut abgebildet wurde und mit dem man noch alle Einzelheiten erkennt.
Wir sind fast immer nach dieser Karte gefahren und damit ausgezeichnet zurecht gekommen. Auch kleinste Einzelheiten, Orte und Wege waren hier zu finden. Der Nachteil, dass diese Karte ein ziemlich großes Format aufweist, wird zum großen Teil dadurch wettgemacht, dass die Karte auf einem speziellen reißfesten und knitter-freien Papier gedruckt ist. Wir haben sie auf kleine Formate gefaltet und in der täglichen Benutzung nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst, trotzdem sieht sie noch fast wie neu aus.
Erwähnt werden muss auch noch der Nachteil, dass es eine reine Straßenkarte ist. Stadtpläne der zwei größeren Städte Islands, Reykjavik und Akureyri, sind hier nicht zu finden und müssen extra beschafft werden. Allerdings war das weniger tragisch, da in den Tourismus-Büros die Big Map, eine kostenlose Karte mit den Plänen dieser Städte, erhältlich war. Die touristisch wichtigen Zentren von Reykjavik und Akureyri sind hier ausgezeichnet abgebildet. Man findet auf dieser Karte zwar auch jede Menge Werbung, aber das ist sicher zu verschmerzen.
Rund um Island auf der Ringstraße
Zu der für uns sehr wichtigen Reiseliteratur gehörte ein kleines unscheinbares Buch, das aber speziell für Touristen, die per Auto die Insel erkunden, eigentlich unverzichtbar ist. Der Titel „Rund um Island auf der Ringstraße“ aus der Reihe „Outdoor–Der Weg ist das Ziel“ vom Conrad Stein Verlag hat das sehr handliche Format von 11,5 cm x 16,5 cm und ist damit sehr gut zu transportieren. Auch der Umfang von 240 Seiten ist überschaubar. Der Preis von rund 15 Euro ist für solch ein kleines Büchlein zwar nicht gerade besonders günstig, aber man bekommt für sein Geld sehr präzise Informationen zur Autotour rund um die Insel auf der wichtigsten - und oft einzigen - Verbindung, der Ringstraße. Dazu kommen dann noch die Informationen für die Abstecher zu den Highlights in der Nähe der Ringstraße, der Straße Nr. 1.
Dabei werden die einzelnen Streckenabschnitte und die möglichen Abstecher sehr ausführlich beschrieben. So werden Abfahrten, Brücken, Parkplätze und besondere Hinweisschilder aufgeführt und die Entfernung in Kilometern bis zum nächsten erwähnten Punkt angegeben. Auch den Straßenzustand des jeweiligen Abschnitts findet man hier. Die Ausführlichkeit der Hinweise im Buch ist auch die kleine Schwachstelle, denn diese Dinge können sich relativ schnell ändern. Besonders der Zustand der Straße kann nach Baumaßnahmen ziemlich schnell anders sein als beschrieben. Diese kleine Einschränkung ändert aber nichts an unserer guten Meinung zu dem Buch.
Ergänzt wird diese Routenbeschreibung noch durch das umfangreiche Kapitel „Reise-Infos von A-Z“, in dem man wertvolle Hinweise zu praktisch allen wichtigen Fragen einer Island-Reise findet. Außerdem sind noch einige der wichtigsten und beliebtesten Ausflugstouren und -ziele beschrieben. Dieser Teil ist allerdings nicht so umfangreich und ausführlich, wie in einem der üblichen Reiseführer. Das ist aber verständlich, denn schließlich will das Buch keinen der klassischen Reiseführer ersetzen. Seine eigentliche Aufgabe, diese mit speziellen Informationen zu ergänzen, erfüllt das kleine handliche Buch jedoch ausgezeichnet.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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