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Allgemeine Informationen über Island

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Island, die Insel im hohen Norden Europas, ist geologisch gesehen sehr jung und noch keineswegs „fertig“. Der immer noch rege tätige Vulkanismus sorgt für ein sich praktisch ständig änderndes Land, das sich neben dieser vulkanischen Aktivität noch durch seine karge Flora und Fauna auszeichnet.

Karte

Politisch gehört der Inselstaat zur Europäischen Union, jedoch nicht zu den Ländern der Eurozone. Das bringt für die wachsende Zahl der Touristen einige Annehmlichkeiten mit sich, aber auch einige Nachteile. Die Einreise ist für EU-Bürger völlig unproblematisch, jedoch ist Island eines der wenigen westeuropäischen Länder, in denen noch die Landeswährung gilt.

Geografie und Lage Islands

Weit oben im Nordatlantik und direkt unterhalb des Polarkreises liegt die kleine Insel Island. Schaut man auf die Landkarte, wird einem diese geringe Größe doppelt bewusst, denn Island findet man in relativer Nähe zur Südspitze Grönlands, der größten Insel der Erde. In Richtung Osten ist es ein ganzes Stück bis zur Küste Norwegens und etwa gleich weit liegt in südlicher Richtung Schottland. Diese Lage ist kein Zufall, sie hängt stark mit den auseinander treibenden Erdteilen Amerika und Europa zusammen. Auf der Dehnungszone zwischen den beiden Kontinenten entstand durch aufquellende Lava aus dem Erdinneren ein Gebirge, dessen höchste Stelle aus dem Meer ragt und die Insel bildet.

Island, Land der Gletscher Wasser, Eis und Berge – Islands Markenzeichen

Das alles begann vor rund 25 Millionen Jahren, eine für uns unvorstellbar lange Zeit. Erdgeschichtlich gesehen liegt Island jedoch „noch in den Windeln“. So wie sich ein Kind in seinen ersten Jahren rasant weiter entwickelt, so gilt das auch für Island. Die Insel entstand aus Vulkanismus, und die Vulkane des Eilands sind noch immer höchst aktiv. Island ist einer der Orte der Erde, an denen die aktivsten Vulkane zu Hause sind. An vielen Stellen des Landes lassen sich die Ergebnisse dieser Aktivitäten besichtigen, so an den zahlreichen heißen Quellen und Geysiren.

Warum gerade an dieser Ecke der Welt die Vulkanaktivitäten und die heißen Quellen und Geysire so lebendig und kraftvoll sind, lässt sich an einigen Stellen Islands deutlich erkennen. Besonders auf dem Gebiet des Naturparks Pingvellir und der Halbinsel Reykjanes durchziehen tiefe Grabenbrüche die Insel. Island liegt direkt auf dem Rand zweier Kontinentalplatten – der Eurasischen und der Amerikanischen – die hier zusammentreffen und die für die starken Aktivitäten von Vulkanausbrüchen, Erdbeben und Eruptionen heißen Wassers sorgen.

Die Brücke zwischen den Kontinentalplatten Hinweistafel auf die zwei Kontinente

Im Westen der Halbinsel Reykjanes führt eine Brücke über einen dieser Gräben. Wer von Europa nach Amerika will – oder auch in die andere Richtung - der wechselt innerhalb weniger Meter den Erdteil. In der Mitte der Brücke steht man gewissermaßen mit einem Fuß in Amerika, mit dem anderen in Europa. Streng genommen befindet man sich zumindest auf unterschiedlichen Kontinentalplatten.

Die Chance, einen Vulkanausbruch live zu erleben, ist im Verhältnis zwar gering, doch in Island statistisch gesehen sicher mit am größten. Auf jeden Fall zählen die zahlreichen Vulkane der Insel zu den Hauptattraktionen. Daneben sind es die beeindruckenden Gletscher, die mit einer Jahrtausende alten und mächtigen Eisdecke große Teile der Insel überziehen.

Politik und Wirtschaft Islands

Island ist ein kleines Land und mit insgesamt noch nicht einmal 350.000 Menschen erreichen die Bewohner der Insel zahlenmäßig keine deutsche Großstadt. Trotzdem haben die Isländer es geschafft, zu einem der reichsten Nationen der Welt aufzusteigen und der Bevölkerung einen der höchsten Lebensstandards zu bieten. Das ist schon sehr bemerkenswert.

Das politische System, die parlamentarische Demokratie mit einer fortschrittlichen Verfassung, hat in Island eine sehr lange und weit zurück reichende Tradition. Schon vor dem Jahr 1000 gab es hier eine gesetzgebende Ratsversammlung, als in den meisten anderen Ländern Europas Könige und Kaiser das Sagen hatten. Die Gesetzgebung war ziemlich modern, Todesurteile z.B. nicht vorgesehen. Das änderte sich dann für mehrere Jahrhunderte, als Island seine Unabhängigkeit verlor.

In der heutigen Republik Island hat man diese fortschrittlichen und toleranten Traditionen wieder aufgenommen. So war das erste weibliche gewählte Staatsoberhaupt eine Isländerin. Vigdis Finnbogadóttir übte dieses Amt 16 Jahre aus, unter großer Anerkennung aus dem In- und Ausland. Auch den Posten der Premierministerin gab es schon auf der Insel.

Die 63 Mitglieder des isländischen Parlaments, des Althing, werden alle 4 Jahre gewählt. Wahlberechtigt sind alle Bürger ab 18 Jahre, wählen lassen kann man sich mit mindestens 40. Auch der Präsident regiert über einen Zeitraum von vier Jahren. Vier große politische Parteien bewerben sich um die Regierungsbildung, daneben gibt es noch einige weniger bedeutende Gruppen.

Island ist Mitglied in verschiedenen bedeutenden internationalen Organisationen, so der UNO, der NATO, OECD, UNESCO und anderer. Der Europäischen Union gehört das Land noch nicht an, das soll sich aber in Kürze ändern. Nicht vorgesehen ist jedoch eine Einführung des Euro. Für Touristen sehr interessant ist Islands Zugehörigkeit zum Schengener Abkommen, das ein relativ problemloses Reisen ermöglicht.

Geothermal-Kraftwerk

Island ist ausgesprochen arm an Bodenschätzen, Landwirtschaft kann infolge des Klimas auch nur in geringem Umfang betrieben werden. Trotzdem geht es den Bewohnern der Insel wirtschaftlich außergewöhnlich gut. Island verfügt nämlich über Ressourcen, die anderswo immer knapper werden, bei immer größerem Bedarf – nämlich Energie. Der noch junge Vulkanismus auf Island bereitet öfter Probleme, aber er liefert auch Wärme- und Elektroenergie im Überfluss. Geothermal-Kraftwerke heizen die Gebäude und liefern heißes Wasser und Strom, dazu kommt noch die Wasserkraft, die auch zur Energiegewinnung genutzt werden kann.

Ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor ist ebenfalls die Fischerei, die mit einem großen Posten zu Islands Sozialprodukt beiträgt. Rund 60% der Exporte kommen aus diesem Bereich. Das ist auch ein Grund, warum hier so vehement gegen die Reduzierung der Fangquoten gestritten wird und auch der Walfang nicht verboten ist. Die Gewässer vor Islands Küsten sind sehr fischreich und mit entsprechenden Schutzmaßnahmen wird einer Überfischung entgegen getreten.

Industrie ist dagegen nicht allzu viel vorhanden, doch durch den Überfluss an Energie haben sich auf der Insel energieintensive Betriebe angesiedelt. So entstehen immer mehr Aluminiumwerke. Bis zur Bankenkrise 2008 hatte sich die Finanzwirtschaft zum wichtigsten Wirtschaftszweig entwickelt und für ein sensationelles Wachstum des Bruttosozialprodukts gesorgt. Damit ist es erst einmal vorbei, doch die Finanzwirtschaft spielt nach wie vor eine große Rolle. Immer mehr an Bedeutung gewinnt der Tourismus. Während noch vor 20 Jahren ein Urlaub in Island praktisch unbekannt und nur wenigen Enthusiasten vorbehalten war, steigen die Besucherzahlen inzwischen von Jahr zu Jahr. Das ist kein Wunder, denn schließlich hat Island fantastische und ungewöhnliche Ziele zu bieten.

Freizeitangebote in Island

Island hat nicht nur eine zauberhafte und wildromantische Landschaft mit zahlreichen unterschiedlichen Facetten, es ist auch ein Paradies für Aktivurlauber. Natürlich bieten sich dazu vorrangig viele Outdoor - Sportarten an, doch auch Leute, die sich mehr zu „gemütlichen“ Freizeitaktivitäten hingezogen fühlen, kommen auf ihre Kosten. So ist das Angeln weit verbreitet, was bei den idealen Voraussetzungen nicht verwundert. Was auf den ersten Blick erstaunt, ist, dass auch der Badespaß einen großen Stellenwert einnimmt. Sicher, am Strand in der Sonne liegen, das kann man hier nicht. Dafür gibt es sehr zahlreiche Möglichkeiten für ein Bad in einer der heißen Thermalquellen. In den meisten Fällen sind das Schwimmbäder in Hallen, doch auch das Baden im Freien oder eine Kombination ist machbar. Das bekannteste Beispiel dafür ist wohl die berühmte Blaue Lagune in der Nähe der Hauptstadt Reykjavik.

Badespaß im heißen Wasser der Blauen Lagune

Island ist das Reich der Islandpferde, einer robusten und genügsamen Pferdeart. Fährt man durch das Land, gibt es kaum Gegenden, in denen man nicht auf diese Pferde trifft. In der Landwirtschaft spielen sie keine so große Rolle, doch als Reittiere sind sie sehr gefragt. So bietet ein großer Teil der Gästehäuser und Farmen den Besuchern die Möglichkeit, Reittouren in die Umgebung zu unternehmen. Die Palette reicht dabei von geführten Touren in der Gruppe bis zu individuellen Ausritten. Für Reitfans gibt es spezielle Höhepunkte, Ausritte ins Hochland, die über Tage oder sogar Wochen gehen. Das sollten sich dann aber nur Reitspezialisten zutrauen.

Reiter kreuzen die Straße

Bei unserer Tour entlang der Ringstraße waren wir überrascht, wie viele Radfahrer uns unterwegs begegneten. Die Erkundung der Insel mit dem Drahtesel ist zu einer beliebten Freizeit-Sportart geworden. Kondition und eine große Portion Enthusiasmus gehören unserer Meinung nach aber dazu. Wenn wir sahen, wie sich die Radler mit ihrem Gepäck schon auf der asphaltierten Ringstraße gegen Wind und manchmal auch Regen mühten, waren wir doch froh, im Auto zu sitzen. Allerdings sind wir auch nicht die großen Sportler. Wem so etwas Spaß macht, der wird hier ideale Bedingungen vorfinden, denn intensiven Autoverkehr brauchen die Radler kaum zu fürchten.

Radtouristen

Das Highlight für den gestählten Radler ist sicher eine Tour ins Gelände, speziell auch in die Berge. Dazu sollte man aber wirklich geübt und in Form sein, denn zu den teilweise extremen Landschaftsverhältnissen kommen noch die oft rasend schnell wechselnden Wetterbedingungen. Sein eigenes Rad muss man nicht unbedingt auf die Insel mitbringen, es gibt in Island einige Möglichkeiten, Räder auszuleihen.

Wer es ruhiger angehen lassen möchte, kann sich dem Angeln widmen. Vor allem Lachse und Forellen sind in den klaren Gewässern Islands eine gefragte Ausbeute. An geeigneten Stellen für dieses Freizeitvergnügen besteht kein Mangel. Man sollte aber nicht vergessen, sich eine Lizenz ausstellen zu lassen. Wildes Angeln kann unter Umständen teuer werden. In den Monaten Mai bis August werden in verschiedenen Orten Touren zum Hochseeangeln angeboten.

Angler am See

In Island besteht auch kein Mangel an Golfplätzen, das Golfspiel ist hier so etwas wie Volkssport. Touristen sind gern gesehen und können gegen die Zahlung einer Tagesgebühr die Plätze nutzen. Da viele Plätze auch landschaftlich sehr schön gelegen sind, schlägt man praktisch zwei Fliegen mit einer Klappe, man treibt seinen geliebten Sport und erfreut sich an der schönen Landschaft.

Absolut an erster Stelle der beliebtesten Beschäftigungen steht jedoch das Wandern. Islands landschaftliche Schönheiten lassen sich so am besten erkunden. Dabei reicht die Palette von der kleinen Wanderung zur nahegelegenen Sehenswürdigkeit bis zur mehrtägigen Tour durch die Wildnis. Ganz gleich, welche Variante man wählt, die entsprechende Wanderausrüstung sollte auf keinen Fall fehlen. Mit Stöckelschuhen hat man in Islands Landschaft schlechte Karten. Auch Bustouristen, die mehr sehen wollen als den Parkplatz, brauchen festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung.

Wanderer am Dettifoss

Markierte Wanderwege, die in vielen Touristengegenden zu finden sind, gibt es in Island praktisch nicht. Karte und Kompass sind also bei längeren Unternehmungen sinnvoll. Zu beachten ist, dass viele Gegenden Naturschutzgebiet sind. Die Pfade dürfen dort nicht verlassen werden, ein Laufen quer durch die Landschaft ist streng untersagt. Wenn man weiß, wie empfindlich die Natur der Insel ist, wird man das verstehen. Bei längeren Touren etwas abseits der Touristenpfade sollte man unbedingt Bescheid sagen, wohin man möchte. Im Falle des Falles erleichtert das die Suche ungemein.

Trotzdem, auch wenn dies alles jetzt gefährlich klingt, auf unserer Tour fühlten wir uns niemals überfordert oder besonders gefährdet. Wir hatten neben den üblichen Wanderungen zu den bekannten Sehenswürdigkeiten auch einige etwas abseits der belebten Pfade unternommen, allerdings keine Extremtouren und auch ins Hochland kamen wir nicht. Speziell für Hochlandwanderungen sind die Anforderungen an die Kondition doch ziemlich hoch. Auf dieses Abenteuer sollten sich nur sehr geübte Wanderer einlassen.

Islands Bevölkerung

In Island ist vieles anders als im übrigen Europa, so auch der Geburtentrend. Die Bevölkerung der Insel wächst im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern kontinuierlich an. Allerdings muss man keineswegs befürchten, dass Europa nun von den Isländern übernommen würde. Die gesamte Einwohnerzahl Islands liegt gerade einmal knapp über 300.000. Davon leben rund 120.000, also mehr als ein Drittel, im Großraum von Reykjavik. Das gesamte Gebiet außerhalb der Hauptstadt ist ausgesprochen dünn besiedelt und Städte, die zwischen 10.000 und 20.000 Einwohnern zählen, sind für isländische Verhältnisse schon Großstädte. Knappe 2 % der Bevölkerung sind Ausländer, davon sind viele Polen und Dänen.

Isländer sind sehr zurückhaltende Menschen, bei denen aber Gastfreundschaft groß geschrieben wird. Das ist sicher verständlich, denn in der Einsamkeit der Insel erhält die Begegnung mit anderen Menschen eine andere Bedeutung als im Trubel der Großstadt. Bei der Natur der Insel ist es auch kein Wunder, dass die Isländer sehr naturverbunden und in Traditionen verhaftet sind. Die starken Naturgewalten, die das Vulkaneiland prägen, sorgen auch für einen Glauben an Geister und Trolle. Es wird gesagt, dass die meisten Isländer an die Existenz von Elfen glauben und wenn man nachfragt, bestätigen die Isländer diesen Glauben ernsthaft.

Inwieweit ein heimliches Augenzwinkern dabei ist, bleibt weitgehend das Geheimnis der Einheimischen. 1995 erfand ein Spaßvogel sogar das Amt der Elfenbeauftragten, die im Bauamt der Stadt Reykjavik sitzen sollte. Die Nachricht wurde von vielen Medien für bare Münze genommen und weiter verbreitet. Das Amt gibt es aber nicht und wird es in naher Zukunft auch nicht geben. Soweit geht die Liebe der Isländer zu ihren Elfen doch nicht...

Wer nach Island kommt und sich mit den Einheimischen in deren Sprache verständigen möchte, wird sicher einige Probleme haben. Das Isländische ist eine sehr alte Sprache aus dem Altnordischen, die sich in den rund 1000 Jahren seit der Besiedlung kaum entwickelt hat. Die Menschen der Insel sind stolz auf diese Sprache und achten sehr darauf, dass sie nicht untergeht und im täglichen Gebrauch bleibt. Mit der Aussprache und der Grammatik werden die allermeisten Europäer, speziell auch die Deutschen, Schwierigkeiten haben. Zu unterschiedlich sind diese Sprachen und für deutsche Zungen ist das Isländische regelrecht ein Zungenbrecher.

Auch die Schrift unterscheidet sich in einigen Buchstaben von anderen europäischen Schriften. Erschwerend kommt hinzu, dass die Worte meist anders ausgesprochen werden als geschrieben. Glücklicherweise geht der Nationalstolz der Isländer aber nicht soweit, andere Sprachen abzulehnen. Zu unserer großen Freude kamen wir mit unseren bescheidenen Englischkenntnissen doch immer weiter und manchmal trafen wir auch Isländer, die Deutsch sprachen.

Etwas ungewöhnlich für Mitteleuropäer sind auch die Namen. Familiennamen in unserem Sinne gibt es in Island nicht. Die Namen setzen sich aus dem Vornamen und dem Namen des Vaters, verbunden mit dem Anhang „son“ für den Sohn oder „dottir“ für die Tochter zusammen. Jón Stefánsson ist also Jón, der Sohn des Stefán, und Jóhanna Grimsdottir ist Jóhanna, die Tochter des Grim. Was in Deutschland zu einem Chaos in der Namensgebung führen würde, weil man viele Menschen nicht mehr richtig auseinander halten könnte, funktioniert in Island. Bei nur etwas mehr als 300.000 Einwohnern ist solch ein System eben noch machbar.

Diese Eigenheit der isländischen Namen führt auch zu einiger Verwirrung der ausländischen Besucher, wenn diese in isländischen Namensverzeichnissen oder Telefonbüchern bestimmte Personen suchen. Die Verzeichnisse sind nach den Vornamen sortiert und die einzelnen Familienmitglieder können deshalb an völlig verschiedenen Stellen des Verzeichnisses erscheinen.

Der Knigge in Island

Eigentlich sind die Unterschiede der Isländer zu den Bewohnern der deutschsprachigen Länder Europas gar nicht so groß und mit dem guten Benehmen, das jeder von uns selbstverständlich mitbringt, kommt man auch in Island weit. Isländer sind sehr tolerant und gastfreundlich. Trotzdem gibt es ein paar Eigenheiten und regionale Besonderheiten, die man als Gast respektieren sollte.

In zwei Punkten sind Isländer empfindlich und man sollte möglichst diese Themen aussparen. Der Walfang, der in vielen Ländern verpönt ist und von großen Teilen der Europäer abgelehnt wird, stößt in Island auf breite Zustimmung. Aus der Geschichte des Landes und der Bevölkerung ist das sicher verständlich. Wir sollten dies akzeptieren und Diskussionen vermeiden, auch wenn man anderer Meinung ist. Das zweite Thema ist das Einkommen. Isländer lieben es gar nicht, nach ihrem Gehalt gefragt zu werden.

Die Isländer sind sehr naturverbunden und keineswegs prüde. Trotzdem ist es hier tabu, unbekleidet oder als Frau „oben ohne“ baden zu gehen. Auch wenn die heißen Quellen locken, das Badezeug sollte man immer am Mann oder an der Frau haben. Gleiches gilt für die Sauna, ohne Badebekleidung geht hier nichts. Andererseits ist es üblich und wird erwartet, dass man vor dem Bad ausgiebig nackt duscht.

Die berühmte „deutsche Pünktlichkeit“ – die übrigens auch in Deutschland gar nicht mehr so verbreitet ist – wird man in Island oft vergeblich suchen. Sehr ausgeprägt ist jedoch die Hilfsbereitschaft, besonders auch in Notfällen. Das gilt als selbstverständlich und verpflichtet nicht zu großem Dank. In der Einsamkeit der isländischen Höfe ist gegenseitige Hilfe einfach notwendig.

Was in unserer Heimat beim Betreten der Wohnung manchmal üblich ist, gilt in Island als ausgesprochen gutes Benehmen: Bevor man in eine Wohnung oder eine Wanderhütte kommt, zieht man die Schuhe aus. Nicht nur zu Hause sondern auch in öffentlichen Verkehrsmitteln, in öffentlichen Gebäuden und auf öffentlichen Wegen ist das Rauchen verpönt bzw. verboten.

Die Isländer trinken gern und oft ausgiebig Alkohol, was angesichts der extrem hohen Preise für Hochprozentiges schon etwas verwundert. Besonders an den Wochenenden und zu Festtagen wird man einigen Betrunkenen begegnen. Trotzdem ist die Toleranz groß und Belästigungen sind sehr selten. Überhaupt ist die Kriminalitätsrate in Island sehr gering, vor allem in den ländlichen Gebieten. So gilt die Insel als eines der sichersten Reiseländer weltweit. Auf unserer Tour fanden wir die meisten Gästehäuser unverschlossen, auch wenn keiner zu Hause war.

Essen und Trinken in Island

Die Lebenshaltungskosten in Island sind ausgesprochen hoch, selbst Grundnahrungsmittel sind für unsere Verhältnisse enorm teuer. Wer auf seiner Reise sparen möchte und sich deshalb komplett selbst versorgt, wird erstaunt und erschrocken sein, welche Kosten damit auf ihn zukommen. Jenseits von Gut und Böse sind Restaurant-Besuche, eine kleine Familie kommt dabei kaum unter 150 bis 200 Euro weg. Das sollte aber niemand abschrecken. Eine Island-Tour ist sicher kein Billig-Urlaub, doch die Erlebnisse und Eindrücke auf einer Fahrt durch das Land wiegen diese Unannehmlichkeiten allemal auf. Wir hatten aufgrund der happigen Gaststättenpreise versucht, so sparsam wie möglich zu leben, verhungert sind wir aber trotzdem nicht.

Nach zwei, drei Tagen hatten wir nämlich gemerkt, dass man in Island durchaus satt werden kann, ohne enorme Summen für die Verpflegung auszugeben. Die Gastronomie hat in diesem Land einige Besonderheiten, die vor allem auch den speziellen Verhältnissen geschuldet sind. Bei den kleinen Orten von meist nur wenigen Häusern oder sogar nur einzeln stehenden Gehöften ist die Zahl der Restaurants naturgemäß ziemlich gering. In den zwei, drei größeren Städten gibt es zwar mehr Gaststätten, doch im Verhältnis zu Mitteleuropa sind es immer noch relativ wenig.

Den Part der Versorgung mit Essen und Trinken übernehmen deshalb hauptsächlich die Tankstellen. Das sind noch mehr als in Deutschland kleine Supermärkte, die dann gewöhnlich auch noch einen Imbiss angeschlossen haben. Hier sind die Preise moderater als in den eigentlichen Restaurants, wobei das Angebot oftmals sehr vielfältig und außerdem noch gut ist. Vielfach gibt es ein Menü des Tages, mit dem man auch sparen kann oder ein Buffet, an dem man das Essen zum Festpreis zusammenstellt, so viel man möchte. Wenn man noch etwas preisgünstiger essen möchte, gibt es einen legalen Trick, der durchaus nicht unüblich ist. Man bestellt die Suppe des Tages, die meist am billigsten ist. Dann kann man so oft Nachschlag fassen, wie man möchte. Dazu liegt am Tresen ein Brot, von dem man sich nach Bedarf abschneiden kann. Auf diese Weise sind wir oft zu einem guten Essen gekommen, ohne die Reisekasse übermäßig zu strapazieren.

Bestellt man Kaffee, ist es üblich, dass man sich nach schenkt ohne nochmals bezahlen zu müssen. Der Kaffee wird in den meisten Restaurants und an den Tankstellen selten serviert, sondern man nimmt ihn sich aus Thermoskannen. Die Qualität ist allerdings eher selten Spitze, Kaffeegenießer werden in Island nicht auf ihre Kosten kommen. Dafür ist eben die Quantität nicht zu übertreffen. Rechnet man diese übliche Praxis ein, dann ist Kaffee trinken unterm Strich ein preisgünstiges Vergnügen. Wir hatten übrigens von der Mietwagenfirma Gutscheine über vier Pott Kaffee bekommen, die an allen Tankstellen der Gesellschaft N1 eingelöst werden konnten. Da diese Gesellschaft an der Ringstraße oft vertreten ist und auch hierbei die Regel gilt, dass man sich nach Belieben nach schenken kann, war dies ein erfreuliches „Sahnehäubchen“.

In den Restaurants außerhalb der Tankstellen zu essen, geht ziemlich ins Geld. Eine Variante, die Summe in Grenzen zu halten ist es, auf Tagesgerichte zu achten. Die sind meist etwas günstiger und die Vorsuppe ist gewöhnlich inklusive. Ansonsten kann man in isländischen Restaurants Spezialitäten probieren, die man zu Hause kaum finden wird. Hummer bekommt man in gehobenen Restaurants in Mitteleuropa ja manchmal noch, aber Walfleisch oder Rentier-Steak sind schon eindeutig exotischer. Die Preise sind es allerdings auch, wir hatten deshalb doch darauf verzichtet. Gleichfalls nicht probiert hatten wir Papageitaucher, die an manchen Orten Islands in riesiger Zahl brütenden Vögel. Für viele Isländer gehören sie auf die Speisekarte. Es sind jedoch bei weitem nicht alle Gaststätten, die Spezialitäten wie Wal oder Papageitaucher anbieten. Möchte man diese Gerichte probieren, muss man schon etwas suchen. In Städten wie Reykjavik oder Akureyri hat man aber gute Chancen.

Bei der kargen Landschaft Islands wundert es nicht, dass in landestypischen Gerichten vielfach Fleisch, Fisch und Milchprodukte dominieren, während Gemüse und Obst eher selten anzutreffen sind. Der moderne internationale Handel und die heutigen Möglichkeiten der Konservierung haben diese Situation allerdings entschärft. Das ändert jedoch nichts daran, dass traditionelle Gerichte für unsere Gaumen oftmals gewöhnungsbedürftig sind.

Am ehesten wird man sich mit den traditionellen Milchprodukten anfreunden, z.B. mit skyr, einem quarkähnlichen Weichkäse, der mit Milch, Sahne und Zucker verfeinert wird. Auch das Gebackene entspricht oft unserem Geschmack. Schmalzgebäck, Pfannkuchen oder Torten liegen meist auf der gewohnten Linie. Ebenso sind viele Fischgerichte nicht ungewöhnlich. Bei einigen braucht man aber doch schon Geschmacksnerven, die an einiges gewohnt sind. Das beginnt mit dem weit verbreiteten Stockfisch, einer harten und zähen Masse, der wir nun wirklich nichts abgewinnen konnten. Auch geräucherter und manchmal danach für einige Zeit vergrabener Hai verlangt nach einem robusten mitteleuropäischen Magen.

Lammgerichte sind in Island Tradition, oft auch für unseren Geschmack durchaus akzeptabel. Etwas anders sieht es da jedoch mit gesengten Lamm-Köpfen oder gepökeltem Lammfleisch aus. Auch Schafs-Würste sind eher gewöhnungsbedürftig. Wir sind meistens dafür, im Urlaub auch die Spezialitäten des jeweiligen Landes zu probieren. In Island waren wir jedoch ehrlich gesagt ganz froh, das es genügend Möglichkeiten gab, auf die gewohnte Küche zurück zu greifen.

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