Eine Tagestour auf den Montjuïc
Während ich fast alle anderen Seiten über Barcelona nach Kategorien wie Mussen, Kirchen oder Parks zusammengestellt habe, beschreibe ich auf dieser Seite eine unvergessliche, äußerst vielfältige Tagestour auf den Hausberg der Stadt, den Montjuïc. Ich bin mir wohl bewusst, dass so mancher Schnelltourist diese Tour an einem halben Tag macht. Bei meiner Tour blicken wir aber nicht nur auf die Stadt Barcelona hinunter, sondern wir sehen verschiedendste Bauwerke, Museen, das Olympiagelände, das spanische Dorf und wir schließen die Tour mit dem spektakulärsten Ereignis, das es im Sommer zwischen Donnerstag und Sonntag in Barcelona gibt: die Wasserspiele unterhalb des Palau Nacional.
Seilbahnfahrt auf den Montjuïc
Wir beginnen unsere Tour am äußersten Zipfel der Barceloneta. Vom Platja de San Sebastiá oder vom Platja de Barceloneta sehen wir an der untersten Spitze der Landzunge von Barceloneta
einen merkwürdigen Turm, der eher an einen Förderturm eines Bergwerkes als an eine Seilbahnstation erinnert. Auf dem Turm befindet sich ein Panoramarestaurant; uns interessiert aber die Seilbahn, die von dort oben aus zum Montjuïc hinüber führt.
Es ist "nur" eine Seilbahnfahrt zum Hausberg der Stadt hinüber, aber diese Fahrt alleine ist schon so beeindruckend, dass viele Touristen nur einmal zum Montjuïc hinüber fahren, um anschließend nach dem Schießen von ein paar Fotos wieder zur Barceloneta zurückzukehren. Die Fahrt ist ein Spektakel, eine einfache Fahrt kostet 7,50 €. Von der Gondel aus hat man tolle Blicke auf Barcelona, und man ist ganz nah dran!
Die Stadt Barcelona hat man vielleicht schon vom einen oder anderen Aussichtspunkt gesehen. Aber nur von der Montjuïc-Seilbahn aus sieht man direkt auf die Hafenmolen hinunter. Eigentlich sollte man diese Fahrt ganz am Anfang seiner Reise machen, damit man einen Überblick bekommt, was man alles zu Fuß abgehen wird...
Wer in der Gondel keinen optimalen Fensterplatz bekommt braucht sich keine Sorgen zu machen, denn die Gondel macht auf ihrem Weg zum Montjuïc einen Zwischenstop in einem Aussichtsturm auf der Mol de Barcelona. Hier kann man aussteigen und einen Rundumblick genießen. Die Gondel wartet zwar ein paar Minuten, jedoch kann man auch die nächste Gondel abwarten.
Nach dem zweiten Teilstück der Gondelfahrt erreicht man die Montjuïc-Station, wo die nächste große Aussichtsplattform auf einen wartet. Von hier aus hat man Barcelona zu Füßen. Spaziert man ca. Hundert Meter weiter, so sieht man zum ersten Mal richtig in den Industriehafen Barcelonas hinein.
Der Montjuïc
Nach der faszinierenden Seilbahnfahrt auf den Montjuïc sind wir noch lange nicht oben auf dem Berg; jetzt geht der Roundtrip erst richtig los! Auf dem Gipfel des Berges befindet sich eine Festung, die einst den Belagerern von Barcelona dazu diente, die aufmüpfige Bevölkerung in Schach zu halten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts diente die Festung unter Militärgeneral Franco sogar als Gefaengnis. Heute befindet sich in der Festung ein Militärmuseum.
Man begibt sich gewiss nicht auf den Hausberg der Stadt, um das Militärmuseum zu besichtigen. Eine große Anzahl von Kanonen sieht man auch auf dem Museumsgelände. Von hier oben hat man jedoch einen Rundum-Panoramablick, der einzigartig ist. Auf der einen Seite hat man die Millionenstadt vor sich, auf der anderen Seite kann man in den betriebsamen Industriehafen hinunterblicken.
Aber wie kommt man zur Festung hinauf, wenn man mit der Gondel gekommen ist? Es gibt einen langweiligen Fußweg zum ca. 200 m hohen Gipfel hinauf. Viel schöner ist es jedoch, wenn man sich mit einer weiteren kleinen Gondel hinaufkutschieren lässt. Zuvor läuft man auf der Avinguda de Miramar (die Hauptstraße auf dem Montjuïc) ca. 500 m entlang. Für ca. 3 € geht es dann mit der langsamen Vierergondel zum Gipfel hinauf. Diese Gondelfahrt ist romantisch, da man in der Gondel wie in einer kleinen Nussschale sitzt und wunderschöne Gärten unter sich besichtigen kann.
Hinunter sollte man jedoch nicht wieder mit der Gondel fahren, sondern zu Fuß gehen. Oberhalb der Mittelstation der Teleféric biegt ein kleiner Pfad ab, der einen durch die wunderschönen Gärten hindurch zurück zur Talstation der Gondelbahn führt.
Das Olympiagelände
Das nächste Highlight unserer Tagestour ist das Olympiagelände von 1992. Unten an der Seilbahn angekommen, müssen wir weitere 500 m zu Fuß zurücklegen, ehe wir linker Hand die olympischen Anlagen aus dem Jahre 1992 finden. Auf der Strecke finden wir rechter Hand die Fundació de Miró, die der Künstler Joan Miró im Jahre 1975 gründete. Die Stiftung zeigt Werke aus allen Lebensphasen des Künstlers. Ob einem das avantgardistische Museum sowie die Werke Mirós gefallen ist Geschmacksache.
Die 25. Olympischen Sommerspiele wurden am 25. Juli 1992 eröffnet. Die meisten Wettkämpfe wurden in den Anlagen auf dem Montjuïc ausgetragen. Das Olympiagelände ist frei zugänglich. Direkt an der Straße Avinguda de Miramar, die von nun an Avinguda de l'Estadi heißt, befindet sich das Estadi Olimpic de Montjuïc. Auf einer kleinen Plattform kann man das Stadion betreten und einen Blick ins innere Rund werfen. Ob man sich die weiteren olympischen Anlagen anschauen muss ist Anssichtssache. Der eine oder andere, der die Olympischen Spiele 1992 im Fernseher verfolgt hat, wird vielleicht gerne einmal die Sportanlagen in Realo sehen mögen.
Der Nationalpalast (Palau Nacional)
Vom Eingang des Olympiastadions sind es nur 100 m zum Nationalpalast - ein weiteres Highlight unserer Tagestour. Der Palau Nacional ist ein prächtiger Bau mit Türmchen und Kuppeln; er erinnert an ein kleines Schlösschen. Der Palau Nacional wurde für die zweite Weltausstellung in Barcelona im Jahre 1929 erbaut. Nach der Weltausstellung zog das Museum für katalanische Kunst in den Palast ein.
Ein Besuch des Museums steht jedoch nicht auf unserem Tagesprogramm, denn die Zeit wird knapp, und es gibt noch eine Menge zu sehen. Alleine schon die Außenanlagen des Nationalpalastes sind megabeeindruckend, vor allem wenn man an die Vorderseite des Palastes läuft. Von hier aus hat man einen majestätischen Blick über mehrere Kaskaden hinunter bis zum Plaça de Espanya. Fast unglaublich, dass hier nie ein König gewohnt hat.
Auch wenn die Zeit drängt kann man es sich nicht nehmen lassen, sich auf den Stufen vor dem Nationalpalast zu setzen und den herrlichen Blick hinunter zur Plaça de Espanya zu genießen; Ein paar Minuten Rast tun jetzt auch gut, denn von nun an werden die Beine wieder stark beansprucht; Wir werden aber später, wenn es dunkel wird, wieder zu diesem Ort zurückkehren.
Poble Espanyol - das spanische Dorf
Vom Palau Nacional aus laufen wir weiter den Montjuïc hinunter bis wir weiter westlich auf eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Millionenstadt treffen: Es ist das Poble Espanyol (übersetzt: spanisches Dorf), welches anlässlich der zweiten Weltausstellung im Jahre 1929 eröffnet wurde. Was ist das für ein Dorf, für das man mehr als 7 € Eintritt zahlt?
Im Poble Espanyol findet man ganz Spanien auf kleinstem Raum. Berühmte Bauwerke aus allen Teilen Spaniens wurden hier originalgetreu nachgebaut. Im Mittelpunkt befindet sich ein Hauptplatz (Plaça Major), um den herum sich die Häuser und Sträßchen gruppieren; Am Eingang erhält man einen "Stadtplan", so dass man sich in dem kleinen Dorf orientieren kann. Die einzelnen Häuschen sind allesamt beschriftet. Wer schon andere spanische Landschaften und Städte besichtigt hat, wird das eine oder andere Bauwerk wiederfinden.
Das Dorf steht für Besucher zwar bis spät in die Nacht offen, jedoch sollte man unbedingt rechtzeitig vor 18:00 Uhr das Dorf besuchen, denn um diese Uhrzeit schließen die Läden. Wie es sich für ein kleines Dorf gehört, findet man in den unteren Etagen der Häuser kleine Läden und Geschäfte. Zahlreichen Handwerkern kann man bei der traditionellen Arbeit zuschauen und deren Kunstwerke und Produkte kaufen. Von Lederwaren über Keramikwaren bis zu Textilwaren ist so gut wie alles erhältlich.
Im Poble Espanyol gibt es auch zahlreiche Cafés und Restaurants, die teilweise recht gut sind. Auf dem Hauptplatz des Dofes finden auch zahlreiche Freiluftkonzerte statt. Ich hatte das Glück, einer Art Karibik-Jazz-Band bei der Probe zuhören zu dürfen. Was für ein Schnäppchen, so ein Konzert so nebenbei während der Dorfbesichtigung mitzubekommen!
Wasserspiele vor dem Nationalpalast
Auf unserer Mammut-Tagestour haben wir bislang traumhafte Panoramablicke genossen, wunderschöne Gärten und Parks gesehen, die olympischen Anlagen aus dem Jahre 1992 besichtigt, einen prächtigen Nationalpalast bestaunt und im spanischen Dorf noch eine kleine Rundreise durch ganz Spanien gemacht. Die Beine tun schon weh, das Aufnahmevermögen ist ausgereizt; aber wir lassen Tag mit einem absoluten Highlight ausklingen, und zwar nicht mit einem Highlight des Tages sondern mit einem Highlight des gesamten Barcelona-Urlaubes, ein Highlight, das ich in keinem deutschen Reisefuehrer erwähnt fand:
Wir kehren zurück zum Palau Nacional bzw. zur Plaça de Espanya oder den Treppen dazwischen. Hier wird uns ein Spektakel geboten, das man selten in seinem Leben irgendwo auf der Welt zu sehen bekommt. Von Mai bis September gibt es ab 21:30 Uhr im Halbstundentakt bis Mitternacht Wasserspiele, die ihresgleichen auf der Welt suchen. Eine riesige Fontaine sprüht Wasser in über 10 m Höhe hinauf. Dazu gibt es klassische Musik und ein Farbenspiel, das man nie vergessen wird.
Fontainen der unterschiedlichsten Art wechseln in den buntesten Farben, vom tiefen Rot bis zum hellsten Weiß. Mal sprühen die Düsen das Wasser in höchste Höhe, mal wird ein Neben aufgeschäumt, der wie aus der Zukunft herbeigeholt scheint. Ein Durchgang dauert immer ca. 15 Minuten; die restlichen 15 Minuten bis zur nächsten Vorstellung nutzen Straßenkünstler und Artisten, um das Publikum zu unterhalten. Apropos Publikum: Dieses Spektakel genießt man natürlich nicht alleine; Tausende von Zuschauern finden sich Tag für Tag auf den Plätzen vor dem Nationalpalast ein, um etwas Unvergessliches aus Barcelona mitzunehmen.
Die ersten beiden Vorstellungen sind naturgemäß von Touristen nur so überlaufen. Ab halb elf Uhr kann man jedoch die Wasserspiele so richtig genießen. Am Eindrucksvollsten ist es, wenn man auf den Cascades, den Treppen oberhalb der Fontaine, einen Platz findet und das Spektakel einfach über sich ergehen lässt; Natürlich ist bei Nacht auch der Nationalpalast wunderschön beleuchtet. Und auf der anderen Seite kann man wie jede Nacht die hell erleuchtete Kirche Sagrat Cor auf dem Tibidabo bewundern.
Hier endet auch unsere Tagestour auf den Montjuïc. Wer bis hierher gelesen hat, wird auch verstehen, warum ich der festen Meinung bin, dass man Barcelona nicht an einem einzigen Tag besichtigen kann, sondern mehrere Tage oder gar Wochen braucht. Einen Tag wie diesen wird man jedoch in seinem Leben nicht vergessen.
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