Parks und Grünanlagen in Madrid
Was wäre Madrid ohne die Grünflächen, die Erholung und Freizeitmöglichkeiten bieten? Vermutlich wäre es eine äußerst lebensunwerte Stadt, werden die zahlreichen Gärten und Parkanlagen doch häufig von den unternehmungslustigen Madrilenen und Besuchern aufgesucht. Im Folgenden eine Auswahl von einigen grünen Oasen Madrids, von denen man zumindest den Retiro und den Parque de Oeste gesehen haben sollte.
Parque del Buen Retiro
Über die Metrostationen Retiro (L2), Ibiza (L9) oder Atocha (L1) zu erreichen ist der Parque del Buen Retiro - oder einfach kurz Retiro (retiro = Rückzug) eine der beliebtesten Parkanlagen Madrids. Ob zum Inliner fahren, Picknicken, Lesen, Ausruhen oder gar Heiraten - der Retiro ist für viele Aktivitäten ein idealer Ort.
Um 1632 konstruiert gehörte der Retiro zu den königlichen Parkanlagen Felipes IV; die jedoch im Unabhängigkeitskrieg mit den Franzosen nahezu zerstört wurden. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Park der Öffentlichkeit zugänglich und daraufhin wieder verschönert sowie gut gepflegt.
Charakteristisch für den Retiro sind die breiten Boulevards, die viele für sportliche Aktivitäten nutzen und auf denen die feria de libros (Büchermesse) stattfindet; Genauso typisch für den Retiro ist der angelegte See, der Estanque del Retiro, in dem sich Enten und kleine Ruderboote tummeln. Im Hintergrund sehen wir das Reiterdenkmal des Königs Alfonso XII, das besonders an sonnigen Tagen ein beliebter Aufenthaltsort von Besuchern und Jugendlichen ist.
In der Nähe des Sees sind vermehrt Wahrsager und Künstler zu sehen, die auf die Aufmerksamkeit der Leute hoffen. Hin und wieder sind auch Eisverkäufer zu sehen, die den kleinen Cafés und Bars im Retiro Konkurrenz machen.
Von den verschiedenen Brunnenanlagen und Denkmalen ragt eines hervor: Der Àngel Caído (gefallener Engel), auch als Luzifer bekannt. Von einem Brunnen umgeben ragt das Denkmal heraus; beim Näheren Betrachten sieht man die verletzte Mimik und die stürzende Haltung des Körpers, der von Schlangen umfesselt ist und gerade aus dem Himmel in die Hölle fällt. Dieses Denkmal ist auch in der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando zu sehen und stellt somit weltweit eines der wenigen Werke dar, die den Teufel abbilden.
Der Retiro beherbergt unter anderem die Paläste Palacio de Velázquez und Palacio de Cristal. In beiden Gebäuden sind hin und wieder temporäre Ausstellungen zu sehen. Besonders schön ist der verträumte Rosengarten des Retiros: Verschiedenste Rosenarten und Gestaltungselemente schmücken den kleinen, abgetrennten Bereich.
Parque de Oeste
Zwischen dem Barrio de Argüelles und der Bahnlinie, die vom Bahnhof der Metrostation Príncipe Pio (L6, L10) aus verläuft, liegt eine der ältesten Parkanlagen Madrids: Der Parque de Oeste (Westpark). Seine Konstruktion begann bereits im Jahre 1893; 12 Jahre danach wurde er offiziell eingeweiht.
Charakteristisch für den Parque de Oeste ist seine Natürlichkeit, die sich trotz gepflanzten Blumenbeeten und gepflegten Rasen durchsetzt - eine "Reflektion seiner eigenen Natur", wie es ein Informationsschild im Park ausdrückt.
Viele Madrilenen und Besucher schätzen den Park, der zum Joggen, Spazieren und Entspannen einlädt. Trotz der Nähe zum Universitätscampus und zum geschäftigen Teil Madrids bietet der Parque Oeste Möglichkeiten zum Abschalten: Spätestens, wenn man sich auf einer Bank oder im Gras niederlässt und den zwitschernden Vögeln zuhört, hat man den Stress vergessen.
Interessanterweise sind unterschiedliche Ebenen im Park vorzufinden: Die Rasenflächen und hoch gewachsenen Kieferbäume befinden sich auf einer höheren Ebene als der Waldweg. Die Gestaltung lässt den Park kleiner wirken, als er ist.
Ursprünglich besaß der Parque de Oeste eine Fläche von etwa 37 Ha; zwischen 1956 und 1973 wurde er jedoch rekonstruiert und Richtung Süden erweitert. Seitdem gehören die Gebiete La Rosaleda, der Parque de la Tinaja und die Jardínes del Templo de Debod dazu.
Der Templo de Debod ist ein für Madrid charakteristisches und doch kurioses Bauwerk. Es handelt sich dabei um einen kleinen, altägyptischen Tempel, der unter König Merbe Adikhalamani vor mehr als 2000 Jahren konstruiert wurde; Wie kommt nun ein altägyptischer Tempel nach Madrid? Der Tempel, der den Gottheiten Anum und Isis gewidmet war, ist ein Geschenk der ägyptischen Regierung an Madrid zum Dank an Spaniens Unterstützung im Jahre 1960. Der Einsatz von spanischen Archäologen und Ingenieuren durch den Bau eines Staudamms am Nilufer rettete viele Kunstschätze Ägyptens.
Seit 1972 befindet sich der Templo de Debod im Parque de Oeste und ist alleine schon wegen seiner schön gestalteten Umgebung einen Besuch wert. Der Tempel selbst zeigt Ausstellungsstücke Ägyptens, mit Hieroglyphen kunstvoll gestaltete Wände sowie in der oberen Etage ein Modell der damaligen Lage des Tempels.
Der Platz um den Templo de Debod ist ein wunderschöner Platz, um den Sonnenuntergang zu genießen. Viele Menschen kommen hier zusammen und picknicken im Gras, unterhalten sich oder machen Musik. Andere widmen sich der Kunst, wie etwa der Kolumbianer Ignacio, der Fotografie studiert. Der Sonnenuntergang und der Tempel bei Nacht seien besonders reizvoll, meint er. Jeder, der die Bilder anschaut, wird ihm Recht geben.
Langsam wird es dunkel; die Grillen zirpen. Die Beleuchtungen des Brunnens und des Tempels werden sichtbar - eine herrliche Gelegenheit, noch einmal etwas Ruhe zu genießen, bevor man sich in das lange Nachtleben Madrids stürzt.
Casa de Campo
Wer durch das Zentrum Madrids und besonders durch die Gegend der Gran Vía oder Cuatro Caminos schlendert, wird sich bei der Menschenmenge und bei dem Verkehr kaum vorstellen können, dass es in der Hauptstadt einen Flecken gibt, der von dem Ganzen unberührt ist.
Nicht ohne Grund ist das Casa de Campo ("Landhaus") ein beliebter Rueckzugsort der Madrilenen: Ein ideales Ausflugsziel zum Entspannen, abschalten oder zum Sport machen. Trotz seiner Beliebtheit bei Besuchern kann es vorkommen, dass man im Casa de Campo kaum einem Menschen begegnet - mit einer Fläche von etwa 1700 Hektar bietet die Grünanlage reichlich Ausweichmöglichkeiten und versteckte Plätze. Trotzdem ist das Casa de Campo leicht über die Metrostationen Casa de Campo (L5), Lago (L10) oder Batán (L10) zu erreichen.
Charakteristisch sind die zum Teil wild gewachsenen Pflanzen und das vertrocknete Gras, womit das Casa de Campo das Gegenstück zu den gepflegten Sabatini-Gärten bildet. Nichts desto trotz gehörte das Casa de Campo anscheinend zu den Lieblingsplätzen Felipes II; der das zum Palast nahe gelegene Gebiet gerne zum Jagen nutzte.
Pinien, Pappeln, Platanen, Büsche, manchmal auch Blumen und Sträucher schmücken den Park, der eine ungewohnte Stille bietet: Der Verkehr ist fast nicht zu hören. Wunderschön ist der angelegte See, an dem sich Angler oft tummeln. In der Nähe sind - wie an nahezu jedem Fleck in Madrid und Umgebung - Cafés zu sehen.
Besonders geschätzt ist das Campo de Casa von Sportlern, welche gerne zum Joggen, Fußball oder Basketball spielen kommen. Hin und wieder werden auch diverse Sportaktivitäten und Sportfeste organisiert, wo vor allem junge Leute und Familien zu sehen sind.
Familien werden auch den 1972 gegründeten Zoo schätzen, der mit Ponyreiten und Bootsfahrten eine besondere Attraktion im Park und für einen Kurzurlaub mit Kindern absolut empfehlenswert ist; Auch der im Casa de Campo gelegene Vergnügungspark wird begeistern: Schon von weitem ist das Riesenrad des parque de atracciones zu sehen; weiterhin bietet der Park eine Geisterbahn und viele verschiedene Buden.
Tipp: Mit dem Teleférico, einer Art Seilbahn, kann man zum Casa de Campo fahren und die Aussicht auf den Palacio Real, die Kathedrale und auf die Plaza de España genießen (Ausgangspunkt: Metro Argüelles); Nebenher erhält man Informationen in spanischer Sprache, was man nicht zwingenderweise verstehen muss; die wunderschöne Aussicht spricht für sich. Am Casa de Campo angekommen, kann man sich ein schönes Plätzchen suchen und den mitgebrachten Picknickkorb auspacken - aber Achtung: Die Vögel und Krähen sind je nach Lust und Laune schlaue Diebe.
Jardines de Sabatini
Die Jardines de Sabatini, direkt neben dem Palacio Real in der Nähe der Metrostation Opera (L2, L5) gelegen, eignen sich ideal als Ausgangspunkt, um die Umgebung des Königspalastes zu erforschen. Im Sommer sollte man sich besser morgens bereits hinbegeben, da in der Mittagssonne schattige Sitzgelegenheiten knapp sind.
Auch ein abendlicher Besuch ist empfehlenswert; je nachdem kommt man in den Genuss eines klassischen Konzerts, wenn in den Sommermonaten Juli und August die alljährlichen Veranstaltungsprogramme stattfinden.
Die Jardines de Sabatini, die vom berühmten italienischen Architekten Sabatini konstruiert wurden, sind mit einer nach oben führenden Treppe mit der Calle de Bailén verbunden, was den Ort etwas abgelegen wirken lässt.
Die zugeschnittenen Sträucher und Pflanzen, die Wasseranlagen und die systematisch angeordnete Statuen verleihen den Jardines die Repräsentativität für einen königlichen Garten - schön anzuschauen, aber wer Entspannung sucht, fühlt sich höchstwahrscheinlich in der leicht künstlichen Atmosphäre unwohl.
Jardín Botánico
In der Nähe des Retiros und doch im Verkehrschaos des Paseo del Prado situiert, befindet sich eine kleine Oase: Der Jardín Botánico bei der Metrostation Atocha (L1). Er wurde bereits um 1780 von Carlos III angelegt und kontinuierlich mit verschiedenster Flora bepflanzt.
Der botanische Garten ist ein sehr empfehlenswerter Zwischenstopp auf dem Spaziergang Paseo del Prado. Was macht den Jardín Botánico so einzigartig? Im Vergleich zu anderen Parkanlagen ist er die einzige Grünanlage, die auf kleiner Fläche eine derartige Pflanzenvielfalt zeigt und eine derartige Gestaltung aufweist: Die kleinen, angelegten Wegen vermitteln eine gewisse Geborgenheit und Romantik mit den blühenden Blumen sowie Rosenarten; Ein kleiner Weg führt zu einer Ecke, die eine Atmosphäre wie im Wald verleiht: Es sind Bäume, Farn und Sträucher zu sehen, inmitten derer ein Flüsschen rinnt. Die gesamten Pflanzen wirken trotz Pflege und angelegten Bepflanzungsflächen sehr natürlich - das Ebenbild eines botanischen Gartens.
Im hinteren Teil des Gartens ist sogar eine Bonaisammlung des ehemaligen Ministerpräsidenten Felipe González und je nachdem noch andere Pflanzen ausgestellt. Damit man sich zurecht findet und die gesamte Struktur des Gartens leicht erfasst, bekommt man am Eingang einen Plan, den man genau befolgen kann, aber nicht muss.
Der botanische Garten informiert mit kleinen Schildchen über die Pflanzen, ihre Blätterformen, Allergien und Heilwirkungen. Die spanischen Fachvokabeln werden aber vermutlich nur wenige verstehen, so dass man besser dran tut, einfach die entspannende Wirkung der Pflanzen zu genießen. Bänke und Sitzflächen laden zum Ausruhen ein - eine ideale Gelegenheit, bevor es zum Prado weitergeht.
Campo del Moro
Direkt hinter dem Palacio Real liegt die Grünanlage Campo del Moro ("Land des Maurers"), die trotz ihrer Größe sehr versteckt wird. Der Grund dafür liegt am etwas abgelegenen Eingangstor, das in der Straße Paseo Virgen del Puerto und somit außerhalb des nahen Stadtzentrums liegt. Zu erreichen ist das Campo del Moro am besten über die Metrostation Príncipe Pío (L6, L10).
Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle: Vielen Leuten ist der Zugang zu umständlich, so dass man zwar auf Besucher trifft, die Menschenmassen jedoch ausbleiben. Die Hauptattraktionen des Campo del Moro sind zum einen das Kutschenmuseum (Museo de Carruajes), jedoch vor allem die freilaufenden Pfaue mit ihren wunderschönen, farbigen Federn.
Neben den Pfauen sind viele Tauben, Enten und Vögel zu sehen, die im Sommer besonders gerne in angelegten Teichen und Wasserbecken verweilen.
Beim Betreten der Anlage wird der Besucher mit einem beeindruckenden Anblick begrüßt: Die Sicht auf den Palacio Real mit einer langgezogenen Rasenfläche, die wie ein grüner Teppich wirkt. Dieser erste Eindruck lässt vermuten, dass es sich bei dem Campo del Moro um eine Anlage ähnlich gepflegt wie die Jardínes Sabatini handelt. Dies ist jedoch nur zum Teil richtig: Wer weitergeht, wird sehen, dass der Park zum größten Teil natürlich wirkt. Campo del Moro - eine versteckte Schönheit, die auf jeden Fall zum Besuch Madrids dazu gehört!
Parque Juan Carlos I
Der Parque Juan Carlos I, nach dem König Juan Carlos I benannt, ist eine sehr große Parkanlage, die außerhalb Madrids, in der Nähe des Flughafens, liegt. Zu erreichen ist sie über die Metrostation Campo de las Naciones (L8), Ausgang Avda. Capital de España Madrid, Via de Dublin.
Hauptsächlich bei den Madrilenen bekannt, nutzen jene die Gelegenheit zum Fahrradfahren und für Sportarten. Doch auch zum einfachen Spaziergang ist der Park auf jeden Fall einen Besuch wert, gehört er doch bei den wenigsten Touristen zum Standardprogramm. Und genau das macht den Park zu einem besonderen Ausflugsziel, der ein kilometerlanges Wasserbett mit Wasseranlagen, massenweise Grünflächen und Kunstbauwerke bietet. Viele Pflanzen und Olivenbäume zieren den Park.
Von den Aussichtshügeln aus kann man die Autobahn M40, den Fernsehturm bei der Metrostation O'Donnell und das "Klein-Manhattan" Madrids - die Türme von Chamartín - erkennen: Die geschäftige Stadt scheint weit weg und doch nah zu liegen.
Der Parque Juan Carlos I ist mit seinen Alleen auch im Sommer ein ideales Ziel, um dort den Tag zu verbringen und die Seele baumeln zu lassen. Die Infrastruktur bietet im Gegensatz zu anderen Parkanlagen viele Wasserschöpfmöglichkeiten und Toiletten. Die Lage des Parks hat außerdem den Vorteil, dass oft ein leichter, aber erfrischender Wind weht, der die Hitze erträglich macht.
Palacio de Cristal de Arganzuela
Pflanzenfreunde werden sich mit Sicherheit gerne zum Paseo de la Chopera bei der Metrostation Legazpi (L3) begeben: Dort befindet sich der Palacio de Cristal de Arganzuela, ein Gewächshaus mit tropischen Pflanzen, Kakteen und Flora aus gemäßigten Zonen.
Der große Glaspalast des Palacio de Cristal de Arganzuela ist in mehrere geschlossene Gewächshäuser unterteilt, in denen jeweils verschiedene Mikroklimas vorherrschen. Die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen sind Voraussetzung für die Ökosysteme, die sich in tropische, subtropische und Wüstenzone gliedern. In den Gewächshäusern sind verschiedenste tropische Pflanzen, Kakteen und Sträucher sowie Flora aus den gemäßigten Zonen zu sehen.
Der Glaspalast wurde zwischen 1908 und 1924 vom städtischen Architekten Luis Bellido y González konstruiert. Seit der Konstruktion und Einrichtung der kleineren Gewächshäuser stagnierte die Gestaltung allerdings: Der Palast wirkt an manchen Stellen zu groß und leer. In jedem der Gewächshäuser zeigt sich jedoch eine kleine, eigene und sehr schön gestaltete Pflanzenwelt.
Anmerkung: Aufgrund der manchmal wechselnden Öffnungszeiten empfiehlt es sich, sich vorher bei der Touristeninformation zu erkundigen.
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Autor: Stefanie Kotulla; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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