Nachtleben in Madrid: Eine Stadt, die nie schläft
Samstag, 8 Uhr morgens. Ich stehe mit meiner Freundin Kora und unseren Wanderrucksäcken am Theater der Metrostation La Latina und wir warten darauf abgeholt zu werden, um in die Berge zu fahren.
"Sucht ihr einen Platz zum Schlafen? Bei mir ist noch Platz", spricht uns ein vielleicht 25-Jähriger an, der einen angetrunkenen Eindruck macht; Wir schauen verdutzt und lehnen höflich ab. Kurz nachdem der Spanier weg ist, fährt ein Auto vorbei und wartet an der Ampel. Das Fenster geht runter und zwei weitere Spanier rufen uns zu, dass sie eine Unterkunft für uns hätten, falls wir eine benötigten.
Wir müssen mit unserem Gepaeck einen heimatlosen Eindruck auf die letzten Partyleute gemacht haben, die sich erst um 8 Uhr nach Hause begaben - oder es scheint in Madrid üblich zu sein, dass Mädchen nach harten Nächten oft dubiose Schlafplätze angeboten werden.
Was ist an dem madrilenischem Weggehen so besonders?
Das Nachtleben Madrids ist einzigartig und trotz anderer Hauptstädte Europas, die für Partys und Feiern bekannt sind, etwas Besonderes. Ein Grund dafür ist mit Sicherheit das Klima. Besonders in den Sommermonaten findet das abendliche Leben auf der Straße und auf Terrassen statt. Sogar kleine Kinder sind am Wochenende nachts um halb 1 auf der Plaza Santa Ana zu sehen! Es gehört aber einfach zum madrilenischen Leben dazu, am späten Abend noch einmal durch die Gassen zu schlendern und auf der Terrasse einer Bar den Abend in Gesellschaft ausklingen zu lassen; Aber auch die Besucher lassen sich von dem abendlichen Flair verzaubern und genießen den abendlichen Spaziergang durch die wunderschöne Altstadt, wo abends auch oft Musik gemacht wird.
Unter den Jüngeren geht es meist wilder zu: Auch unter der Woche wird nahezu jeden Tag gefeiert und weggegangen. Das mag mit Sicherheit auch an den Touristen liegen, die kräftig zum Partyleben beisteuern. Besonders am Wochenende werden vorwiegend im Zentrum ausländisch sehende, junge Leute in Clubs eingeladen, in denen speziell Partys für Touristen stattfinden.
Am Wochenende scheint die ganze Stadt auf den Beinen zu sein: Ausgangspunkt ist meistens die Puerta del Sol, von der aus man sich gerne in eine Bar begibt und so den Abend beginnt. Zur Stärkung kommt die eine oder andere Tapa sehr gelegen, danach kann es richtig losgehen. Danach heißt etwa 2 Uhr morgens, wenn es in den Discos richtig voll wird. Manche Clubs öffnen sogar erst um 2 oder halb 3, schließen dafür aber auch spät bzw. früh am nächsten Morgen gegen 8.
Beliebte Viertel zum Ausgehen
Wo kann man in Madrid nun am besten ausgehen? Wer Kino-, Theater- und Showbesuche zu seinen bevorzugten Aktivitäten zählt, der wird in der Gegend der Gran Vía (L1, L5) gut aufgehoben sein. Lauter und aktiver geht es in den Vierteln um Puerta del Sol (L1, L2, L3), Huertas (Metro Sol), Manuel Becerra (L2, L6), Malasaña (Metro Tribunal L1, L10), La Latina (L5) und Chueca (L5) zu: Es gibt reihenweise Clubs und größere Discotheken. In Chueca herrscht ein eigenes Ambiente: Das Viertel ist für seine Gay- Szene bekannt; Einmal im Jahr wird sogar ein ganzes Wochenende durchgefeiert, wofür Besucher aus allen möglichen Ländern anreisen.
Wer ruhige , entspannte Abende vorzieht, wird im Westen Madrids bei den Metrostationen Lago (L10) und Casa de Campo (L5) den Abend ausklingen lassen wollen: An einer der zahlreichen Sommerterrassen einen vorzüglichen Wein genießen - was will man mehr?
Ein abendlicher Rundgang durch Madrid
Die letzten Sonnenstrahlen lassen den Templo de Debot in der Nähe der Plaza España (L6, L10) noch einmal erstrahlen, bevor die Sonne untergeht. Langsam wird die Beleuchtung des Tempels erkennbar, dessen Ausstrahlung noch ein ansehnlicheres Bild ausübt als bei Tag.
Langsam machen wir uns auf den Weg in Richtung Zentrum und kommen dabei am Palacio Real und an der Kathedrale vorbei, die im Dunkeln schon von weitem erstrahlen. Direkt nach der Kathedrale biegen wir rechts ab und begeben uns in die Calle de Segovia mit ihren romantischen Seitengassen, in denen sich ein Abstecher in eine Tapa- Bar lohnt; Nach einer Stärkung nähern wir uns dem Zentrum des Viertels Latina, das zu den schönsten Vierteln für einen abendlichen Spaziergang zählt. Wir biegen in die Calle Andrés ein und steigen die vielen flachen Treppen hinauf in Richtung Plaza San Andrés. Munter plätschert das Wasser im kleinen, beleuchteten Springbrunnen. Um den Brunnen sitzen weiträumig viele Nachtschwärmer; Jung und Alt sind zu sehen.
An einigen Ecken schlafen Obdachlose auf Matratzen; an anderen Ecken verkaufen Händler Schmuck und Souvenirs. Beide Gruppen, Obdachlose und Händler, wirken fremd und doch nicht fehl am Platz.
Durch die kleinen Gassen begeben wir uns in die Calle de Toledo und steuern auf einen der Torbogen der Plaza Mayor zu, auf der reges Treiben herrscht. Asiaten bieten Massagen an, Leute genießen eine Sangría in einem der Cafés und lauschen den Gitarrenklängen der Musiker, junge Touristen schauen in den Stadtplan und beraten sich, wo sie als nächstes hingehen.
Weiter geht es durch eine kleine Gasse in die Calle Mayor und zur Puerta del Sol, dem wohl beliebtesten Treffpunkt zum nächtlichen Ausgehen. Um die Puerta del Sol, La Latina und Plaza Santa Ana (Huertas) verteilen Leute sehr häufig VIP-Pässe oder freie Eintritte mit einem Gratisdrink in einem Club, was eine sehr günstige Alternative zum normalen Eintritt ist, der manchmal bis zu 20 Euro kosten kann.
An der Plaza Santa Ana gelegen sind viele Clubs, die sich zum Ein- und Ausgehen anbieten, wenn man die Musikrichtung wechseln möchte. Meist sind sie gut besucht, hauptsächlich von jungem Publikum. Wer noch Energie hat, stärkt sich nach der langen Nacht wie ein Madrilene in einer Chocolatería mit echt madrilenischen Churros con chocolate.
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Autor: Stefanie Kotulla; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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