Travemünde, das 200 Jahre alte Ostseebad
Travemünde mit seinen rund 14.000 Einwohnern ist ein offizieller Stadtteil Lübecks, doch rein nach Kilometern ist es schon ein Stück von der Stadt entfernt. Einen Ausflug hierher sollte man nicht verpassen, schließlich kann der Ort auf eine mehr als 200 jährige Geschichte als Ostseebad und Deutschlands größter Ostseehafen verweisen. Eine Pracht sind die breiten weißen Sandstrände, zudem gibt es in Travemünde einiges Interessante zu sehen.
Die Siedlung Travemünde wurde 1187 gegründet, doch da die mächtige Hansestadt Lübeck an einer freien Zufahrt in den Lübecker Hafen interessiert war, kauften die Lübecker das Gebiet um die Travemündung mit der Siedlung. Über Jahrhunderte spielten der Fischfang und die Schifffahrt die größte Rolle, doch ab dem 19. Jahrhundert wurde Travemünde als Sommerfrische für wohlhabende Lübecker wichtig. Im Jahre 1802 erhielt Travemünde den offiziellen Titel „Seebad“ und entwickelte sich immer mehr zum Kurzentrum. Auch international gewann der Ort durch verschiedene Fährverbindungen, z.B. nach St. Petersburg und Riga.
Travemünde und seine Strände
Ostseestrand ist nicht gleich Ostseestrand, das reicht vom Sandstrand bis zur felsigen Küste. Die Urlauber sind natürlich in erster Linie begeistert von weißen Stränden mit dem unglaublich feinen Sand. Davon hat Travemünde zwei, einen an der Strandpromenade – dem Brodtener Ufer - und einen an der Halbinsel Priwall. Zum Baden sind beide gut geeignet, doch die typischen Strandkörbe sahen wir nur am Strand an der Promenade. Etwas überrascht waren wir, als zwei junge Damen am Priwall-Strand Tickets aus einem Automaten zogen, also studierten wir die Hinweise. Dabei stellte sich heraus, dass für die Nutzung des Strandes eine Gebühr verlangt wird.
Läuft man am Strand des Brodtener Ufers ein Stück, dann kommt man an das Brodtener Steilufer. Der Ausflug lohnt, denn hier an der Steilküste findet man noch relativ „wilde Natur“. Insgesamt etwa 4 Kilometer verläuft ein Höhenweg am Steilufer, an dessen Ende man in Niendorf ankommt. Abwechslung ist auf diesem Weg garantiert, denn jedes Jahr geht ein Stück der Küste verloren, so dass man immer wieder eine etwas andere Landschaft vorfindet.
Mit 14.000 Einwohnern ist Travemünde schon ziemlich groß, für die Touristen vorrangig interessant sind jedoch neben den Stränden der alte Ortskern neben dem Fischereihafen sowie die Bäderhäuser mit der Strandpromenade. Parallel zur Promenade verläuft die Kaiserallee, deren Besonderheit die mehr als 600 Linden sind. Vor allem in der Hauptsaison braucht man unserer Meinung nach jedoch gute Nerven, denn der Trubel ist enorm.
Im Fischereihafen können sich alle die gern Fisch essen wie im Paradies fühlen. Hier reiht sich eine Gaststätte und ein Imbiss an den anderen, und überall gibt es frischen Fisch zu humanen Preisen. Wir haben natürlich probiert. Vielleicht ist es Einbildung, doch in Travemünde schmeckt der Fisch viel besser und frischer als im Binnenland – was bei genauerem Überlegen eigentlich auch logisch ist. Als Zugabe bekommt man einen schönen Blick auf die Fischerboote, Möwengeschrei und oft eine steife Brise.
Einige Meter vom Fischereihafen entfernt befindet sich der alte Ortskern. Dort fiel uns ein altes Backsteinhaus auf, die Alte Vogtei, in dessen Erdgeschoss heute eine Gaststätte ihren Sitz hat. Der Name des Hauses bezieht sich auf die Vögte, die von hier aus an der Mündung der Trave wachten und verschiedene Aufgaben – wie z.B. das Erheben der Zölle, das Überwachen des Ausschanks u.a. - für Lübeck übernahmen. Es gab die Alte Vogtei schon in der Zeit der Romanik, doch das jetzige Renaissancegebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert. Etwas später wurde noch das Audienz-Haus als Nebengebäude angefügt.
Die Halbinsel Priwall
Eine Fähre verbindet das Zentrum Travemündes mit der Halbinsel Priwall, genauer gesagt gibt es zwei davon. Die Fähre an der Alten Vogtei ist eine Autofähre, auf der die Mitnahme des Fahrzeugs möglich ist. Etwa 200 Meter weiter gibt es noch eine Personenfähre, die aber nur in den Sommermonaten verkehrt. Eine schöne Landschaft und der Sandstrand belohnen die Überfahrt. Möchte man etwas mehr über Fauna und Flora der Ostsee erfahren, dann kann man die kleine Ostseestation Priwall besuchen. Die ist sehr empfehlenswert, allerdings nicht mit den großen Meeresaquarien – z.B. von Stralsund – zu vergleichen.
Auf der Halbinsel fällt einem gegenüber der Promenade ein großer Segler ins Auge. Die Viermastbark Passat ist legendär, das 1911 erbaute Segelschiff mit 56 Meter hohen Masten fuhr bis in die 50er Jahre auf´ den Weltmeeren. Beinahe hätte sie das gleiche Schicksal ereilt wie die nicht minder legendäre Pamir. Nur zwei Monate nach der Pamir-Katastrophe kam die Passat in einen schweren Sturm und konnte sich nur mit Schlagseite in den Hafen von Lissabon retten.
Gerettet wurde sie dann glücklicherweise auch vor dem Abwracken, seit 1960 liegt die Passat als Museumsschiff unter Denkmalschutz in Travemünde. Sie kann besichtigt werden, was nicht nur für Seeleute ein Erlebnis ist. Die Dimensionen des Seglers sind beachtlich, mit einer Länge von 115 Metern, einer Ladekapazität von mehr als 4000 Tonnen, einer Höchstgeschwindigkeit von 18 Knoten und einer Segelfläche von 3600 Quadratmetern ist die Passat noch heute ein Schmuckstück aus der Zeit der Großsegler.
Die Leuchttürme von Travemünde
Travemündes aktiver Leuchtturm ist etwas Besonderes, er ist nämlich gar keiner, sondern ein Hotel. Das Maritim Hotel wurde in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gebaut und ist – unserer Ansicht nach – ein typisch hässlicher Bau jener Zeit. Der schmucklose Stahlbeton-Kasten, der hinter den alten Leuchtturm von Travemünde gesetzt wurde, ist insgesamt 118 Meter hoch. In 114 Meter Höhe befindet sich die Laterne, die den Schiffen „heimleuchtet“. Ob sich das Hotel nun als höchster Leuchtturm Europas bezeichnen darf ist umstritten, schließlich ist das Leuchtfeuer nur „Untermieter“. So kann der Leuchtturm auf der Ile Vierge in Frankreich mit seinen 82,5 Metern Höhe wohl berechtigt weiter diese Ehre in Anspruch nehmen.
Mit einem echten Rekord kann dagegen der alte Leuchtturm aufwarten, er ist unbestritten der älteste Leuchtturm Deutschlands. Erstmals urkundlich erwähnt wurde er um 1330. Dieser Turm wurde jedoch 1534 von dänischen Truppen zerstört. Fünf Jahre später erfolgte der Wiederaufbau, den holländische Maurer durchführten. Im Jahre 1827 schlug ein Blitz in den Turm ein, der obere Teil des Leuchtturms brannte aus. Das war jedoch nicht das Ende des Turms, man erneuerte diesen Teil im klassizistischen Stil und ersetzte dabei die Hanföl-Lampen durch Petroleum-Lampen. Die wiederum wurden 1903 durch elektrische Bogenlampen ersetzt, bis 1937 die Umstellung auf Glühlampen erfolgte. Seit 1922 ist der Turm als technisches Kulturdenkmal registriert. 1972 stellte der alte Leuchtturm den Betrieb ein und zwei Jahre später zeigte das Leuchtfeuer auf dem Maritim den Schiffen den Weg.
Heute ist der alte Leuchtturm ein Highlight Travemündes. Mit seinen 31 Metern Höhe und acht Geschossen erscheint er zwar gegen das benachbarte Hotel etwas verloren, doch dafür haben es seine historischen Werte in sich. Wer die 142 Stufen nicht scheut, kann den Turm besteigen. Wir ließen uns das natürlich nicht nehmen und können es nur weiter empfehlen. Der Ausblick über Travemünde ist wirklich fantastisch. Im alten Leuchtturm gibt es auch ein kleines maritimes Museum.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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