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Rund um den Lübecker Koberg

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Über die Bedeutung des Namens Koberg gehen die Meinungen auseinander. Sowohl Kaufberg als auch Kuhberg fanden sich in alten Stadtplänen, die Experten tendieren aber eher für die Variante Kuhberg. Wir fanden diese ungelöste Frage jedoch weniger tragisch und erfreuten uns lieber an dem sehr schönen Platz mit den historischen Bauten.

Der Koberg im Norden Lübecks ist der zweitgrößte Platz der Hansestadt, der liebevoll seinem historischen Aussehen wieder angepasst wurde. Sowohl das Pflaster als auch die Straßenführung entsprechen wieder weitgehend dem früheren Anblick. Die Fassaden aus der Renaissance und dem Klassizismus ergeben eine wohltuende Begrenzung des Platzes. In der angrenzenden Königstraße und deren Nebenstraßen finden sich einige der Häuser, die großen Persönlichkeiten gewidmet und in denen Museen untergebracht sind.

Der Koberg, Lübecks zweitgrößter Platz

Das wohl markanteste Gebäude am Koberg ist das Heiligen-Geist-Hospital, das als eines der bedeutendsten Bauwerke der Hansestadt gilt. Zudem kann es für sich in Anspruch nehmen, eine der ältesten noch existierenden sozialen Einrichtungen der Welt zu sein. Das im Jahre 1286 im Stil der Backsteingotik erbaute Haus diente seit seiner Eröffnung als Hospital, das der damaligen Zeit entsprechend stark kirchlich geprägt war. Wer hier behandelt werden wollte musste also einen untadeligen und frommen Lebenswandel vorweisen. Das galt auch für die Bewohner des Altenheims, das seit rund 700 Jahren im Heiligen-Geist-Hospital seinen Sitz hat. Fluchen, Trunksucht oder auch unsittliches Benehmen – was immer das heißen sollte – wurde streng bestraft oder zog den Ausschluss nach sich. Außerdem mussten die Bewohner ihr Hab und Gut der Einrichtung vererben. Trotzdem waren die Plätze im Altenheim ausgesprochen begehrt, sicher auch deshalb, weil solche Einrichtungen damals Seltenheitswert hatten.

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Das Heiligen-Geist-Hospital kann besichtigt werden, zumindest der Teil des Hauses, in dem nicht der tägliche Betrieb des Alten- und Pflegeheims herrscht. Bei unseren Besuchen in der Stadt war die Fassade leider verdeckt, da gerade Bauarbeiten stattfanden. Doch das ist ja eine positive Sache, zudem fanden wir gut, dass vor das Gebäude eine Plane mit dem Bild der Fassade gespannt war. So erhielten die Besucher der Stadt auch während der Bauarbeiten einen Eindruck des Hauses.

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Die relativ kleine und von außen etwas unscheinbare St. Jacobi Kirche ist das Gotteshaus der Schiffer und Seefahrer. Im Inneren sind jedoch beeindruckende Kunstwerke zu finden. Das ist unter anderem dem Umstand zu verdanken, dass die Kirche im 2. Weltkrieg von Bombenschäden verschont blieb. So kann man Wandmalereien mit Apostel- und Heiligenbildern bewundern, die aus dem 14. Jahrhundert stammen. Auch der Brömse-Altar aus dem 15. Jahrhundert ist ausgesprochen sehenswert. Im Mittelalter war die Kirche zudem Anlaufpunkt für Gläubige aus Skandinavien, die zum Jakobus-Grab in Santiago de Compostella pilgerten.

In der nördlichen Turmkapelle ist ein Relikt aus der jüngeren Geschichte zu sehen. Beim tragischen Untergang des Segelschulschiffes „Pamir“ im Jahre 1957 kamen 80 Menschen ums Leben, nur sechs konnten gerettet werden. Das Rettungsboot ist heute in der Kapelle aufgestellt und soll der Erinnerung an alle Seeleute dienen, die ihr Grab im Ozean fanden.

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Gegenüber der Kirche steht das Haus der Schiffergesellschaft. Seit 1535 diente das Gebäude als Amts- und Versammlungsraum der Schifferbruderschaft, die sich für die sozialen Belange der Seefahrer einsetzte. Viele der Seeleute kehrten von den Reisen nicht zurück, die Witwen und Waisen wurden von der Gesellschaft unterstützt. Heute ist im Gebäude ein Restaurant untergebracht. Besonders nostalgisch mutet der Gotteskeller an, in den Gewölben unter der Schiffergesellschaft zu sitzen ist ein Erlebnis. Allerdings fanden wir das Angebot und den Service nicht umwerfend – im Gegensatz zu den Preisen.

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Die Katharinenkirche hat eine Besonderheit zu bieten, die meist nur auf den zweiten Blick entdeckt wird. In Nischen an der Fassade der Kirche stehen drei Statuen, die der große Künstler Ernst Barlach erschuf. Geplant waren mehr, doch die Nationalsozialisten stuften seine ;Kunst als „entartet“ ein und verbannten die fertigen Figuren in die Kellergewölbe. Heute sind sie wieder zu bewundern, doch es blieb leider bei diesen drei : „Frau im Wind“, „Bettler“ und „Singender Klosterschüler“. Insgesamt stehen zwar neun Statuen in Nischen der Westfassade, doch die anderen sechs wurden nach dem 2. Weltkrieg vom Bildhauer Gerhard Marcks erschaffen. Heute dient die Katharinenkirche als Museum und Ausstellungsraum.

Die Katharinenkirche ist Lübecks einzige erhaltene Klosterkirche. Das Besondere ist, dass sie keinen Kirchturm besitzt. Das Kloster mit der Kirche wurde von den Franziskanern errichtet und deren Ordensregeln verboten den Luxus eines Turmbaus. Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden die Kirche und das Kloster St. Katharinen, ab 1531 war hier eine Gelehrtenschule untergebracht, die erste städtische Lateinschule. Unterrichtet wurden Leute aus der „gehobenen Gesellschaft“, zudem gab es eine Bücherei und sogar einige Wohnungen. Im 19. Jahrhundert erhielt das Katharineum durch Umbauten sein jetziges neogotisches Gesicht. Die Liste der später berühmt gewordenen Schüler ist lang und beinhaltet solche Namen wie Theodor Sturm, Thomas und Heinrich Mann und viele andere.

Das Willy Brandt Haus

Der ehemalige Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt war ein echtes Lübecker Kind. Da liegt es natürlich nahe, ihm eine Gedenkstätte in der Hansestadt einzurichten. Das vornehme Bürgerhaus hat allerdings direkt nichts mit Brandt zu tun, der wuchs in einer Proletarier-Familie auf, eine Tatsache, auf die er zeitlebens stolz war. Für die Gedenkstätte ist das repräsentative Haus in der Königstraße mit als Museum genutzten sieben großen Räumen jedoch ausgezeichnet geeignet.

Jeder kennt den ehemaligen Bundeskanzler als Willy Brandt, doch geboren wurde er 1913 als Herbert Frahm. Willy Brandt war sein „Kampfname“ in der Emigration in Norwegen, wo er gegen die Nationalsozialisten arbeitete. Später behielt er diesen Namen bei, unter dem er eine große politische Karriere startete. Das Willy Brandt Haus ist von April bis Dezember täglich geöffnet, die restliche Zeit von Dienstag bis Sonntag. Eintritt wird nicht verlangt, der Besuch der interessant gestalteten Gedenkstätte ist frei. Neben der ständigen Ausstellung zur Person Willy Brandts und zur Zeitgeschichte gibt es zusätzlich verschiedene Vorträge, Workshops und Konferenzen.

Das Günter Grass Haus, das Behnhaus und das Drägerhaus

Der Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass ist ebenfalls das Kind einer Hansestadt. Allerdings war das nicht Lübeck sondern Danzig, wo er 1927 geboren wurde. Das ihm zu Ehren trotzdem ein kleines Museum in Lübeck eingerichtet wurde, erklärt sich mit seiner Verbundenheit mit Lübeck, die er nach eigener Aussage hat. Der Name Günter Grass ist bei den meisten mit seinen großen literarischen Werken verbunden, wobei davon „Die Blechtrommel“ das wohl berühmteste und auch bekannteste sein dürfte.

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Im kleinen Museum in der Glockengießerstraße liegt der Schwerpunkt aber nicht auf seinem literarischen Schaffen sondern auf einer weniger bekannten Seite. Grass ist studierter Bildhauer und Grafiker und hat auch in diesen Bereichen beeindruckende Kunstwerke geschaffen. Ein Teil davon ist hier zu sehen, so z.B. verschiedene Plastiken im Skulpturengarten.

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Im Behnhaus in der Königstraße ist ein Museum für Gemälde, Skulpturen und Kunsthandwerk untergebracht. Doch schon das Haus selbst ist ein wirkliches Kunstwerk. Es gilt als eines der letzten vorhandenen palastähnlichen Lübecker Bürgerhäuser großen Stils. Das gilt besonders im Inneren des Gebäudes aber auch die Fassade ist eine Augenweide. In einem Pavillon im Garten des Hauses ist Kunst von der klassischen Moderne bis in die Gegenwart zu bewundern. Im Nachbarhaus, dem Drägerhaus, sind Festräume des 18. Jahrhunderts zu besichtigen, außerdem Einrichtungsgegenstände aus der Zeit des Biedermeier.

Der Flüchtlingshof, das Domizil älterer Lübeckerinnen

Wir dachten beim Besuch des Flüchtlingshofs in der Glockengießerstraße zuerst an einen Zusammenhang mit Menschen, die vor irgend etwas flohen. Doch weit gefehlt, der Name des Hofes geht auf den Patrizier und Ratsherren Johann Flüchtling zurück, einen äußerst wohlhabenden Lübecker, der im 17. Jahrhundert 80.000 Mark stiftete.

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Das erscheint nicht viel, doch für damalige Verhältnisse war es ein Vermögen. Mit dem Geld wurde dieser Hof errichtet, der als einer der prächtigsten und bekanntesten Lübecker Gänge und Höfe gilt. Im Jahre 1639 wurde er als Wohnhof für Witwen von Schiffern und Kaufleuten eingeweiht, die hier einen akzeptablen Lebensabend verbringen konnten.

Der Flüchtlingshof mit seinen 20 Wohnungen, die noch heute das Domizil älterer Lübecker sind – vorrangig Frauen – steht unter Denkmalschutz. Bei unserem Besuch konnten wir sehen, warum. Der Gebäudekomplex ist äußerst sehenswert, auch wenn man aus verständlichen Gründen den Komplex nur von außen besichtigen kann. Wir hatten volles Verständnis dafür, dass die älteren Bewohner möglichst wenig gestört werden wollen. Ein Highlight ist auch das frühbarocke Sandsteinportal mit den bemerkenswerten Köpfen.

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