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Ring of Kerry, Irlands berühmte Rundstraße
Der Ring of Kerry um die Halbinsel Iveragh im Südwesten der Insel ist einer der bedeutendsten Besuchermagneten Irlands und eine der berühmtesten und wohl auch schönsten Rundstraßen der Welt. Wer diese zauberhafte Landschaft erlebt hat und die Küstenstraße gefahren ist, dem wird klar werden, warum der Ring of Kerry zu diesem Ruf gekommen ist. Spektakuläre Landschaften, wunderbare Ausblicke und eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten entlang der Route lassen die Tour zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.
Mit etwa 170 Kilometern ist die Strecke nicht allzu lang, doch wenn möglich, sollte man mehr als einen Tag einplanen. Abgesehen davon, dass auf den manchmal doch recht engen Straßen keine übermäßig hohe Geschwindigkeit möglich ist, locken jede Menge Abstecher zu den Highlights an und neben der Straße und es gibt zudem einige Strecken, die mehrere Kilometer vom Ring of Kerry wegführen. Wir hatten z. B. zusätzlich Valentia Island besucht, eine Insel etwas westlich des eigentlichen Ringes. Außerdem lohnt es auch, zu den Highlights innerhalb der Ringstraße zu fahren.
Immer wieder steht vor der Tour um die Halbinsel die Frage, ob man im oder gegen den Uhrzeigersinn fahren soll. Beides hat Vor- und Nachteile, denn gegen den Uhrzeigersinn kommt man am Nachmittag zu den interessantesten Stellen des Rings und das Licht ist dann auch günstiger. Im Uhrzeigersinn hat man weniger PKW und vor allem Busse vor sich, denn die meisten fahren gegen den Uhrzeigersinn. Das kann schon wichtig sein, denn besonders in der Hochsaison rollen eine Unmenge Reisebusse mit Touristenmassen über die Straße. Wir hatten uns dann doch für die Tour gegen den Uhrzeigersinn entschieden, so dass wir die Highlights im schönen Nachmittagslicht erleben konnten. Außerdem fuhren wir frühzeitig los, die meisten Reisebusse starten zu „touristenfreundlichen“ Zeiten.
Rund um Killarney, dem Tor zum Ring of Kerry
Killarney, die kleine Stadt mit etwa 13.500 Einwohnern, gilt allgemein als das Tor zur berühmtesten Ringstraße Irlands, dem Ring of Kerry. Von hier starten die meisten der Touren und das merkt man auch an der Anzahl der Hotels. Die Stadt selbst hat nicht viel Sehenswürdigkeiten zu bieten, sie ist inzwischen ein typischer Touristenort. Doch die Umgebung Killarneys ist gespickt mit atemberaubenden Landschaften, der Nationalpark Killarney allein würde mit seinen Höhepunkten für einen ganzen Urlaub ausreichen.
Die Lakes of Killarney sind drei Seen in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadt. Der Begriff klingt nach Kitsch und ist sicher schon ziemlich abgenutzt, doch man kann es nicht anders sagen – die Landschaft rund um die Lakes of Killarney ist einfach wildromantisch. Die felsigen Ufer mit den Bergen – den höchsten Bergen Irlands - im Hintergrund lassen den Blick auf den Muckross Lake, den Upper Lake und den Lough Leane zum Erlebnis werden. In dieser Seen- und Berglandschaft kann man tagelang wandern und wird immer wieder neue Naturschönheiten entdecken. Besondere Höhepunkt sind dabei der Torc Wasserfall und vor allem das Gap of Dunloe.
Mitten im Wald befindet sich der Torc Wasserfall, der in den Muckross Lake mündet. In Kaskaden rauscht das Wasser 18 Meter hinab. Mit dem Auto kommt man zumindest in die Nähe des Wasserfalls. Allein ist man hier allerdings selten, denn auch Busreisende werden meist hierher geführt. Das Gap of Dunloe ist eine enge Schlucht, die zu den bezauberndsten Schönheiten Irlands zählt. Wer sie besuchen möchte, muss allerdings etwas Zeit mitbringen. Zu Fuß braucht man für den Hin - und Rückweg mindestens eine halben Tag – dann muss man aber sehr fit und schnell sein, denn insgesamt kommt man auf fast 30 Kilometer. Der Weg beginnt einige Kilometer von Killarney entfernt am Kate Kearney´s Cottage, einem Pub mit Parkplatz. Im Prinzip kann man sogar mit dem Auto zum Gap of Dunloe fahren, denn dorthin führt eine asphaltierte Straße und verboten ist das Autofahren auch nicht. Allerdings würden wir darauf garantiert verzichten, denn die Straße ist selbst für irische Verhältnisse eng und kurvenreich, außerdem begegnen einem immer wieder Wanderer, Reiter und Kutschen. Dann wird es doch gefährlich und ein Vergnügen ist es mit Sicherheit nicht. Wer nicht laufen möchte, kann eine Kutsche mieten, die am Cottage bereit stehen – natürlich mit Kutscher. Reiten und Radfahren ist auch möglich.
Direkt am Ufer des Lough Leane steht das Ross Castle, ein ehemaliges Schloss aus dem 15. Jahrhundert, dass sich zum Wahrzeichen Killarneys entwickelt hat. Intakt ist es allerdings nicht mehr, nachdem es 1825 geräumt wurde, verfiel es nach und nach immer mehr. Die Stadt ermöglichte seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts eine Restaurierung, so dass heute Führungen durch das Ross Castle angeboten werden. Von hier starten auch Schiffsfahrten zur Insel Innisfallen im Lough Leane. Dort gibt es die Ruinen einer romanischen Kirche aus dem 11. Jahrhundert sowie eines Augustinerklosters zu bewundern.
Ebenfalls ganz in der Nähe Killarneys lockten uns das Muckross House mit dem Park und der Muckross Abbey. Das prächtige Muckross House, ein Herrschaftssitz aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, beeindruckt durch seine Größe, die hohen mit zahlreichen Jagdtrophäen, Wandteppichen geschmückten Räume und dem eingegliederten Museum über das Leben der Adligen. Um das Muckross House erstreckt sich ein riesiger Park, der von vielen Pfaden und Wegen durchzogen ist und in dem sich stundenlang wandern lässt. Wir waren von dem Park und seiner in weiten Teilen ungebändigten Natur begeistert. Auf dem Gelände befindet sich noch die Muckross Abbey, etwa 2 Kilometer vom Muckross House entfernt. Sie ist heute eine Ruine, kann aber besichtigt werden. Erbaut wurde die heutige Abbey 1448 von Franziskanern. Doch schon rund 100 Jahre vorher gab es hier erste Bauten der Franziskaner. Cromwells Truppen brannten sie 1653 nieder. Besonders beeindruckt waren wir von dem Kreuzgang und der großen Eibe, die mitten im Innenhof wächst.
Das Torf Dorf am Ring of Kerry
Fährt man gegen den Uhrzeigersinn, kommt man schon bald zum ersten Höhepunkt der Tour, dem Torf Dorf Kerry Bog Village. Das ist ein Museumsdorf, in dem die unterschiedlichsten dörflichen Häuser des 19. Jahrhunderts aufgestellt wurden. Der Eintrittspreis ist gut investiert, denn das Dorf ist interessant gestaltet, es gibt viel Wissenswertes zu sehen und zudem haben die Verantwortlichen einen Prospekt in Deutsch herausgegeben, der keine Wünsche übrig lässt.
Auf dem Gelände gibt es einen Zigeunerwagen, der einen Eindruck vom schwierigen Leben des „fahrenden Volks“ vermittelt. Einen festen Wohnsitz hatten dagegen die Arbeiter und Torfstecher, auch wenn diese Häuser ausgesprochen ärmlich waren. Wir hätten darin mit Sicherheit nicht wohnen wollen. Über allem hing der strenge Geruch des Torfes, der im Winter als Heizmaterial genutzt wurde. Die etwas wohlhabenderen Bauern, Handwerker und der Pfarrer konnten sich schon etwas größere und besser eingerichtete Häuser leisten, obwohl auch das aus unserer heutigen Sicht ziemlich erbärmliche Hütten waren.
Ergänzt werden die Dorfhäuser des 19. Jahrhunderts durch Stallungen und Weide für die Kerry Bog Ponys, eine vor kurzem noch vom Aussterben bedrohte Rasse aus Irland. Pferdeliebhaber können sich die Tiere aus nächster Nähe ansehen, ebenso wie die irischen Wolfshunde, die schon bei den alten Römern eine große Rolle spielten. Diese alte irische Rasse ist als größter Hund der Welt bekannt. Souvenirs kann man natürlich auch erwerben, dazu gibt es einen Handwerksladen.
Abstecher nach Valentia Island
Hat man für den Ring of Kerry nur einen Tag Zeit, dann sollte man sich vorrangig darauf konzentrieren. Bleibt man in dieser Gegend aber zwei Tage oder sogar noch länger, dann lohnen Abstecher zu Valentia Island, zu den Skelligs und die Tour um den Skellig Ring. Valentia Island ist eine vorgelagerte Insel im Nordwesten der Halbinsel Iveragh, die seit einiger Zeit durch eine Brücke mit dem Festland verbunden ist. So kommt man problemlos mit dem Auto auf die etwa 11 Kilometer lange Insel.
Wir fanden den Blick von Valentia Island mit der Brücke hinüber zum Festland mit dem Ort Portmagee sehr interessant. Hier an der Brücke befindet sich auch ein Besucherzentrum mit einer Gaststätte. Zu sehen gibt es auf der Insel so einiges, so z.B. den Tetrapod Trackway, Klippen an der Nordseite von Valentia Island. Diese Ecke ist einfach wunderschön, doch abgesehen davon wurde hier eine fantastische Entdeckung gemacht. Im Fels sind Fußspuren eines Tieres erhalten, die rund 385 Millionen Jahre „auf dem Buckel“ haben. Vom Parkplatz an der Radiostation verläuft ein Fußweg hinunter zu diesen Fußspuren. Allerdings sind sie am besten frühmorgens zu erkennen, außerdem verschwinden sie bei Flut oder starkem Wellengang unter Wasser.
Beeindruckende Klippen sind auch noch an anderen Stellen der Insel zu finden und die Aussicht vom höchsten Punkt, dem Geokaun Mountain, ist einfach toll. Im kleinen Heimatmuseum Heritage Centre kann man viel über die Geschichte des ersten Transatlantik-Kabels erfahren, über das Königin Victoria 1858 mit den USA morsen konnte. Wenn genügend Zeit vorhanden ist, lassen sich auch Bootsausflüge zu den Skellig Inseln unternehmen. Die Touren beginnen am Besucherzentrum, sind aber nicht gerade billig. Wetterfeste Kleidung empfiehlt sich immer, auch bei gutem Wetter, denn die See ist hier praktisch immer unruhig. Vom Ring of Kerry kann man auf den bedeutend kleineren Skellig Ring abbiegen und entlang der Küste fahren, bis man wieder auf die Straße des Rings of Kerry stößt. Das kostet einige Zeit, aber im Gegensatz zum großen Ring ist man hier viel mehr allein.
Chaplins Denkmal in Waterville am Ring of Kerry
Der südliche Teil des Rings of Kerry ist unserer Ansicht nach der interessantere und schönere, auch wenn der Nordteil ebenfalls zu den fantastischen Ecken Irlands zählt. Im kleinen Ort Waterville steht direkt an der Küste ein Denkmal, das wir hier nicht vermutet hätten. Die Statue ist unverkennbar, am Hut, Stöckchen und den „Entenschuhen“ ist unschwer der große Komiker Charlie Chaplin zu erkennen.
Eine direkte Verbindung zum Ort und zum Ring of Kerry gibt es allerdings nicht. Die Stadtväter haben das Denkmal errichten lassen, weil Chaplin und auch Walt Disnay einmal zu Besuch in Waterville waren. Zumindest ist diese Idee eine clevere gewesen, denn so hebt sich das Städtchen aus den Küstenorten hervor. Verpassen kann man das Denkmal kaum, denn es steht direkt an der Straße.
Ansonsten ist diese Gegend des Rings toll anzusehen, so stellten wir uns Irland vor. Vom Coomakista Pass hat man einen fantastischen Ausblick über die felsige Küste, die Steinmauern im Land und auf die vorgelagerten Inseln. Ein Parkplatz am Pass ermöglicht den Halt und das Aussteigen für diese Ausblicke. Wenige Kilometer hinter dem Pass kann man einen Halt am Derrynane House einlegen, einem herrschaftlichen Haus aus dem 17. Jahrhundert mit einem Museum, das dem irischen Politiker Daniel O´Connel gewidmet ist.
Staigue Fort, die Ringfestung aus der Eisenzeit
Zum Staigue Fort mussten wir vom Ring of Kerry etwas abweichen, dorthin führt eine ca. 3 Kilometer lange Straße. Die ist zwar asphaltiert, aber kurvig, teilweise nur einspurig und an den Seiten mit hohen Büschen bewachsen, so dass wir meist nur wenige Meter einsehen konnten. Kommt jemand entgegen, bleibt nur, sich zu einigen, wer die Strecke bis zur nächsten Haltebucht rückwärts fährt.
Trotzdem, den Abstecher haben wir nicht bereut. Das Staigue Fort ist ein keltisches Ringfort, das aus dem 3. oder 4. Jahrhundert stammt. Es ist noch ziemlich gut erhalten und in seinen Ausmaßen sehr beeindruckend, zumal die damaligen Baumeister ohne Mörtel arbeiteten. Es wird vermutet, dass es die Burg eines Edelmannes war. Damals existierte noch ein 4 Meter starker Wall, außerdem ein Graben. Der Zugang zum Fort ist immer offen, doch die Besitzer erwarten von den Besuchern eine Spende. Kontrollieren kann das keiner, aber 1 oder 2 Euro sollte der Besuch der Anlage schon wert sein. An den Innenmauern führen Treppen zum Wehrgang hinauf, die man zumindest teilweise noch besteigen kann.
Zurück auf dem Ring of Kerry kommt wenige Kilometer weiter das schöne und bunte Örtchen Sneem. Auch hier gab es hohen Besuch und deshalb einen Gedenkstein an Charles de Gaulle, der 1969 in Sneem weilte. Von Sneem aus führt der Ring of Kerry zur Küste und dort einige Kilometer entlang. Wir fuhren jedoch die R 568, die durchs Inland verläuft und am Moll´s Gap später wieder auf den Ring stößt. Die Landschaft war faszinierend, so dass wir unseren „Seitensprung“ nicht bereuten. Wunderbare Ausblicke hat man von Moll´s Gap auf drei Täler, außerdem liegt der See Barfinnihy Lake am Weg, der ebenfalls ungeheuer beeindruckend ist.
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Autor: Michael Nitzschke; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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