Dublin – die Metropole der Republik Irland
Dublin ist die Hauptstadt eines relativ kleinen Staates und mit nur reichlich 500.000 Einwohnern alles andere als eine Weltmetropole. Doch hier pulsiert das Leben so, dass man meinen könnte, in einer Millionenstadt zu sein. Dublins immer volle Pubs sind legendär und der Kontrast in der Stadt zwischen modern und historisch, arm und reich ist gewaltig. Legendär ist auch Temple Bar, Dublins Kneipen- und Künstlerviertel mit seinen engen belebten Gassen mit dem Kopfsteinpflaster. Nicht weit davon ist der Kontrast zu finden, die Docklands mit ihren modernistischen Bürohochhäusern und Appartementhäusern.
Shoppen lässt es sich in der Metropole der Republik Irland auch ganz gut, wenn auch der Vergleich zu solchen Weltstädten wie Paris oder Rom nicht zu Gunsten Dublins ausgeht. Das ist aber sicher auch nicht das Hauptziel der Irland-Touristen. Nicht zuletzt gilt Dublin als eine der Hauptstädte der Weltliteratur. Hier ist das berühmte Book of Kells zu sehen, aber auch die Namen berühmter Schriftsteller, die hier wirkten, haben großes Gewicht. Jonathan Swift, Samuel Beckett, George Bernard Shaw zählen dazu und natürlich James Joyce mit seinem weltbekannten Roman „Ulysses“. In Dublin wird auch der höchstdotierte Literaturpreis für Literatur in englischer Sprache vergeben.
Für Dublin hatten wir mehrere Tage eingeplant, denn eine Tour durch die Republik Irland ohne entsprechenden Aufenthalt in der Hauptstadt ist schlichtweg ein Unding. Dublin hat so viel Sehenswertes zu bieten, dass ein Tag keinesfalls ausreicht. Neben den historischen Bauwerken, den Kirchen und Museen ist auch der Liffey mit seinen Brücken eine Besonderheit - und natürlich das pralle Leben in der Stadt.
Unterwegs in Dublin
Dublin ist eine relativ kleine Stadt, doch der Straßenverkehr steht einer Weltmetropole in nichts nach. Es herrscht eigentlich immer Hochbetrieb, doch in der rush hour steht die Stadt, besonders die Innenstadt, kurz vor dem Kollaps. Wir hatten es deshalb vorgezogen, für die Stadterkundungen unser Mietauto am Hotel stehen zu lassen und es nur zu nutzen, wenn wir Touren in die Umgebung unternahmen. In der Innenstadt Dublins einen Parkplatz zu bekommen ist sowieso fast aussichtslos und dazu noch ziemlich teuer.
Die meisten Sehenswürdigkeiten Dublins liegen im Zentrum und das ist überschaubar. Wer einigermaßen gut zu Fuß ist, kann die Stadt laufend erkunden. Das hängt aber natürlich auch etwas davon ab, wo sich die gebuchte Unterkunft befindet. Wir wohnten ca. 15 Fußminuten vom Zentrum entfernt, eine Strecke, die durchaus noch machbar war.
Der öffentliche Nahverkehr ist in Dublin etwas gewöhnungsbedürftig, doch wir hatten ihn einige mal genutzt. Am dichtesten ist das Busnetz, mit den Bussen kommt man zu den meisten Stellen der Stadt und auch zu einigen touristisch interessanten Gebieten, wie Howth, Malahide oder Bray. Ungewohnt waren die Tarife und die Bezahlung. Während es in vielen Städten mehrere Varianten an Touristen-Tickets, Mehrtageskarten oder Wochenkarten gibt, ist die Auswahl in Dublin mager und für die verschiedenen öffentlichen Verkehrsmittel gelten unterschiedliche Tickets. Eine Ausnahme ist der Dublin Short Hop, mit dem einen Tag lang Bus und S-Bahn genutzt werden können. Mit dem Freedom Ticket lassen sich drei Tage lang alle Busse nutzen, einschließlich der Stadtrundfahrten, dafür aber weder S-Bahn noch Straßenbahn.
Es gibt für die Busse Einzelfahrten, Mehrfahrtenkarten, Tagestickets und jede Menge unterschiedlicher Tarife. Den entsprechenden Tarif sollte man möglichst parat haben, denn bezahlt wird im Bus – und das passend. Wechselgeld gibt es nicht zurück, statt dessen einen Gutschein. Der muss jedoch im Dubliner Bus-Büro eingelöst werden, für Touristen ist das wenig sinnvoll. An den Bushaltestellen hängen zwar Fahrpläne, die geben jedoch nicht die aktuellen Abfahrten an, sondern die Zeiten, an denen der Bus geplant am Terminal startet. Wir hatten uns deshalb einfach an einer Haltestelle platziert und harrten der Dinge...
Taucht der gewünschte Bus auf, hält er nur, wenn man ihm winkt oder anderweitig Zeichen gibt – oder jemand aussteigen will. Besonders attraktiv erschien uns deshalb der öffentliche Busnahverkehr in Dublin nicht. Einen großen Vorteil hat er aber doch, die eingesetzten Busse sind meist Doppelstockbusse. In denen hat man einen sehr guten Überblick und kann viele Sehenswürdigkeiten aus einem guten Blickwinkel sehen. Der Weg zum Ausgang ist dafür aber ziemlich lang, besonders wenn man sich nicht auskennt und erst im letzten Moment den Halteknopf drückt.
Straßenbahnen gibt es in Dublin auch, jedoch nur zwei Linien, die Grüne Linie und die Rote Linie. Hauptsächlich für Fahrten ins Umland Dublins interessant ist die DART, die S-Bahn, mit der einige touristische Nahziele erreicht werden können. Taxis können unterwegs angehalten werden, aber auch per Telefon bestellt. Taxifahrten sind jedoch ziemlich teuer und im Stau zählt das Taxameter munter weiter. Dafür kostet Gepäck nicht zusätzlich. Einen großen Raum nehmen inzwischen die Fahrrad-Ausleihstationen ein, von denen es etwa 40 in der Stadt gibt. An einigen Stationen kann man sich mit der Kreditkarte anmelden.
Neben der individuellen Erkundung besteht in Dublin natürlich auch die Möglichkeit, geführte Touren und Rundfahrten zu buchen. Die üblichen Stadtrundfahrten mit dem Sightseeing-Bus und den Möglichkeiten, an den einzelnen Haltestellen aus- und zuzusteigen existieren hier auch. Der größte Anbieter ist Dublin-Bus, deren Busse etwa alle 15 Minuten fahren. Kutschfahrten durch Dublin sind ein besonderes Erlebnis – allerdings auch eines, das ziemlich ins Geld geht. Die Viertelstunde ist kaum unter 25 Euro zu haben und den Preis sollte man vorher aushandeln. Durch Dublin fließt der Liffey, also gibt es auch Flussfahrten mit dem Boot. Ein Mittelding sind die immer wieder auftauchenden Wikinger-Fahrten. Die erfolgen per Amphibienfahrzeug, so dass bei Staus auf das Wasser ausgewichen werden kann. Wer möchte, kann sich dazu einen Wikinger-Helm aufsetzen und lautstark sein Vergnügen bekunden. Wer sich lieber auf seine Füße verlässt, aber viel Wissenswertes erfahren möchte, der kann an den geführten Stadtrundgängen teilnehmen.
Sehenswertes im Norden Dublins
Der Fluss Liffey trennt Dublin in einen nördlichen und einen südlichen Teil. Die weitaus meisten touristischen Highlights sind im Süden zu finden, hier ist auch der ältere Teil der Stadt. Der Norden Dublins entstand als letzter Stadtteil erst im 18. Jahrhundert. Ursprünglich war geplant, diese Gegend mit großzügigen Alleen auszustatten. Davon sind heute jedoch nur noch Ansätze zu sehen, der enorme Straßenverkehr hat auch hier seinen Tribut gefordert. So ist die O´Connel Street eine sehr breite und fast schnurgerade verlaufende Straße, doch den Charakter einer Allee hat sie schon lange nicht mehr. Daran erinnern höchstens noch die Bäume auf der Fußgänger-Insel in der Straßenmitte.
Einen Abstecher lohnt dieser Stadtteil auf jeden Fall, hier finden sich viele Geschäfte, der Markt in der Moore Street und zudem neben einigen schönen und bekannten Gebäuden noch zahlreiche Denkmäler und Statuen. Eine Statue ist dem wohl berühmtesten irischen Schriftsteller gewidmet, James Joyce, dem Verfasser des Romans „Ulysses“. Das Abbild des Schriftstellers steht, sich lässig auf einen Spazierstock stützend, eine Hand in der Tasche und einem verwegen schräg auf dem Kopf sitzenden Hut auf einem flachen Sockel. So kann man dem berühmten Autor gewissermaßen Auge in Auge begegnen. Erschaffen wurde diese Statue 1990.
Direkt am Fluss steht das Daniel-O´Connel–Denkmal, das dem katholischen irischen Politiker gewidmet ist, der den Beinamen „Der Befreier“ trug und sich für die Gleichberechtigung der Katholiken sowie für die Unabhängigkeit von Großbritannien einsetzte. Weitere Denkmäler an der O´Connel Street erinnern an James Larkin – einen Streikführer im Dubliner Generalstreik 1913 – sowie an den Politiker Charles Stewart Parnell. Auch der Gründer der Abstinenzler-Bewegung – Father Theobald Mathew – war den Iren trotz Guiness und Pubs ein Denkmal wert. An der Stelle der einstigen Nelson-Säule erhebt sich heute The Spire, eine riesige Säule in Form einer kegelförmigen Nadel aus Edelstahl, die es immerhin auf 120 Meter Höhe bringt. Am unteren Ende auf Straßenhöhe beträgt der Durchmesser drei Meter, an der Spitze sind es noch zehn Zentimeter.
Ziemlich imposant fanden wir das Custom House, das mit seinen Eingangssäulen und der Kuppel ein markantes Highlight Dublins darstellt. Die faszinierendste Wirkung hat das Gebäude sicher, wenn man es von der gegenüberliegenden Flussseite erblickt. Erbaut wurde das ehemals als Zollhaus dienende Bauwerk zwischen 1781 und 1791 von James Gandon. Dieser Baumeister ist für einige bedeutende Bauten Dublins im georgianischen Stil verantwortlich. Heute dient das Haus als Regierungsgebäude.
Im irischen Bürgerkrieg brannte das Custom House 1921 nieder, doch glücklicherweise wurde es wieder in alter Pracht aufgebaut. Das imposante Bauwerk ist 114 Meter lang und besticht durch die mächtige Kuppel aus Kupfer, auf der eine überlebensgroße Statue den Handel symbolisiert. Am dorischen Portikus sieht man die symbolischen Darstellungen der dreizehn Flüsse Irlands.
Vom gleichen Baumeister stammt ein weiteres georgianisches Prachtgebäude, das Four Courts. Es entstand zwischen 1786 und 1802 und dient als Sitz des höchsten Gerichts Irlands. Um den Zentralbau ziehen sich korinthische Säulen, ebenso um den Dachaufbau mit der flachen Kuppel. Zahlreiche Statuen verzieren den Bau. Fourt Corts wurde ebenfalls im irischen Bürgerkrieg dem Erdboden gleichgemacht und in den 30er Jahren wieder aufgebaut. Die Gerichtsverhandlungen im Haus sind meist öffentlich, doch darauf hatten wir verzichtet. In Dublin gibt es mit Sicherheit interessantere Dinge zu sehen.
Zwischen dem Custom House und den Docklands führt die futuristische Samuel Beckett Bridge über den Liffey. Diese markante Brücke ist einer irischen Harfe nachempfunden, zumindest wird es so interpretiert. Wir fanden, an den Gedanken kann man sich gewöhnen. Interessant ist auch das Convention Centre Dublin, ein ebenfalls futuristisch anmutender Bau, an dem eine schräge Röhre aus Stahl und Glas scheinbar in den Fluss zu gleiten scheint.
Temple Bar, Dublins Kneipen- und Künstlerviertel
In Temple Bar, dem Künstler-, Kultur- und Kneipenviertel, wird Dublin so richtig bunt – und das auch im wahrsten Sinne des Wortes. In den Straßen mit den zahlreichen Gaststätten, Pubs und auch Geschäften sind viele Häuser farbig angestrichen und manchmal auch mit Gemälden verziert. Oft kamen wir uns hier vor wie in einer Kleinstadt, einige der Straßen sind noch mit Kopfsteinpflaster ausgestattet und die Häuser erreichen in vielen Fällen gerade einmal zwei Stockwerke. Wenn man den Trubel im Viertel erlebt, weiß man jedoch, dass man nicht in einer Kleinstadt ist sondern in der belebtesten Ecke Dublins.Vor allem gegen Abend tobt hier das Leben.
An der Temple Bar Street führt Dublins wohl markanteste Brücke über den Liffey, die Ha´penny Bridge. Diese Fußgängerbrücke verläuft in gekonntem Bogen über den Fluss. Bis zum Bau der Millenium Bridge im Jahre 2000 war sie die einzige reine Fußgängerbrücke der Stadt. Die gusseiserne Konstruktion ist sicher Geschmackssache - irgendwie fanden wir sie kitschig – aber unverwechselbar ist sie auf jeden Fall. Interessant ist, dass die Eisenteile der Brücke 1816 in England gegossen und vor Ort zusammengebaut wurden.
Früher kostete die Überquerung der damals einzigen Fußgängerbrücke Wegzoll, jeder Passant musste für den Übergang eine halben Penny zahlen. Daher kommt der Name Halfpenny Bridge, der aber meist Ha´penny Bridge gesprochen und geschrieben wird.
In früheren Jahrhunderten waren im Viertel andere Künstlerinnen am Werke, Temple Bar war im 18. Jahrhundert der Wirkungsort allerlei undurchsichtigen Volkes und das Bordellviertel Dublins. Später siedelten sich vor allem Handwerker an. In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts wäre hier beinahe ein riesiges Busdepot entstanden, doch zum Glück für die heutigen Touristen waren die Ladengeschäfte inzwischen schon an Künstler, Händler und Gastwirte vermietet, die ins Viertel ein reges Leben brachten. Heute locken hier u.a. das Project Art Centre – ein avantgardistisches Kunstzentrum – sowie das Irish Film Institute, das National Photographic Archive und die Gallery of Photographie. Natürlich haben wir zudem einige der Pubs mit ihrer Livemusik und dem Guiness getestet.
Die Parks von Dublin
Dublin ist nicht übermäßig grün, hat aber einige sehr schöne und interessante Parks zu bieten. Einer der sehenswertesten ist der Park Saint Stephen´s Green, der zentral in der Nähe des Leinster Houses und des Trinity Colleges liegt. Das Gelände existiert schon seit 1664, in der heutigen Form geht der neun Hektar große Park aber auf Lord Adilaun – einem Mitglied der Guinness-Familie - zurück, der dafür Mittel als Schenkung zur Verfügung stellte. Auf dem Gelände lässt es sich wunderbar spazieren und wir merkten kaum, dass wir uns im Zentrum Dublins befanden. Neben Bäumen, Rasen, Brunnen und einem See fallen vor allem die zahlreichen Statuen und Büsten auf, die berühmte Iren darstellen. So gibt es u.a. eine Büste des Dichters James Joyce und ein Denkmal für den Nationalistenführer Wolfe Tone.
Einige Meter weiter befindet sich der Merrion Square. Das Parkgelände ist eingezäunt, doch zumindest tagsüber ist der Zugang ungehindert möglich. Umgeben ist das Gelände von Straßen, an denen zahlreiche der wunderschönen und für Dublin typischen georgianischen Reihenhäuser stehen. Das Highlight des Parks ist ohne Zweifel die Statue von Oscar Wilde, die in lässiger Haltung auf einem großen Stein liegt. Der Autor weltbekannter Werke – so z.B. „Das Bildnis des Dorian Gray“ - wurde nur 46 Jahre alt. Der homosexuelle Dichter wurde wegen seiner Veranlagung zu zwei Jahren Zuchthaus mit schwerer körperlicher Arbeit verurteilt. Die Strafe und die Ächtung zerbrachen ihn sowohl körperlich als auch seelisch.
Dublins größter Park ist jedoch der riesige Phoenix Park am Rande der Stadt. Um alle Ecken des 7 Quadratkilometer großen Geländes zu erkunden braucht man einen ganzen Tag. Hier befindet sich auch der Dubliner Zoo, ansonsten gibt es große Rasenflächen, viele Bäume und einen See. Für Radfahrer ist der Park ideal, aber auch mit dem Auto kann man auf einigen Straßen fahren. 1979 versammelten sich hier mehr als 1 Million Menschen anlässlich des Besuches des damaligen Papstes in Dublin. Heute erinnert daran ein riesiges Kreuz.
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Autor: Michael Nitzschke; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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