Von Cork zur Mizen Halbinsel
Eine der bekanntesten Städte der Republik Irland ist Cork, eine für irische Verhältnisse große Stadt. Immerhin ist sie mit ihren knapp 120.000 Einwohnern nach Dublin die zweitgrößte des Landes. An touristischen Highlights hat die Stadt allerdings nicht übermäßig viel zu bieten, Sehenswürdigkeiten sind hier relativ wenige zu finden. Das reizvolle Corks ist sicher seine Lage, die alte Innenstadt ist praktisch eine Insel, die von zwei Armen des Flusses Lee umgeben ist. Dadurch entstehen einige interessante Blicke auf das Stadtpanorama und mehrere Brücken sind ebenfalls sehenswert.
Die Stadt war früher wohlhabend, durch ihre Lage an den Wasserstraßen siedelten sich hier viele Kaufleute an. An diese Zeit erinnern noch einige Wohnhäuser der Kaufleute sowie die alten Kais. Von den Brücken sind die elegante einbogige Kalksteinbrücke aus dem Jahr 1804 und die 1985 erbaute Fußgängerbrücke am Sullivan`s Quay interessant. Das National Monument an der Grand Parade erinnert an die irischen Patrioten, die zwischen 1798 und 1867 ihr Leben ließen. Überragt wird die Stadt von der neogotischen St. Finbarre`s Cathedral, die auch besichtigt werden kann. Zudem gibt es in Cork einige Museen, Galerien und natürlich jede Menge Pubs.
Am sinnvollsten fanden wir unser Quartier in der Stadt jedoch als Ausgangspunkt für Touren in die Umgebung Corks, denn die hat einiges zu bieten. Wie sollte es in Irland anders sein - alte Castles gehören einfach dazu und auch bei Cork sind einige zu finden, darunter das berühmte Blarney Castle. Interessante Städtchen der Umgebung sind Cobh und Yougal und die Timoleague Abbey präsentiert sich als interessante Ruine. Schließlich kommen auch die Freunde des irischen Whiskys in der Old Middleton Destillery auf ihre Kosten. Etwas weiter entfernt lockt die Mizen Halbinsel, zu der hatten wir einen Abstecher auf unserer Weiterfahrt nach Killarney unternommen.
Blarney Castle mit dem Blarney Stone
Das Blarney Castle inzwischen zu einem der bekanntesten Touristenattraktionen Irlands wurde hat es einem simplen Stein zu verdanken. Wobei dieser Stein alles andere als simpel sein soll, denn er verleiht angeblich die Fähigkeit der freien Sprache und des ausgezeichneten Formulierens. Einzige Voraussetzung dazu ist, den Stein zu küssen. Ehrlich gesagt, wir hatten darauf verzichtet, deshalb blieben unsere Fähigkeiten unverändert.
Der Sage nach soll er eine Hälfte des Steins von Scone sein, den Kreuzritter von einem ihrer Züge ins Heilige Land mitbrachten. Seitdem diente er den schottischen Königen als Plattform bei ihrer Krönung. Ein Teil des Steins wurde 1314 dem Besitzer von Blarney Castle für treue Dienste in der Schlacht überlassen, der ihn an der Außenseite des oberen Wehrgangs des Bergfrieds einmauern ließ. Um den Stein zu küssen, muss man schon etwas sportlich sein. Dazu legt man sich auf den Boden und wird von Helfern an den Füßen mit dem Kopf nach unten gehalten. Die Prozedur des Kusses wird von einer Kamera festgehalten, das Foto kann man dann am Ausgang kaufen. Diese Geschäftsidee ist sehr erfolgversprechend, jeden Tag werden so hunderte Fotos zu einem stolzen Preis verkauft. Über die Qualität der Bilder möchten wir uns aber hier nicht weiter auslassen...
Die Geschichte Blarney Castles ist lang, schon im 10. Jahrhundert gab es hier eine Holzburg. Anfang des 13. Jahrhunderts wurde diese Holzburg durch eine steinerne ersetzt. Heute ist von der Burg lediglich noch der 1446 erbaute Bergfried erhalten, den man besteigen kann. Insgesamt 127 Stufen führen zum oberen Wehrgang mit dem Blarney Stone. Wir hatten auf den „steinernen Kuss“ verzichtet, doch nicht auf die Besteigung des Bergfrieds. Von dem hat man einen ausgezeichneten Blick auf die Reste der Burg, den Park und die umliegende Landschaft. Bleibt noch etwas Zeit, dann lohnt ein Spaziergang durch den Park und die nähere Umgebung.
Der keltische Steinkreis Drombeg Stone Circle
Alte keltische Steinkreise gibt es in Irland einige, doch der Drombeg Stone Circle in der Grafschaft Cork gilt als der berühmteste des Landes. Er soll etwa 150 v.Chr. entstanden sein und ist mit seinen 17 dicht an dicht im Kreis aufgestellten Steinen eine beachtliche bauliche Leistung. Die konnten wir umso mehr würdigen, als wir erfuhren, dass die im Kreis von neun Metern Durchmesser aufgereihten Steine bis zu 1,90 Meter hoch sind. Diese enormen Massen zu transportieren und aufzustellen war für damalige Verhältnisse wirklich eine Meisterleistung. Einer der Steine liegt, ob er so positioniert wurde oder einfach umgefallen ist, das konnte nicht geklärt werden. Immerhin ist er der einzige, auf dem das Abbild eines Flusses eingeritzt wurde.
Wozu der Steinkreis erbaut wurde ist bis heute nicht zu 100% geklärt. Doch es wird stark vermutet, dass er als Kalender diente. Das wird bestärkt durch die Tatsache, dass akkurat zur Wintersonnenwende die Strahlen der untergehenden Sonne auf den flachen Altarstein fallen, der dem Eingang gegenüber liegt. Kaum zu erkennen sind die Grundrisse zweier Rundhütten, die wenige Meter entfernt waren. Der Feuerplatz bei diesen Hütten stammte aus der Zeit zwischen dem 2. und dem 7. Jahrhundert. Auch hier wurden im Feuer erhitzte Steine in ein Wasserbecken geworfen und so das Wasser zum Kochen gebracht.
Die Ruinen der Timoleague Abbey
Der Weg zur Timoleague Abbey war ein angenehmer, die Fahrt führte uns direkt ans Meer. Die Abtei selbst ist, wie wohl die meisten in Irland, eine Ruine – doch eine noch ziemlich gut erhaltene, die den Abstecher lohnt. Die Bedeutung des Namens kann man etwa mit „Haus des Molaga“ übersetzen. Dem heiligen Molaga wird nachgesagt, dass er die Bienenhaltung und damit auch den Honig nach Irland gebracht hat.
Ob das stimmt wissen wir nicht, denn dieser Erzählung nach gab es vorher keine Bienen und keinen Honig auf der Insel. Er gründete zudem im 6. Jahrhundert eine Siedlung der Mönche. An diesem Ort entstand dann durch Franziskaner das Kloster, das im 14. und 16. Jahrhundert nochmals erweitert wurde, so z.B. durch den Turm. Englische Soldaten plünderten das Kloster 1612. Knapp 20 Jahre später verließen die Mönche Timoleague Abbey für immer. Zurück blieben die Ruinen des Klosters, die heute besichtigt werden können.
Die Anlage mit Säulengängen, Kirche, Refektorium und einem ummauerten Hof zeigt einen schlichten schmucklosen Anblick, wie er für Franziskaner typisch ist. Doch die wussten trotzdem zu leben, waren vielen irdischen Genüssen nicht abgeneigt und nahmen es auch mit den Gesetzen nicht allzu genau. So handelten sie mit geschmuggelten spanischen Weinen, denen sie auch selbst reichlich zusprachen. Auf dem Friedhof der Anlage sind die Gräber bedeutender Normannen und Iren zu finden.
Tour zur Mizen Halbinsel mit Mizen Head
Eine der beeindruckendsten Landschaften Irlands fanden wir auf der Mizen Halbinsel, einer Gegend, die in den meisten Reiseführern ziemlich stiefmütterlich behandelt wird und unserer Ansicht nach stark unterschätzt ist. Die im Gegensatz zu den Halbinseln Iveragh und Dingle verhältnismäßig kleine Halbinsel – ihre Länge beträgt nur rund 30 Kilometer – hat sehr viel von den Schönheiten Irlands zu bieten. Hier gibt es wilde und steile Klippen, die typische irische grüne Landschaft, nette kleine Ortschaften und wunderbare Strandabschnitte. Der Höhepunkt ist jedoch mit Sicherheit der äußerste Punkt der Halbinsel, Mizen Head mit überaus bemerkenswerten Felsen.
Von Cork und der näheren Umgebung der Stadt ist es schon eine größere Strecke, so hatten wir die Tour zur Mizen Halbinsel als Abstecher unserer Fahrt nach Killarney – unserer nächsten Station – gewählt. Das war eine gute Entscheidung, denn im Nachhinein hätten wir ungern auf die Erkundung dieser Gegend verzichtet. Schon der Weg zur Spitze der Halbinsel mit dem südwestlichsten Punkt Irlands war ein tolles Erlebnis. Die irischen bunten Hausfassaden findet man im schönen Ort Balleydebob und in Schull kann man im Sommer Schiffsausflüge zur Insel Cape Clear Island unternehmen.
Auf unserer Tour entlang der zerklüfteten Küste waren wir immer wieder begeistert von der rauen wildromantischen Natur. Obwohl es nur etwa 30 Kilometer bis zur Spitze sind, sollte man etwas mehr Zeit einplanen, denn die tolle Landschaft lässt einen immer wieder halten und aussteigen. Einer der markantesten Punkte ist der Altar Wedge Tomb, ein mehr als 2000 Jahre altes Keilgrab. Unser absolutes Highlight war jedoch Mizen Head, die Spitze der Halbinsel.
Die Straße führt direkt zum Parkplatz des Besucherzentrums Mizen Head, das Ausgangspunkt zu einer der beeindruckendsten Felslandschaften Irlands ist. Der Eintritt zu diesem Naturerlebnis lohnt unserer Ansicht nach wirklich, man sollte es nicht verpassen. Vom Zentrum verläuft ein schmaler Weg zu einer Treppe mit 99 Stufen, auf der man zur erst vor kurzem erbauten Hängebrücke kommt, die über eine tiefe Schlucht zur Insel Cloghane Island führt. Der Blick von der Brücke ist faszinierend, doch das eigentliche Ereignis kommt dann noch. Von den höchsten Punkten der Insel hat man einen atemberaubenden Blick auf eine Landschaft mit steilen Felsklippen, an welche die Wellen peitschen. Auf dem Felsen steht auch eine ehemalige Signalstation, in der heute ein Museum eingerichtet ist.
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Autor: Michael Nitzschke; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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