Tour zum Kap der Guten Hoffnung
Unterschiedlicher könnten die Namen für das Kap am südlichen Zipfel Afrikas nicht sein, das Kap der Guten Hoffnung heißt auch das Kap der Stürme. Beide Bezeichnungen sind wohl berechtigt, denn die Seefahrer kamen nach der Passage des Kaps in den Indischen Ozean und hatten Afrikas südliche Spitze umrundet. Andererseits herrschen hier oft extreme Stürme, die viele Schiffe kentern ließen.
Kapstadt zu besuchen, ohne am Kap der Guten Hoffnung gewesen zu sein, das ist schlichtweg ein Unding. Zwar bietet das Kap selbst nichts übermäßig beeindruckendes, aber allein das Gefühl hier zu stehen ist schon den Weg wert. Außerdem ist auch in diesem Fall der Weg das Ziel, die Route um die Halbinsel ist ausgesprochen reizvoll und bietet eine Menge Sehenswürdigkeiten.
Ein ganzer Tag ist das Minimum für diese Tour um die Kap-Halbinsel, doch selbst dann hat man noch nicht alles gesehen. Die sehenswerten Orte beginnen schon kurz hinter Kapstadt, bis man zum Eingang des Naturreservats Kap der Guten Hoffnung - dem Cape of Good Hope Nature Reserve - kommt. Auch in diesem Naturpark ist eine Tagesgebühr zu zahlen. Im Park führen dann einige Straßen durch das Gebiet, wobei die direkten Straßen zu den beiden Kaps – Cape of Good Hope und Cape Point – geteert sind.
Über Chapman´s Peak Drive nach Simon´s Town
Die alte Frage bei der Umrundung der Kap-Halbinsel ist die, ob man im oder gegen den Uhrzeigersinn fahren soll. Konkret wird sich das nicht beantworten lassen, denn beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Wir hatten uns entschlossen, die Richtung des Uhrzeigersinns zu wählen, das erschien uns in einigen Punkten sinnvoller, vor allem was das Fotolicht betraf. Nun kommt es auch darauf an, von welcher Ecke Kapstadts man startet. Unsere Tour begann bei Camps Bay und ging dann zuerst über Hout Bay in südlicher Richtung.
Hout Bay ist schon der erste lohnenswerte Punkt für einen kurzen Halt. Kurz vor dem Ort gibt es eine kleine Straße zum Mount Rhodes mit einem wunderbaren Ausblick über die Landschaft. Ansonsten ist der Ort selbst ein nettes Fischer- und Touristendorf, aber nicht zwingend für größere Entdeckungstouren. Sehenswert ist aber der Vogelpark World of Birds, einer der größten Südafrikas mit etwa 3000 Vögeln und Kleintieren. Allerdings sollte man den Park unabhängig von der Kap-Tour besuchen, sonst wird die Zeit einfach zu knapp, zumal es an der Bucht schöne Landschaften zu bewundern gibt, die sicher den einen oder anderen Halt erfordern.
Einige Kilometer nach Hout Bay kommt man an eine Mautstelle, der anschließende Straßenabschnitt ist gebührenpflichtig. Die Gebühren sind jedoch nicht allzu hoch und die Strecke ist das Geld auf jeden Fall wert. Chapman´s Peak Drive, wie dieser Abschnitt heißt, gilt als eine der schönsten Küstenstraßen überhaupt. Wir können das nur bestätigen, die etwa 10 Kilometer lange Fahrt auf der kurvenreichen Strecke war ein wunderbares Erlebnis. Auf der einen Seite der Straße ragen die Berge rund 450 Meter empor, auf der anderen geht es 150 Meter steil bergab zum Meer. Nun hätte man von den grandiosen Ausblicken nicht so viel, doch glücklicherweise gibt es mehrere Haltebuchten, von denen man die Sicht ins Umland genießen kann. An einem dieser Haltepunkte führt ein Wanderweg in die Berge. Ist man am Ende der Strecke bei Noordhoek angelangt, bietet sich der Blick auf einen breiten, 6 Kilometer langen weißen Sandstrand. Wir können mit Fug und Recht behaupten, dass diese Straße eine der imposantesten unserer Tour war.
Die Straße entlang des steilen Abhangs war eine technische Meisterleistung. Zwischen 1915 und 1922 wurde mittels Sprengungen die Strecke in den Fels getrieben. In den 90er Jahren hatte der Zahn der Zeit an den Anlagen genagt, so waren die eisernen Stützträger marode und es stürzten auch immer wieder Felsbrocken auf die Fahrbahn. 2002 sanierte man die Strecke komplett und brachte Schutznetze sowie Überhänge an, bei dem Aufwand der Erhaltung ist die Gebühr also vollauf gerechtfertigt.
Von Noordhoek führt eine Straße quer über die Halbinsel nach Fish Hoek, einen Ort, durch den man getrost durchfahren kann. Schön ist der Sandstrand, doch den gibt es auch woanders. Wenn genügend Zeit vorhanden ist, lohnt ein Abstecher nach Muizenberg. Zwar ist der Ort ebenfalls nicht besonders attraktiv, aber es lockt der weiße Sandstrand mit den berühmten bunten Strandhütten. Das sind Badehäuschen aus Holz, die in den unterschiedlichsten Farben knallbunt angestrichen wurden und in großer Anzahl entlang des Strandes stehen.
Einen längeren Halt sollte man dann wieder in Simon´s Town einlegen. Wir hatten von der Kolonie afrikanischer Pinguine gehört, die sich am Strand südlich des Ortes tummeln und wollten uns das natürlich nicht entgehen lassen. An diesem Küstenabschnitt sind am Strand und im Meer riesige abgerundete Granitfelsen zu sehen, die sogenannten Boulders. Die eigentliche Attraktion sind jedoch mehr als 3000 Pinguine, die den Strandabschnitt besiedeln. Angefangen hatte alles mit einem einzelnen Pärchen, das hier 1983 entdeckt wurde.
Das Gelände ist eingezäunt und gegen Eintritt zu betreten. Es lohnt, denn so nah waren wir noch nie frei lebenden Pinguinen. Die haben sich inzwischen so an die Hunderttausende von Besuchern gewöhnt, die jedes Jahr The Boulders besuchen, dass sie ohne Scheu fast auf Berührung gehen. Allerdings ist das nicht immer sehr angenehm, denn die Pinguine stinken schlichtweg stark nach Fisch. Wer möchte, kann auch an einer Badestelle gemeinsam mit den Pinguinen schwimmen – ein „Vergnügen“, das wir uns verkniffen haben.
Im Cape of Good Hope Nature Reserve
Den südlichen Teil der Kap-Halbinsel nimmt das Cape of Good Hope Nature Reserve ein. Auch dieser Naturpark ist gegen eine Eintrittsgebühr zu besichtigen. Hinter dem Tor führt eine asphaltierte Straße bis zum Cape Point und zum Kap der Guten Hoffnung. Außerdem gibt es eine Anzahl anderer befahrbarer Straßen, über die der Park erkundet werden kann.
Überall warnen Schilder vor Pavianen und speziell dem Füttern der Affen. Die können nämlich ziemlich lästig und auch aggressiv werden, wenn sie Futter quasi vor der Nase haben. Da viele Besucher im Park ein Picknick veranstalten, sind diese Warnungen berechtigt. Nun braucht man jedoch keine Panik zu bekommen, direkt vor unseren Füßen spazierte ein Pavian gemächlich herum, ignorierte uns aber konsequent. Da wir nichts Essbares dabei hatten und die Affen in Ruhe ließen, waren wir für sie uninteressant.
Wenn man Südafrika und die Kapregion besucht, muss man selbstverständlich einmal am berühmten Kap der Guten Hoffnung gewesen sein. Natürlich konnten wir uns das nicht entgehen lassen und so unternahmen wir einen Abstecher hierhin. Mehr als einen Abstecher muss man jedoch nicht einplanen, denn das Kap selbst bietet relativ wenig Sehenswertes. Es ist einfach das Gefühl, an diesem berühmten Punkt zu stehen. Warum der ursprüngliche Name dieses Ortes „Kap der Stürme“ lautete, konnten wir richtig fühlen. Es war ein relativ ruhiger Tag, doch am Kap wehte es uns fast weg, wir hatten Mühe, uns auf den Beinen zu halten. Da konnten wir uns richtig vorstellen, wie es erst an stürmischen Tagen sein muss.
Wer die Zeit und Lust hat, kann den Wanderweg laufen, der über rund 1,5 Stunden zum Cape Point führt. Wir verzichteten jedoch darauf, denn schließlich hätten wir den Weg wieder zurück laufen müssen, um wieder zu unserem Auto zu kommen. Dann hätten wir vom restlichen Park nichts mehr gesehen. Mit dem Auto ist das Cape Point in wenigen Minuten erreicht.
Cape Point, etwa 13 Kilometer vom Tor des Parks entfernt, ist der eigentliche zentrale Punkt. Hier werden an besucherstarken Tagen hunderte Autos abgestellt, so dass der eigentliche Parkplatz oft nicht ausreicht und die Fahrzeuge entlang der Zufahrtsstraße aufgereiht sind. Es gibt ein Infocenter, einen Souvenir-Shop und ein Restaurant mit einer Terrasse, das allerdings mit saftigen Preisen. So verwundert es nicht, dass viele picknicken.
Cape Point ist ein relativ hoher steiler Hügel und damit der Grund, dass der Leuchtturm nicht am Kap der Guten Hoffnung sondern hier errichtet wurde. Genau genommen sind es jedoch zwei Leuchttürme. Das alte Historical Lighthouse wurde 1860 erbaut. Die Eisenteile für den Turm waren vorgefertigt und wurden hierher gebracht. Allerdings steht der Turm in 249 Meter Höhe auf dem Gipfel des Hügels und ist sehr oft in Wolken gehüllt, also praktisch zwecklos. So entschloss man sich 1911, einen neuen Leuchtturm zu bauen. Der steht in 87 Meter Höhe am südlichsten Zipfel der Landzunge.Er gilt als der stärkste Leuchtturm Südafrikas, sein Licht reicht bis zu 36 Kilometer weit.
Vom Parkplatz führen relativ steile Treppen 120 Meter hinauf zum Historical Lighthouse. Wer keine Lust zum Klettern verspürt oder gesundheitliche Probleme hat, kann die Zahnradbahn nutzen, die auf den Hügel fährt. Auf dem Hügel des Cape Point führen Wege und Treppen zu einigen Aussichtspunkten, von denen man eine schöne Sicht auf die Umgebung hat. Auch Wanderwege zu weiter entfernten Zielen beginnen hier, z.B. zum Kap der Guten Hoffnung und zum Diaz Beach.
Von der asphaltierten Hauptstraße durch den Park führen einige andere Straßen zu weiteren interessanten Stellen. Eine davon ist Buffels Bay, eine Bucht mit schönem Badestrand und relativ warmen Wasser. Hier gibt es auch zahlreiche Grill- und Picknickpläze und den Anschluss an den Wanderweg nach False Bay und Rooikrans. In der Nähe befindet sich das Goldfields Centre mit de Möglichkeit der Wal-Beobachtung. Die Wale sieht man allerdings nur zwischen Juli und November.
Zur Erinnerung an die berühmten Seefahrer Vasco da Gama und Bartolomeu Diaz (es gibt auch andere Schreibweisen) - die ersten Entdecker und Umfahrer der Südspitze Afrikas – errichtete man im Park zwei Monumente. Das Diaz Cross, ein großes Kreuz, erinnert an ähnliche Kreuze an verschiedenen Stellen der Südwestküste Afrikas. Es ist jedoch kein altes Monument, errichtet wurde es 1965 als Stiftung des portugiesischen Botschafters. Das Gleiche gilt für das Vasco da Gama Monument, das nahe Buffels Bay als Navigationspunkt für Seefahrer dient.
Unsere Rückfahrt nach Kapstadt führte uns dann aus dem Park und hauptsächlich entlang der Westküste der Kap-Halbinsel. Nachmittags herrscht hier ein schönes Licht – das entsprechende Wetter natürlich vorausgesetzt. Außerdem sind an dieser Route nicht übermäßig viele Sehenswürdigkeiten und Abstecher, so dass man zeitlich relativ variabel ist. Schöne Ausblicke bietet diese Tour aber auch, und das nicht zu wenig. In Kommetjie stoppten wir noch einmal. Der Ferienort, der 1815 als Jagdlodge eines englischen Lords gegründet wurde, bietet eine der besten Surfstrände der Kap-Halbinsel. Markant ist auch der Leuchtturm, das ab 1914 erbaute Slangkop Point Lighthouse.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis Südafrika
Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
|