Touren in den Drachenbergen
Die Drachenberge – auf Afrikaans Drakensberge – sind eine beeindruckende Bergkette, die sich über mehr als 1000 Kilometer von Norden nach Süden durch Südafrika und Lesotho zieht. Nicht nur die Länge ist bemerkenswert sondern auch die Höhe der Berge, die teilweise weit über 3000 Meter reichen und damit das höchste Gebirge des südlichen Afrika bilden. Der höchste Gipfel befindet sich in Lesotho, dort nennt man die Drakensberge Maloti-Berge. Eine sehr schöne Bezeichnung hatten die Zulu für das Gebirge, bei ihnen hieß es „Wand der aufgestellten Speere“.
Die Drakensberge zählen zu den Touristen-Highlights Südafrikas. Seit dem Jahre 2000 steht ein Teil der Gebirgskette auf der Liste des UNESCO-Welterbes. Entstanden sind sie vor rund 180 Millionen Jahren durch Vulkanismus. Für den Tourismus erschlossen sind besonders der nördliche und der zentrale Teil der Drakensberge, während der Süden vorrangig Naturschutzgebiete für selten gewordene Tiere aufweist. In den südlichen Drakensbergen befindet sich der höchstgelegene Gebirgspass Südafrikas, der Sani-Pass mit 2874 Metern Höhe. Der Ausblick über die Landschaft ist von dort fantastisch. Wer nach Lesotho weiterfahren möchte, braucht dafür aber ein Allradfahrzeug.
Die Panoramaroute am Blyde River Canyon
Der Blyde River Canyon liegt an den nördlichen Ausläufern der Drakensberge und nicht allzu weit vom Krüger-Park entfernt. Von Johannesburg ist der Canyon Naturpark eine beliebte Zwischenstation auf dem Weg in den Krüger-Park. Wir hatten hier zwei Tage Station gemacht und hätten ohne weiteres mindestens noch einen Tag anhängen können, denn die Gegend gilt als eine der schönsten Südafrikas und hat jede Menge Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Da ist als erstes natürlich der Blyde River Canyon zu nennen, der als drittgrößter Canyon der Welt zählt. Nur der Grand Canyon in den USA und der Fish River Canyon in Namibia sind noch größer. Mit 26 Kilometer Länge und bis zu 800 Meter Tiefe ist die vorwiegend aus rotem Sandstein bestehende Schlucht ungemein beeindruckend und hat uns wieder gezeigt, wie klein wir Menschen doch eigentlich sind.
Wer mehr Zeit zur Verfügung hat und die Gegend gern per Fuß erkundet kann die zwei Fernwanderwege durch das Naturschutzgebiet nutzen. Dafür muss man sich jedoch rechtzeitig anmelden, denn die Touren dauern jeweils fünf Tage. Der Fanie Botha Hiking Trail ist mit 80 Kilometern der längere der beiden und führt von Ceylon Forest nach God´s Window. Der Blyde River Canyon Hiking Trail ist 65 Kilometer lang, beginnt am God´s Window und endet in Swadini.
Wir hatten uns – schon aus Zeitgründen – für die Tour mit dem Auto auf der Panorama-Route entschieden, die rund um das 27.000 Hektar große Naturschutzgebiet und entlang des Canyons verläuft. Hier gibt es zahlreiche Abstecher und sehenswerte Haltepunkte, so dass ein Tag für die Tour eigentlich zu kurz ist. Ein Allradfahrzeug ist für die Route nicht erforderlich, fast alle Sehenswürdigkeiten sind mit einem normalen PKW zu erreichen.
Nach Beginn der Tour gelangten wir nach einigen Kilometern zu dem mit 15.000 Einwohnern relativ großen Ort Graskop. Danach war es nicht mehr weit bis zur ersten Sehenswürdigkeit, der Pinnacle. Das ist eine frei stehende Säule aus Granit, die aus einer bewaldeten Schlucht aufragt. Der nächste Halt war ein bezaubernder Ausblick über den Canyon und über das Lowveld. Bei entsprechend günstigem Wetter kann man sogar bis zum Krüger-Park sowie nach dem weit entfernten Mosambik sehen. So verwundert es nicht, dass dieser Aussichtspunkt den poetischen Namen „Fenster Gottes“ - God´s Window – erhielt.
Im Reservat gibt es zahlreiche Wasserfälle, von denen jeder einen Besuch lohnt. Die Frage ist nur, ob die Zeit dafür reicht, denn an jedem der Fälle kann man einiges an Zeit verbringen. Wir hatten uns deshalb entschieden, dem Lone Creek Falls einen längeren Besuch abzustatten. Dieser Wasserfall wurde uns empfohlen weil er wunderschön gelegen ist, aber meist nicht so überlaufen ist wie einige andere Fälle. Tatsächlich, an diesem Wasserfall war es zauberhaft, wir kamen uns vor wie in einer Märchenlandschaft. Der Lone Creek stürzt etwa 70 Meter in die Tiefe, wo das Wasser in einem Becken aufgefangen wird.
Beeindruckend ist auch der Mac Mac, ein Doppelwasserfall. Am schönsten ist der Anblick am Vormittag. Seinen Namen bekam er von den Schotten, die in dieser Gegend sehr zahlreich waren. Der Lisbon Falls ist mit 92 Metern noch höher als der Lone Creek, sie stürzen aber nicht in einem Ritt in die Tiefe sondern über Kaskaden. Klein erscheint dagegen mit 45 Metern Höhe der Berlin Falls. Allerdings kann man in seinem Fallbecken baden und er ist ein beliebter Punkt für ein Picknick. Der Forest Falls ist mit 20 Metern ziemlich breit, dafür aber nicht sehr hoch.
Eine großartige Landschaft erlebten wir am Zusammenfluss von Blyde River und Treur. Hier, im Vorfeld des Blyde River Canyons, ist in Millionen Jahren durch die Erosion im Dolomitgestein ein Canyon entstanden, der es an Größe überhaupt nicht mit dem Blyde River Canyon aufnehmen kann, der aber durch seine bizarren Strudellöcher ein tolles Landschaftserlebnis verspricht. Diese Löcher und ein Goldsucher waren es auch, die ihm den Namen „Bourke´s Luck Potholes“ - also etwa Bourke´s Glücks Strudellöcher – einbrachten. Jener Tom Bourke versuchte hier sein Glück, fand jedoch nur wenig Gold.
Am Besucherzentrum beginnen zwei Wanderwege, die jeweils etwa 5 Kilometer lang sind. Wir meinen, allein für Bourke´s Luck Potholes braucht man mindestens zwei bis drei Stunden, denn die Wege gehen durch diese wildromantische Landschaft und über Brücken mit grandiosen Ausblicken. Da möchte man einfach nicht vorzeitig aufgeben und die Wanderung abbrechen.
Etwas Fantasie braucht man natürlich - aber als wir die Three Rondavels sahen, konnten wir gut verstehen, dass die Felsen diesen Namen erhielten. Am Rand einer rund 700 Meter tiefen Schlucht stehen an einem Abhang drei Felsformationen, die tatsächlich an afrikanische strohgedeckte Rundhütten erinnern. Die Wirkung ist verblüffend und es verwundert nicht, dass die Three Rondavels einer der Höhepunkte des Blyde River Natural Parks sind. Dahinter ragt noch ein hoher Berg heraus, der 1944 Meter hohe Maripeskop. Damit ist er der höchste Berg des Teilstücks der Transvaal-Drakensberge. Die Bezeichnung geht auf den Häuptling Maripe zurück, der mit seinem Stamm vor den angreifenden Swasi auf den Berg floh, wo er die Angriffe abwehren konnte.
In den Drakensbergen gab es Gold, was nach 1873 einen Goldrausch auslöste. Allec Patterson zog um diese Zeit mit seinem gesamten Hab und Gut – das auf eine Schubkarre passte – durch diese Gegend. Am Pilgrim´s Creek sah er dicke Goldklumpen im Wasser glänzen und soll den Ausruf : „Der Pilger kann sich ausruhen“ getan haben. Nun strömten die Glücksritter und Goldgräber in Massen in den kleinen Ort Pilgrim´ s Rest. Das Vorkommen erwies sich als das rentabelste des südlichen Afrika, bis 1971 die Vorräte erschöpft waren.
Der alte Goldgräberort wurde aber glücklicherweise von der Regierung Südafrikas übernommen und man erklärte ihn zum nationalen Kulturdenkmal. Die Hütten und Häuser blieben original erhalten und sind heute ein gefragtes Touristenziel. Wir fanden es beeindruckend, auf diese Weise die alte „Goldgräber-Romantik“ - die in Wahrheit alles andere als romantisch war – zu erleben. Mehrere der Häuser können besucht werden, so das alte Royal Hotel und der ehemalige Shop, in dem die Goldgräber Lebensmittel, Werkzeuge und natürlich Whisky kauften.
Das auch heute noch „Goldgräber“ am Werk sind, erfuhren wir am eigenen Leib. Wir hatten unser Auto an einer der Straßen abgestellt. Als wir wieder zurück kamen, stand vor unserem Auto ein Schild „Car wash 50 Rand“ und einige Afrikaner waren mit Wassereimer und Schrubber dabei unser Auto zu putzen. Das war vielleicht nicht die feine englische Art, doch die umgerechnet etwa fünf Euro bezahlten wir. Diese Summe konnten wir noch aufbringen, für die Afrikaner bedeuten diese Dienste das einzige Einkommen.
In den Natal-Drakensbergen
Die Natal-Drakensberge zählen zu den schönsten Gegenden Südafrikas und haben unserer Ansicht nach den Status als UNESCO Welterbe zu Recht bekommen. Diese teilweise über 3000 Meter hohen Berge ziehen sich entlang der Ostgrenze Lesothos, dieses kleinen unabhängigen Staates inmitten von Südafrika. In den Natal-Drakensbergen gibt es einige Hotels sowie andere Unterkünfte und durch die Nationalparks verläuft ein Netz von Wanderwegen.
Wir hatten unser Quartier am Fuße des Mont-aux-Sources, eines 3282 Meter hohen Berges. Neben den fantastischen Ausblicken auf die Bergwelt imponierte uns besonders der Royal Natal National Park, eine rund 8800 Hektar große grandiose Hochgebirgslandschaft. Hier hätten wir problemlos zwei Wochen verbringen können und doch noch nicht alles gesehen. Soviel Zeit hatten wir jedoch bei weitem nicht, schließlich wollten wir auch andere Landschaften Südafrikas kennen lernen. So mussten wir uns mit einem Abstecher in den Nationalpark begnügen, der aber zu einem großen Erlebnis wurde.
Im Jahre 1916 erhielt das Schutzgebiet den Status als Natal National Park. Als 1947 die britische Königsfamilie den Park besuchte, kam noch das Royal hinzu. Rund 1 Kilometer hinter dem Tor zum Park befindet sich ein Besucherzentrum, in dem wir Kartenmaterial des Parks erhielten. Insgesamt stehen 30 markierte Wanderwege zur Verfügung, wobei der Längste – der 45 Kilometer lange Mont.aux-Sources Trail – wohl nur von Hochleistungssportlern an einem Tag geschafft wird.
Machbar ist da schon eher die 14 Kilometer lange Wanderung zur Tugela Gorge, die auch ausgesprochen reizvoll ist. Zu den Höhepunkten der Tour gehören eine Kettenleiter, das Durchqueren des Flusses und das Baden in natürlichen Felsenbecken. Der Tugela River bildet im Park in mehreren Kaskaden den höchsten Wasserfall Südafrikas und immerhin den vierthöchsten der Welt. Zusammen sind es 948 Meter, die das Wasser hinab stürzt.
Ein weiteres Highlight des Parks ist das Amphitheatre, eine fünf Kilometer lange Bergwand, die teilweise über 500 Meter steil abfällt. Auch die Flora und Fauna des Parks ist bemerkenswert. Es gibt hier über 1000 Pflanzenarten. Zu den Tieren, denen man mit viel Glück begegnen kann, gehören u. a. Paviane, Weißschwanz-Gnus, Antilopen und Klippspringer. Von den mehr als 180 Vogelarten sind die Geier und die Königsadler die beeindruckendsten.
Im Golden Gate Highlands Nationalpark
Am äußersten Rand der Drakensberge, am Fuße der Maluti-Berge nördlich von Lesotho gelegen, ist der Golden Gate Highlands Park ein weiteres Kleinod der fantastischen Landschaften dieser Bergwelt. Die Bezeichnung „Golden“ bezieht sich auf die zahlreichen Sandsteinformationen im Park, die in der Abendsonne golden zu leuchten scheinen.
Die namensgebenden markanten Sandsteinfelsen stehen in einer ansonsten weiten Ebene, die mit Grasland überzogen ist. Mehr als 50 Sorten Gras gibt es hier. In den Felsen finden sich oft Höhlen, die früher von den Buschmännern, den San, als Unterschlupf genutzt wurden. Davon zeugen noch heute viele Buschmann-Zeichnungen. Auch die Fauna ist im Park gut vertreten, so gibt es hier z.B. Elands, Gnus, verschiedene Antilopen und die seltenen Bergzebras. Auch die Vogelarten sind umfangreich und mit viel Glück kann man sogar Lämmergeier bewundern. Der Golden Gate Highlands Park ist von einem umfangreichen Netz von Wanderwegen durchzogen, so dass man die Gegend per Fuß erkunden kann.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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