Weitere Sehenswürdigkeiten in Rom
Es ist schon mehr als beeindruckend, welche Menge an Sehenswürdigkeiten Rom innerhalb der Altstadt und an den Grenzen zu dieser zu bieten hat. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass man praktisch von einem Höhepunkt zum nächsten tritt – und das auf einem relativ kleinen und überschaubaren Gebiet. Es sind natürlich vorrangig die berühmtesten Areale – wie der Vatikan, der Palatin oder die bekannten Plätze, wie die Piazza Navona oder die Piazza Venezia, die Touristen anlocken und zu den unverzichtbaren Sehenswürdigkeiten zählen. Doch auch unter den etwas weniger bekannten Plätzen und Sehenswürdigkeiten, die teilweise auch etwas außerhalb des Zentrums liegen, gibt es neben den Top-Highlights sehr anschauenswerte Objekte, die man bei einer Rom-Tour keinesfalls vergessen sollte.
Das Viertel Trastevere
Eine dieser Gegenden, die nicht unbedingt zu den vorrangig angesteuerten Touristenzielen gehört, ist das Viertel Trastevere auf der westlichen Seite des Tibers. Auf dieser Flussseite sind für Touristen vor allem der Vatikan und die Engelsburg von Bedeutung. Doch sich nur auf diese Objekte zu beschränken, das halten wir für einen Fehler. Trastevere mit dem Monte Gianicolo südlich des Vatikan ist nämlich ein ausgesprochen lebendiges Viertel, in dem noch viel vom „wahren römischen Flair“ zu finden ist. Außerdem gibt es hier schöne Einkaufsstraßen, viele Restaurants, einige exklusive Villen und nicht zuletzt den Park auf dem Monte Gianicolo mit einem fantastischen Ausblick über die Stadt. Dieser Hügel, der nicht zu den klassischen sieben der Stadt zählt, wurde nach dem Gott Janus – Giano – benannt. Auf dem Hügel soll eine Kultstätte für den Gott existiert haben.
Einen Besuch wert ist auf jeden Fall die Kirche Santa Maria in Trastevere, eine romanische Basilika mit Ergänzungen aus dem Barock und antiken Säulen, die aus den Caracalla-Thermen stammen. Eine weitere Kirche ist Santa Cecilia, eine dreischiffige Basilika aus dem 9. Jahrhundert, die im 18. Jahrhundert umgebaut wurde. Das Besondere ist u.a., dass die Kirche auf den Fundamenten eines römischen Hauses aus der Zeit der Republik steht. Mehrere Kunstwerke aus dem 9. bis 16. Jahrhundert geben dem Gotteshaus einen würdigen Platz in der Kunstgeschichte.
So richtig begeistert waren wir jedoch, als wir auf den Monte Gianicolo stiegen und dort von der Aussichtsterrasse den unserer Ansicht nach besten Blick über Rom hatten. Von hier aus sahen wir die meisten der herausragenden großen Gebäude und Denkmäler, angefangen vom Petersdom über den Justizpalast, das Monumento Nazionale a Vittorio Emmanuele II bis zu den großen Kirchen. Das einzige kleine Manko war das nicht so ideale Wetter am Tag unseres Besuches. Bei hervorragender Fernsicht muss diese Aussicht vom Monte Gianicolo ein Traum sein, dann sieht man bis zu den Albaner Bergen.
Im Park des Hügels stehen verschiedene Denkmäler, das herausragendste und wichtigste ist aber ohne Zweifel das Reiterstandbild des Nationalhelden Garibaldi, der Italien einte. Es steht auf der Piazza Garibaldi neben der Aussichtsterrasse. An dieser Stelle hatten zu Zeiten der römischen Republik von 1849 heftige Kämpfe getobt. Am Sockel des Standbildes sind die Zwillinge Remus und Romulus abgebildet, die von der Wölfin gesäugt werden.
Pabst Paul V. ist es zu verdanken, dass die antike Wasserleitung Aqua Traiana restauriert wurde und wieder Wasser von den Sabatiner Bergen nach Rom transportierte und Trastevere sowie den Vatikan versorgte. Bescheiden war er allerdings nicht, er ließ die Wasserleitung fortan nach sich benennen – Aqua Paola. Als repräsentativer Endpunkt wurde ein Triumphbogen mit einem Brunnen errichtet. Diese Fontana Paola hatte den Mosesbrunnen als Vorlage, der vom Vorgänger Pauls V. gestiftet wurde. An Pabst Paul V. erinnern das Pabstwappen sowie folgender Text:
„Pabst Paul der Fünfte hat das im Gebiet von Bracciano aus den gesündesten Quellen stammende Wasser nachdem die alten Leitungen der Aqua Alsietina wiederhergestellt und neue hinzugefügt waren“
Wir stutzten auch erst, als wir den übersetzten Text lasen. Abgesehen von der etwas verqueren Grammatik ist hier die Rede von der Aqua Alsietina, obwohl die Aqua Traiana restauriert wurde. Als diese Inschrift entstand war man fälschlicherwesie der Meinung, die Aqua Alsietina sei die wiederhergestellte Leitung. Die Alsietina hatte einen ähnlichen Verlauf, ihr Wasser war jedoch nicht trinkbar.
Etwas unterhalb der Aussichtsterrasse liegt einer der größten und ältesten Botanischen Gärten Italiens, der Orto Botanico. Montags bis samstags kann er von 9.30 Uhr bis 18 Uhr besucht werden, die Gewächshäuser sind allerdings nur vormittags geöffnet. Bemerkenswert sind die vielen seltenen und teilweise uralten Pflanzen im Garten.
Piazza della Repubblica, der Platz der Republik
Die Piazza della Repubblica, der Platz der Republik, steht etwas im Schatten einiger anderer bedeutender Plätze Roms. Mit Recht, wie wir finden, denn der Platz kann in Bezug auf Gestaltung und Sehenswürdigkeiten mit solchen Plätzen wie der Piazza Navona, Piazza Venezia oder Piazza del Popolo nicht mithalten. Trotzdem ist hier einiges interessante zu betrachten, wenn auch etwas versteckt.
Als erstes waren wir jedoch unangenehm berührt vom Straßenverkehr. Der ist in Rom ja nun wirklich überall präsent, doch an der Piazza della Repubblica mit einem Kreisverkehr besonders intensiv. Das Überqueren des Platzes zu Fuß gleicht einem Harakiri. Auf der einen Seite wird der Platz von zwei halbrunden Gebäuden begrenzt, wovon in einem eines der nobelsten Hotels Roms, das “Exedra“ ansässig ist.
An der anderen Seite steht eine – zumindest von außen - relativ unscheinbare Kirche. Sehr anschauenswert fanden wir jedoch die ausgefallene und fantasiereiche Gestaltung der Eingangstür. Auch das Innere und die Geschichte der Kirche Santa Maria degli Angeli ist alles andere als alltäglich. Mit dem Bau wurde Michelangelo von Pabst Pius IV. beauftragt. Das Besondere ist, dass in die Kirche Räume der antiken Diokletians-Thermen einbezogen wurden. So gehörte der Eingangssaal früher zum Warmwasserbad der Thermen, aus dem Kaltbadesaal wurde der Hauptraum der Kirche.
Hinter der Kirche erstrecken sich die restlichen Anlagen der ehemaligen Diokletians-Thermen, die um das Jahr 300 n. Chr. im Auftrag Kaiser Diokletians enstanden. Mit einer Fläche von 320 x 370 m waren sie die größten Roms und stellten damit sogar die berühmten Caracalla-Thermen in den Schatten. Immerhin 3500 Badegäste fanden hier Platz. Bis ins 6. Jahrhundert war die Anlage in Betrieb, danach standen die Räume leer. Im 16. Jahrhundert zog neues Leben in den Komplex ein, so mit der Kirche Santa Maria degli Angeli und einem Karthäuserkloster, das ab 1889 als Nationalmuseum genutzt wurde. Leider war es bei unserem Besuch in Rom geschlossen und soll angeblich auch nur zu besonderen Anlässen geöffnet werden.
In der Platzmitte steht der im Jahre 1888 fertig gestellte Najadenbrunnen, die Fontana delle Naiada. Die zentrale Figur des Brunnens ist Neptun, der mit einem Fisch ringt. Für einen Skandal sorgten jedoch die Figuren nackter Nymphen auf den Sockeln am Rand des Brunnens. Aus Furcht um die sittliche Gefährdung gab es einen langen Streit um die Aufstellung dieser Statuen. Verstehen konnten wir das nicht, die Bronzenymphen erschienen uns ausgesprochenn harmlos – aber die damalige Zeit war eben ziemlich verklemmt...
Die Kirche Santa Maria Maggiore auf dem Esquilin
Die Kirche Santa Maria Maggiore auf einem der sieben Hügel Roms – dem Esquilin - ist aus mehreren Gründen äußerst bemerkenswert. Da ist zum einen die Entstehungsgeschichte der Kirche, oder besser gesagt, die Sage zu der Entstehung. Die Jungfrau Maria soll im 4. Jahrhundert dem damaligen Pabst und einem reichen Römer im Traum erschienen sein und sie aufgefordert haben, eine Kirche zu errichten, und zwar dort, wo am nächsten Morgen Schnee liegt. Das wäre an sich nicht außergewöhnlich – doch zu dieser Zeit war gerade Hochsommer. Am nächsten Morgen lag tatsächlich Schnee auf dem Esquilin.
So wurde die Kirche erbaut, die als größte Marienkirche der Welt gilt. Das heutige Bauwerk hat vom ursprünglichen Bau aus dem 4. Jahrhundert jedoch nur noch 44 ionische Säulen aufzuweisen, ansonsten wurde das Gebäude einigemal um- und ausgebaut. Im 17. Jahrhundert erhielt die Kirche eine Schauwand im Stil des Barock vorgesetzt, außerdem eine große Freitreppe. Der Glockenturm mit einer Höhe von 75 m ist der höchste derartige Turm in Rom. Erbaut wurde er im Jahre 1377.
Im Umfeld der Kirche fallen zwei große Säulen auf, ein ägyptischer Obelisk, der vom Eingang des Augustus-Mausoleums an diese Stelle umgesetzt wurde sowie eine antike Säule aus Marmor. Die stand ursprünglich in der Maxentius-Basilika auf dem Forum Romanum. Auf die Spitze der Säule stellte man eine Marienstatue, so dass aus der antiken eine christliche Säule wurde.
Auch das Kircheninnere ist überaus sehenswert und hat neben einigen wertvollen Kunstschätzen noch zwei Gräber wichtiger Leute zu bieten. In einem ist der berühmte Gianlorenzo Bernini beigesetzt, in dem anderen ruht Pabst Sixtus V. Das Hauptschiff der Kirche ist mit einem prächtigen Fußboden aus Mosaiken ausgestattet und die geschnitzte Kassettendecke weist eine Vergoldung auf. Das Gold zählt zum ersten, das aus Amerika kam. Ausgesprochen wertvoll sind auch die Mosaike unter den Fenstern. Sie stammen aus dem 5. Jahrhundert und gelten damit als der älteste erhaltene Bilderzyklus der Bibel. Noch viel älter sollen Bretter aus der Krippe von Bethlehem sein, die sich in der Confessio befinden. An der Echtheit dieser Bretter darf aber guten Gewissens gezweifelt werden.
Der Komplex des Lateran
Der Lateran besteht aus einem Komplex von mehreren Gebäuden, der Lateranskirche, dem Lateranspalast sowie dem Sancta Sanctorum. In der Frühzeit des Christentums war der Lateran von herausragender Bedeutung, denn über Jahrhunderte diente er als Sitz der Päbste. Diese Ära ging erst 1309 zu Ende, als der Pabstsitz nach Avignon in Frankreich verlegt wurde. Zwar kamen die Päbste 1377 nach Rom zurück, doch als ihren Sitz wählten sie danach den Vatikan. Ganz ist die Lateranskirche jedoch nicht ins Abseits geraten, bis heute ist sie die Kirche des Bischofs von Rom. Diesen Titel hat der Pabst inne.
Der Name des Komplexes geht von den früheren Besitzern aus, der reichen römischen Familie Laterani. Kaiser Nero enteignete sie und Kaiser Konstantin schenkte das Land nach seiner Bekehrung zum Christentum dem Oberhaupt der Christen, dem Pabst. Der ließ hier 326 die erste monumentale Kirche erbauen, deshalb gilt die Lateranskirche als „Mutter und Haupt aller Kirchen“. In der Mitte des 17. Jahrhunderts erfolgte eine umfangreiche Renovierung, die der Kirche einen barocken Stil verpasste. Der Baumeister war ausnahmweise einmal nicht Bernini, den Zuschlag erhielt sein ewiger Widersacher Francesco Borromini.
Die Sancta Sanctorum, die Privtakapelle der Päbste gegenüber der Kirche, lässt sich besichtigen. Allerdings sind die Öffnungszeiten sehr eingeschränkt, so dass es sich empfiehlt, sich vorher genau zu erkundigen. Das Besondere sind die Treppen, die zur Kapelle führen. Die Scala Santa, die mittlere und damit die Haupttreppe, soll es im wahrsten Sinne des Wortes „in sich“ haben. Es wird behauptet, dass die Stufen aus Jerusalem nach Rom gebracht wurden.
In Jerusalem sollen sie zum Palast des Pontius Pilatus gehört haben und Jesus soll am Tag seiner Verurteilung über diese Stufen geschritten sein. Ursprünglich waren diese 28 Stufen aus Marmor, doch zum Schutz verkleidete man sie mit Nussbaumholz. Der Weg nach oben ist auch heute noch sehr beschwerlich, denn zur Ehrung des leidenden Jesus dürfen die Stufen nur auf den Knien bestiegen werden und auf jeder Stufe muss ein Rosenkranz gebetet werden. Die Mühe lohnt sich, denn anschließend wird ein Teil der Sünden erlassen, Wer schlau ist und den Aufstieg an einem Freitag der Fastenzeit oder am Karfreitag unternimmt wird sogar seine gesamten Sünden los. Wir hatten kurz überlegt, doch uns fielen keine begangenen Sünden ein. So wählten wir dann doch lieber den aufrechten Weg über eine der beiden Nebentreppen.
Von außen ist die Lateranskirche schon sehr anschauenswert, doch ihre wahre Pracht entfaltet sie im Inneren, in dem der barocke Stil dominiert. Er geht auf den Umbau der Kirche durch Borromini im 17. Jahrhundert zurück. Aber natürlich finden sich auch hier Spuren Berninis, auch wenn es „nur“ Werke seiner Schüler sind. Sie schufen die Statuen der 12 Apostel in den Nischen der Pfeiler des Mittelschiffes.
Ausgesprochen prachtvoll ist die mit vergoldeten Schnitzereien verzierte Kassettendecke im Hauptschiff. Auch der Hauptaltar ist ein Kunstschatz, verbunden mit einem Gerücht. In Goldgefäßen sollen sich nämlich die Köpfe der Apostel Petrus und Paulus befinden. Wir glauben jedoch, dass es sich dabei eher wirklich nur um ein Gerücht handelt. Belegt ist hingegen, dass vor dem Altar Pabst Martin V. beigesetzt wurde.
Ungemein beeindruckt waren wir von einem goldenen Mosaik in der Apsis des Hauptaltars. Das es sich dabei um eine Kopie handelt ist sicher nebensächlich, dem wundervollen Kunstwerk tut dies keinen Abbruch. Hier gibt es übrigens – wie in einigen anderen Kirchen auch – einen Service, den wir klasse fanden. Nach dem Einwurf einer Münze in einen Automaten wird für Minuten Licht eingeschaltet und das Kunstwerk so zusätzlich erhellt. In den meist ausgesprochen düsteren Kirchen ist das wirklich eine große Hilfe beim Betrachten.
Ein kleines Museum, das Museo Sacro, sowie einer der schönsten Kreuzgänge Roms zählen außerdem zum Sehenswerten der Lateranskirche. Das bronzene Eingangstor der Kirche ist aus dem Forum Romanum übernommen. Außerdem gibt es noch die „Heilige Pforte“, die Porta Santa. Durch die kommt man jedoch selten in die Kirche, denn sie ist nur während eines Heiligen Jahres geöffnet. Auf dem Vorplatz steht – was nun wirklich nicht mehr verwundert – ein Obelisk. Der ist aber etwas Besonderes, denn er gilt mit seinen 31,5 m Höhe als der größte der Welt. Pharao Thutmosis III. ließ ihn rund 1500 Jahre v. Chr. vor dem Ammontempel in Theben aufstellen. Beides – sowohl die Anfertigung als auch der spätere Transport nach Rom im 4. Jahrhundert n. Chr. - war wieder einmal ein Meisterwerk.
Die Basilika San Paolo
Die Basilika San Paolo steht ein ganzes Stück außerhalb der Altstadt Roms, aber sie ist mit der U-Bahn ausgezeichnet zu erreichen. Auf einen Abstecher hierher hatten wir deshalb nicht verzichtet, denn die Basilika vertritt ein wichtiges Stück der Geschichte Roms. An dieser Stelle lag der Friedhof in der Via Ostensie, auf dem der heilige Paulus nach seiner Hinrichtung im Jahre 62 n. Chr. beigesetzt wurde. Es gibt sehr viele unüberprüfbare Gerüchte und Sagen zu römischen und christlichen Überlieferungen, doch archäologische Funde aus den letzten Jahren bestätigen dieses Ereignis.
Schon unter Kaiser Konstantin entstand hier ein Gedenkort für Paulus. an dem dann Ende des 4. Jahrhunderts eine fünfschiffige Basilika erbaut wurde. Sie stand über viele Jahrhunderte, bis sie 1823 abbrannte. Pabst Pius IX. konnte die originalgetreu rekonstruierte Kirche im Jahre 1854 einweihen. Er hat sich in der vergoldeten Kassettendecke des Mittelschiffs ein Denkmal gesetzt, sein Wappen prangt an der Decke.
Der Triumphbogen vor dem Querschiff hatte die Vernichtung überstanden. Er stammt noch aus der alten Basilika, ist also noch ein Original aus dem 5. Jahrhundert. Sehenswert sind die Statuen von Petrus und Paulus sowie ein romanischer Kreuzgang aus dem 13. Jahrhundert. Das eigentliche Highlight, das Grab des Paulus unter dem Hochaltar, ist allerdings nicht zugänglich und kann nicht besichtigt werden.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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