Allgemeine Informationen über Menorca
Menorca, die Balearen-Insel im Mittelmeer, ist eines der Urlauber-Paradiese – aber auch weit mehr als nur eines, in dem Sonnensucher und Bade-Lustige auf ihre Kosten kommen. Auf der Insel konzentrieren sich zahlreiche prähistorische Stein-Denkmäler aus grauer Vorzeit, hier gibt es die traumhafte Altstadt von Ciutadella und nicht zuletzt auch eine weitgehend intakte Natur. Besonders hervorzuheben ist dabei der Naturpark S´Albufera Es Grau.
Diese Natur ist seit der Ernennung Menorcas als UNESCO-Biosphären-Reservat nochmals besonders geschützt. Das ist für die Touristen erfreulich und etwas bedauerlich zugleich. In einer Welt, in der immer mehr Paradiese zerstört werden, ist es „Gold wert“ wenn intakte Natur erhalten wird. Dafür müssen die Besucher allerdings etwas an Bequemlichkeit opfern. So ist der Bau neuer Hotelanlagen gestoppt und die Zahl der Mietwagen auf der Insel wird radikal verkleinert. Wir denken, dies ist der richtige Weg – auch wenn dadurch sicher die Preise steigen werden und die Beweglichkeit eingeschränkt wird.
Ein fantastisches Urlaubsziel bleibt Menorca trotzdem, dafür spricht mehr als ein Grund. Die Insel mit ihrem überaus angenehmen Klima ist ein Reiseziel, das praktisch ganzjährig zur Verfügung steht. Dazu kommen die freundlichen und hilfsbereiten Menschen sowie das breit gefächerte Angebot an Freizeitaktivitäten. Nicht zuletzt finden wir die Beschränkung auf meist kleinere Hotels in einer überschaubaren Anzahl viel angenehmer, als die Anhäufung von Betten-Burgen in so manchem Ferienort in anderen Gegenden.
Geografie und Lage Menorcas
Menorca gehört zu der im Mittelmeer liegenden Inselgruppe der Balearen. Streng genommen sind diese Inseln eine Fortsetzung der Betischen Kordillere. Dieser Gebirgszug erstreckt sich hauptsächlich über Andalusien, so gehört z. B. die bekannte Sierra Nevada bei Granada dazu. Im Bereich des Mittelmeeres verläuft das Gebirge unter Wasser. Die höchsten Gebirgsspitzen bilden die über die Wasserfläche ragende Inselgruppe der Balearen, zu denen neben den bekannten Ferienzielen Mallorca, Menorca und Ibiza auch Formentera und zahlreiche kleine bis kleinste Inseln gehören.
„Nomen est omen“ - dieser bekannte Satz trifft auch auf Menorca zu. Die „Kleine“ misst mit rund 700 km² nur etwa ein Fünftel der Fläche der „Großen“ - Mallorca. Mit etwa 70.000 Einwohnern ist Menorca zudem relativ dünn besiedelt. Trotzdem ist sie immerhin noch die zweitgrößte Insel der Balearen. Ibiza, Formentera und viele Zwerginseln liegen flächenmäßig weit unter Menorca.
Die Insel ist weitgehend flach und der höchste Berg, der El Toro, schafft es gerade einmal auf sagenhafte 357 m Höhe. Darüber können Besucher aus den Alpenländern nur lachen. Das sagt jedoch überhaupt nichts über die landschaftlichen Schönheiten aus, von denen wird wohl jeder begeistert sein. Dazu zählt z.B. die Küste, die sich über 432 km erstreckt. Viele Buchten – davon zahlreiche unberührte – in den unterschiedlichsten Formen vom feinen Sandstrand bis zur felsigen Bucht bieten sowohl Bade-Fans als auch Liebhabern stiller Orte alle Möglichkeiten der Erholung.
Menorca ist auch eine Insel der Steine, und das im doppelten Sinne. Da sind die zahlreichen Monumente aus grauer Vorzeit, die noch heute den Wissenschaftlern viele Rätsel aufgeben. So konnte bisher nicht geklärt werden, wann genau sie erschaffen wurden, wie man sie mit den damaligen Mitteln errichtete und welchem Zweck sie dienten. Beeindruckend sind sie allemal und so entwickelten sie sich zu einem der Highlights der Insel. Selten findet man eine derartig große Anzahl auf einer kleinen Fläche. Steine trifft man aber auch ansonsten praktisch überall an, z.B. in Form von Trockensteinmauern, die gänzlich ohne Mörtel errichtet wurden. Es sind sagenhafte knappe 11.000 km, die diese Mauern aneinander gereiht ergeben würden – immerhin rund 2000 km mehr als die Große Mauer in China zu bieten hat. Die Mauern von Menorca sind trotzdem weit weniger bekannt. Sie sind natürlich viel niedriger und wie ein Netz über die Insel gezogen.
Politik und Wirtschaft Menorcas
Es verwundert sicher nicht allzu sehr, dass Menorcas größter Wirtschaftszweig der Tourismus ist. Immerhin rund 60% des Brutto-Inlandsprodukts der Insel kommen aus diesem Bereich. Mit anderen Dienstleistungen zusammen ergeben sich 74%, während die Landwirtschaft gerade einmal auf 4% kommt. Dieser geringe Anteil verwunderte uns etwas, doch bei genauerem Nachdenken ist das wenig erstaunlich. Große Felder gibt es kaum, auf kleineren Arealen werden verschiedene Produkte angebaut, oftmals als Nebenbeschäftigung. Der poröse Lavaboden kann schlecht das nötige Wasser speichern und so ist es schwierig trotz der eigentlich ausreichenden Niederschläge erfolgreich Ackerbau zu betreiben. Eine gewisse Bedeutung kommt noch der Rinder-Haltung zu, doch da gibt es Beschränkungen infolge der Ernennung Menorcas als UNESCO-Biosphären-Reservat.
Der Anteil der Industrie am BIP ist da bedeutend höher, dieser Wirtschaftszweig erreicht ca. 22%. Das ist vorrangig Kleinindustrie, besonders im Bereich der Leder-Verarbeitung. Begründet wurde diese Tradition von Rückkehrern aus Amerika, die Mitte des 19. Jahrhunderts kleine Schuhfabriken gründeten. Daneben spielt die Herstellung von Taschen und Kleidungsstücken aus Leder eine große Rolle.
Der enorm hohe Anteil des Tourismus an den Einnahmen Menorcas ist natürlich auch eine Verpflichtung, diesen Bereich nicht durch gewissermaßen „Raubbau“ an den Ressourcen zu schädigen. So ergibt die Konzentration auf höherwertigen Tourismus vor einem billigen Massentourismus viel Sinn. Früher hatte der Fischfang für die Menorquiner einen Spitzenplatz inne, doch die Gewässer um die Insel sind weitgehend abgefischt, so dass dieser Zweig nur noch eine kleine Rolle für die Selbstversorgung der einheimischen Märkte spielt.
Politisch besitzt Menorca zusammen mit den anderen Balearen-Inseln den Status einer autonomen Region. Seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts erhielten nach dem Ende der Franco-Diktatur 17 Regionen in Spanien die Autonomie. Die Insel ist in acht Gemeindebezirke aufgeteilt und der Consell Insular de Menorca mit dem Sitz in der Hauptstadt Mahón bildet die zentrale Verwaltung der Insel, die sich vorrangig mit touristischen, kulturhistorischen, sozialpolitischen und baulichen Fragen beschäftigt.
Freizeitangebote auf Menorca
Klar, dass man bei den Inseln der Balearen zuerst an das Badevergnügen denkt. Damit liegt man sicher nicht falsch und auch Menorca hat eine ganze Reihe schöner Strände zu bieten. Doch es wäre sehr kurzsichtig, die Freizeitmöglichkeiten auf der Insel auf das Baden im Meer oder in einem der Hotel-Swimmingpools zu beschränken.
Das Wasser spielt naturgemäß aber eine sehr große Rolle bei den beliebten Aktivitäten auf Menorca, bei denen das Baden einen der vorderen Plätze einnimmt. Dabei sind lange breite Sandstrände jedoch eher die Ausnahme, oft handelt es sich um relativ kurze Strandabschnitte. Diese findet man viel in der Nähe von Feriensiedlungen. Für Naturfreunde sehr interessant sind ebenfalls die zahlreichen kleinen Buchten, in denen kein offizieller Badestrand existiert, die aber wegen ihrer Ruhe und der ausgezeichneten Wasserqualität ein reines Badevergnügen erlauben.
Insgesamt ist die Wasserqualität auf Menorca sehr gut. Der Zugang zu den oft relativ abgelegenen einsamen Buchten ist aber meist mit längeren Wegen verbunden. Die Frage der Badebekleidung wird einigermaßen locker gesehen. Oben ohne ist an fast allen Stränden problemlos möglich und wird auch rege praktiziert. Offizielle FKK-Strände gibt es auf der gesamten Insel nicht, doch stört sich keiner daran, wenn jemand an einem einsamen Strandbereich hüllenlos in die Fluten steigt.
Freizeitaktivitäten mit Wasser sind jedoch nicht unbedingt auf das Baden beschränkt. Die Möglichkeiten sind hier sehr umfangreich, angefangen beim Hochseeangeln für die geduldigen Typen über Tauchen und Surfen bis zum Segeln. Wer noch keine Kenntnisse in diesen Richtungen hat, findet garantiert einen angebotenen Kurs zum jeweiligen Thema.
Golfspieler sind auf Menorca allerdings auf der falschen Insel. Hier gibt es bisher nur einen Platz, Tennis dagegen wird an vielen Orten angeboten. Der absolute Hit auf der Insel sind jedoch die Wandermöglichkeiten, wenn auch mit einigen Einschränkungen. So gibt es sehr wenig ausgeschilderte Wanderwege und oft führen die Pfade über privates Gelände. Das sollte aber kein ernsthaftes Hindernis für Wanderfreunde sein, denn in der allgemein üblichen Urlaubszeit wird es kaum jemand schaffen, alle Ziele abzuwandern. Vor allem, wenn man sich noch für die vielen Sehenswürdigkeiten interessiert, die Menorca zu bieten hat. Zumal es auch die Ausnahme von den oftmals nicht beschilderten Wegen gibt, nämlich den Rundweg Cami de Cavalls, der über 197 km entlang der Küste führt. Allein damit könnte der Urlaub sicher völlig ausgefüllt werden. Manchmal können übrigens geführte Wanderungen sinnvoll sein, auf denen man vielleicht Orte und Stellen entdeckt, die man ansonsten kaum gefunden hätte.
Wer sich weniger auf seine Füße verlassen will und lieber in die Pedalen tritt, ist auf Menorca nicht unbedingt am idealen Ort. Zum einen bläst hier öfter ein starker Wind, zum anderen sind die Straßen und Wege nicht immer im für Radfahrer gut geeigneten Zustand. Es wird aber seit einiger Zeit viel für Radfahrer getan. Mountainbike-Fahrer sehen das sicher sowieso viel gelassener. Zumindest begegneten uns immer wieder diese tollkühnen Pedal-Ritter, die keine noch so huckelige und von Steinen übersäte Strecke scheuten.
Die Einwohner Menorcas
Menorca ist von allen Balearen-Inseln mit am dünnsten besiedelt. Die knapp 70.000 Einwohner konzentrieren sich vor allem in den beiden Städten Mahón und Ciutadella, wo fast drei Viertel der Menschen leben. Die übrigen Bewohner, zum großen Teil Bauern, verteilen sich über das restliche Territorium. Selbst bei einer so kleinen Insel ergibt das eine statistisch sehr geringe Zahl pro km².
Offizielle Amtssprachen sind Spanisch – oder genauer das Kastilisch - und das Katalanisch. Die Sprache der meisten Einwohner weicht aber von der Sprache der Katalanen ab und selbst zur Sprache der anderen Balearen-Inseln sind starke Unterschiede vorhanden. Das liegt nicht zuletzt auch an der Geschichte Menorcas, auf dem lange Zeit Engländer und Franzosen viel zu sagen hatten. So haben sich zahlreiche Begriffe aus diesen Sprachen – oft etwas abgewandelt – hier niedergeschlagen. Ebenso hatten die Mauren einen großen Einfluss.
Wir hatten ausgesprochen positive Begegnungen mit den Menschen der Insel. Uns sind sie als sehr freundlich und hilfsbereit im Gedächtnis geblieben. Positiv fanden wir auch, dass sich die Leute auf die Touristen einstellen, sich in Englisch zu verständigen war oft kein Problem. Vor allem in den Hotels ist manchmal auch Deutsch zu hören, denn auf der Insel leben und arbeiten - neben Briten und Franzosen - relativ viele Deutsche. Zwar haben diese Zuzüge nicht das Ausmaß derer von Mallorca und Ibiza, doch insgesamt ist die Anzahl der Ausländer, die immer auf Menorca leben, beachtlich.
Flora und Fauna Menorcas
Spaniens Inselgruppen der Balearen und der Kanaren sind relativ arm an wildlebenden Tieren. Besonders größere Säugetiere sind kaum zu finden. Da bildet auch Menorca keine Ausnahme, die Flora ist jedoch ziemlich üppig, was angesichts der doch relativ reichlichen Niederschläge nicht groß verwundert. Es sind über 1000 Pflanzenarten, die auf Menorca vorkommen.
Die Zahl der wild lebenden Säugetiere ist jedoch überschaubar, hier kommt man auf kaum eine Handvoll. Igel, Marder, Siebenschläfer, Wildkaninchen sowie die Balearen-Spitzmaus, damit ist das Repertoire schon erschöpft. Die größeren Säugetiere wurden vom Menschen eingeführt und sind Haustiere, wobei einige davon „sich in die Freiheit verdrückten“ und jetzt halbwild leben.
Angeführt werden die Haustiere von den Rindern, der weitaus größten Gruppe auf der Insel. Dazu kommen noch Schafe, Schweine, Ziegen und – wenn auch bedeutend weniger – Esel. Eine Besonderheit sind die Pferde auf Menorca, hier entstand eine eigene Rasse. Die guten Reittiere sind relativ klein – mit einer Risthöhe von etwa 1,60 m – und meist intensiv schwarz.
Weitaus größer ist da die Palette der Vögel, die auf der Insel vorkommenden Arten sind beachtlich. Darunter sind auch große Exemplare, wie Fischadler und sogar ein kleiner Geier, der Moixeta, der auf den anderen Inseln schon ausgestorben ist. Zu den auf Menorca lebenden Vögeln gehören ebenfalls Falken, Bussarde, Eulen, Käuze und natürlich eine große Vielfalt an Sing- und Wasservögeln. Besonders im Naturpark S´Albufera Es Grau tummeln sich Reiher, Moorhühner, Stockenten, Blesshühner und viele andere Arten. Um diese Vielfalt zu bewundern muss man allerdings einige Mühen auf sich nehmen, denn viele dieser Tiere leben im Verborgenen. Doch auch an den „leichter zugänglichen“ kann man sich sehr erfreuen.
Gefährliche und giftige Tiere sind auf Menorca ausgesprochen selten. So gibt es keine Giftschlangen, sondern nur ungefährliche Nattern. Die sind aber schwer zu finden, einfacher ist es da schon mit den Landschildkröten. Diese Spezies sind auf Menorca relativ weit verbreitet, auch wenn man ihnen nicht auf Schritt und Tritt begegnet. Wir hatten das Glück, dass uns zweimal eine der Schildkröten über den Weg lief. Ergänzt wird die Gruppe der Reptilien und Amphibien durch Eidechsen, Frösche und Kröten.
Auch wenn es nicht so scheint, Menorca ist zu etwa 40% von Wald bedeckt. Das man einen anderen Eindruck erhält, liegt zum großen Teil daran, dass es keine ausgedehnten Waldgebiete sind sondern viele kleine Flächen. Dabei sind Laubbäume eher eine Seltenheit, der größte Teil besteht aus Nadelhölzern. Kiefern, Pinien und auch Steineichen gehören zu den typischen Bäumen der Insel. Besonders der noch weitgehend wilde Norden und Nordosten sind ziemlich grün.
Wilde Olivenbäume, einige Zitronenbäume und viele Sträucher - wie Mastix und Ginster – ergänzen die Flora. Kapern-Sträucher und Kamille wachsen wild, während Granatäpfel, Orangen, Pfirsiche und Aprikosen auf kleinen Plantagen angebaut werden. Das Highlight der Insel sind jedoch die Blumen und Zierpflanzen. Hier herrscht eine Artenvielfalt, die sich wirklich sehen lassen kann. Besonders im Frühjahr, wenn die Blütezeit ist, verwandelt sich Menorca in ein buntes Farbenmeer. Auf das muss man zu den anderen Zeiten verzichten, doch der Schönheit der Insel tut das keinen großen Abbruch.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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