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Göreme, Taubental und Liebestal in Kappadokien

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Wir waren endlich angekommen in Kappadokien, dem Hauptteil unserer Tour und ehrlich gesagt, der erste Anblick war nicht übermäßig aufregend. Doch das sollte sich schnell ändern, sobald wir in die Täler mit den imposanten und ungewöhnlichen Tuffstein-Formationen kamen sowie die Landschaft mit den historischen Sehenswürdigkeiten näher kennen lernten, war unsere Begeisterung enorm.

Der Ort Göreme und seine unmittelbare Umgebung haben sich zum touristischen Zentrum Kappadokiens entwickelt – nicht zu Unrecht, denn der Ort selbst ist eine Augenweide, hier befindet sich das Freilichtmuseum Göreme mit den schönsten Felsenkirchen und das Taubental sowie das Liebestal – zwei der schönsten Täler – liegen ganz in der Nähe. Auch der Ort Uçhisar mit dem Festungs-Felsen gehört zu den Höhepunkten der Gegend.

Göreme mit dem Freilichtmuseum

Göreme ist mit rund 2200 Einwohnern nicht allzu groß, doch besonders in der Hauptsaison platzt es fast aus allen Nähten. So gut wie jedes zweite Haus ist heute Touristen-Pension, es gibt natürlich Hotels und einige Lokale in den früheren Felsenwohnungen. Hier konzentrieren sich auch die Anbieter der Ballonfahrten über Kappadokien. Überhaupt bietet der Ort einen imposanten Anblick, denn die skurrilen Tuffstein-Formationen wurden oft in das Ortsbild eingearbeitet und die eine oder andere ehemalige Felsenwohnung kann besichtigt werden. Kunstgeschichtlich wertvolle Zeugnisse sind hier jedoch weniger zu finden, die konzentrieren sich mehr in der engeren Umgebung des Ortes.

Kappadokien Kappadokien

Zu unserem Besichtigungsprogramm gehörte auch der Besuch einer Felsenwohnung, die heute als Restaurant dient. Es war schon ein besonderes Erlebnis, in der Felswohnung zu sitzen und auf die nur wenige Meter entfernten Tuffstein-Formationen im letzten Abendlicht zu sehen. Da kamen wir uns wirklich wie in einer Sagenwelt vor. Als Zugabe - neben dem Glas kappadokischen Rotwein – spielte der Hausherr auf der türkischen Saz, einem Zupfinstrument.

Göremes größter Anziehungspunkt ist jedoch das Kirchental, etwa 1,5 Kilometer vom Ort entfernt. Dieses Tal mit einer Vielzahl von Felskirchen und -kapellen – darunter die schönsten und wertvollsten Kappadokiens - fungiert heute als Open-Air-Museum und zählt zu den UNESCO-Welterbestätten. Uns war klar, dass wir an diesem Ort nicht allein sein würden. Vor allem in der Saison steht hier eine Unzahl an Bussen und die Besuchermengen drängen durch das Gelände und in die kleinen Felsenkirchen. Lange Wartezeiten sind da vorprogrammiert. Unser Reiseleiter hatte glücklicherweise auf eine sehr zeitige Anreise gedrängt, so dass wir als eine der ersten am Eingangstor waren. Ein Lob an ihn, denn mit den später ankommenden Massen durch das Gelände geschoben zu werden, das hätte sicher viel weniger Spaß gemacht.

Kappadokien Kappadokien Kappadokien

Alle Kirchen im Tal wird man sowieso nicht besichtigen können, es sind einfach zu viele. Neben diesen frühen Gotteshäusern in den Felsen gibt es noch Bauten für die Mönche und Ställe für das Vieh. Viel ist jedoch über das Leben der Mönche nicht bekannt und auch die Bezeichnungen der Kirchen entsprechen nicht unbedingt den ursprünglichen Namen. Vielmehr sind es Bezeichnungen, die türkische Bauern den Felsenkirchen gaben, wobei den typischen Bemalungen u.ä. große Bedeutung zukam.

Die wohl bedeutendste Felsenkirche Kappadokiens überhaupt und ein überaus beeindruckendes Bauwerk ist die mit wunderbaren Fresken geschmückte Dunkle Kirche, die Karanlik Kilise. Diese Kirche versäumt kein Besucher und so sind die Schlangen vor dem Eingang oft enorm. Es ist auch die einzige Kirche, in der noch ein separater Eintritt zu zahlen ist. Der Name Dunkle Kirche wurde ihr nicht von ungefähr gegeben, nachdem wir sie betreten hatten, konnten wir kaum unsere Hand vor den Augen erkennen. Das ist aber auch ihr Vorteil, denn durch diese Dunkelheit haben sich die Fresken in voller Farbenpracht erhalten. Sie wirken noch eindrucksvoller durch das Anstrahlen mit Scheinwerfern. Vermutet wird, dass die Fresken im 11. Jahrhundert von einem Künstler aus Konstantinopel erschaffen wurden. Wie meist sind es Motive aus dem Leben von Christus.

Kappadokien Kappadokien

Die Schlangenkirche, die Yilanli Kilise, regt in ganz besonderem Maße die Fantasie an. Der Grund sind die Fresken, die u.a. den Eremiten Onuphrios darstellen. Der sollte im 4. oder 5. Jahrhundert 60 Jahre lang in der ägyptischen Wüste gelebt haben, nur mit einem Lendenschurz aus Blättern bekleidet. Haare und Bart hatte er sich in dieser Zeit nicht geschnitten, so dass sie bis zur Erde reichten. Die Brustmuskulatur ist sehr stark modelliert, so dass immer einmal die Behauptung auftaucht, hier wäre eine in einen Mann verwandelte Frau abgebildet. Weitere Fresken zeigen die Heiligen Georg und Theodor im Kampf mit einem Drachen. Diese Szene gab der Kirche ihren Namen. Außerdem sind noch Kaiser Konstantin und seine Mutter, die heilige Helena, abgebildet. Wie auch die Dunkle Kirche soll die Schlangenkirche aus dem 11. Jahrhundert stammen.

Kappadokien Kappadokien

Die Kirche mit der Schnalle, die Tokali Kilise, befindet sich außerhalb des eigentlichen Freilichtmuseums neben dem Parkplatz. Mit dem Ticket des Open-Air-Museums kann sie besucht werden. Der Name kommt vom schnallen-artigen Dekor im Gewölbe. Die Kirche befindet sich in einem ausgezeichneten Zustand und gilt als eine der farbigsten Kirchen in Kappadokien, außerdem als eine der größten Felsenkirchen. Sie stammt aus dem 10. Jahrhundert. Einige weitere Kirchen in diesen Felsen können wegen Einsturzgefahr nicht besichtigt werden.

Zu den Felsenkirchen des Open-Air-Museums zählt noch die Apfelkirche, die Elmali Kilise, eine kleine Kreuzkuppelkirche mit insgesamt neun Kuppeln. Sie gilt als eine der berühmtesten Kirchen von Göreme. Die Barbara-Kirche, die Barbara Kilise, war ursprünglich ohne figürliche Darstellungen bemalt. Wahrscheinlich entstand sie in den Zeiten des Bilderstreits. Die Fresken mit Personendarstellungen wurden in späterer Zeit aufgebracht. Die Kirche mit dem Bauernschuh, die Sandal Kilise, war während unseres Besuches leider nicht zugänglich. Schuld daran war ein Felssturz. Ihr Name kommt von einer Mulde unter dem Himmelfahrt-Bild. Die soll die Form eines Schuhes haben.

Das Taubental und das Liebestal in Kappadokien

Direkt bei Göreme befinden sich zwei der schönsten Täler Kappadokiens, das Taubental und das Liebestal. Das Taubental zieht sich von Göreme bis Uçhisar, dem Ort mit dem imposanten Festungsfelsen. Eine Wanderung durch dieses Tal zählt sicher zu den bewegendsten Momenten einer Kappadokien-Reise. Seinen Namen erhielt das Tal wegen der zahlreichen Taubenschläge, die in die Felswände geschlagen wurden. Den Taubenmist nahmen die Bauern für die Düngung ihrer Felder. Solche Taubenschläge gibt es überall in Kappadokien, doch im Taubental sind sie besonders zahlreich.

Kappadokien Kappadokien Kappadokien

Wir waren ungeheuer beeindruckt von dieser wildromantischen Landschaft. Speziell bei Göreme und auch bei Uçhisar gibt es an der Straße eine ganze Reihe von Aussichtspunkten, von denen man einen hervorragenden Blick über das Tal mit den Feenkaminen und Felsformationen mit den Höhlenwohnungen hat. Wir kamen gegen Abend an diesen Aussichtspunkten an und hatten dazu das Glück, Sonnenschein in Verbindung mit dunklen Wolken zu erleben. Das ließ den Anblick noch einmal viel imposanter erscheinen.

Kappadokien

Das Liebestal lässt sich ebenfalls durchwandern, eine Tour, die sich auf jeden Fall lohnt – falls man genügend Zeit hat. Die hatten wir bei unserem umfangreichen Besichtigungsprogramm nicht, doch dank unseres Busfahrers konnten wir doch einen Abstecher ins Liebestal unternehmen. Er fuhr mit seinem Bus schmale und kurvige Wege, die eigentlich für Autos gesperrt waren. Wir hätten es niemals für möglich gehalten, dass ein Bus dort durch kommt, und das ohne einen Kratzer.

Kappadokien Kappadokien

Im Tal angekommen konnten wir aussteigen und ein Stück wandern. Durch das Liebestal führt ein Hauptweg, der etwas außerhalb von Göreme beginnt. Davon zweigen zahlreiche Nebenwege ab, die aber oft im Nirgendwo enden. Insgesamt ist das Tal etwa 3,5 Kilometer lang. Die Landschaft ist – wie oft in Kappadokien – beeindruckend, besonders die in Gruppen stehenden Tuffstein-Formationen, nach denen das Tal seinen Namen erhielt. Manche wollen in diesen Formationen Pilze erkennen, doch der Name weist auf eine andere Deutung hin, auf die man sicher mit etwas Fantasie kommen kann...

Uchisar, der Ort mit dem Burgfelsen

Uçhisar hat ein ganz besonderes Highlight zu bieten, einen rund 60 Meter hohen Felsen, der die umliegende Landschaft überragt und schon aus der Ferne gut zu sehen ist. Er ist so stark von Höhlen und Gängen durchlöchert, dass er uns an einen Schweizer Käser erinnerte. In Kappadokien, dem Land der Felsenwohnungen und Höhlenkirchen, wäre das an sich nichts Ungewöhnliches, aber der Felsen von Uçhisar fällt schon durch seine Größe aus dem Raster heraus.

Kappadokien Kappadokien Kappadokien

Zudem diente er früher als Burg, in die sich die Verteidiger beim Nahen eines Feindes zurück zogen. Die Höhleneingänge wurden durch Felsbrocken verschlossen, so dass man nicht erkennen konnte, dass sich Menschen im Felsen befanden. Nach dem Durchzug des Feindes kamen die Bewohner heraus und konnten dem Feind in den Rücken fallen. Insgesamt etwa 1000 Menschen konnten hier wohnen.

Der Burgfelsen kann bestiegen werden, ein Angebot, das wir uns natürlich nicht entgehen ließen. Der Aufstieg ist auch für Leute machbar, die nicht mehr topfit sind – eine gewisse Kondition sollte aber vorhanden sein. Von der Spitze des Felsens hatten wir einen grandiosen Ausblick über Uçhisar und die umliegende Landschaft mit den Tuffsteinen. Im Ort sind „normale“ Wohnhäuser zu finden, aber auch mehrere Felsen und Feen-Kamine, in denen Höhlenwohnungen eingerichtet waren. Dieser Anblick, besonders von den Aussichtspunkten an der Straße, war faszinierend.

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