Von Kappadokien nach Antalya
Auch die schönste Reise geht einmal zu Ende, und so hieß es für uns, die letzten Etappen nach Antalya in Angriff zu nehmen. Doch Anatolien hielt auch außerhalb von Kappadokien noch einige Höhepunkte an sehenswerten Zielen bereit. Auf der Fahrt mit den Zwischenstationen Konya , Baysehir und Aspendos zeigte uns die Türkei noch einmal ihre reichen Kulturschätze, wobei besonders Aspendos mit den römischen Monumental-Ruinen ein außergewöhnliches Erlebnis war.
Antalya hat einen der wichtigsten Flughäfen der Türkei für den internationalen Touristenstrom. Für uns war die Stadt die letzte Station vor dem Rückflug. Ehrlich gesagt, nach den fantastischen Eindrücken in Kappadokien enttäuschte uns Antalya etwas. Doch schließlich war die Stadt nicht unser Hauptziel, sondern nur „das Sprungbrett“ zurück in die Heimat. Sie ist inzwischen eine Millionen-Metropole, die relativ wenig kulturhistorisch wertvolle Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Der Schwerpunkt liegt hier eindeutig auf den Bade-Urlaubern, die an den Stränden um die Stadt und an der „Türkischen Riviera“ ihre Ferien verbringen.
Die kleine Altstadt mit dem Hafen ist aber auf jeden Fall einen Abstecher wert. Hier dominieren jene verwinkelten kleinen Gassen mit dem orientalischen Leben, die für Touristen so anziehend sind. Die Römer waren es wieder einmal, die den Hafen erbauten, der rund 2000 Jahre lang Antalyas Hauptverbindung zur restlichen Welt war. Heute liegen hier aber nur noch Ausflugsschiffe und Fischerboote. Von den umliegenden Hügeln hatten wir einen sehr guten Blick auf den Hafen. Die bedeutendste Sehenswürdigkeit Antalyas ist aber sicher das Hadrianstor. Wie der Name schon andeutet wurde es um 130 n. Chr. für den römischen Kaiser Hadrian errichtet. Anlass war ein Besuch des Kaisers in Antalya.
Konya mit dem Mevlâna-Kloster
Der Orden der „Tanzenden Derwische“ , der Mevlevi, ist in der Türkei seit 1925 verboten. Das Mevlâna-Kloster dieses Ordens in Konya blieb jedoch glücklicherweise erhalten und dient seit 1927 als Museum. Gleichzeitig ist das ehemalige Kloster die Grabstätte des Dichters, Philosophen und Gründer des Ordens, Celâlledin Rumi. Von seinen Anhängern bekam er den Titel „Unser Meister“ - Mevlâna.
Obwohl das Gebäude heute Museum ist, pilgern noch immer Jahr für Jahr tausende frommer Moslems an diesen Ort. Hintergrund ist wohl auch, dass die Wallfahrt hierher eine Wallfahrt nach Mekka ersetzen soll, die im Koran für jeden strenggläubigen Muslim vorgeschrieben ist. Etwas irritiert waren wir allerdings, dass seit kurzem im Museum ein Moschee-Raum für Gebete eingerichtet wurde, obwohl in knapp 50 Meter Entfernung eine große Moschee vorhanden ist. Sicher ist das auch ein Zeichen für die schleichende Islamisierung der Türkei.
Das Gelände des ehemaligen Klosters umfasst 6500 Quadratmeter, in deren Mittelpunkt die grüne Grab-Türbe des Ordensgründers steht. Fertig gestellt wurde sie im 13. Jahrhundert, aber rund 120 Jahre später durch eine neue ersetzt, die sich noch heute hier befindet. Neben einem Garten auf dem Gelände sind in den Gebäuden noch der Raum der Sarkophage, der Leseraum, Derwisch-Zellen sowie vier weitere Türben aus dem 16. Jahrhundert zu sehen.
In der Moschee von Beysehir
Der nächste Stopp war in Beysehir, in der die größte Holzmoschee der Türkei steht. Diese Moschee durften wir uns nicht nur von außen ansehen, sondern wir wurden auch in das Innere des imposanten Bauwerks eingeladen. Der Imam erklärte uns viel über den Islam, die Rechte und Pflichten der Gläubigen und natürlich auch über seine Arbeit. Der Höhepunkt war sein gesungenes Gebet, das er nur für uns vortrug.
Um 1297 entstand die überaus sehenswerte Esrefoglu Camii, die Moschee aus Holz. Wir waren begeistert von den kunstvollen Holzschnitzereien. In der Moschee verteilt sind 46 Holzsäulen mit 7 Meter Höhe und geschnitzten Kapitellen, die eine Decke aus Holzbalken tragen. An der sind noch die Reste der ehemaligen Bemalung zu erkennen. Der Mihrab – die Gebetsnische in der Moschee – ist ein Beispiel, welch kunstvolle Arbeiten die Baumeister der damaligen Zeit zustande brachten. Die 4,5 Meter breite und 6 Meter hohe Gebetsnische ist mit blauen Fayencen ausgestaltet, die man nur als wunderbar bezeichnen kann.Von außen erschien uns die Moschee als Durchschnitt, ihr Inneres begeisterte uns jedoch total.
Aspendos mit dem römischen Theater
Die antike Stadt Aspendos war eines der bedeutenden Zentren auf dem Gebiet der heutigen Türkei. Das wurde uns bei unserem Besuch deutlich bewusst, auch wenn von der eigentlichen Stadt nicht mehr viel übrig geblieben ist. Zu sehen gibt es aber wirklich Großes, denn das römische Theater von Aspendos gilt als eines der am besten erhaltenen Kleinasiens. Der Aquädukt, dessen Reste in der Nähe zu bewundern sind, soll der schönste Anatoliens sein. Schließlich beeindruckte uns noch die Brücke über den Eurymedon.
Diese Eurymedon-Bücke ist ein für damalige Verhältnisse gewaltiges Bauwerk. Sie überspannt mit mehreren Spitzbögen den Fluss und ist rund 260 Meter lang. Die Brückenkonstruktion stammt aus der Zeit der Seldschuken, doch dass hier eine viel ältere Brücke existierte, beweisen die Fundamente der Brückenpfeiler aus der Römerzeit. Vom Ufer des Flusses hatten wir einen sehr guten Blick auf das Bauwerk, das noch heute seinen Dienst tut.
Das antike römische Theater ist sogar noch heute in Betrieb, hier finden immer wieder Vorstellungen statt, z.B. traten hier u.a. Josê Carreras und Luciano Pavarotti auf. Die Akustik des Bauwerks ist fantastisch, wenn man auf den oberen Rängen sitzt, kann man selbst ein Flüstern von der Bühne vernehmen. Die Ausmaße sind enorm, insgesamt fanden hier auf 41 Sitzreihen etwa 20.000 Zuschauer Platz. Die Sitze waren bei unserem Besuch schon zum großen Teil restauriert, so dass wir einen Eindruck von der Schönheit dieses Monumentalbaus erhielten. Noch ziemlich gut erhalten ist das mit Marmor verkleidete 30 Meter hohe Bühnenhaus. Geschmückt ist es mit zahlreichen Statuen, Reliefs und Säulen. Besonders imponierte uns das Relief mit de Abbildung des Gottes Dionysos. Vom oberen Ende des Bauwerks hat man zudem einen ausgezeichneten Blick über die Umgebung des Theaters.
Termessos, die antike Stadt im Gebirge
Die Ruinen der antiken Stadt Termessos haben ebenfalls einen hohen kulturhistorischen Wert und sind einer der Höhepunkte auf einer Türkei-Reise. Wir fanden Termessos sogar noch etwas beeindruckender als Aspendos, was vor allem an der imposanten Lage der Ruinenstadt liegt. Die Stadt war früher schwer zugänglich, sie befindet sich auf 1000 Meter Höhe im Taurus-Gebirge in einem Naturpark. Die Landschaft ist atemberaubend, als Abschluss unserer Reise war der Besuch noch einmal einer der zahlreichen Höhepunkte dieser Tour.
Schon im 2. Jahrhundert v.Chr. soll hier eine gut gesicherte Bergfestung existiert haben, selbst Alexander der Große konnte sie nicht einnehmen. Den Höhepunkt der Entwicklung und eine Blütezeit erlebte Termessos vom 1. Jahrhundert v.Chr. bis zum 2. Jahrhundert n.Chr., vor allem durch Vergünstigungen, die Rom der Stadt gewährte. Bergab ging es nach der Spaltung des Römischen Reiches und ein Erdbeben im 4. oder 5. Jahrhundert zerstörte Termessos so, dass es aufgegeben wurde. Die Ruinen wurden erst im 19. Jahrhundert wieder entdeckt.
Heute zählt das antike Termessos zu den Höhepunkten der Altertümer auf dem Gebiet der Türkei. Wir waren jedenfalls begeistert von den Ruinen in der bewaldeten Landschaft, die von hohen Bergen umgeben ist. Am Beginn des Rundgangs durch die Stadt ragt die Ruine eines gewaltigen Tors empor. Das Hadrian-Tor, benannt nach Kaiser Hadrian, Ist aus Marmor, etwa 4 Meter hoch und 2 Meter breit. Hinter dem Tor stand damals ein Tempel, ebenfalls dem Kaiser geweiht.
Die Kolonnadenstraße, die einstige Prachtstraße von Termessos, ist heute nur eine Ansammlung von Steinbrocken aus den eingestürzten Gebäuden, die von wild wucherndem Gestrüpp umwachsen sind. Der Anblick war für uns schon überwältigend, auch wenn es schwer war, sich die einstige Pracht vorzustellen. Dichtes Gestrüpp wuchert auch am ehemaligen Gymnasion, einer Anlage für Bäder und Schulen. Das Gebäude schaffte es auf beachtliche 91 Meter Länge und 14 Meter Breite. Über das Gelände verstreut sind außerdem eine ganze Reihe von Tempeln und Grabmälern.
Das absolute Highlight ist jedoch das antike römische Theater. Wir konnten uns so richtig vorstellen, wie grandios die damaligen Aufführungen in der Kulisse der umliegenden Berglandschaft gewirkt haben müssen.Zwar ist das Theater im Verhältnis relativ klein – es fasste lediglich rund 4200 Zuschauer im Gegensatz zu den 20000 von Aspendos – doch durch die wunderbare Landschaft wurde es zu einem der schönsten Theater. Es sind 26 Sitzreihen vorhanden, die über einen Höhenunterschied von 13 Metern reichen. Der Radius des Theaters beträgt 33 Meter. In der Epoche der römischen Kaiser fanden hier auch Gladiatorenkämpfe statt, ein zur damaligen Zeit überaus beliebter „Sport“.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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