Tour im Osten der Insel Gran Canaria
Da sich der Flughafen von Gran Canaria im Osten der Insel befindet, erhält man in dieser Region auch die ersten Eindrücke. Verlässt man die mit Blumenbeeten bepflanzten Straßenabschnitte des Flughafens, dann wird man erst mal ganz schön ernüchtert. Das erste Bild, das sich einem eröffnet ist karges Felsland in Richtung Inselmitte und kaum ästhetisch anmutende Gebäude der einzelnen kleinen Orte auf dem Weg zu seinem Urlaubsdomizil im Süden.
Man kann sich hier kaum vorstellen, dass Gran Canaria über grüne, saftig bewachsene Abschnitte verfügt. Dafür müsste man dann in Richtung Nordwesten fahren. Hier an der Ostküste gibt es kaum etwas, das das touristische Herz wirklich höher schlagen lassen würde; Weder schöne Badebuchten, noch wirklich attraktive Städtchen. Wer mit dem Auto unterwegs ist, der genießt die schnelle Verbindung der dreispurigen Autobahn, die den Norden mit dem Süden über die Ostseite verbindet.
Dennoch haben wir auf der Osttour einige Seiten von Gran Canaria entdecken dürfen, die uns sehr eindrucksvoll in Erinnerung geblieben sind. So zum Beispiel die Surfer, die in halsbrecherischer Manier den bei Pozo Izqierdo fast immer wehenden Wind nutzten. Oder die wunderschöne Schlucht Barranco de Guayadeque, die uns fast schon an amerikanische Canyons erinnerte.
Die ersten Abstecher unserer Osterkundung Gran Canarias begannen wir entlang der Küste im Südosten. Castillo del Romeral ist ein kleines verschlafenes fast noch untouristisches Örtchen, das vielleicht noch das Interesse von Ultraindividualisten wecken könnte. Pozo de Izqierdo hingegen hat bereits eine eingefleischte Fangemeinde unter Surfern. Dieser Ort ist unter Surfprofis für seine Wind- und Wellengarantie berühmt, und ist beeindruckenderweise sogar Austragungsort für Surf-Weltcups. Arinaga erstreckt sich von der Autobahn bis zur Küste über drei Bereiche. Lässt man sich von den Industrieansiedlungen auf dem Weg ins Zentrum nicht abschrecken, kann man am Strand noch in Ruhe sonnenbaden.
Da wir nördlich der größeren Städte Ingenio und Agüimes laut Reiseführer zwei weitere Highlights besuchen wollten, entschlossen wir uns zu einem kleineren Umweg, den man jedoch ohne größeren Zeitaufwand über die Autobahn und die GC 140 auf sich nehmen kann. Cuatro Puertas ist eine kultischen Höhlenanlage zwischen Telde und Ingenio, von der man einen phantastischen Blick zur Ostküste in Richtung Flughafen hat und das Museo da las Piedras ist einen Abstecher Wert, wenn man auf dem Weg nach Ingenio ist.
In Agüimes führt eine Abzweigung in die Barranco de Guayadeque, einer sagenhaften Schlucht, die auch einen alleinigen Abstecher zum Wandern lohnen würde. Die Straße innerhalb der Schlucht endet bei einem Restaurant, sodass wir hier die Gelegenheit zum Essen nutzten, bevor wir wieder zurück fuhren, um kurz vor Agüimes über die GC 500 in Richtung Temisas weiterfuhren, einem kleinen Ort ziwschen Santa Lucia und Agüimes, in dem man Höhlen besichtigen kann, wenn man sie denn aufgrund der spärlich vorhandenen Beschilderung überhaupt findet.
Von Temisas ist es nicht mehr weit bis Santa Lucia, einem wirklich schönen Örtchen mit vielen Palmen und farbenfrohen Blumenbeeten. Hier findet der Museumsliebhaber im Museo Castillo de la Fortaleza Fundstücke vorspanischer Bewohner Gran Canarias und kann gleichzeitig im dort angeschlossenen Restaurant Hao auf canarisch rustikale Art speisen; Auf der GC65 ging es von Santa Lucia wieder zurück in Richtung Küste und zur Autobahn.
Castillo del Romeral: Verschlafenes Küstenörtchen
Castillo del Romeral ist ein ganz kleines Küstenörtchen, in dem wir 2008 keinen einzigen Urlauber gesehen haben. Man hat kaum den Eindruck in einer Touristenregion zu sein, denn die ist mit den Badeorten weiter südlich auch noch weit genug weg. Hier stehen die Fischer vor der Mole, angeln frischen Fisch und die Stimmung hatte fast ein bisschen was Verschlafenes.
Obwohl man sich kaum vorstellen kann, dass das Dorf über eine funktionierende Infrastruktur verfügt, gibt es doch einige Fischrestaurants. Hier zieht es einen sicher dann hin, wenn man zum Beispiel vom Trubel am Playa del Ingles mal zu viel hat und entlang einer kleinen Promenade gänzlich ohne andere Touristen spazieren gehen möchte. Die angelegte Strandpromenade wirkt noch sehr neu und die Verschönerungen stecken sicher noch in den Kinderschuhen. Man kann nur darüber spekulieren, welche Entwicklung dieses Örtchen in den nächsten Jahren noch machen wird.
Pozo de Izquierdo: Gran Canarias Surfer-Mekka
Dass im Osten um Pozo de Izquierdo der Wind weht, sieht man vor allem an den vielen Windrädern, die hier zur Stromgewinnung stehen. Die zahlreichen Windräder sieht man schon aus weiter Ferne, ja sogar schon beim Anflug auf die Insel. Dass es sich aber nicht nur einfach um Wind, sondern um optimale Windbedingungen an diesem Fleckchen handelt, das weiss man spätestens vor Ort, wenn man die vielen Surfer sieht. Hier um Pozo de Izquierdo finden sogar regelmäßig Weltcuptourniere im Windsurfen statt.
Die Gegend ist nichts für Anfänger oder für solche, die außer Wind auch etwas fürs Auge brauchen. Hier fühlen sich wahrscheinlich nur Profis wohl, da der Ort an sich kaum etwas zu bieten hat. Hier wirkt die Umgebung eher öde und auch der Weg hin zum Surfabschnitt führt über eine schmale Straße von der Autobahn weg, auf der man außer vom Wind zerfetzte Planen kaum etwas sieht. Trotzdem darf man teilhaben an der etwas rauhen Atmosphäre, und man bekommt auch etwas zu essen. Wir haben zwar auch ein Schild für einen Strandabschnitt zum Baden gesehen, sind aber dann doch weiter gefahren, da bei den heftigen Winden ein Besuch am Strand nichts Angenehmes ist.
Arinaga
Arinaga ist ein relativ großer Ort, der sich über drei Gebiete erstreckt. Beidseitig der Autobahn liegen die beiden eher hässlich anmutenden Gewerbegebiete mit riesigen Möbel- und fabrikähnlichen Einkaufsgiganten. Von diesen beiden Industriegebieten sollte man sich nicht sofort abschrecken lassen. Wenn man die Straße weiter in Richtung Küste nimmt, dann kommt man an einer nett angelegten Promenade heraus.
Der Strandabschnitt wirkt zwar entsprechend ruhig, aber wer hier abseits der Massen zum baden gehen möchte, der muss eine steinige Strandbucht in Kauf nehmen. Dafür geht der Strandbereich sehr flach ins Wasser, was Familien mit kleinen Kindern wiederum freut. Wer es eben mag, der legt sein Handtuch auf die Stufen der unmittelbar angrenzenden Strandpromenade. Trotz relativ weniger Touristen herrscht hier reges Fischertreiben. Die Boote laufen regelmäßig ein und aus, die Mole bietet ein nettes Panorama und die Restaurants sind mit ihren Terrassen voll besetzt.
Cuatro Puertas: Kultstätte mit fantastischem Ausblick
Cuatro Puertas ist eine Kultstätte auf der Landstraße zwischen Telde und Ingenio; Es handelt sich um einen kleinen Berghügel, auf den man bequem hochlaufen kann. Für den Ausflug zu Cuatro Puertas sollte man ungefähr eine Stunde Zeit einplanen.
Der Ausblick von diesem immerhin fast 320 Meter hohen Hügel ist sehr eindrucksvoll. Bereits auf dem Weg dorthin kann man von Weitem schon vier rundbogenartige Eingänge zu einer relativ großen Höhle erkennen. Bevor man jedoch direkt dorthin kommt, stellt man am besten das Auto an einem provisorischen Parkplatz ab, da der schmale Weg auf den weiteren Hügel hinauf mit tiefen Löchern versehen ist, und dicke Steine die Weiterfahrt für normale Autos unmöglich machen.
Wir wechselten auch von Sandalen auf Turnschuhe, ohne die wir nicht mehr sicheren Fußes oben in der Anlage vorangekommen wären. Nach etwa 10 Minuten steht man vor den "4 Eingängen". Auf einer kleinen Tafel haben wir versucht, den weiteren Weg zu entziffern. Wege sind aufgrund der natürlichen Bedingungen kaum klar auszumachen. Wir haben uns anhand kleiner rot-weißer Pfosten weiter nach oben vorgetastet. Trittsicher sollte man im oberen Bereich des Berges allerdings sein, da wir auch mal kleinere Sprünge machen mussten. Im weiteren Gelände rund um Cuatro Puertas kann man noch einen Kultplatz und zwei weitere Wohnhöhlen entdecken.
Auch wenn einem die wahre Bedeutung dieses Platzes verschlossen bleiben wird, genießt man mit einem Abstecher auf den Hügel eine tolle Aussicht zur Ostküste. Neben der Vermutung, dass dieser Platz für kultische Zwecke genutzt wurde, steht eine weitere Theorie dafür, dass die geometrischen Wand- und Bodenzeichen im Zusammenhang mit astronomischen Beobachtungen standen. Vorstellen kann man sich sicherlich beides.
Uns hat die Wanderung auf den Berghügel sehr gut gefallen. Vor allem ist Cuatro Puertas ein Ort, den die meisten Touristen meiden. Hier ist man also im Normalfall ganz alleine und kann in Ruhe die Aussicht genießen.
Museo de las Piedras: Touristensouvenirs in Hülle und Fülle
Wenn man den riesigen Parkplatz vor dem Museum sieht, dann glaubt man den Angaben der Reiseführer recht schnell und kann sich gut vorstellen, wie die Touristen hier busseweise hingefahren werden. Nicht, weil die Touristen etwas über die Geschichte von Gran Canaria erfahren sollen, sondern weil sie sich mit allerlei Souveniren eindecken sollen.
Eigentlich handelt es sich beim Museo de las Piedras auch nicht um ein wirkliches Museum, sondern um zahlreiche Ausstellungsstücke, die man käuflich erwerben kann. Hier gibt es nämlich Urlaubsandenken en masse. Zwar mögen einige Gegenstände, wie alte Schreibmaschinen, Töpfe und Bügeleisen, die als zusätzlicher Zierrat umherstehen schon ihren Altertumswert haben, trotzdem konzentriert sich das Geschäft auf handgestickte Tischwäsche oder Alltagsgegenstände aus Keramik und Holz wie Aschenbecher oder Wandteller. Auch Taschen, Gürtel oder andere Kleidung kann käuflich erworben werden. Der Eintritt ist frei, und das Herumstöbern hat wahrscheinlich auch deshalb Spass gemacht, weil wir nicht den Eindruck hatten, unbedingt etwas kaufen zu müssen. Die Verkäuferinnen bzw. Damen, die dort auch die Stickereinen herzustellen scheinen, wirkten zurückhaltend freundlich.
Zwar etwas kitschig, aber trotzdem noch ganz amüsant anzuschaun war der Raum, der ganz mit Altar- und Kirchengegenständen gefüllt war. All die Marien-, Jesus- und Heiligenabbildungen wollten so gar nicht zu den Tischdecken und Aschenbechern in den anderen Räumen passen. Aber vielleicht machten genau diese etwas bizarren Kontraste auch den Charme des Museos aus. Auch wenn wir kein Fan solcher Kitsch-Konsum-Welten sind, so hatte dieser kurze Abstecher doch noch etwas Interessantes.
Sehr nett war der kleine Garten im Innenhof, indem man sich im schattigen Grün erholen konnte. Hier konnte man bei Vogelgezwitscher und einer kleinen Ziege etwas trinken und auch nochmal zur Toilette gehen. Von außen vermutet man diese kleine idyllische Garten- bzw. Hofanlage gar nicht und so fanden wir diese unerwartete Erholung als sehr angenehm.
Ingenio: Zentrum des Kunsthandwerks
Die im Museo de las Piedras bereits gesehenen Kunststickereien sind für die Gegend um Ingenio typisch, da Ingenio als Zentrum des Kunsthandwerks beschrieben wird. Nicht nur aufwendige Tischwäsche wird hier hergestellt, sondern auch die detailliert verzierten Trachten für Sängerinnen und Tänzerinnen von Volksmusikgruppen.
Wer dem Zentrum von Ingenio einen kleinen Besuch abstattet, der wird angenehm überrascht sein. Zumindest erging es uns so. Auch wenn der Platz direkt vor der Kirche wie ausgestorben erschien, so waren die Anlagen ringsherum mit viel Liebe zum Detail angelegt worden. Mehrere Springbrunnenanlagen sind von schönen grünen Wiesen- und Blumenbeeten umgeben. Die Tür zu einem kleinen grünen Park war gleichzeitig auch für einen Kinderspielplatz geöffnet.
Vom Kirchenvorplatz, der insgesamt sehr offen und großzügig wirkte, ohne dass er wie oft andererorts von vielen Sträßchen oder Gassen verbaut ist, gab sogar den Blick aufs Meer frei. Hier war es richtig erholsam für kurze Zeit aus dem Auto zu steigen und ein bisschen umherzulaufen. Öffentliche Toiletten gab es auch direkt am Platz.
Agüimes - Afrika lässt grüßen
Es war gar nicht so einfach, ins Zentrum von Agüimes zu gelangen. Aufgrund der vielen Einbahnstraßen und der nicht gerade gut durchdachten Beschilderung mussten wir unser Auto ein paar Gassen außerhalb parken. Wie sich herausstellte, war das schließlich aber gar nicht so schlimm, da wir so etwas mehr von den verwinkelten kleinen Sträßchen mitbekommen haben.
Die Architektur der Häuser und deren Fassadenfarben, die im Zentrum vornehmlich in ocker- und terracottafarbenen Tönen gehalten waren, erinnerte einen fast ein bisschen an eine Oasenstadt in Afrika. Dieser Eindruck wurde auch noch dadurch verstärkt, dass in den Gassen teilweise lebensgroße Nachbildungen von Kamelen zu finden waren.
Durch die Aktivitäten des Turismo rural, der in ländlichen Gegenden den Tourismus fördert und so einer stetig wachsenenden Landflucht entgegen wirkt, steht die Charakteristik der alten Gebäude im Vordergrund. Normalerweise konzentriert sich der Turismo rural eher auf ländliche Gebiete, hier in Agüimes kann man jedoch in einem der restaurierten Altstadthäuser übernachten.
Im Zentrum selbst findet man eine beeindruckende Kirche. Die dreischiffige Basilika San Sebastian bekommt zu ihren braunen Steinen heute durch die roten Portale einen markanten Kontrast. Der Ortskern rund um die Kirche sind ausgesprochen hübsch angelegt. Bars, Restaurants und Souvenirshops rund um den Kirchenplatz sind mit vielen Palmen und grünen Büschen umrahmt. Durch die vielen Bänke, die einen zum Verweilen unter schattigen Bäumen einladen, entsteht fast eine parkähnliche Atmosphäre.
Barranco de Guayadeque: Relief amerikanischer Canyons
Am nordöstlichen Ortsausgang von Agüimes führt die GC 103 direkt in die Barranco de Guayadeque. Die imposante Schlucht mit ihren teilweise bis zu 400 Metern steil in die Höhe ragenden Felswänden erstaunte uns wirklich sehr. Andere Schluchten, die wir auf Gran Canaria durchquerten, boten ein viel weiteres Panorama, da die Schluchten einen breiteren Verlauf hatten. Da uns hier fast schon die Hänge links und rechts zum Greifen nahe erschienen, ist uns der Schluchteneffekt viel eindrücklicher in Erinnerung geblieben.
Der Streckenverlauf war insgesamt sehr schmal, und die Streckenabschnitte zwischen den einzelnen Stationen, einem Museum mit Informationen über die Schlucht und dem heute noch bewohnten Höhlendorf Guayadeque waren überraschend kurz. Diese Tour ist vielleicht auch deshalb so gut für Familien geeignet, weil sie in einzelnen kleinen Etappen immer wieder die Möglichkeit zur Rast bietet und einen am Ende der Straße ein nicht nur gemütliches, sondern auch gutes Höhlenrestaurant erwartet.
Bereits ein paar Minuten nachdem wir die Straße zur Barranco de Guayadeque eingeschlagen hatten, erschien auf der linken Seite das Centro de Interpretacion Guayadeque. Es lohnt sich wirklich diesem kleinen aber doch sehr interessant aufgebauten Museum einen Besuch abzustatten.
Museum zur Schlucht: Centro de Interpretacion Guayadeque
Der Vorbau zu diesem Museum erinnert einen an ein ganz normales Haus, dahinter eröffnet sich jedoch eine Höhle, die entsprechend der Bauweise der Höhlenbewohner aus der Bergwand herausgehöhlt wurde. Hier hat das Wort Museum keinen staubigen oder gar langweiligen Charakter, sondern zeigt ganz erlebnisnah die Entwicklung nach, wie die Schlucht entstanden und nach und nach von Menschen besiedelt wurde. Man kann sich ein Bild darüber machen, wie die Landschaft aufgrund des Zusammenspiels von vulkanischer Taetigkeit und Erosionskraft entstanden ist, und wie die Menschen aufgrund des reichen Wasservorkommens die Schlucht besiedeln konnten und für sich bis heute nutzbar machten.
Das Schluchtenpanorama ist deshalb so spektakulär entstanden, weil der Wasserverlauf vom zentralen Bereich des Vulkankessels bis zum Strand hin eine tiefe Kerbe ins Tal geschnitten hat. Das Relief, das so entstanden ist, zeigt sich an manchen Stellen als fast senkrecht stehende Wände. Im ganzen Verlauf ergeben sich so drei verschiedene Höhen- und Klimaunterschiede, die sich von den Gipfeln im Zentrum der Insel über mittlere Höhenlagen bis zu den ebenen Bereichen der Mündung an der Meeresküste hin erstrecken.
Gerade die Wassernutzung spielte von Anfang an eine wichtige Voraussetzung für die dortige Ansiedlung. Zum einen dienten die vielen Wasserquellen der primären Wasserversorgung und einer ersten landwirtschaftlichen Bewässerung von Feldern, zum anderen konnte durch die ausgeklügelte Nutzung der Wasserkraft zur Betreibung von Mühlen auch die Getreidenutzung weiter ausgebaut werden. Die Nahrungsspeicherung, vor allem die Nutzung von Höhlen als Getreidespeicher können im Nachhinein durch archäologische Befunde sehr gut nachvollzogen werden.
Der Museumsaufbau ist wirklich gut organisiert. Man bekommt einen Überblick über die einzelnen Schluchten von Gran Canaria und wie die Barranco de Guayadeque in Relation dazu liegt. Miniaturnachbildungen zum Schluchtenverlauf zeigen einem das Relief der Schlucht, und man bekommt das Gefühl, Zusammenhänge verstehen zu können. Filmanimationen, die man per Bildschirm in verschiedenen Sprachen vor modellhaft nachgestellten Szenen starten kann, zeigen spannende Dokumentationen nicht nur zum alltäglichen Leben, sondern vor allem auch zum Begräbniskult; Gerade Mumien und große Begräbnishöhlen gehören zu den spektakulären archäologischen Funden in der Schlucht und versetzen den Besucher sehr ins Staunen.
Guayadeque und die Cuevas de Bermeja
Fährt man vom Museum Centro de Interpretacion Guayadeque weiter in die Schlucht hinein so gelangt man nach kurzer Strecke zum Höhlendorf Guayadeque, das frei zugänglich ist. Steigt man beim Parkplatz vor dem Höhlendorf Guayadeque aus dem Auto, dann entsteht der Eindruck regen Treibens alleine schon durch die Geräuschkulisse.
Hunde bellen einem von Weitem entgegen, Hühner gackern, Tauben gurren - nur weiß man eigentlich noch gar nicht so recht woher diese Geräusche kommen. Auf den ersten Blick erkennt man eine kleine Kirche an ihrem Kreuz. Alle anderen "Gebäude" schälen sich erst bei genauerem Hinsehen aus den Höhlenwänden.
Die Cuevas de Bermeja, die "scharlachroten Höhlen", sind als Wohneinheiten entlang des Hangs zuerst kaum zwischen den begrünten Wänden zu erkennen. Erst wenn man ein paar Schritte auf die Höhlenhäuser zugemacht hat, dann erkennt man wie liebevoll diese kleinen Wohndomizile mit Blumen und bunten Farben verschönt sind, und dass da einem tatsächlich echte Bewohner aus dem Fenster entgegengrüßen. Wir kamen uns fast ein bisschen voyeuristisch vor, so nah an den puppigen Höhlenhäuschen vorbeizuspazieren. Steile Treppen verbinden die einzelnen Behausungen und kleinen Ställe untereinander.
Wer dort etwas essen möchte, der findet neben der Kirche gleich zwei Restaurants. Das eine davon ist eher eine Bar, in der zahlreiche Schinken nebeneinander von der Decke hängen; Auf ihrem Vorplatz kann man im Freien rasten. Das Restaurant El Centro Guayadeque ist ein Höhlenrestaurant, wenn der Hunger allzu groß wird, und man es nicht mehr bis zum Höhlenrestaurant Tagoror weiter oben aushält.
Höhlenrestaurant Tagoror: Highlight am Ende der Schlucht
Leider hört die Straße am oberen Ende der Schlucht irgendwann auf, so dass man beim Restaurant Tagoror unweigerlich gezungen ist, entweder zu Fuß weiter zu wandern, kehrt zu machen oder das Restaurant zu nutzen, um ein wirkliches Höhlenfeeling zu bekommen.
Das Restaurant war in der Tat ein kleines Highlight. Das Innere des Restaurants fächert sich in zahlreiche kleinere Höhlenbereiche auf, in denen an unzähligen Stein- und Holztischen sogar ganze Scharen von Besuchern untergebracht werden können, ohne dass man gleich Platzangst bekommen muss. Dadurch, dass scheinbar auch genügend Personal für den ganz großen Andrang im Einsatz ist, muss man nur mit geringen Wartezeiten rechnen.
Das Essen mit der üblichen Auswahl kanarischer Spezialitäten schmeckte nicht nur ausgesprochen gut, sondern war auch zu erschwinglichen Preisen zu bekommen. Zwar war es im Innern angenehm temperiert, aber für kälteempfindliche Leute empfiehlt es sich in jedem Fall einen Pulli oder ähnliches dabei zu haben, gerade weil auch die Bänke aus Stein gehauen sind. Insgesamt haben wir einen sehr gepflegten Eindruck in Erinnerung behalten, da wir auch die Toiletten wider Erwarten in akkuratem Zustand vorfanden. Also, obwohl Tagoror ein astreines Touristenrestaurant ist, in dem auch ganze Busse Halt machen, können wir das Restaurant guten Gewissens weiterempfehlen.
Temisas
Bei der Rueckfahrt aus der Barranco Guayadeque biegen wir kurz vor dem Ende der Schlucht nach links auf eine kleine Straße Richtung Temisas ab. Der Weg nach Temisas führte uns wieder durch spektakuläre Schluchten, von wo man aus einen weiten Blick von oben auf die Meeresküste im Osten hatte. Innerhalb des Ortes führen schmale Sträßchen an den Hängen entlang. Leider haben wir keine Schilder entdecken können, die zu den in den Reiseführern beschriebenen Höhlen mit Wandmalereien führten.
Wer sich mehr Zeit nimmt und vielleicht auch mal bei den Bewohnern nachfrägt erhält vielleicht mehr Informationen, wie man dorthin gelangt. Uns reichte es die Kirche San Miguel aus dem 18. Jahrhundert zu sehen, und die Weiterfahrt in diesem unter Naturschutz stehenden Gebiet zu genießen.
Santa Lucía de Tirajana: Begrünte Stadt inmitten karger Berge
Santa Lucia gehört zu den Städtchen, die wir gerne und angenehm in Erinnerung behalten haben. Nach der kargen Kulisse, an die sich unser Auge bis dahin schon fast zu gewöhnen schien, bot uns die Fahrt nach Santa Lucia ein ganz anderes Bild. Jede Menge Palmen mit sattem Grün und bunte Blüten in groß angelegten Blumenbeeten schienen alle kargen Felswände auf einmal vergessen zu lassen.
Wir fanden es tatsächlich erholsam auf einmal von vielen Pflanzen und Blumen umgeben zu sein, auch wenn das in dieser trockenen Gegend vielleicht nicht mit den vorhandenen Wasservorkommen in ökonomischer Relation zu stehen scheint. Dennoch merkten wir den Unterschied, wie fremd uns eine karge und trockene Umgebung erscheinen kann.
Wir parkten unser Auto auf dem großen zentral gelegenen Parkplatz und gingen die Treppen zur Kirche hinauf, um von dort aus einen schönen Ausblick hinunter auf den zentralen Platz mit vielen Bänken zu haben. Auch der Bereich um die Kirche herum ist nett mit einigen Bänken angelegt. Die Bäume an diesem gepflegten Plaetzchen sorgten für den nötigen Schatten zwischendurch. Die Fassaden der hellen kleinen Häuschen im Hintergrund mit den unregelmäßig angeordneten Steinen rahmten die Urlaubskulisse perfekt ein. Erstaunlicherweise war dieser schöne Platz fast menschenleer.
Museo Castillo de la Fortaleza in Santa Lucia
Nachdem wir in Santa Lucia den Ortskern (siehe voriges Kapitel) besichtigt hatten, fuhren wir mit dem Auto ca. einen Kilometer weiter bis zum Museo Cstillo de la Fortaleza. Dieses kleine Museum ist nicht zu verfehlen. Es liegt unmittelbar an der Hauptstraße in Santa Lucia und hat tatsächlich die Umrisse einer altertümlichen Burg.
Der Parkplatz liegt etwas versteckt hinter dem Castillo. Dieses Museum wird in privater Hand geführt und gehört dem Besitzer, dem gleichzeitig auch das neben dem Museum gelegene Restaurant Hao gehört. Die Leidenschaft des Besitzers spiegelt sich in der gesamten Anlage wider.
Die liebevolle Detailarbeit versetzt einen in Staunen. Die umfangreichen Museumsexponate geben Zeugnis vom Leben der vorspanischen Bewohner. Aus ganz Gran Canaria stammen Keramiken, Werkzeuge oder Funde aus landwirtschaftlichem Gebrauch, die übersichtlich angeordnet sind. Immer wieder eindrucksvoll sind Funde von Mumien, die eine spannende Ergänzung zu Steinen, Pflanzen oder Tieren sind.
Das Museo Castillo de la Fortaleza in Santa Lucia lohnt einen Besuch vor allem aber auch wegen des urgemütlichen Grillretsaurants Hao. Es riecht nach Holzkohle, und das macht einem schon ganz gehörig den Mund wässrig. Die Portionen, die wir dann auf den Tellern der Nachbarn sahen, ließen so etwas wie Gewissheit entstehen, dass es hier schmecken muss.
Man sitzt an Holzbänken im halboffenen Bereich, sodass man noch genügend Frischluftfeeling bekommt. Im Innern macht der Bereich einer Bodega, in der die zum Verkauf stehenden Weine an Wänden angeordnet sind und die Souvenirs einen sehr sympathischen Eindruck; Noch freundlicher wurde die Atmosphäre durch die Kellner, die den Eindrck machten, als würden sie ihren Job aus reiner Freude machen. So etwas erlebten wir bis jetzt nur sehr selten. Das Grill-Restaurant Hao ist also ein ganz klarer Restaurant-Tipp auf Gran Canaria.
La Fortaleza
Nach Fortaleza de Ansite oder auch Fortaleza Grande, einem in die Höhe ragenden Felsen, kommt man nur, wenn man unterhalb von Santa Lucia die GC-651 nach La Surrueda nimmt. Die in den steilen Wänden natürlich entstandenen und teilweise von Menschenhand geschlagenen Höhlen kann man von der Straße aus sehen. Die kleine Straße führt weiter entlang durch die Schlucht von Tirajana, die oberhalb des Örtchens Sardina zurück in die Zivilisation führt. Von hier aus ist es dann nicht mehr weit zur Autobahn.
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