Literatur und Reiseführer über Frankfurt am Main
Im Gegensatz zu vielen anderen Großstädten und Touristen-Zentren gibt es die Publikationen über Frankfurt am Main nicht wie Sand am Meer. Die reinen Reiseführer, die in der üblichen Art die Sehenswürdigkeiten vorstellen, sind sogar relativ gering vertreten. Trotzdem, die Auswahl ist immer noch breit und die Gefahr, dass Jemand nichts seinen Interessen entsprechendes findet, besteht kaum.
Wer etwas tiefer in die Besonderheiten und auch Kuriositäten der Main-Metropole eintauchen möchte, hat eine gute Auswahl an einigen Publikationen, die relativ unbekannte Ecken der Stadt vorstellen sowie u.a. näher mit den Eigenheiten der hessischen Einwohner bekannt machen. Ein Beispiel dafür ist das Buch „Gebrauchsanweisung für Frankfurt am Main“ vom Piper Verlag, in dem die Autorin eine liebevolle Einschätzung ihrer Stadt liefert. Im gleichen Verlag erschienen übrigens noch weitere Bücher mit „Gebrauchsanweisungen“ für verschiedene andere Städte.
Reiseführer Frankfurt von Vista Point
Dieses kleine Buch – oder eher Heft – hat das, was so mancher dickere Reiseführer schmerzlich vermissen lässt, nämlich eine herausnehmbare Karte der Frankfurter Innenstadt, die wirklich nützlich und brauchbar ist. Dieser Plan zeigt die Frankfurter Innenstadt und die unmittelbar angrenzen Stadtteile, die anderen Stadtteile der Metropole am Main wurden nicht berücksichtigt. Das fanden wir ausgesprochen positiv, denn so sind die relevanten Sehenswürdigkeiten sehr gut zu erkennen – und das bei einem relativ kleinen und damit gut handelbaren Plan. Allerdings wäre diese Karte allein auch nicht optimal, aber auf der Rückseite findet man einen detaillierten Plan der Innenstadt mit den eingezeichneten Sehenswürdigkeiten und vorgeschlagenen Routen. Außerdem gibt es hier noch einen Umgebungsplan von Frankfurt am Main. Das ebenfalls vorhandene Straßenverzeichnis ist jedoch kaum zu entziffern.
Das verwendete Papier für diesen Stadtplan ist nicht von bester Qualität, aber was macht das schon, wenn er ansonsten sehr brauchbar ist. Wir finden, besser einen sinnvollen Plan auf weniger gutem Papier, als einen unbrauchbaren, der aber auf bestem Kunstdruckpapier hergestellt wurde. Unabhängig davon ist die Farbwahl und –intensität der Karte so gut, dass die Handhabung wirklich angenehm ist.
Sehr positiv fanden wir auch, dass neben den einzelnen Sehenswürdigkeiten und beschriebenen Gebäuden, Gaststätten u.ä. die jeweiligen Koordinaten in der Karte angegeben sind. So lässt sich das entsprechende Objekt sehr schnell und ohne langes Suchen auf dem Plan finden.
Auf nur 96 Seiten, die das Buch umfasst, lässt sich natürlich eine so sehenswerte Stadt wie Frankfurt bei weitem nicht umfassend vorstellen.. Es sind zwar immer noch erstaunlich viele Informationen über Frankfurt am Main, die Sehenswürdigkeiten und den die Touristen interessierenden Service zu finden, doch mit einem umfangreicheren Reiseführer kann die Publikation von Vista Point nicht mithalten. Das ist aber sicher auch nicht geplant, zumal der Verkaufspreis weit unter 5 Euro liegt. Sicher muss man dafür mit Einschränkungen leben, trotzdem werden die kurzen Informationen im Textteil noch durch eine Reihe erstaunlich großer und ganz akzeptabel gedruckter Farbbilder ergänzt. Als kleiner Anhaltspunkt für unterwegs, vor allem aber wegen der unserer Ansicht nach ausgezeichneten Karte, möchten wir das Buch nicht missen – wenn auch nur als Ergänzung zu anderer Reiseliteratur. Bei dem geringen Preis ist das auf jeden Fall eine sinnvolle Ergänzung. Weniger begeistert waren wir allerdings von der grafischen Gestaltung. Da hätten wir uns etwas mehr „Frische und Pfiff“ gewünscht.
Frankfurt zu Fuß vom Societätsverlag
Das Buch „Frankfurt zu Fuß“ fällt aus der Reihe der üblichen Reiseführer heraus, und es soll sicher auch keine dieser herkömmlichen Publikationen sein. Das Autorenpaar stellt auf knapp 130 Seiten Spaziergänge durch die Frankfurter Innenstadt sowie einige Wanderungen in Frankfurts Umgebung vor. Außerdem werden kurz die Möglichkeiten angeschnitten, Frankfurt per Schiff, Bahn und Nahverkehr zu erleben.
Die Umschlaggestaltung ist gediegen, aber nicht gerade sehr aufregend und plakativ. Der doppelseitige Plan der Frankfurter Innenstadt auf der 2. Umschlagseite und der 1. Innenseite ist relativ winzig und nur mit viel Mühe lässt sich darauf etwas erkennen. Rätsel gaben uns die zahlreichen eingezeichneten S-Symbole auf, da eine Kartenerklärung fehlt. Vermutlich handelt es sich dabei um im Text erwähnte Standorte. Der tiefere Sinn hat sich uns allerdings nicht erschlossen. Auf der letzten Innenseite und der 3. Umschlagseite findet man einen Haltestellenplan der Nahverkehrsmittel.
Der Inhalt des Buches ist in einigen Punkten nicht schlecht, so sind z. B. die Sehenswürdigkeiten, die auch für Kinder sehr interessant sind, mit bunten Luftballons gekennzeichnet. Verschiedene Museen und Institutionen werden in extra Kästchen, die farbig hervorgehoben wurden, mit Adresse, Telefonnummer, Webseite und Öffnungszeiten näher vorgestellt. Dabei werden auch die Eintrittspreise genannt. Das ist einerseits gut, andererseits besteht natürlich die Gefahr, dass so etwas sehr schnell unaktuell werden kann.
Zu den einzelnen Spaziergängen ist der jeweilige Kartenausschnitt abgebildet, allerdings so klein, dass man beim besten Willen nichts daraus entnehmen kann. Vielleicht hätte man besser einige der Farbfotos etwas kleiner gebracht, dafür aber die Karten größer. Wir sind eigentlich zwar keine Freunde von Minibildern in Büchern, aber in diesem Fall wäre der Nutzen augenscheinlich.
Das Interessante am Text ist, dass jeder Spaziergang unter ein Motto gestellt wurde. Das bringt andererseits den Nachteil mit sich, dass manche Wiederholungen auftreten. Positiv fanden wir, dass ansonsten etwas an den Rand gedrängte Objekte und Ereignisse im Buch einen breiteren Raum einnehmen. So gibt es z. B. das Kapitel „Mit Rosemarie durch die Nacht“, in dem es um Kriminalität und Prostitution geht. In ihm werden die Geschichten und Orte der Rosemarie Nitribitt – Frankfurts berühmtester Prostituierte -, der Susanna Margaretha Brand – das Vorbild für Goethes Gretchen aus dem „Faust“ - sowie des Immobilienmaklers Dr. Jürgen Schneider näher vorgestellt.
Die Texte der einzelnen Kapitel sind relativ kurz, ebenso die Informationen zu den Sehenswürdigkeiten. Wer mehr zu Frankfurts Highlights wissen möchte, kommt nicht umhin, sich noch einen „klassischen“ Reiseführer zu zulegen. Wir finden, den Kauf des Buches braucht man nicht zu bereuen, zumal der Preis sehr human ist. Allerdings kommt man ebenfalls ganz gut ohne „Frankfurt zu Fuß“ aus.
Weekend Box Frankfurt vom Komet Verlag
Die Idee ist ziemlich originell, in einer attraktiven Metallbox sind 50 Karten untergebracht. Auf jeder Karte ist ein Freizeittipp aus Frankfurt und Umgebung zu finden. Die Aufmachung animiert dazu, die Box als Geschenk für die Daheimgebliebenen mitzubringen. Das ist sicher allemal origineller, als so manches übliche Souvenir, das oftmals hässlich und wenig sinnvoll ist und sein Dasein bald im Mülleimer beendet.
Weniger gelungen fanden wir jedoch die Beschränkung auf Freizeitaktivitäten. Positiv ist, dass hier Gaststätten, Klubs, Sportanlagen, Angebote zu Fahrten u.a.m. ausführlich vorgestellt wurden, was in dieser Ausführlichkeit in den wenigsten Reiseführern zu finden ist. Der Nachteil – zumindest aus unserer Sicht – ist jedoch, dass daraus wirklich nur Diejenigen Nutzen ziehen, die Frankfurt freizeitmäßig erleben wollen. Die „normalen“ Touristen, die Frankfurts architektonische und kulturelle Highlights suchen, können zwar den einen oder anderen Tipp auch umsetzen, doch die Mehrzahl der Karten werden sicher keinen Nutzen bringen. Durch diese Beschränkung wird leider auch der Wert als Souvenir eingeengt.
Wer jedoch Informationen zum jeweiligen Freizeitvergnügen sucht, der wird mit diesen Karten nicht enttäuscht. Neben einem Farbfoto enthält jede Karte einen relativ ausführlichen Text zum Objekt. Auf der Rückseite sind dann alle relevanten Infos zu finden, also Adresse, Telefonnummer, Webseite, E-Mail-Adresse, Anfahrt, Öffnungszeiten und die Preise. Letzteres ist vielleicht etwas problematisch, da sich die Preise oft relativ schnell ändern. Ansonsten kann man sagen, was will man mehr. Mit den Karten dieser Box ist man umfassend informiert – allerdings nur sehr spezifisch zum Thema Freizeitaktivität. Da der Preis der Box aber nur um die 5 Euro liegt, kann man mit einem Kauf nicht viel falsch machen.
Gebrauchsanweisung für Frankfurt am Main vom Piper Verlag
Wenn man Frankfurt auf Touristenpfaden erkunden möchte, dann braucht man dieses Buch nicht. Wenn man etwas mehr über Frankfurt wissen möchte und sich an Anekdoten und kleinen Geschichten über die Stadt und ihre Bewohner erfreut, dann ist es ideal. Man merkt der Autorin - einer aus Niedersachsen Zugewanderten aber seit über 30 Jahren in Frankfurt lebenden Journalistin - an, dass sie begeisterte Frankfurterin geworden ist und ihrer Wahlheimat viel Verständnis und Liebe entgegen bringt.
Das Buch liest sich flüssig und die Geschichten, gewürzt mit Infos zur Stadt, bringen einem Frankfurt näher. Es ersetzt sicher keinen Reiseführer, dazu finden sich zu wenig touristische Informationen, aber es lässt den Leser und Besucher der Stadt tief in die Mentalität der Einwohner blicken.
So behandelt ein Kapitel das Verhältnis des wohl berühmtesten Frankfurters – Johann Wolfgang Goethe – zu seiner Geburtsstadt und, wie sollte es anders sein , natürlich zu den Frauen. In anderen Kapiteln werden das Nationalgetränk – der Ebbelwoi sowie Nationalgerichte wie Handkäs mit Musik und Grüne Soße besprochen. Auch der Mentalität der Frankfurter wird viel Platz eingeräumt. Langeweile kommt beim Lesen der reichlich 200 Seiten nicht auf, das Geld für dieses Buch ist also ganz gut angelegt.
Baedeker Allianz Reiseführer Frankfurt am Main
Die Reiseführer von Baedeker Allianz sind ja bekannt dafür, Städte und Reisegebiete umfassend und intensiv vorzustellen. Das ist beim Reiseführer Frankfurt am Main nicht anders, aber das Buch zählt mit reichlich 200 Seiten eher zu den dünneren der Reihe. Das ändert jedoch nichts daran, dass der Leser auch in diesem Buch sehr viele und gute Informationen zur Metropole am Main bekommt.
Wie üblich ist dem Reiseführer eine separate Karte beigelegt, die für Viele sicher optimal ist. Die Mehrzahl der Touristen wird damit aber nicht 100% ig glücklich werden. Die Karte zeigt das gesamte Stadtgebiet, hat also den Vorteil, dass auch Adressen in den Vororten gefunden werden. Für die meisten Besucher ist jedoch vorrangig die touristisch interessante Innenstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten wichtig – und die kommt hier etwas schlecht weg. Zwar gibt es auf der Kartenrückseite einen Ausschnitt mit der Innenstadt, doch die Sache ist sehr umständlich zu handhaben, da die gesamte Karte sehr groß ist. Der Stadtplan des Reiseführers von Vista Point war uns da wesentlich sympathischer.
Weniger sagte uns die grafische Seite des Baedeker Allianz Reiseführers zu. Er wirkt doch etwas „altbacken“, sicher könnte die Reihe einmal eine optische Auffrischung gebrauchen. Die zahlreichen vorrangig farbig gedruckten Bilder sind aber gut gedruckt und auch aussagekräftig. Dazu gibt es im Buch einige Lage-Skizzen, die auch den Inhalt bereichern. Schön fanden wir mehrere aufklappbare Seiten, auf denen besonders wichtige Sehenswürdigkeiten intensiver vorgestellt wurden.
Der Textteil des Buches ist, wie bei Baedeker Allianz gewohnt, gut und umfangreich. So werden alle wichtigen Sehenswürdigkeiten ausführlich behandelt, auf die Daten der Stadt und ihre Geschichte wird eingegangen und auch die Serviceteile zu Gaststätten, Festen, Unterkünften u.v.m. wurden nicht vergessen. Gewöhnungsbedürftig ist nach wie vor – zumindest für uns – die Einordnung der Sehenswürdigkeiten nach alphabetischer Reihenfolge. Das ist jedoch ein Punkt, über den es sicher unterschiedliche Meinungen gibt. Insgesamt ist der Reiseführer von Baedeker Allianz zu empfehlen – allerdings ist er auch nicht der preisgünstigste.
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Autor: Michael Nitzschke; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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