„Mainhattan“, Frankfurts Wolkenkratzer
Beim ersten Anblick der Frankfurter Skyline war uns schlagartig klar, weshalb die Main-Metropole oft als Klein-Manhattan oder Mainhattan bezeichnet wird. Die Reihe der Wolkenkratzer erinnert tatsächlich stark an die amerikanische Metropole New York. Sicher, mit dem Dschungel der auf Manhattan versammelten Wolkenkratzer kann Frankfurt nicht mithalten – aber das muss ja nicht unbedingt ein Nachteil sein. Zumindest für eine deutsche Stadt bietet die Frankfurter Skyline jedoch schon einen ungewöhnlichen Anblick.
Es sind immerhin etwa 100 Hochhäuser, die auf dem nicht allzu großen Stadtgebiet Frankfurts entstanden sind. Richtig herausragend – sprich über 200 m hoch – sind zwar nur weniger als 10 und etwa ein Dutzend übersteigt die 100 m Marke, doch insgesamt ergibt sich trotzdem ein imposanter Anblick. Höhen von 400 m oder sogar noch höher, wie in einigen anderen Metropolen, werden hier nicht erreicht. Wir halten das für einen Glücksumstand, denn bei aller Imposanz der Wolkenkratzer würde sicher der typische Charakter Frankfurts verloren gehen.
Main Tower, Wolkenkratzer mit Aussicht
Von den Frankfurter Wolkenkratzern hatte es uns der Main Tower wohl am meisten angetan. Das liegt nicht daran, dass er der Außergewöhnlichste wäre, sondern an der Möglichkeit, zu einer Aussichtsplattform zu fahren und von dort auf Frankfurt hinunter zu blicken. So eine Gelegenheit ließen wir uns natürlich nicht entgehen, zumal man ganz bequem mit einem Fahrstuhl ins 56. Stockwerk gebracht wird. Allerdings ist vor der Fahrt Geduld aufzubringen, die Sicherheitsvorkehrungen erinnern hier nämlich an einen Flughafen. So stand vor dem „Aufstieg“ also noch die Kontrolle der Fototasche und der Gang durch die Sicherheitsschleuse. Gelohnt hat es sich aber auf jeden Fall, sowohl die rasante Fahrt als auch die wunderbare Aussicht bleiben unvergesslich und wir würden bei einem nächsten Frankfurt-Besuch dieses Erlebnis garantiert wieder unternehmen. Wir empfehlen diesen Abstecher Jedem, der keine Höhenangst hat.
Die Aussichtsplattform des Main Tower ist kein Geheimtipp. Das beweisen rund 300.000 Besucher pro Jahr. Von der Terrasse in 200 m Höhe hat man den Blick auf wirklich fast alle bedeutenden historischen Gebäude Frankfurts und auch der Anblick der Skyline wirkt von hier oben noch einmal so imponierend. Selbst Rollstuhlfahrer müssen nicht kapitulieren, sie werden mit der Begleitperson auf die Technikplattform befördert, die eigentlich für die Öffentlichkeit gesperrt ist. Wir meinen, solch ein Service sollte auch anderswo als Vorbild dienen. Auch die Öffnungszeiten sind ausgesprochen besucherfreundlich. Im Sommer ist von 10.00 Uhr bis 21.00 Uhr, freitags und samstags bis 23.00 Uhr geöffnet, im Winter bis 19.00 Uhr bzw. 21.00 Uhr. Bei extremen Wetterverhältnissen ist die Auffahrt zur Plattform aus verständlichen Gründen allerdings nicht möglich. Wer ein kulinarisches Erlebnis in 187 m Höhe genießen möchte, kann das Restaurant und die Bar besuchen, die sich im 53. Stockwerk befinden. Auch von hier ist der Ausblick von den 8 m hohen Glasfenstern fantastisch.
Im Jahre 1999 war es soweit, der Main Tower erlebte das Richtfest. Das Gebäude, in dem rund 2000 Menschen arbeiten, ist inklusive der Antenne 240 m hoch und verfügt neben den 56 oberirdischen Stockwerken noch über 5 unterirdische. Wollte man den Tower per Fuß erklimmen, müsste man 1090 Treppenstufen bewältigen – glücklicherweise besteht jedoch das Angebot des Fahrstuhls. Neben dem Aufzug zur Plattform gibt es im Haus noch 25 weitere sowie 3 Lastenaufzüge. Hausfrauen hätten lange Zeit ausreichend zu tun, die 2550 Fenster zu putzen. Praktisch sorgen Profis und die Technik für einen guten Durchblick.
Der Main Tower war das erste Hochhaus in Europa mit voll verglaster Fassade. Erstaunlich auch, dass sich alle 2550 Fenster öffnen lassen, was eine Vollklimatisierung überflüssig macht. Die 38. Etage ist höher als die anderen. Das hat nicht nur ästhetische Gründe, sondern diese Etage beherbergt die Konferenz-Etage, die Skylobby. Klar, dass die hier tagenden Leute sich etwas von den übrigen abheben wollen.
Der Messeturm in Bleistiftform
Er ist ohne Zweifel ein echter Hingucker, der Frankfurter Messeturm. Der „Bleistift“, wie er oft seiner Form wegen genannt wird, vereint die traditionelle Hochhausform mit dekorativen Elementen. Die Grundlage ist ein Sockel-Bau auf dem ein steil aufragendes schlankes Gebäudeteil steht. Das obere Ende ist ein Rundbau und die markante Spitze zeigt sich in Form einer in mehrere Teile gegliederten Pyramide.
Das Bürohaus Messeturm galt vom Zeitpunkt seiner Einweihung bis 1997 als höchstes Gebäude Europas, dann wurde er durch den Commerzbank Tower in dieser Funktion abgelöst. Trotzdem zählt das 257 m hohe Gebäude mit seinen 63 Stockwerken und den Anlagen der Haustechnik in der Pyramiden-Spitze nach wie vor zu den Highlights Frankfurts. Traditionell war roter Mainsandstein das bevorzugte Baumaterial in Frankfurt. Mit ihrer Farbgebung passt sich die Fassade des Towers dieser Tradition an.
Die Daten des Gebäudes lesen sich wie ein Buch der Superlativen. Schon beim Betreten des Hauses staunt man über die 18 m hohe Eingangslobby. Insgesamt sorgen 22 Hochgeschwindigkeits-Aufzüge für das schnelle Erreichen der Etagen. Das ist bei mehreren Tausend Mitarbeitern auch erforderlich. 900 Stellplätze für PKW stehen zur Verfügung. Vom Gebäude aus gibt es einen direkten Zugang zur U-Bahnstation Festhalle/Messe. Auch die vor dem Haus stehende Skulptur „Hammering Man“ braucht sich in puncto Größe nicht zu verstecken. Die 21,5 m hohe und 32 Tonnen schwere Figur stellt die bewegliche Silhouette eines Arbeiters dar, der ohne Pause hämmert.
Die Türme der Deutschen Bank
Das Hochhaus der Deutschen Bank erinnert ein klein wenig an das ehemalige World Trade Center, es sind auch zwei Zwillingstürme. Was die Höhe betrifft, so schlagen die Türme keine Rekorde. Mit ihren jeweils 155 m zählen sie zu den durchaus beachtlichen Exemplaren in Frankfurt, sind aber höhenmäßig eher im Mittelfeld angesiedelt. Sie gehören zu den älteren Gebäuden der Main-Metropole, zumindest was die Wolkenkratzer betrifft. Gebaut wurden die Türme mit dem Sockel-Bau in den Jahren 1979 bis 1984.
Durch ihre schlanke Form und die Verglasung über alle Etagen wirken die beiden Türme höher als sie sind. Außerdem spielt das markante Erscheinungsbild eine große Rolle, den Hochhauskomplex der Deutschen Bank zu einer der bekanntesten und wichtigsten Sehenswürdigkeiten Frankfurts werden zu lassen. Die Spiegelglasfassade sowie die spiegelsymmetrischen Doppeltürme bewirken, dass dieses Objekt auf den ersten Blick von fast allen Punkten Frankfurts aus zu erkennen ist. Interessant ist, dass durch das Foyer des Gebäudes ein öffentlicher Weg führt. Hier findet sich auch eine markante Skulptur aus Granit, die der Künstler Max Bill schuf.
Solche Bauten erfordern natürlich einen großen Aufwand und eine starke Absicherung. Allein für die Fundamentplatte wurden über 16.000 m³ Stahlbeton benötigt. Die Nutzfläche beträgt beachtliche 60.000 m². Durch die viergeschossigen Sockelbauten, die beide Türme verbinden und sich noch weiter erstrecken, ist die Grundfläche dieses Hochhauses viel platzintensiver als bei den meisten anderen Wolkenkratzern.
Die Europäische Zentralbank und der Euro
Das Hochhaus der Europäischen Zentralbank, der Eurotower, mit dem davor aufgestellten Eurosymbol gehört sicher zu den bekanntesten Gebäuden Europas. Wo immer Bilder des Wolkenkratzers mit dem Eurosymbol zu sehen sind, wird die Verbindung zur Europäischen Zentralbank mit ihrer Einheitswährung hergestellt. Ab Ende 2011 trifft das allerdings nicht mehr so richtig zu. Die Europäische Zentralbank bezieht ein neu gebautes 185 m hohes Gebäude im Ostend auf dem Gelände der ehemaligen Großmarkthalle. Für die Frankfurter und ihre Gäste wird das alte Bauwerk aber sicher weiterhin der Eurotower bleiben.
Der Eurotower, der bisherige Sitz der Europäischen Zentralbank, hat eine Höhe von 148,5 m, liegt also im guten Mittelfeld der Frankfurter Hochhäuser. Auch dieses Haus wurde als Stahlbetonskelett erbaut und bekam eine Aluminiumfassade vorgehängt. Ursprünglich residierte hier die Bank für Gemeinwirtschaft, seit 1995 hatte das Europäische Währungsinstitut hier seinen Sitz, das 1998 die EZB als Nachfolger bekam.
So richtig unverkennbar wird das Hochhaus durch das etliche Meter hohe Eurosymbol, das in der Gallusanlage vor dem Gebäude aufgestellt ist. Das blaue Eurozeichen wird ergänzt durch die zwölf gelben Sterne aus der EU-Flagge. Zwar sind es inzwischen viel mehr EU-Mitglieder, doch an den ursprünglich zwölf Sternen hat sich erst einmal nichts geändert. Das Symbol steht auf Stützen, durch die ein Weg führt. Selbstverständlich ließen wir es uns nicht nehmen, diesen Weg zu gehen um so unter dem Euro durch zu wandern.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht das Gebäude der Städtischen Bühnen Frankfurt. Der Platz hat eine lange Tradition, 1782 wurde hier das Comoedienhaus eröffnet, ein Bau mit für damalige Verhältnisse sensationellen 1000 Plätzen. 1792 benannte man es in Frankfurter Nationaltheater um. Dem 2. Weltkrieg fiel auch das Theater zum Opfer. Im Jahre 1958 beschlossen die Frankfurter Stadtväter, das Theater am alten Standort neu zu bauen. Die Einweihung des Hauses, das Oper, Schauspiel und Kammerspiele vereint, erfolgte 1963.
Der Commerzbank Tower
Der Commerzbank Tower kann gleich in mehreren Sparten punkten. Zum einen ist er Frankfurts höchster Wolkenkratzer und zum anderen ist es seine außergewöhnliche Form sowie das geniale Lüftungssystem, das auf grüne Ressourcen setzt. Was die Höhe betrifft, so kann man streiten, welcher konkrete Wert angesetzt wird.
Das Gebäude selbst ist 258,70 m hoch – was ja auch schon sehr ordentlich ist. Rechnet man die Antenne mit, dann kommt man sogar auf knapp 300 m. Eine Zeitlang war er Europas höchstes Bürogebäude. Die 50 Geschosse wurden von 1994 bis 1997 in Stahlbetonskelettbauweise errichtet und mit einer vorgehängten Aluminiumfassade versehen.
Der besondere Clou ist jedoch die weltweit einmalige Rahmenkonstruktion, mit der man die Turmgärten, die sich in den oberen Etagen befinden und für frische Luft sorgen, befestigt hat. Durch diese Konstruktion ist es gelungen, die Gärten ohne Stützen zu überspannen. Selbst bei diesen Gärten hat man sich einiges einfallen lassen. So gibt es n den verschiedenen Anlagen unterschiedliche Vegetationsformen, von mediterranen bis asiatischen. Die Nutzung der Gärten als Frischluftzufuhr ist wirklich genial gelungen. Durch eine zweischalige Klimafassade, die mit Öffnungen versehen ist, gelangt frische Luft aus den Gärten in den Zwischenraum. Das ermöglicht das Öffnen der Fenster im Innenteil des Gebäudes.
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Autor: Michael Nitzschke; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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