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Kirchen in der ungarischen Hauptstadt Budapest

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Budapest ist wahrlich keine Stadt, in der Kirchenbauten knapp sind; Wenn man bedenkt, dass die Stadt lange Zeit unter türkischer Herrschaft stand und zum Osmanischen Reich gehörte, ist das schon etwas verwunderlich. Die Budapester haben es sich aber nicht nehmen lassen, ihre Kirchen zu schützen und zerstörte wieder aufzubauen.

Neben vielen kleinen Kirchen ragen natürlich, im bildlichen Sinn als auch in Natura, die weltbekannten Prachtbauten wie die Stephans Basilika und die Matthiaskirche heraus. Es sind Gebäude, die zum Weltkulturerbe zählen und nicht grundlos jedes Jahr Zehntausende Besucher haben. Nicht minder beeindruckend ist die Große Synagoge, die an die Bedeutung der jüdischen Bevölkerung Budapests erinnert.

St. Stephans Basilika, Budapests größte Kirche

Die Budapester Stephans Basilika ist aus verschiedenen Gründen sehr bemerkenswert. Sie ist die größte Kirche der Hauptstadt und genau genommen gar keine Basilika, denn ihr Grundriss entspricht einem griechischen Kreuz. Trotzdem hat sich die Bezeichnung für das Gebäude festgesetzt. Der Bau der imposanten Kirche, der 1851 begann, stand unter keinem guten Stern und verzögerte sich mehrfach. Der Aufwand war enorm, denn durch die Nähe der Donau mussten Fundamente mit riesigen Ausmaßen errichtet werden, und auch die Keller reichten drei Stockwerke tief in die Erde. Die Kirche ist dadurch unterirdisch fast genau so groß wie über der Erde.

St. Stephans Basilika

Während der Bauzeit starben außerdem zwei Architekten und zu allem Unglück stürzte auch noch die Kuppel ein. Schließlich war es 1905 endlich soweit, die Stephans Basilika konnte eingeweiht werden. Durch diese Umstände weist das Gebäude zwei Stilrichtungen auf, es gibt Elemente aus dem Klassizismus und aus der Neorenaissance.

Kuppel der St. Stephans Basilika

Das Bauwerk hinterließ bei uns einen bleibenden Eindruck, der noch dadurch verstärkt wird, dass durch den großen freien Platz vor der Stephans Basilika die Wirkung des Gebäudes aufgewertet wird. Besonders fasziniert waren wir am Abend, als die Kirche mit Scheinwerfern angestrahlt wurde.

Innenraum der St. Stephans Basilika

Von der 96 m hohen Kuppel hat man einen beeindruckenden Blick über Budapest. Der Aufstieg wird durch einen Lift, mit dem man einen großen Teil der Strecke fahren kann, erleichtert. Die restlichen Meter führt eine Wendeltreppe zur Aussichtsbalustrade in 65 m Höhe der Kuppel. Das Gebäude wirkt schon von außen sehr imposant, doch noch begeisterter waren wir vom Inneren der Stephans Basilika. Es ist wirklich ein erhebendes Gefühl, in dem riesigen Raum zu stehen, der sage und schreibe 8500 Menschen Platz bietet. Immerhin ist die Kirche 86 m lang und 55 m breit.

St. Stephans Basilika am Abend

Zu sehen gibt es viel, die Kirche ist voller architektonischer und anderer Kunstwerke. Das bedeutendste ist aber ohne Zweifel die wertvollste und bekannteste Reliquie Ungarns, der mumifizierte Arm Stephans, des Namensgebers der Basilika und ersten König Ungarns. Wundervoll sind die Mosaike, mit der die Kirche ausgestaltet ist und die in kräftigen Farben leuchten. Dem heiligen Stephan wird auch mit einer Marmorstatue gedacht, die im Zentrum des Hochaltars steht, außerdem sind Gemälde von Gyula Benczúr zu bewundern, die zeigen wie Stephan das Land in die Obhut der Jungfrau Maria gibt. Im rechten Turm befindet sich eine kleine Schatzkammer, in der liturgische Gegenstände gezeigt werden.

Die Kirche ist täglich geöffnet, am Wochenende allerdings nicht ganztags. Jeweils 18.00 Uhr finden Messen statt, dann ist eine Besichtigung nicht möglich bzw. zumindest stark eingeschränkt. Der Eintritt ist frei, das Besteigen des Turmes kostet jedoch; Es ist aber ein humaner Preis, wenn man bedenkt, welche schöne Aussicht auf Budapest sich bietet.

Die Matthiaskirche im Burgviertel

Neben der Stephans Basilika ist die Matthiaskirche die bekannteste der ungarischen Hauptstadt, auch wegen ihrer Lage. Die Kirche befindet sich auf dem Burgberg im Burgviertel, in unmittelbarer Nähe der Fischerbastei. Da es kaum einen Touristen gibt, der nicht die berühmte Fischerbastei besucht, ist auch die Matthiaskirche eines der bevorzugten Ziele.

Die romanische Basilika heißt offiziell eigentlich Liebfrauenkirche, den heute gebräuchlichen Namen verdankt sie König Matthias Corvinus. In dem Gebäude fanden zahlreiche Krönungszeremonien statt. Mit der Krönung des letzten ungarischen Königs, dem Habsburger Karl IV., endete diese Tradition 1916.

Matthiaskirche

Die Kirche bietet einen eindrucksvollen und etwas außergewöhnlichen Anblick, sowohl außen als auch innen. Dazu tragen die beiden Türme bei, die völlig ungleich sind. Der alles überragende 80 m hohe Matthiasturm hat eine achteckige Form und wurde im gotischen Stil errichtet. Der kleinere Bélaturm wurde massiv gebaut und ist mit mosaikförmigen Ziegeln versetzt.

Empfehlenswert ist auch eine Besichtigung des Kircheninneren. Wir waren total begeistert von den Raeumen und den Kunstschätzen in der Kirche; Geöffnet ist sie ganzjährig von 9.00 Uhr bis abends. Bei unserem Besuch fand allerdings gerade ein Gottesdienst statt, so dass wir einige zeit warten mussten, was wir aber keineswegs bereut haben. Der Eintrittspreis ist moderat und durchaus angemessen.

Altarraum der Matthiaskirche

Was auf den ersten Blick überrascht, ist die üppige Bemalung des Kirchenraumes. Pflanzenmotive und geometrische Muster verzieren die Decken und Wände. Erwähnenswert ist auch die Loretokapelle links des Eingangs mit zwei Madonnenstatuen. Die Madonnenfiguren aus dem Barock sind aus verschiedenen Materialien, eine ist aus rotem Marmor, eine aus Ebenholz. Hochaltar und Kanzel wurden im Stil der Neugotik gestaltet. Neben dem Hochaltar ist der Eingang zur Schatzkammer und zum Kirchenmuseum. Dabei gibt es eine Menge an Sehenswertem, so die Krypta mit Grabplatten der ungarischen Könige aus der Zeit der Árpáden, Nachbildungen der Krönungsinsignien, den Malteser-Rittersaal und die Béla-Säle. Für die Freunde der Königin Elisabeth, der berühmten "Sisi", ist sicher eine Marmorbüste interessant.

Deckenbemalung der Matthiaskirche

Ergänzt wird die Kirchenbesichtigung noch durch die Ladislauskapelle mit der Kopfreliquie des Heiligen. Unbedeutend ist dabei, dass es sich hier um eine Kopie aus Gold handelt und nicht um das Original. In der Dreifaltigkeitskapelle sind die Sarkophage des Árpádenkönigs Béla III. und seiner Gattin ausgestellt.

Wer viel Glück hat, kann eines der Konzerte besuchen, die in der Matthiaskirche stattfinden. Diese klassischen Konzerte sind wegen der ausgezeichneten Akustik in den Räumen sehr beliebt und immer sehr begehrt. Dazu trägt auch die Rieger-Orgel mit ihren 7000 Pfeifen bei. Eine rechtzeitige Kartenbestellung empfiehlt sich, denn deren Anzahl ist begrenzt.

Die Matthiaskirche kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Erstmals wurde sie im Jahre 1247 urkundlich erwähnt. Im 15. Jahrhundert entstanden unter Matthias Corvinus, auf den ihr heutiger Name zurückgeht, wesentliche Ergänzungen und bauliche Veränderungen. Während der türkischen Besetzung ereilte die Kirche das Schicksal vieler anderer, sie wurde in Brand gesetzt und dann als Moschee genutzt. Danach gehörte sie den Franziskanern und anschließend den Jesuiten, die sie im Barockstil erneuerten.

Einen weiteren Höhepunkt erlebte das Gotteshaus 1867 mit der Krönung des Habsburgers Franz Joseph I. und seiner Sisi, der Königin Elisabeth. Kein Geringerer als der große Musiker Franz Liszt komponierte dafür die Krönungsmesse. Die Krönung war ein großes politisches Ereignis, denn die eigentlich unbeliebten Habsburger hatten mit Elisabeth eine im Volk sehr geschätzte Regentin.

Eine neuerliche Umgestaltung erlebte die Kirche Ende des 19. Jahrhunderts. Im Zuge von Restaurierungsarbeiten erhielt sie wieder ein gotischen Aussehen. Original im gotischen Stil erhalten ist dagegen das Marienportal mit der Darstellung von Tod und Himmelfahrt Marias. Es befindet sich an der Südseite der Kirche und dient als Eingang für die Besucher.

Innerstädtische Pfarrkirche und Franziskanerkirche

Innerstädtische Pfarrkirche neben der Rampe der Elisabethbrücke

Die Budapester Innerstädtische Pfarrkirche hat eine bewegte und wechselvolle Geschichte, und beinahe wäre diese Geschichte Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts vorbei gewesen. Der Abriss der Kirche stand auf dem Plan, denn hier wurde die Elisabethbrücke, die im 2. Weltkrieg zerstört wurde, neu gebaut. Glücklicherweise ist die Kirche stehen geblieben, doch seitdem ist ihre Lage gewöhnungsbedürftig. Direkt neben den Kirchenmauern verläuft die Rampe der Brücke. Es ist schon ein etwas seltsamer Anblick, an den wir uns erst gewöhnen mussten.

Der Vorgängerbau der Kirche stammt immerhin aus dem 12. Jahrhundert und noch heute sind davon Mauerreste vorhanden. Deshalb gilt die Kirche als ältestes Gebäude von Pest. Der Beginn war romanisch, dann wurde die Kirche im Stil der Gotik verändert, um anschließend nach dem Einfall der Türken als Moschee zu dienen. Im 18. Jahrhundert erhielt das Gebäude eine Barockfassade und im 19. Jahrhundert schließlich noch einmal an das Bild der Gotik angepasst. Das ist wirklich ein bewegtes Hin und Her.

Innerstädtische Pfarrkirche

Auch im Inneren hat das Gotteshaus sehr unterschiedliche Stilrichtungen zu bieten, aber sehenswert ist alles. Das Hauptportal ist spätbarock und mit den Figuren der Dreifaltigkeit bekrönt. Ebenfalls barock ist das Tonnengewölbe des Kirchenschiffs, der Hallenchor jedoch ist hochgotisch. Der Hochaltar wurde 1948, also vor gar nicht langer Zeit, vom ungarischen Künstler Pál Molnár erschaffen. Um die Vielfalt zu erweitern, findet man in der Kirche auch noch eine Gebetsnische aus der Zeit der Türken.

Franziskanerkirche am Ferenciek tere

Franziskanerkirchen gibt es mehrere in Budapest. Die Kirche am Ferenciek tere erlitt das Schicksal vieler Gotteshäuser in Budapest. Erbaut im 13. Jahrhundert von den Franziskanern, wurde sie von den Türken während deren Herrschaft als Moschee genutzt; Nach dem Ende der Türkenzeit baute der Franziskanerorden die Kirche im Barockstil neu auf und verzierte das Hauptportal mit seinem Emblem; An der Fassade sind zahlreiche Figuren heilig gesprochener Franziskaner zu sehen, so z.B. die des Franz von Assisi und des Petrus von Alcántara.

Franziskanerkirche am Ferenciek tere

Das Kircheninnere ist zum großen Teil jüngeren Datums und stammt vorrangig aus dem 19. Jahrhundert. Eine relativ enge Bindung bestand zum Komponisten Franz Liszt, der sich im Jahre 1865 für einige Zeit in das Franziskanerkloster zurückgezogen hatte. Ein kleines Schild in der ersten Bankreihe erinnert an dieses Ereignis.

Große Synagoge, Zentrum des Judentums

Große Synagoge Budapest

Budapest war über lange Zeiträume die Heimstatt vieler Juden. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine große Toleranz zu dieser Bevölkerungsgruppe, was durchaus nicht selbstverständlich war. Bis zum Beginn des 1. Weltkrieges herrschte uneingeschränkte Niederlassungsfreiheit für jüdische Bürger, die sich vorrangig im Jüdischen Viertel in der Budapester Elisabethstadt ansiedelten. Nach dem Ende des Krieges begann wiederum eine Zeit der Intoleranz und der Repressionen, die ihren Höhepunkt nach dem Einmarsch der deutschen Truppen erlebte.

1944 wurden dann 70.000 Juden im Ghetto interniert, ihre Vernichtung durch den Holocaust war geplant. Die Ankunft der Sowjetarmee verhinderte das, doch die jüdische Bevölkerung in Budapest war stark dezimiert. Auch in der Zeit der Volksrepublik war das jüdische Leben eingeschränkt, was sich erst 1989 änderte. Heute hat die jüdische Gemeinde Budapests wieder rund 100.000 Mitglieder.

Aus der Epoche der Toleranz sind noch heute zahlreiche jüdische Baudenkmäler zu bewundern. Auf dem Gebiet der Hauptstadt, vorrangig im jüdischen Viertel, existieren 23 Synagogen. Touristisch am interessantesten und weltweit bekannt ist die Große Synagoge in der Dohány utca 2.

Betraum der Großen Synagoge

An diesem Platz stand das Geburtshaus von Theodor Herzl, dem Begründer des Zionismus. Eine Gedenktafel an der Großen Synagoge erinnert daran. Wie auch so manches andere Bauwerk in Budapest kann die Synagoge einen Rekord verbuchen, sie ist die größte Synagoge Europas. Ihr Innenraum misst mehr als 1200 m² und die Höhe der Türme beträgt 44 m. Eine weitere Besonderheit, wenn auch kein Rekord, ist der Baustil. Das Gebäude wurde im maurischen Stil erbaut, der ansonsten vorrangig in Andalusien zu finden ist.

Maurische Elemente an der Großen Synagoge

Eine tiefere Bedeutung hat diese architektonische Prägung aber nicht. Orientalische Ornamente an der Fassade, Rundbögen und andere Details zeigen eine maurische Handschrift, an den beiden Türmen sind jedoch in Form von Zwiebelkuppeln auch Anlehnungen an christliche Kirchenbauten vorhanden. Die Synagoge wurde von 1854 bis 1859 nach Plänen von Ludwig Förster gebaut.

Wir hatten eine Führung in der Synagoge mitgemacht und möchten dies jedem Besucher empfehlen. Das Innere des Hauses ist beeindruckend und die Informationen in deutsch zur Geschichte der Synagoge und dem Judentum allgemein sind hochinteressant. Auf jeden Fall müssen männliche Besucher beim Betreten des Gebäudes eine Kopfbedeckung tragen, die am Eingang verteilt wird.

Silberne Trauerweide

Man kann sich der Wirkung des Gebäudes nicht entziehen, wenn man im prächtigen Betraum sitzt, in dem etwa 3000 Personen Platz finden. Innenarchitektonisch und von der Ausstattung her ist die Große Synagoge auch etwas Besonderes. An den Seiten des Betraumes befinden sich Holzemporen, getragen von eisernen Säulen. Hier hatten die Frauen ihren Platz. Ziemlich ungewöhnlich für eine Synagoge ist eine Orgel, die eher in christlichen Gotteshäusern zu finden ist und auch der Thoraschrein wurde anders als gewohnt platziert.

Denkmal für Raoul Wallenberg

Von der Synagoge gelangt man in das Jüdische Museum, das sich der Geschichte dieses Volkes widmet. Neben heiligen Schriften, Kunstarbeiten aus Gold und religiösen Gegenständen ist ein Raum dem Holocaust gewidmet. Diese schrecklichen Ereignisse kann man nicht ignorieren. Im Tempel der Helden wird der etwa 10.000 jüdischen Soldaten gedacht, die im 1. Weltkrieg auf den Schlachtfeldern umkamen.

Auch auf dem Freigelände der Synagoge bietet sich viel Interessantes und Beeindruckendes. An die Tausende Toten aus dem Ghetto erinnern Gedenksteine auf Massengräbern, die sich auf dem Gebiet vor dem Tempel der Helden befinden. Ein herausragendes Kunstwerk ist die "Silberne Trauerweide" des ungarischen Künstlers Imre Varga. Auf den metallenen Blättern sind die Namen der ermordeten Juden eingraviert, die dem Holocaust zum Opfer fielen.

Ein eher unscheinbares Denkmal ist auf dem Hof der Synagoge zu sehen. Es ist dem schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg gewidmet, der zahlreiche jüdische Menschen vor der Vernichtung rettete und der von den sowjetischen Behörden 1945 als angeblicher Spion verhaftet wurde. Sein weiteres Schicksal ist nicht hundertprozentig geklärt, er soll aber 1947 in einem Moskauer Gefängnis umgekommen sein.

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