Besichtigungen rund um den Burgberg
Auf der Budaer Seite der ungarischen Hauptstadt liegt der Burgberg mit dem Burgviertel und einer ganzen Reihe weltberühmter Sehenswürdigkeiten. Seit einiger Zeit zählt das Ensemble zum Weltkulturerbe der UNESCO. Das Areal des Burgviertels beträgt etwa 500 m Breite und rund 1,5 km Länge.
Schon im 13. Jahrhundert wurde die günstige strategische Lage erkannt, das Gebiet besiedelt und nach dem Einfall der Tataren eine königliche Festung mit Bergfried erbaut. Heute ist das Gebiet eines der Touristenzentren Budapests, in dem sich täglich massenhaft Besucher drängeln. Mehrere Kirchen, darunter die berühmte Matthiaskirche, eine ganze Reihe Museen, kleine Gassen und auch die weltberühmte Fischerbastei machen das Viertel zu einem der interessantesten Ecken Budapests; Ebenso wie der Gellértberg ist auch der Burgberg ein Platz mit fantastischen Sichten über die Hauptstadt. Legendär ist der Blick über die Donau zum Parlament.
Der Burgpalast, Budapests ehemaliger Königssitz
Er dominiert mit seiner Wucht den Budapester Burgberg und das Burgviertel, der Burgpalast. Seine Geschichte begann im 14. Jahrhundert, als an dieser Stelle von den ungarischen Königen erstmals ein Palast erbaut wurde; Geblieben ist von diesem ersten Bauwerk nichts. König Matthias Corvinus errichtete dann im 15. Jahrhundert ein Schloss im Stil der Renaissance, dem auch keine lange Zeit beschieden war; Während der Herrschaft der Türken verfiel es, den Rest bekam es in den Kämpfen zur Befreiung von den Muslimen.
Der Platz auf dem Burgberg war aber strategisch sehr günstig, und so entstand unter dem Habsburger Karl III. ein neuer Bau, diesmal im Barockstil. Im Laufe der Jahre wurde der Palast Stück für Stück erweitert und vergrößert. Ende des 19. Jahrhunderts erhielt der Burgpalast seine endgültige Gestalt, indem an der Westseite ein weiterer Flügel angebaut wurde, wodurch der geschlossene Innenhof entstand. Schließlich kamen noch die 62 m hohe Kuppel und zwei Flügel auf der Donauseite dazu. Die heutige Ansicht des Palastes ist also jüngeren Datums.
Der zweite Weltkrieg richtete auch am Burgpalast, wie an so vielen wertvollen Gebäuden, riesigen Schaden an. Der Bau wurde schwer beschädigt und brannte im Inneren aus. Im Ungarn der Nachkriegszeit wurde er wieder aufgebaut, jedoch leider nicht originalgetreu. Der heutige Palast ist also ein eher trauriges Abbild des Originalbauwerks. Ein Besuch lohnt trotzdem, denn der Palast beherbergt mehrere sehr interessante und wichtige Ausstellungen und Institutionen.
Die Nationalbibliothek findet man im Westflügel des Palastes. Sie ist die größte Ungarns, mit rund sieben Millionen Büchern und etwa 200.000 Landkarten. Die Bibliothek hat den Status des UNESCO Weltkulturerbes erhalten, denn in ihrem Bestand sind zahlreiche unersetzliche Kostbarkeiten, so z.B. die Sammlung des legendären Königs Matthias und die Chronica Hun garorum aus dem Jahre 1473. Diese Chronik gilt als erstes in Ungarn gedruckte Buch.
Für den Touristen mit seiner begrenzten Zeit sicher wesentlich interessanter ist aber die Ungarische Nationalgalerie, die 1957 gegründet wurde. In drei Flügeln des Burgpalastes sind etwa 100.000 Werke ungarischer Kunst zu finden. Vertreten sind Kunstwerke aus der Zeit der Staatsgründung bis heute. In dieser Ausstellung sind sowohl private als auch staatliche Sammlungen zu bewundern, aber auch die seit 1880 bestehende hauptstädtische Sammlung. Wir gestehen, um alles zu sehen war die Zeit einfach zu knapp. Als Tourist muss man sicher eine Auswahl treffen, ansonsten könnte man seinen gesamten Urlaub hier verbringen. Die Auswahl fällt auf jeden Fall schwer, denn von mittelalterlichen Plastiken und Tafelmalereien über den ehemaligen Zeremoniensaal der Kaiserin Maria Theresia mit seinen spätgotischen Flügelaltären, der Malerei der Romantik bis zur Kunst des 20. Jahrhunderts ist hier eine gewaltige Vielfalt zu finden.
Außer montags ist die Galerie täglich geöffnet, allerdings nur von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Etwas variablere Öffnungszeiten wären unseres Erachtens sicher günstig. Der Eintritt ist zweigeteilt, für die Dauerausstellung und für die Wechselausstellungen braucht man jeweils extra Karten. Es ist deshalb sicher sinnvoll, sich für eines zu entscheiden, zumal man mit Sicherheit nicht alles sehen kann.
Das Budapester Historische Museum findet man im Südflügel des Palastes. Es wird auch oft als Burgmuseum bezeichnet weil es vorrangig die Geschichte der Stadt und der Burg behandelt. Besonders interessant sind die Reste des mittelalterlichen Königspalastes, die freigelegt und restauriert wurden. Die Öffnungszeiten sind etwas kompliziert. Von März bis Oktober ist mittwochs bis montags von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet, von Mitte Mai bis Mitte September dann auch dienstags. Von November bis Februar wird schon 16.00 Uhr geschlossen. Der Eintrittspreis ist jedoch sehr human.
Bleibt noch die Frage zu klären, wie man zum Burgpalast kommt. Geht man zu Fuß über die berühmte Kettenbrücke so hat man den Burgpalast stets vor Augen, aber auch die Anhöhe, auf der sich der Palast befindet. Zu Fuß ist man in ca. 20 Minuten oben am Burgpalast. Einfacher geht's mit der alten Bergbahn: Die fährt in 2 Minuten geradlinig den Berg hoch. Das ist bequem und macht Spaß. Leider muss man sich anhand der teuren Fahrpreise genau überlegen, ob man sich diesen Luxus gönnt oder ob man lieber einen kleinen Fußmarsch macht.
Die Fischerbastei, berühmte Aussicht auf das Parlament
Sie ist wirklich der wohl bekannteste und berühmteste Aussichtspunkt der ungarischen Hauptstadt, die Fischerbastei in Budapests Burgenviertel. Sicher findet sich kein Tourist, der nicht hier stand und den fantastischen Ausblick über die Stadt und vor allem zum Parlamentsgebäude bewundert.
Beim Namen Fischerbastei denkt man an eine Wehranlage, die von der Fischergilde verteidigt wurde. Dem ist nicht so, und trotzdem ist es auch nicht ganz falsch. Der Hintergrund ist, dass die Fischer unterhalb dieses Burgabschnittes zu Hause waren und die Pflicht hatten, eben diesen Abschnitt zu verteidigen, damals allerdings noch an der Burgmauer; Als diese Mauer baufällig wurde und auch keinen Verteidigungszwecken mehr diente, sollte die Umgebung der Matthiaskirche aufgewertet werden. So erbaute man von 1899 bis 1905 die dekorativ erscheinende Basteianlage, die nach den früher hier aktiven Fischern benannt wurde. Zu Verteidigungszwecken diente sie aber nie.
Die gesamte Anlage wurde im neoromanischen Stil errichtet und bezieht ihre Wirkung zum großen Teil auch von den weißen Steinquadern, aus denen sie gebaut wurde. Die insgesamt 140 m langen Basteiwände sind aufgelockert und durchbrochen von sechs konischen Türmen und mehreren Treppenanlagen. Eine große doppelarmige Freitreppe führt von der Basteimitte hinunter in die Wasserstadt, die frühere Fischerstadt.
Reges Leben und Treiben herrscht hier immer, und es war für uns gar nicht so leicht, einen guten Platz für die hervorragende Aussicht auf Budapest zu finden. Da wir im Herbst in der Stadt waren, konnten wir den Ausblick kostenlos genießen. In den Sommermonaten wird an der Bastei Eintritt verlangt, dessen Höhe ist aber sehr human. Womit man sich auch abfinden muss, sind die Heerscharen der fliegenden Händler und Straßenmusikanten, die ihren Lebensunterhalt vorrangig durch Touristen verdienen.
Auf dem Gelände der Fischerbastei fällt das zentrale Denkmal des ersten ungarischen Königs und Staatsgründers Stephan I. auf. Das Denkmal, das Stephan hoch zu Pferde zeigt, sollte eigentlich in einer Kuppelhalle stehen. Daraus wurde jedoch nichts und so ist die Reiterstatue im Freien zu bewundern. Auf dem Sockel des Denkmals sind Szenen aus dem Leben des heiligen Stephan dargestellt, so z.B. die Krönung, die Gesetzesverkündung und der Kirchenbau.
Direkt an der Fischerbastei steht seit einiger Zeit ein moderner Neubau. Hier gibt es ein schönes gemütliches Café mit einem kleinen aber feinen Angebot an Speisen und Getränken. Die Platzanzahl ist allerdings begrenzt, wir waren froh, dass wir relativ zeitig hier waren und noch einen Platz fanden. Von dem Café aus geht es in die Raeume des Marzipanmuseums, einer kleinen originellen Einrichtung. Natürlich können die Freunde des Marzipans aus einem großen Angebot dieser Süßigkeiten auswählen und auch das eine oder andere Geschenk mitnehmen.
Und zum Abschluss sei noch der Tipp gegeben, die Fischerbastei bei Nacht zu besuchen. Die Gebäude sind hell erleuchtet. Alles wirkt wie im Märchen. Man sieht dieses Spektakel direkt vor Ort, unten von der Donau oder von der gegenüberliegenden Donau-Seite.
Weitere Sehenswürdigkeiten rund um den Burgberg
Der Burgpalast und die Fischerbastei sind die Hauptsehenswürdigkeiten des Burgviertels, doch bei weitem nicht alles. Was es hier an Museen, Denkmälern, kleinen Gassen und anderen Highlights zu erleben gibt, ist bemerkenswert. Das beginnt schon mit dem Erreichen des Burgberges. Kommt man aus der gegenüberliegenden Seite Budapests, also von der Pester Seite, wird man sicher entweder die Elisabethbrücke oder die Kettenbrücke überqueren.
Beide Brücken sind beeindruckende Wahrzeichen der Stadt. Die Kettenbrücke ist wohl die berühmteste und gilt als erste feste Brücke über die Donau. Vorher existierten nur Pontonbrücken, was besonders bei Eisgang Probleme bereitete. Im Jahre 1849 war es dann soweit. Die 380 m lange Brückenkonstruktion, die an Spannketten hing und von zwei Pfeilern getragen wurde, die an Triumpfbogen erinnerten, ging in Betrieb und wurde in kurzer Zeit zu dem Wahrzeichen Budapests. Ein Jahr später, 1850, kamen die Löwenfiguren an den Brückenköpfen dazu. Im zweiten Weltkrieg sprengten die deutschen die Kettenbrücke, die 1949 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums wieder errichtet wurde.
Ganz in der Nähe der Kettenbrücke befindet sich eine weitere Attraktion Budapests, die Sikló, die Standseilbahn. Um die zahlreichen Rekorde zu ergänzen, die Bauwerke und Sehenswürdigkeiten der ungarischen Hauptstadt bieten, kann auch die Sikló mit einem aufwarten. Sie ist die älteste Standseilbahn der Welt und wurde 1870 eigentlich gebaut, um die k.u.k. Beamten bequem an ihren Arbeitsplatz im Burgpalast zu bringen. Auch damals wurde also schon einiges für die Bequemlichkeit der Beamten getan; Nach dem zweiten Weltkrieg war auch diese Attraktion stark beschädigt und es dauerte bis 1986, bis sie wieder in Betrieb genommen werden konnte. Allerdings diente sie jetzt nicht mehr vorrangig den Beamten. Sie wurde zum beliebten Beförderungsmittel der Touristen, die den Weg auf den Berg nicht zu Fuß gehen, sondern einfach das Vergnügen einer Fahrt mit der Standseilbahn erleben wollten. Alle 10 Minuten fährt die Bahn täglich von 7.30 Uhr bis 22.00 Uhr. Die Tickets des Nahverkehrs gelten hier allerdings nicht, man muss extra lösen.
Am höchsten Punkt des Burgberges liegt der Dreifaltigkeitsplatz, an dem es gleich mehrere Sehenswürdigkeiten gibt. In der Mitte des Platzes fällt eine 14 m hohe Säule im Stil des Barock und mit einem Sockel voller Heiligenfiguren auf, die sogenannte Pestsäule. Nach dem Überstehen der zweiten großen Pestepidemie in Budapest wurde sie 1714 von den dankbaren Bürgern aufgestellt. Am Dreifaltigkeitsplatz befindet sich auch das Alte Rathaus des ehemaligen Buda aus dem 18. Jahrhundert. Besonders auffällig sind die Erkerfenster und das Uhrtürmchen des Hauses.
Das zweite herausragende Gebäude am Platz ist das ehemalige Finanzministerium, ein Bauwerk im neugotischen Stil. Freunde des Weines sollten nicht versäumen, in den Kellergewölben das "Haus der ungarischen Weine" zu besuchen, zumal man hier auch Kostproben nehmen kann.
Ein Stück weiter, in der Úri utca 9, geht es hinunter in die Unterwelt. Hintergrund sind natürliche Karsthöhlen unter dem Burgberg, die im Laufe der Jahrhunderte ausgebaut und auch untereinander verbunden wurden. Die Gänge und Höhlen dienten lange Zeit als kühle Vorratslager und Weinkeller, aber auch als Rückzugsmöglichkeit bei Kämpfen und Kriegen. Von den insgesamt 10 km sind heute etwa 1200 m für Touristen geöffnet. Der Besuch ist ein Erlebnis, man hat sich hier viel einfallen lassen. So gibt es Installationen zur ungarischen Geschichte, es wird viel mit Lichteffekten und Toneffekten gearbeitet und der Höhepunkt ist die Wanderung mit einer Öllampe, die ab 18.00 Uhr angeboten wird. Ansonsten ist täglich von 9.30 Uhr bis 19.30 Uhr geöffnet. Beim Einsteigen in das Labyrinth sollte man auf keinen Fall auf warme Kleidung verzichten, auch wenn draußen hochsommerliche Temperaturen herrschen. Hier unten ist es immer kalt.
Auch Museen gibt es im Burgviertel einige, darunter so ausgefallene wie das Marzipanmuseum neben der Fischerbastei. Hochinteressant ist auch das Apothekenmuseum in einem mittelalterlichen Handelshaus, dem "Goldenen Adler". In diesem Haus befand sich seit dem 18. Jahrhundert die erste Apotheke im Viertel. Heute erfährt man hier jede Menge zu den damaligen Vorstellungen von Gesundheit, vom Aberglauben mit der Alchemie und kann die Originaleinrichtung aus dieser Zeit bewundern. Die Öffnungszeiten sind aber wieder etwas gewöhnungsbedürftig und auch teilweise recht kurz. Von Mitte März bis Ende Oktober ist dienstags bis sonntags von 10.30 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet, ansonsten nur bis 15.30 Uhr.
Im Museum für Militärgeschichte ist viel über die Welt der Armee zu erfahren. Wir fanden, das Museum muss nicht unbedingt auf der Liste der wichtigen Sehenswürdigkeiten stehen, zumal es ähnliche Museen auch anderswo gibt. Wer sich jedoch für die Fragen des Militärs interessiert, wird sicher einen Besuch des Hauses nicht verpassen. Schon interessanter, aber auch nicht unbedingt auf unserer Hitliste war das Telefonmuseum.
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Autor: Michael Nitzschke; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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