Tour zum Tal der Schmetterlinge
Die Insel Rhodos hat eine besondere Sehenswürdigkeit zu bieten, die allerdings nur in der Zeit von Juni bis Anfang September richtig zur Geltung kommt. Das Tal der Schmetterlinge ist einmalig auf den Inseln der Ägäis, denn nur hier versammeln sich in diesem Zeitraum Abertausende von Schmetterlingen um sich zu paaren. Natürlich lockt dieses Naturereignis die Touristenmassen an, und das ist auch das große Problem, denn die Besuchermassen sind der Hauptgrund für den rapiden Rückgang der Schmetterlings-Population.
Das Tal der Schmetterlinge ist trotzdem ein sehr zu empfehlendes Ziel – wenn man sich an die entsprechenden Hinweise hält, um die Schmetterlinge so wenig wie möglich zu stören. Ein Ziel für eine Ganztages-Tour ist es unserer Ansicht nach jedoch nicht, man kann in etwa mit einem halben Tag rechnen. So hatten wir an diesem Tag noch einige weitere Sehenswürdigkeiten angesteuert, die Straußenfarm in der Nähe des Tals sowie das Kloster Filérimos an der Nordküste.
Durch das Tal der Schmetterlinge
Es gibt wohl keinen Besucher der Insel, der nicht ins Tal der Schmetterlinge kommt. Das gilt für Individualtouristen genauso wie für Reisegruppen. Entsprechend riesig ist der Andrang der Leute, die Tag für Tag in das relativ kleine Tal „einfallen“. Zumindest gilt das in der Schmetterlings-Saison, die von Juni bis Anfang September geht. Doch es lohnt durchaus, das Tal auch außerhalb dieser Saison zu besuchen, denn die Landschaft ist sehr schön und eine Wanderung auch ohne Schmetterlinge ein Genuss.
Trotzdem, das Highlight sind nun mal die tausende von Schmetterlingen, die sich im Sommer hier versammeln und an vielen Stellen dicht an dicht sitzen. Diese Besonderheit verdankt das Tal den Amberbäumen, die in Petaloúdes – dem offiziellen Namen des Tals - wachsen. Deren Harz ist ein besonderes Lockmittel für die Schmetterlinge, die im übrigen Jahr auf der Insel verteilt leben. Es handelt sich dabei um die Quadriga-Schmetterlinge – oft auch als „Spanische Flagge“ bezeichnet. Im Petaloúdes-Tal erreichen sie ihre Geschlechtsreife und paaren sich. Während der Monate im Tal verzichten sie auf jegliche Nahrung, und das ist auch das größte Problem.
Wie so oft ist solch eine Sehenswürdigkeit ein Segen für den örtlichen Tourismus, aber gleichzeitig auch ein Fluch. Die Schmetterlinge verbringen den Tag auf Bäumen und Steinen und werden nachts aktiv für die Paarung. Das kostet Kraft und durch die fehlende Nahrungsaufnahme werden die Schmetterlinge zusätzlich geschwächt. Leider wollen viele Besucher die Schmetterlinge fliegen sehen und Fotos von den Schwärmen aufnehmen. Das umso mehr, da die Schmetterlinge im ruhenden Zustand relativ unscheinbar aussehen und sich schwer vom Untergrund abheben. Bedeutend attraktiver erscheinen sie beim Flug.
Die Zahl der Schmetterlinge im Tal ist in den letzten Jahren dramatisch zurück gegangen. Ein Teil dieses Rückganges liegt an Umwelteinflüssen, doch der größte Anteil an unvernünftigen Besuchern, von denen die Schmetterlinge aufgescheucht werden. Geschieht das mehrmals am Tag, haben die ohnehin geschwächten Schmetterlinge nachts keine Reserven mehr für die Paarung. Die Behörden versuchen, dem entgegen zu wirken. Die Öffnungszeiten wurden verkürzt und überall Hinweise angebracht, dass die Wege nicht verlassen werden dürfen, dass man nicht lärmen und keine Schmetterlinge fangen soll. Wie wir selbst sehen konnten, verpuffen diese Hinweise jedoch oft. Wir hatten einen Disput mit Besuchern, die für Fotos die Schmetterlinge durch Klatschen in die Hände, wedeln und Werfen mit Steinen mehrmals aufscheuchten. Genutzt hatte es leider nichts, wir ernteten nur verständnisloses Lachen.
Das Tal der Schmetterlinge ist dicht bewaldet, also auch an heißen Sommertagen selbst in der Mittagszeit ein angenehmer Ort. Wir waren trotzdem relativ zeitig hier, denn wenn die Reisebusse eintrudeln und die Massen in das Tal strömen, wird es eng. In der Nähe des Taleingangs gibt es mehrere Parkplätze und ein Museum mit Informationen zu den Schmetterlingen und der Fauna von Rhodos. Der Besuch des Tales inklusive des Museums ist kostenpflichtig. Wir finden das in Ordnung, denn so gefährdet wie das Tal ist, hilft sicher jede Finanzspritze. Die zwei Tore an den Enden des Tales - am Parkplatz und in der Nähe des Klosters Ágios Kalopetra - werden außerhalb der Öffnungszeiten verschlossen. Man sollte also tunlichst das Tal rechtzeitig verlassen.
Das Tal ist mit rund 1,5 Kilometern nicht besonders lang und schnell durchwandert. Doch wir wollten schließlich die Schmetterlinge betrachten und die bemerkenswerte Landschaft lud auch zu der einen oder anderen kurzen Rast ein. Wer sich im Tal umsieht und dann noch den Abstecher zum Kloster unternimmt, braucht inklusive der Anfahrt sicher einen halben Tag. Die Landschaft im Tal ist wirklich wildromantisch mit markanten Bäumen, Felsen und relativ starken Anstiegen. Wanderschuhe und robuste Kleidung sind also sehr empfehlenswert.
Am Ausgang, dem oberen Ende des Tales, kann man noch weiter laufen und kommt dann zum Kloster Ágios Kalopetra. Das Gebäude in strahlendem Weiß wurde im 19. Jahrhundert von einem griechischen Freiheitskämpfer gestiftet. Der Blick von hier hinüber zur Westküste ist faszinierend, denn das Kloster befindet sich auf dem Berg. Interessant ist auch der Blick in die kleine Kirche und die Kapelle. Auf der Terrasse gibt es unter Bäumen einen Imbiss mit verschiedenen Kleinigkeiten und Getränken. An heißen Tagen ist besonders der frisch gepresste Orangensaft „der Renner“. Zurück zum Parkplatz gibt es zwei Wege, den über die Straße oder noch einmal die Wanderung durch das Tal. Wir hatten die zweite Variante gewählt. Der Weg über die Straße ist zwar bequemer aber bedeutend langweiliger, außerdem fahren hier während der Saison laufend Autos.
Die Straußenfarm beim Tal der Schmetterlinge
Vom Tal der Schmetterlinge sind es nur wenige Kilometer bis zu einer Straußenfarm, der „Rhodes Ostrich Farm“. In den Reiseführern hatten wir gelesen, dass man die Farm mit den Straußen besichtigen kann und es im Restaurant ein großes Angebot an Gerichten mit Straußenfleisch gibt. Ehrlich gesagt waren wir jedoch bei unserem Besuch etwas enttäuscht. Natürlich überwogen die Gehege mit den Straußen, doch das Gelände entpuppte sich hauptsächlich als kleiner Tierpark, der nicht gerade aufregend gestaltet war. Alles erschien irgendwie verlottert, dafür war der Eintritt deftig.
Man kann Mais kaufen um die Strauße damit zu füttern. Sicher erlebt man so etwas nicht jeden Tag, doch fanden wir es nicht so faszinierend, dass der Eintrittspreis zuzüglich des Futters gerechtfertigt wäre. Die Speisekarte im Restaurant – das doch eher ein Imbiss war – versprach einige Gerichte mit Straußenfleisch. Das Problem war nur, dass sie nicht vorrätig waren. So begnügten wir uns mit Omeletts, ein Gericht, dass man jeden Tag erhalten kann – der Unterschied ist nur, dass die Straußeneier bedeutend größer sind. Wir fanden, die Farm kann man schon besuchen – vor allem mit Kindern – aber man verpasst auch nicht viel, wenn man sie „links liegen lässt“.
Die Akropolis von Filérimos
Von der Stadt Iályssos führt eine Serpentinenstraße hinauf zur antiken Akropolis von Filérimos. Viel ist von den antiken Gebäuden, die einst zu einem der drei Stadtstaaten von Rhodos – dem von Iályssos - gehörten, aber nicht übrig geblieben. Trotzdem lohnt der Besuch, denn auf dem 267 Meter hohen Berg – vielleicht sollte man besser Hügel sagen – gibt es doch einiges zu sehen. Der Name Filérimos bedeutet übersetzt „Freund der Einsamkeit“. In der byzantinischen Epoche soll hier ein Eremit ein Kloster gegründet haben.
Heute sind neben einigen Überresten aus der antiken Zeit vor allem Gebäude aus der Zeit des Ritterordens zu bewundern. Wobei dies genau genommen auch nicht stimmt, denn die Gebäude waren zerstört und wurden von den Italienern während ihrer Besatzungszeit auf Rhodos neu errichtet. Wir hielten das für eine gute Tat, denn so erhält man einen Eindruck, wie dieser Ort einmal ausgesehen hat.
Kurz nach dem Parkplatz gelangt man zur von den Italienern rekonstruierten Ritterkirche, einem imposanten Bauwerk. Das in die Fassade eingelassen große Steinkreuz erinnert an die Herkunft des Gebäudes. Ebenfalls eine Rekonstruktion ist das ehemalige Kloster mit dem Kreuzgang, in dem zahlreiche Mosaikbilder von Heiligen an den Wänden prangen. Das dorische Brunnenhaus und die Byzantinische Zitadelle sind leider stark verfallen und können nicht besichtigt werden.
Ein lohnender Spaziergang führt entlang des „Kreuzweges“, einer von Bäumen gesäumten Straße, an der 14 Kreuzweg-Stationen stehen. Die Straße endet an einem monumentalen 15 Meter hohen Betonkreuz, von dem man eine sehr gute Aussicht auf die Umgebung haben sollte. Sollte, denn laut der verschiedenen Reiseführer war das Kreuz begehbar. Im Inneren sollte eine schmale und steile Treppe hinauf führen. Das scheint jedoch schon lange vorbei zu sein, das Kreuz konnte nicht betreten werden. Allerdings wunderte uns das nicht, denn selbst von außen war zu erkennen, dass es bei dieser Treppe mit Sicherheit Probleme gab, wenn Besucher gleichzeitig hinauf und hinunter wollten. Die Aussicht von der Plattform am Fuß des Kreuzes ist aber auch nicht schlecht.
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Autor: Michael Nitzschke; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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