Flora und Fauna - Neuseelands unberührte Natur
In den 80 Millionen Jahren, in denen Neuseeland unentdeckt blieb, konnte eine üppige und abwechslungsreiche Natur entstehen. Doch mit dem Einfall der Polynesier und später dem der Europäer, wurde dieses harmonische Gleichgewicht empfindlich gestört. Das Wappentier von Neuseeland, der Kiwi, hatte bis zu den Polynesiern keine Feinde. Doch dann wurden die Tiere wegen ihrer struppigen Federn gejagt. Auch brachten die Europäer später Nutztiere wie beispielsweise das Rotwild und Hasen nach Neuseeland und lösten damit wahre Plagen aus, da die natürlichen Feinde fehlten.
Auch das eingeführte Possum (Fuchkusu), das aus Australien zur Pelzzucht eingeführt wurde, verbreitete sich rasend schnell. Mittlerweile setzt die Neuseeländische Regierung alles daran, dieser Plage Herr zu werden und legt Fallen überall im Land aus. Diese Maßnahme dient der Einschätzung der Population und um die Verbreitung zu kontrollieren. Nicht selten liegen überfahrene Possums auf den Straßen Neuseelands, denn jeder "Kiwi" sieht es als seine Autofahrerpflicht an, drauf zu halten, wenn Possums die Straßen überqueren. "Roadpizza" ist der makabre Kiwi-Slang für das platt gefahrene Tier.
Neuseelands Tierwelt
Als die ersten polynesischen Siedler ins Land kamen, fanden Sie kaum Säugetiere vor, lediglich zwei Fledermausarten. Dafür waren die Inseln aber gesegnet mit einer reichen Artenvielfalt an Vögeln. Heute ist Neuseeland noch immer ein wahres Tierparadies, Tierfreunde kommen hier voll auf ihre Kosten. Am meisten beeindruckt haben mich die Singvögel auf Stewart Island, die majestätischen Spam-Wale und die zutraulichen Dusky-Delphine in Kaikoura. Das Schwimmen mit ihnen war mein absolutes Highlight und das Ereignis schlechthin.
Doch zunächst einmal zurück zum Kiwi, dem National- und Wappentier Neuseelands. Nach dem scheuen Tier wurden die Kiwi-Früchte benannt und auch die Einwohner nennen sich selber augenzwinkernd "Kiwis". Das huhnähnliche, plumpe aber liebenswerte Tier ist überwiegend nachts aktiv und geht dann auf Insektenjagd indem es mit seinem langen spitzen Schnabel in der Erde herum stochert.
So putzig und friedlich das Tier auch ist, es ist leider verdammt schwer aufzuspüren. Überall im Land sind zwar Schilder mit "Kiwi-Zone" aufgestellt, aber in freier Laufbahn habe ich nie einen Kiwi gesehen. Lediglich auf Stewart Island, der kleinen Insel an der Südspitze der Südinsel, kann man die Tiere in freien Laufbahn sehen. Rund 20.000 Tiere der Gattung Brown Kiwi leben dort. Der beste Ort auf Stewart Island ist der Strand bei Mason Bay, den man entweder über den 14-tägigen Southern Circuit Track oder mit einem Jetboat von Oban ansteuern kann. Man fährt bis zur „Fresh Water Landing“ und wandert von dort zum Strand von Mason Bay. Überall sonst ist es quasi unmöglich einen Kiwi in freier Wildbahn zu sehen.
Die Hutwarden im Iris Burn Hut auf dem Kepler Track konnte das nur bestätigen. In den fünf Jahren, die sie bereits auf der Hütte arbeitet, hat sie nicht eines der Tiere gesehen. In Neuseeland gibt es aber viele Einrichtungen, in denen man Kiwis hinter der Scheibe oder im Gehege beobachten kann. Beispielsweise im Kiwi & Birdlife Park in Queenstown oder im Wellington Zoo. Ich selber habe eine Kiwi Weibchen und ein Männchen im Southern Encounter Aquarium & Kiwi House in Christchurch gesehen, was ich nur empfehlen kann. Die Tiere sind einfach zu putzig und drollig.
Fast wären die Kiwis über die Jahrhunderte ausgestorben, denn für die mitgebrachten Hunde, Katzen, Possums und Wiesel waren die Vögel leichte Beute. Einer der Gründe ist sicher, dass der Kiwi nicht fliegen und sich auch mit seinem langen und eher unhandlichen Schnabel nicht zur Wehr setzen kann. Auch seine Fortpflanzung ist eher schwierig, denn das Weibchen kann pro Jahr nur ein einziges Ei legen. Seit 1953 steht der Kiwi unter Naturschutz, wodurch er sich in den Naturschutzgebieten auch wieder verbreiten konnte.
Eine eher unangenehmer und frecher Zeitgenosse ist der Kea. Der furchtlose Bergpapagei ist auf der Südinsel vertreten. Ich bin ihm sowohl auf dem Weg zum Milford Sound, auf den Parkplätzen des Fox und Franz-Josef-Gletschers, am Rob-Roy-Gletscher bei Wanaka und auf dem Milford Track begegnet. Der vorlaute Vogel hat keinerlei Angst vor Menschen und kann zur echten Plage werden, wenn er Essen stibitzt. Auch das Gummi an Windschutzscheiben oder die Antennen haben es ihm angetan. Diese Hartnäckigkeit wurde mit durch die Touristen ausgelöst, denn viele belohnen die Zutraulichkeit der Keas mit Leckereien, was sie angriffslustiger gemacht hat. Dabei gilt: Den Tieren darf man keine Nahrung geben. Es ist sogar offiziell vom DOC verboten!
Vogelbeobachter kommen in Neuseeland jedenfalls voll auf ihre Kosten, denn die Tiere sind im Vergleich zu Europa sehr zutraulich. Wahre Gesangskonzerte geben die verschiedenen Arten von sich - besonders auf Stewart Island. Besonders niedlich ist der Robin. Auch ihn findet man fast überall im Fjordland.
Relativ häufig kann man in den Wäldern Neuseelands verschiedene Honigfresser-Arten beobachten. Darunter der Bellbird und der Stitchbird. Sie ernähren sich in erster Linie von Nektar, aber auch von Insekten und Früchten. Der wohl bekannteste Singvogel und auch Namensgeber und Symbol einer bekannten neuseeländischen Biersorte ist der schwarz gefiederte Tui, der auch zu den Honigfressern gehört.
Auch Seevögel sind auf Neuseeland reich vertreten. Besonders imposant ist der Königsalbatros, der eine Flügelspanne von bis zu dreieinhalb Metern aufweisen kann (gut zu beobachten an der Küste von Dunedin). Am Taiaroa Head an der Ostseite der Halbinsel Otago Peninsula gibt es die weltweit einzige Königsalbatros-Kolonie auf dem Festland. Der einzige Zugang führt durch das Royal Albatros Center. Auch Kormorane, verschiedene Möwenarten, Sturmtaucher, Seeschwalben und Sturmvögel sind an den Küsten zu entdecken.
Nur in Neuseeland kommt noch der Gelbaugen-Pinguin vor. Ein guter Ort die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten ist das Aussichtshäuschen in den Catlins (Südküste der Südinsel) am Nugget Point. Tipp: Nach 16 Uhr kommen die Tiere aus dem Wasser zurück ans Land.
Eine der interessantesten Erscheinungen auf Neuseeland ist die Pilzmückenlarve. Diese "Glow-Worms", also Glühwürmer, leben meist an den Decken feuchter und stockdunkler Höhlen. Sie locken ihre Nahrung an, indem sie spinnennetzartige, klebrige Fäden von der Decke hängen lassen und Insekten mit gleißenden Lichtpunkten ködern. Die unzähligen Lichter in den Höhlen sehen es aus wie der klarste Sternenhimmel. Am beeindruckendsten fand ich die Glühwürmer in den frei zugänglichen Höhlen "Abbey Caves" im Northland bei Whangarei. Das unerschlossene Höhlensystem liegt ungefähr vier Kilometer östlich der Stadt an der Abbey Caves Road.
Diese Höhlen mit den Glow-Worms und Steinformationen kann man noch kostenlos und auf eigene Faust erkunden. Eine kostenpflichtige, aber ebenso beeindruckende Einrichtung sind die Te Anau Glow-Worm Caves im Fjordland. Mit einem Schiff erreicht man über den Lake Te Anau den Höhleneingang. Am Ende der sehr informativen, geführten Tour steigt man unterirdisch in ein Boot und wird in eine Grotte voller Glühwürmer gefahren. Der Anblick ist fantastisch, wenn plötzlich das Licht der Lampen erlischt und der Sternenhimmel aufgeht.
Die fischreichen Gewässer Neuseelands werden von Hochsee-, Sport, und Hobbyanglern gleichermaßen geschätzt: es gibt Tausende forellenreicher Seen und Flüsse. Europäische Touristen fliegen zum Teil nur wegen des Angelns in den sauberen Gewässern, der klaren Luft und der zauberhafter Natur auf die andere Seite der Welt. Zahlreiche kleine Fische wie Lachse, Aale und der Kahawai, aber auch Regenbogen- und Bachforellen, die weltweit zu den Größten zählen, werden hier gefangen. Dazu kommen Marlins, Schwertfische, Tiger- und Hammerhaie sowie Thunfische.
Für wen es schon immer ein Traum war, Wale zu beobachten oder mit Delphinen schwimmen zu gehen, der wird in Neuseeland aus dem Staunen nicht mehr heraus kommen. Die Ost- und Südküste der Südinsel ist ein wahres Mekka für Freunde der Meeressäuger in freier Wildbahn. Ich war sowohl in Akaroa Harbour (83 Kilometer von Christchurch entfernt) mit Hektor-Delphinen und in Kaikoura mit Schwarzdelphinen schwimmen. Ein Erlebnis der ganz besonderen Art!
Kaikoura ist das absolute Paradies für Meeressäuger. Majestätische Wale und eine frei zugängliche Seehundekolonie locken viele Touristen in den idyllische Ort, der auf meinen Reisen aber trotzdem nie überlaufen war. Generell stößt man in Neuseeland unverhofft oft auch auf Robben und Seelöwen. Ich wäre beispielsweise am Strand der Catlins oder beim "Tunnel Beach Walkway" bei Dunedin beinahe über einen gestolpert, der schlafend in der geschützten Bucht lag.
Zu den unangenehmen Zeitgenossen zählen auf jeden Fall die Sandflies, kleine aufdringliche Stechmücken. Gerade an Sandstränden oder wassernahen Wäldern werden die Tierchen schnell zu einer wahren Plage. Eine Rast auf einer Wanderung ist fast nicht möglich, besser man isst im Gehen. Besonders schlimm fand ich die Stechmücken in den Waldgebiete auf dem Kepler Track. Innerhalb kürzester Zeit waren die Beine komplett besetzt und auch Insektenspray hilft nur vorübergehend.
Wichtig zu erwähnen ist noch, dass es im Gegensatz zum benachbarten Australien, im gesamten Land kaum ein giftiges oder für den Menschen gefährliches Tier gibt. Keine Schlangen, keine Haie, weswegen man vollkommen sicher und unbekümmert die Natur erkunden kann. Nur eine Spinnenart, die "Katipo" ist giftig.
Neuseelands Pflanzenwelt und der Naturschutz
Rund 80 Millionen Jahre war Neuseeland isoliert und abgeschieden von den anderen Landmassen der Welt. Kein Wunder also, dass über 70 Prozent der Pflanzen nur hier vorkommen. Ein Drittel von Neuseeland, mehr als 5 Millionen Hektar, stehen unter Naturschutz. Insgesamt vierzehn Nationalparks, drei Meeresparks und zwei Marine-Reservate sowie zahlreiche Waldparks beheimaten jede nur erdenkliche Landschaftsform: aktive Vulkane, Wälder aus den Urzeiten sowie Gletscher, Berge und Fjorde der Südalpen.
Drei Orte wurden bereits zum Weltkulturerbe ernannt: Im Jahre 1990 der Nationalpark Te Wahipounamu im Südwesten Neuseelands. Er setzt sich aus dem Aoraki/Mount-Cook-Nationalpark, dem Tai-Poutini/Westland-Nationalpark, dem Mount-Aspiring-Nationalpark und dem Fiordland-Nationalpark zusammen. Im selben Jahr wurde auch der Tongariro-Nationalpark auf der Nordinsel zum Weltkulturerbe erklärt. 1998 kamen noch die subantarktischen Inseln Neuseelands hinzu. Hierzu zählen die Snaresinseln, Bountyinseln, Antipoden-Inseln, Auckland-Inseln und die Campbell-Insel.
Überall in Neuseeland wird der Naturschutz groß geschrieben und auch als Tourist soll man unbedingt dafür sorgen, dass das Paradies auch weiterhin ein Paradies bleibt. Wer Müll auf den Great Walks produziert, hat diesen aus den Nationalparks auch wieder zu entfernen. Eine Mülltüte ist sowieso Pflicht! Es tut schließlich niemandem weh, seinen eigenen Abfall wieder mit hinaus zu nehmen oder mal etwas aufzuheben und mitzunehmen. Besonders negativ ist mir nur die "Plastiktütenpolitik" der Neuseeländer aufgefallen. Jeder Einkauf wird in kleine Tüten verpackt, was pro Einkauf dann auch durchaus mal 6-7 Plastiktüten bedeuten kann. Doch warum? Es ist viel besser, einmal eine der Stofftüten für 1 NZ$ zu kaufen und damit einen erheblichen Beitrag für die Umwelt zu leisten. Außerdem lassen sich als Backpacker die Lebensmittel in einer stabilen Stofftasche sowieso viel besser transportieren und sicherer in den Hostels lagern.
Doch kommen wir zurück zur Pflanzenwelt: Viele importierte Pflanzen verdrängen langsam die heimischen und die Kiwis haben auch hier alle Hände voll zu tun, eine unkontrollierbare Ausbreitung der "Exoten" zu verhindern. Dazu zählt der gelb leuchtende Stechginster, die farbenfrohen Lupinen oder die Waldrebe mit dem schönen englischen Namen Old Mens Beard.
Die wohl mit Abstand bekannteste Pflanze in Neuseeland ist der Farn mit all seinen Varianten. Rund 180 Arten wachsen auf den Inseln, wobei der Milford Sound mit 150 verschiedenen Arten mit Abstand das Gebiet mit der größten Verbreitung ist. Auf dem Kepler Track besteht die Pflanzenvielfalt des ersten Wandertages fast ausschließlich aus Farn: Baum- und Bodenfarne so weit das Auge reicht. Der Ponga oder auch Silver Fern ist der bekannteste unter ihnen. Seine an der Blattunterseite unverwechselbare silberne Färbung ließ ihn zu einem Nationalsymbol werden. Auch das sich spiralförmig ausrollende Blatt eines jungen Baumfarns ist ein bedeutendes Natursymbol der Maori und ein Zeichen der ständigen Erneuerung allen Lebens.
Besonders schön anzusehen ist der rot blühende Pohutukawa. Er ist meist an den milden Stränden der Nordinsel beheimatet. Wegen seiner Blütezeit um den Jahreswechsel und seiner leuchtenden roten Farbe ist er auch als neuseeländischer Weihnachtsbaum oder Christmas Tree bekannt. Genau so purpurrot blüht auch der Rata. Eigentlich ist er in der Lage normal im Boden zu keimen und einen anständigen Baum hervorzubringen. Wenn er jedoch auf einem anderen Baum landet, beginnt er sein Dasein als harmloser Aufsitzer, entpuppt sich aber bald als rücksichtsloser Würger und erdrückt den Baum schließlich mit seinen riesigen Luftwurzeln.
Beeindruckend sind die auffälligen und riesigen Kauri-Fichten. Sie sind stille Zeugen vergangener Zeiten. Den größten dieser heimischen Bäume habe ich im Parry Kauri Park bei Warkworth im Northland gesehen. Der "McKinney-Kauri" ist 800 Jahre alt und rund 125 Meter hoch. Sein fleckiger, gewaltiger Stamm und die umrankten Äste haben uns ganz schön in den Schatten gestellt.
Die meisten Bäume in Neuseeland sind immergrün. Darunter fallen neben den Nadelbäumen auch viele Laubbäume, wie beispielsweise die vier Südbuchenarten Red-, Silver-, Hard- und Black Beech. Die Pflanzen sind in der Lage, sich den kalten und winterlichen Verhältnissen anzupassen und nicht, wie viele europäische Bäume, ihr Laub abwerfen zu müssen. Im Winter ist das dann ein eher ungewöhnlicher Anblick.
Anstatt grün und fruchtbar zeigen sich die Tussock-Gräser auf den Ebenen der Südinsel Neuseelands in einem öden Braunton. Die trockenen Graslandschaften findet sich vor allem im Regenschatten der Southern Alps. Auch das Hochgebirge hat eine unglaubliche Schönheit und Vielfalt an Pflanzen zu bieten. Als bekannteste Beispiele gelten die Mountain-Daisy und die Mountain-Buttercup.
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Autor: Mareike Sehr; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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