Allgemeine Informationen über Neuseeland
In Neuseeland läuft alles ein wenig anders, oder besser gesagt, anders herum: Da das Land auf der anderen Erdhalbkugel liegt, gibt es viele ungewöhnliche Dinge zu entdecken: So steht die Sonne beispielsweise im Norden am höchsten, das Wasser in der Badewanne fließt verkehrt herum ab, (nämlich gegen den Uhrzeigersinn) und der zu- und abnehmende Mond ist jeweils spiegelverkehrt.
Wenn wir uns im Winter bei eisigen Temperaturen auf das Weihnachtsfest vorbereiten, so kann man in Neuseeland noch am 24.12. surfen gehen - genau das habe ich gemacht und ich kann sagen, es ist wirklich gewöhnungsbedürftig das Weihnachtsfest am Strand zu verbringen - aber keineswegs schlechter!
Die Geografie Neuseelands - Zwei Inseln im Pazifik
Neuseeland ist das Land, welches am weitesten von Deutschland entfernt liegt – würde man zwischen Frankreich und Marokko ein Loch durch die Erdkugel graben, würde man genau in Neuseeland heraus kommen. Mit einer Fläche von rund 270.500 km², aufgeteilt auf die Nord- und Südinsel, ist das Land nur 100.000 km² kleiner als Deutschland, allerdings mit viel weniger Einwohnern. Gerade einmal 4,1 Millionen Menschen leben dort – und geschätzte 50 Millionen Schafe. In Deutschland gibt es 82 Millionen Einwohner. Deswegen kann man in Neuseelands unberührter Natur und bei mehrtägigen Wanderungen auch noch ein echtes Gefühl von Ferne und Einsamkeit erleben, weit weg von jeglicher Zivilisation.
Neuseeland liegt im Herzen des Südpazifik, ziemlich genau zwischen Äquator und Südpol. Im Westen befindet sich der Tasmansee, im Osten der Südpazifik. Die direkten Landnachbarn sind Australien im Nordwesten, die Südseeinseln wie Tahiti oder Fiji im Nordosten und die Antarktis im Süden. Neuseelands Inseln haben zusammen eine Längenausdehnung von gerade mal 1.600 km und werden durch die Cook Strait, die Wasserstraße zwischen Wellington auf der Nordinsel und Picton auf der Südinsel, getrennt.
Obwohl Wellington die Hauptstadt Neuseelands ist, leben die meisten Neuseeländer im aufstrebenden Auckland, wobei die 1.366.000 Einwohner große Stadt nicht mit "echten" Großstädten zu vergleichen ist: Wolkenkratzer oder ähnliches gibt es nicht – alles ist sehr übersichtlich. Gerade die Skyline von Auckland hat mich an eine Miniaturausgabe von Sydney erinnert.
Neuseelands Entstehungsgeschichte - das jüngste Land der Erde
Neuseeland ist geologisch gesehen das jüngste Land der Erde und schob sich erst vor 40 Millionen Jahren durch Erdbewegungen des Urkontinents Gondwanaland an die Wasseroberfläche des Pazifik. 65 Prozent von Neuseeland liegen über der 200-Meter-Grenze und geben dem Land eine gebirgige Oberflächengestalt. Allen voran die Southern Alps (650 km lang) auf der Südinsel mit dem höchsten Berg Neuseelands, dem Aoraki/Mount Cook (3.764 Meter).
Neuseeland besteht aus zwei sich ineinander verkeilten Erdplatten, der indisch-australischen und der pazifischen, die sich noch immer aneinander vorbei und aufeinander zu bewegen. Durch den Zusammenprall der beiden Platten entstanden auch die Southern Alps, die selbst heute noch rasend schnell anwachsen. Im Süden drückt zusätzlich noch die antarktische Platte gegen die Struktur der beiden Inseln. Darin liegt auch die Ursache für die heftigen Erdbeben, die Neuseeland immer wieder heimsuchen. Daher auch der Name "the Shaky Isles". Neuseeland muss laut Statistik mindestens einmal im Jahr mit einem Erdbeben der Stärke 6 auf der Richterskala oder heftiger rechnen.
Etwas südlich der Wasserbrücke zwischen Nord- und Südinsel liegt die Zone, in der die gegenläufigen Platten aufeinandertreffen und sich die indisch-australische über die pazifische schiebt. Die Bestandteile der pazifischen Platte werden nach unten gedrückt und dort wieder aufgeschmolzen – flüssiges Magma entsteht und sucht sich den Weg nach oben. Daher auch die noch immer aktiven Vulkane.
Die Ureinwohner Neuseelands und die europäischen Zuwanderer
Innerhalb von nur 1.000 Jahren erschienen in Neuseeland zwei neue Völker, davor waren die Inseln menschenleer. Zuerst landeten die polynesischen Urmaori mit ihren Auslegerkanus an der Nordostküste der Nordinsel. Datieren lässt sich die Landung auf den Zeitraum zwischen 950 und 1130. Da Neuseeland mehr als genug Nahrung zu bieten hatte, konnten sich die verschiedenen Maori-Stämme schnell verbreiten. Sie legten erste Siedlungen und Gärten an der Küste an, brachten Tiere mit und pflanzten heimische Gewächse.
Der erste Europäer, der die Inseln entdeckte, war der Holländer Abel Janszoon Tasman. Am 13. Dezember 1942 landete er mit seinem Schiff in der Golden Bay, an der Nordküste der Südinsel. Lange bevor der berühmte Kapitän James Cook das Land entdeckte.
Das erste Aufeinandertreffen zwischen Tasman und den Maori endete aufgrund der sprachlichen Differenzen mit einem blutigen Angriff der Ureinwohner, und der Holländer zog sich zurück. Er taufte die Insel "Nieuw Zealand", setzte aber aufgrund der Attacken nicht einen Fuß auf das Land. Als der Brite James Cook dann 130 Jahre später in Neuseeland landete, ließ er sich jedoch nicht von den kriegerischen Maori vertreiben. In kürzester Zeit entstanden englische Dörfer überall auf den Inseln. Erst 1833 entsandte die britische Regierung einen offiziellen Vertreter: James Busby. Er sorgte auch sieben Jahre später für den ersten Vertrag zwischen den Maori und der englischen Krone. Mit dem "Treaty of Waitangi" war der Staat Neuseeland geboren.
Der Vertrag machte Neuseeland zu einer britischen Kolonie, die Maori gaben damit all ihre Rechte auf, wurden zu britischen Bürgern gemacht und genossen den Schutz der Krone. Ihnen wurde zugesichert, alle Besitztümer, Grundstücke und Ländereien behalten dürfen. Übersetzungsschwierigkeiten des Vertrags und damit verbundene unterschiedliche Interpretationen führten schnell zu Missverständnissen und endeten schließlich in den Neuseelandkriegen. Dabei wollte man mit dem Vertrag eigentlich nur eine Konfrontation wie mit den Aborigines in Australien verhindern.
So kam es in Neuseeland nicht mehr nur zu Kriegszügen zwischen den verfeindeten Maori-Stämmen sondern auch zu blutigen Kriegen gegen die Weißen. Größter Streitpunkt waren die zugesicherten Land- und Autonomierechte, die den Ureinwohnern streitig gemacht wurden. Bis heute beschäftigt sich ein Gericht, das "Waitangi Tribunal" mit den Unrechtmäßigkeiten des Vertrags.
Viele der leichtgläubigen Maori ließen sich zum Christentum bekehren, verehrten jedoch auch weiterhin ihre Götter in Gestalt der Elemente Erde, Himmel, Meer und Wind. Im Jahr 1858 lebten schon mehr weiße Einwanderer in Neuseeland als Maori. Im Laufe der Zeit wurden viele Traditionen nahezu ausgelöscht, die Sprache und Werte gerieten in Vergessenheit. In den 1970er Jahren kam eine Renaissance-Welle auf, die die Maori-Kultur vor dem sicheren Untergang bewahrte. 1987 wurde die Sprache der Maori mit Englisch zur Staatssprache erklärt. Auch heute sind alle wichtigen Einrichtungen in beiden Sprachen angeschlagen, wobei die Maori-Bezeichnungen manchmal echte Zungenbrecher sind.
Die Traditionen der Maori
Heute haben sich die Maori ihren Platz in der Gesellschaft erkämpft und bilden rund 15 Prozent der neuseeländischen Bevölkerung. Ich habe im War Memorial Museum in Auckland eine Vorführung traditioneller Tänze und Gesänge miterlebt und war total begeistert. Die Maori sind ein sehr stolzes Volk mit wunderschönen Traditionen und überlieferten Sagen. Gerade die Berge und Vulkane in Neuseeland haben immer ihre eigenen Mythen und sind umgeben von unzähligen Geheimnissen.
Die traditionellen Tätowierungen (Moko) der Maori wirken für uns fremdartig, weil sie in Linien im Gesicht, hauptsächlich an Kinn und Lippen, aufgetragen sind. Früher wurden sie mit Beinmeißeln, einem Holzhammer und blauen Pigmenten aufgebracht. Heute greifen aber selbst die Maori auf professionelle Tätowierwerkzeuge zurück. Als Tattoohauptstadt des Landes gilt übrigens Wellington.
Die Holzschnitzkunst (Whakairo) ist eine alte Tradition der Maori. Die Versammlungshäuser sind mit zahlreichen Schnitzereien verziert, wobei menschliche Figuren mit riesigen Köpfen, Mündern und Augen im Mittelpunkt stehen. Die heiligen Häuser sind ein Ort der Spiritualität und der Lebenskraft, wo Leben und Tod sich verbinden, in dem die Ältesten respektiert und die Sprache gepflegt wird.
Zu Kriegszeiten wurde im Vorfeld einer Schlacht der sogenannte "Haka" getanzt. Dabei schreien die Maori-Krieger, schlagen sich kraftvoll die Fäuste gegen die Brust, stampfen und strecken am Ende des Tanzes die Zunge raus. Diese für uns eigentümlich erscheinenden Bewegungen und Gesten sollen den Feinden Angst einjagen und dem Krieger selber Stärke verleihen. Auch heute noch wird der Haka getanzt. Das bekanntestes Beispiel ist wohl die neuseeländische Rugby-Mannschaft: die All Blacks. Vor jedem Spiel der Mannschaft wird zuerst der Haka getanzt, er soll den Gegner einschüchtern.
Aufgrund ihrer Statur sind gerade die Maori sehr gute Rugbyspieler. Der Erfolg des Teams hält an, wie auch die Statistik zeigt: Von 458 Spielen haben sie 341 gewonnen, 100 verloren und 17 mal gab es einen Gleichstand (Stand: Mai 2010). Damit sind die All Blacks die international erfolgreichste Rugby-Nationalmannschaft aller Zeiten. Bei dem siebten Rugby World Cup 2011, der im September und Oktober 2011 in Neuseeland stattfindet, kann man den Haka das nächste Mal live bewundern. Jeder Kiwi ist verrückt nach dieser Sportart und er ist der Nationalsport schlechthin.
Als ich das erste Mal in Neuseeland war, habe ich mir auch zwei Rugbyspiele der internationalen Super 14-Liga angesehen. Einmal in Christchurch bei den Crusaders und dann bei den Blues in Auckland. Das war der absolute Wahnsinn! Der Aufwand, den die Neuseeländer dafür betreiben, ist wirklich beeindruckend: In Christchurch ritten Kreuzritter auf ihren Pferden durch das Stadion, in Auckland drehte ein riesiges Schiff mit dem Maskottchen Captain Blues eine Runde.
Für die Kiwis ist der Besuch des Stadions wie eine riesige Party. Ab dem zweiten Drittel interessiert sich eigentlich kaum noch jemand für das Spiel: Auf den Rängen wird nur noch gefeiert, getanzt und gesungen. Auch die Songschnipsel, die bei einem erfolgreichen Run gespielt werden, sind absolute Ohrwurmgaranten. Meine Favoriten sind übrigens die Christchurch Crusader: "Come join the Crusade, we fight for what's ours. Believing tonight, we'll survive. With strenght, passion and pride, on the field we unite. Across the land we stand strong, side by side." Ein Rugbyspiel darf man in Neuseeland einfach nicht verpassen!
Noch kurz ein paar Worte zur Architektur in den Städten: Die meisten Häuser (außer die in den Großstädten) sind noch immer aus Holz gebaut, was einen sehr schönen Anblick bietet, die aber bei Erdbeben keine Chance haben. Da sich die Neuseeländer aber der Erdbebengefahren durchaus bewusst sind, unterliegen Neubauten sehr strengen Richtlinien, um die Sicherheit der Bewohner zu gewährleisten. Das älteste Steinhaus, der Stone Store, wurde erst 1835 bei Kerikeri gebaut.
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Autor: Mareike Sehr; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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