Meknès und Volubilis
Meknès ist eine der vier marokkanischen Königsstädte, die zu den Höhepunkten einer Marokko-Reise gehören. Ähnlich wie in Rabat ist auf den meisten Rundreisen für Meknès aber nur eine Übernachtung eingeplant. So ist die Stadt nicht so überlaufen wie z.B. Fès oder vor allem Marrakesch. Trotzdem konnten wir uns über mangelnden Trubel nicht beklagen.
Die Stadt liegt in einer fruchtbaren Ebene nicht weit von Fès, einer weiteren Königsstadt, sowie dem Mittleren Atlas. Auch hier gibt es eine Neustadt und die für Touristen sehr interessante Altstadt. Zu den Höhepunkten zählt die Ville Impériale, ein großes Areal mit Parks, Gärten, Palästen und Residenz-Gebäuden. Über mangelnde Sehenswürdigkeiten kann man sich in Meknès also wirklich nicht beklagen.
Man muss nicht weit fahren, nur rund 33 Kilometer, um zu einem der touristischen Höhepunkte Marokkos zu kommen – der antiken römischen Stadt Volubilis. Sie gilt als schönste und wichtigste römische Ausgrabungsstätte im Land und ist vor allem auch wegen seiner wunderbaren Mosaik-Fußböden berühmt. Wer den Film „Die letzte Versuchung Christi“ von Martin Scorsese gesehen hat, wird aufmerken, denn hier wurde dieser Film zu großen Teilen gedreht.
Die Stadtmauern und der Getreidespeicher von Meknès
Von den gewaltigen Bauten des Königspalastes in Meknès ist nach einem Erdbeben im Jahre 1755 nicht viel übrig geblieben. Glücklicherweise überstanden jedoch große Teile der Stadtmauer mit ihren Toren sowie die Speicher und Stallungen das Beben, wenn auch nicht völlig unbeschädigt. Die Mauern der Stadt sind beachtlich, insgesamt 40 Kilometer sind sie lang. Unterbrochen werden sie durch ein halbes Dutzend Tore, die oftmals kunstvoll und elegant erscheinen.
So richtig imposant fanden wir auch den ehemaligen Kornspeicher, den Heri es-Souani , ein riesiges Gebäude mit 29 unterirdischen Gängen, in denen die Getreidevorräte der Stadt gelagert wurden. Unter der Erde und geschützt durch die dicken Mauern blieb das Getreide lange haltbar. Diesem Komplex schließen sich die ehemaligen Stallungen an, ein ebenfalls riesiges Gebäude mit vielen Säulenreihen, in dem damals tausende von Pferden und Kamelen gehalten wurden. Dieser Bereich war ursprünglich überdacht, es wird vermutet, dass die Dächer während des großen Erdbebens einstürzten.
Das Mausoleum des Moulay Ismail
Moulay Ismail war von 1672 bis 1727 der Herrscher über Marokko. Nachdem er sein Reich befriedet hatte, kam es zu einem großen wirtschaftlichen Aufschwung. Natürlich ranken sich um ihn auch Gerüchte, so soll er mit 500 Frauen 888 Kinder gezeugt haben. Der Wahrheitsgehalt dieser Geschichte ist sehr fraglich und das Mausoleum wurde ihm sicher nicht deswegen erbaut.
Der wirtschaftliche Aufschwung ermöglichte eine intensive Bautätigkeit. Zudem verlegte Ismail die Hauptstadt des Landes von Fès nach Meknès und ließ hier eine gigantische neue Palastanlage errichten, die Berichten nach größer als Versailles gewesen sein soll. Erbaut wurde sie zum großen Teil von Sklaven aus Europa, die hier unter unmenschlichen Bedingungen schuften mussten. Die Palastanlage wurde bei einem großen Erdbeben 1755 zerstört. Erhalten blieb neben einigen anderen Bauten das Mausoleum des Moulay Ismail, das heute von Touristen besichtigt werden kann. Auch Nichtmuslime dürfen in das Mausoleum.
Um einen offenen Innenhof für die Waschungen gruppieren sich mehrere Räume, ausgeschmückt mit kunstvollen Fliesenarbeiten, die zu der Grabkammer führen. Die wiederum besteht aus drei Räumen, dem Waschraum, dem Raum mit den Gräbern der Frau und der Söhne des Moulay Ismail sowie dem Raum mit dem Grab des Moulay. Wie in muslimischen Bauwerken oft üblich ist alles mit Fliesenmosaiken ausgestaltet. Imposant ist auch der Eingangsbereich des Mausoleums. Die zwei Dächer des Portals verweisen auf die Bedeutung dieses königlichen Gebäudes, zudem kennzeichnen es fünf auf der Dachspitze angebrachte Messingkugeln als heiliges Grab.
Die alte Koranschule Bou Inania
Die alte Koranschule Bou Inania solle man nicht mit der gleichnamigen in Fès verwechseln, denn auch dort gibt es eine ehemalige Koranschule mit der Bezeichnung Bou Inania. Die Medersa in Fès wurde im 14. Jahrhundert von den Meriniden erbaut. Sie galt als eine der künstlerisch bedeutendsten ehemaligen Koranschulen Marokkos und hat es auch in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes geschafft.
Bei all den vielen wunderbaren Bauwerken, die wir in Marokko zu sehen bekamen, brauchte sich Bou Inania von Meknès nicht zu verstecken. Auch hier sind die kunstvoll verzierten Gebäude um einen rechteckigen Innenhof platziert, der mit Kacheln ausgelegt ist, die ein beeindruckendes Muster bilden. In der Mitte des Hofes befindet sich ein Wasserbecken. Auch reich verziert mit Kacheln und Holz-Schnitzereien sind die Wände der Gebäude. Im oberen Stockwerk befanden sich die Zimmer der Schüler – oder besser gesagt, winzige Zellen - die sehr karg eingerichtet waren. Von der oberen Etage aus konnten wir noch auf die Terrasse des Daches steigen und hatten von dort einen tollen Blick auf die Medina und hinüber zur Großen Moschee von Meknès.
Das Museum Dar Jamai mit marokkanischem Kunsthandwerk
Der ehemalige Palast des Großwesirs unter Moulay el-Hassan dient heute als Museum, hier ist das Musèe Dar Jamai untergebracht, das Museum des marokkanischen Kunsthandwerks. In seinem Äußeren und seiner prächtigen Innenausstattung gleicht sich das Gebäude den anderen Prachtbauten von Meknès an. Doch es ist verhältnismäßig jung, errichtet wurde es erst um 1882, jedoch im alten andalusischen Stil.
Gespart hatte man beim Bau sicher nicht, denn der Palast umfasst mit den Anbauten und Nebengebäuden immerhin rund 2850 Quadratmeter. Auch die Ausstattung kann sich sehen lassen, neben einem gefliesten Innenhof mit zwei Wasserbecken, bemalten Holzsimsen und einem grünen Ziegeldach gibt es natürlich eine Unmenge an Verzierungen, Schnitzereien sowie Kachel-Dekors.
Im Erdgeschoss des Gebäudes befinden sich acht Räume, die um den Garten gruppiert sind. Darin gibt es Holzarbeiten, Keramik, Teppiche, Schmuck und Kleidung sowie Stickereien und Metallarbeiten zu bewundern. Besonders angetan waren wir von den bemalten Eingangstüren und der Kanzel der Großen Moschee aus dem 17. Jahrhundert. Im Obergeschoss ist ein originalgetreues prächtig ausgestattetes und typisches marokkanisches Zimmer zu sehen. Natürlich fand man dies nur bei Wohlhabenden, die arme Bevölkerung hatte so etwas nicht zu bieten.
Volubilis, die antike Ruinenstadt
Im Raum um das Mittelmeer gab es unzählige antike Städte der Römer, von denen noch heute viele existieren, allerdings in den meisten Fällen als Ruinenstadt. Die architektonischen Leistungen und die Kunstfertigkeit lassen sie zu beliebten Touristenzielen werden. Auch die antike Stadt Volubilis, rund 30 Kilometer nordwestlich von Meknès gelegen, gehört zu diesen Highlights für Marokko-Besucher. Im Jahre 1997 erhielt sie den Status eines UNESCO Weltkulturerbes.
Die Römer haben Volubilis jedoch nicht gegründet, schon vor ihrer Zeit entstand hier unter den mauretanischen Königen im 3. Jahrhundert v. Chr. eine bedeutende Ansiedlung. Heute existieren davon noch Tempel sowie ein Grabhügel. Die Römer kamen um das Jahr 45 n. Chr. und besetzten unter Kaiser Claudius das Land. Danach erhielt Volubilis das Stadtrecht und wurde zu einer der wichtigsten Städte des Römischen Reiches. Von dieser Bedeutung zeugen noch verschiedene Ruinen aus dem 1. bis 3. Jahrhundert. Im 3. Jahrhundert zogen sich dann die Römer aus dem damaligen Mauretanien zurück und die Stadt verfiel immer weiter. Eine Zeitlang bewohnten Christen Volubilis, doch unter dem Herrscher Idriss I. wurde sie im 8. Jahrhundert islamisiert. Zum Glück für uns blieben die Ruinen der alten Bauwerke jedoch erhalten, so dass sie heute bewundert werden können.
Zu sehen bekamen wir in Volubilis so einiges an antiken Bauten, die trotz ihres Verfalls noch immer von der enormen Kunst ihrer Erbauer zeugen. Vor allem die Fußbodenmosaike in mehreren ehemaligen Häusern sind wahre Kunstwerke, die weit mehr als 1000 Jahre unter freiem Himmel überdauerten. Zu den bedeutendsten und schönsten gehört das Mosaik „Diana und die badenden Nymphen“ im Haus der Venus. Weitere dieser wunderbaren Mosaike sind u.a das „Wagenrennen mit Gänsen, Enten und Pfauen“, „Bacchus und die vier Jahreszeiten“, „Überraschung beim Bade“ sowie „Entführung des Hylas durch die Nymphen“.
Die ehemaligen Häuser haben einprägsame Namen, so gibt es das „Haus des Orpheus“, das „Haus der Säulen“, das „Haus des Hundes“, das „Haus der zwölf Arbeiten des Hercules“ u.v.a. Zu den Monumentalbauten in Volubilis zählen der Triumphbogen, die Basilika, das Kapitol und der Tempel des Saturn. Viele römische Städte besaßen einen Triumphbogen, der einem römischen Kaiser zu Ehren errichtet wurde. In Volubilis wurde er 217 n. Chr. zu Ehren des Kaisers Caracalla erbaut, der im gleichen Jahr ermordet wurde. Das renovierte und teilweise ergänzte Bauwerk gehört zu den wichtigsten der Ruinenstadt.
Ebenfalls zu großen Teilen wieder aufgebaut ist die Basilika am Forum, dem Mittelpunkt der Stadt. Errichtet wurde sie im 3. Jahrhundert als große Halle, die mit Kolonnaden versehen wurde. Hier fanden in der Antike die Gerichtsverhandlungen statt. Südlich der Basilika steht erhöht das Kapitol, eine Tempelanlage mit dem Haupttempel. Geweiht war der von Säulen umgebene Portikus-Hof den Göttern Jupiter, Juno und Minerva. Erbaut wurde er 217 unter dem römischen Kaiser Macrinus, der aus Mauretanien stammte.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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