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Fès, die alte Königsstadt

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Die Erkundung von Fès war für uns eines der beeindruckendsten Erlebnisse in Marokko. Zwar hat die Stadt seit 1912 ihre Funktion als Hauptstadt verloren, ebenso die politische Bedeutung an Rabat und die wirtschaftliche an Casablanca, doch was die Sehenswürdigkeiten betrifft stellt sie unserer Ansicht nach diese Städte in den Schatten. Die älteste der Königsstädte ist sie sowieso, das älteste Viertel stammt noch aus dem 9.Jahrhundert. Die Altstadt wurde 1981 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Die älteste Hochschule der islamischen Welt steht ebenfalls in Fès.

Ein Ereignis war unser Bummel durch die engen Gassen der Souks, in denen man an manchen Stellen mit seinen ausgebreiteten Armen die gegenüberliegenden Wände erreichen kann. Nicht auslassen darf man das Gerberviertel, in dem noch auf alte Weise Leder gegerbt wird. Zu den prächtigen und sehenswerten Gebäuden gehören die alte Koranschule Medersa Bou Inania, die alte Karawanserei mit dem Holzmuseum, das Mausoleum von Idriss II. und der historische Königspalast, auch wenn nicht alle betreten werden dürfen.

In den Souks von Fès

Es war immer wieder erstaunlich, welche Menschenmassen sich durch diese engen Gassen schlängeln können. Dazu kommen dann noch die hoch beladenen Karren, die in rasender Geschwindigkeit durch die Menge geschoben werden. Sobald wir die Rufe „Ballack, ballack!“ vernahmen hieß es, sich an eine der Hauswände zu schmiegen um nicht mit einem der Karren zusammen zu prallen. Platzangst darf man hier nicht haben und auch keine Berührungsängste, denn in den Souks geht es richtig eng zu. Es kann durchaus auch passieren, dass einem ein Esel im Weg steht oder Körbe mit Hühnern, die gleich nebenan geschlachtet werden. Doch abseits der Hauptgassen gibt es auch ruhige Gässchen, in die sich nur wenige Bewohner verirren, die aber ebenfalls einen Blick lohnen.

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Hier in diesen Gassen fanden wir auch das orientalische Händler- und Handwerkerleben, so wie es sich der Mitteleuropäer vorstellt. Typische Ladengeschäfte gibt es hier praktisch nicht, meist sind es zur Gasse offene Räume, die außerhalb der Öffnungszeiten durch ein Gitter oder einen Rollladen abgeschlossen werden. In den Räumen sind die Waren aufgestapelt und werden durch den Besitzer wortreich angepriesen. Handeln ist natürlich gefragt und gängige Praxis, Festpreise findet man kaum.

Doch nicht nur Händler haben sich hier angesiedelt sondern auch Handwerker, die ihre Werkstätten ebenfalls in diesen offenen Räumen haben. Wir konnten ihnen also nach Herzenslust bei der Arbeit zusehen. Die Handwerker möchten selbstverständlich auch etwas verkaufen, doch das ist nicht Bedingung. Eine besondere Spezialität in Fès ist das Viertel der Gerber, dessen Besichtigung wohl zu jeder Tour dazu gehört.

Optisch war es ein Vergnügen, den Gerbern bei ihrer Arbeit zuzusehen, die sie so seit Jahrhunderten ausführen. Der Geruch allerdings forderte uns einiges an Durchhaltevermögen ab. Die Häute von Ziegen, Schafen und Kamelen sowie die Zutaten in den Bottichen ergaben einen gelinde gesagt extremen Gestank, dessen Auswirkungen wir mit Zweigen der Minze zu lindern versuchten. Genutzt hat es nicht viel, das Erlebnis, den Gerbern bei der Arbeit zuzusehen mochten wir trotzdem nicht missen.

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Das Handwerk des Gerbens existiert schon einige Jahrtausende. Zuerst befreit man die Tierhäute von Fleischresten und Haaren, dann werden sie in Bottichen eingeweicht und gefärbt. Das ist eine langwierige und richtig schwere Arbeit unter ziemlich schlechten Arbeitsbedingungen. Wir waren richtig froh, nur kurz als Zuschauer hier zu sein. Wegen dieser Arbeitsbedingungen und des Gestanks standen Gerber früher auf den unteren Stufen des Ansehens und hatten ihre Viertel meist etwas außerhalb.

In Fès gibt es im Gerberviertel Terrassen, von denen aus die Besucher den Arbeitern zusehen können. Dieser erhöhte Blick auf die Färbe-Bottiche ist faszinierend und die Erzeugnisse dieser Arbeit sind es ebenso. Natürlich wurde uns anschließend die gesamte Palette an hier hergestellten Lederwaren präsentiert, mit dem Ziel, dass wir etwas kaufen. Wir müssen zugeben, diese Sachen waren vorzüglich, auch wenn wir persönlich die Verkäufer enttäuschen mussten. Viele Mitglieder der Reisegruppe kauften aber und hier zeigte sich wieder, wie sich Handeln lohnen kann. Ein Ziegenledermantel sollte zuerst über 600 Euro kosten, wurde nach intensivem handeln dann jedoch für 420 Euro erworben. Der Mantel passte nicht und einige Details sollten anders sein. Der Verkäufer nahm Maß und 4 Stunden später wurde der geänderte und veränderte Mantel im Hotel abgeliefert. So etwas wäre in Deutschland sicher undenkbar.

Die Koranschule Medersa Bou Inania

Eine Medersa ist eine Koranschule, in der jedoch nicht nur Religion gelehrt wird, sondern auch klassische Wissensgebiete wie Medizin, Mathematik, Naturwissenschaften, Astronomie usw. Die älteste Koranschule der Welt befindet sich ebenfalls in Fès, die Universität in der Karaouiyine-Moschee. Gegründet wurde sie schon im 9.Jahrhundert, ein Beweis für das hohe wissenschaftliche Niveau in der damaligen muslimischen Welt. Zu den großen Persönlichkeiten, die hier lehrten, gehörte u.a. der berühmte Geograf Ibn Battuta. Zeitweise zählten mehr als 8000 Studenten zu den an dieser Universität Lernenden.

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Diese Koranschule gehörte jedoch nicht zu unserem Programm, statt dessen besuchten wir die Medersa Bou Inania, was auch ein Erlebnis war. Die Koranschule der Karaouiyine-Moschee gilt als die älteste der Welt, die Medersa Bou Inania als größte und prächtigste aus der Zeit der Meriniden. Zudem ist sie die einzige Koranschule, die sowohl eine Kanzel als auch ein Minarett besitzt.

Das Gebäude ist um einen Innenhof angelegt, an dessen Seiten ein Kreuzgang verläuft. Die Fassade ist kunstvoll mit Stuck, Schnitzereien und Fliesen gestaltet, die zu den schönsten gehören. Im ersten Stock befinden sich die Schülerzimmer, deren Fenster mit filigranen Ornamenten geschmückt sind. Ein besonderes Kunstwerk ist das wunderbar geschnitzte Holzgitter am Portal des Haupteingangs. Die meisten muslimischen Sakralbauten sind für Nicht-Muslime nicht zugängig. Die Medersa Bou Inania ist eine erfreuliche Ausnahme, so dass wir hier alle architektonischen Kunstwerke in Augenschein nehmen konnten.

Die Karawanserei mit dem Holzmuseum

Karawansereien gab es in Marokko einige, schließlich brauchten die zahlreichen Karawanen Unterkünfte für Mensch und Tier. Es sind jedoch nicht allzu viel übrig geblieben, eine ganze Reihe verfiel einfach, nachdem sie immer weniger benötigt wurden. Ein wunderbares Gebäude einer Karawanserei hat in Fès die Zeit überstanden und gehört zu den bekanntesten Gebäuden der Stadt. Glücklicherweise erklärte man diese Karawanserei, den Fondouk el_Najjarine, im Jahre 1916 zum historischen Monument und sie gehört heute sogar zum Welterbe der UNESCO.

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Erbaut wurde die Herberge im 18. Jahrhundert und lange Zeit war sie eine wichtige Zwischenstation für Unterkunft und Verpflegung für die Händler aus dem Inneren des Landes. Vor einiger Zeit wurde das gesamte Gebäude restauriert, so dass es heute im alten Glanz erstrahlt. Als Karawanserei wird es allerdings nicht mehr genutzt, in der ehemaligen Herberge findet man heute ein privat geführtes Holzmuseum. Zu den kunstvollen Exponaten zählen u.a. prachtvoll geschnitzte Türen aus der Medersa Bou Inania.

Das Mausoleum von Idriss II. und der historische Königspalast

Das Mausoleum des Stadtgründers von Fès und Schutzpatron der Stadt, Moulay Idriss II, kann von Muslimen besucht werden, doch für Nicht-Muslime ist der Zugang verboten. Leider, denn es ist ein wunderbares Gebäude in orientalischer Pracht. Wenigstens gelang es uns aber, von außen einige Blicke in das Innere zu werfen. Die Zugänge liegen im Gewirr der Gassen der Altstadt und sind zumindest tagsüber nicht durch Tore verschlossen, so dass man mit etwas Glück und Geduld einen Eindruck vom prächtigen Inneren erhält.

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Für die Muslime, speziell den Einwohnern von Fès, hat das Mausoleum eine besondere Bedeutung. Idriss II herrschte von 807 bis 828 über Marokko und unter seiner Regentschaft wurde die Stadt Fès 810 gegründet, oder genauer gesagt, zum zweiten Mal wieder gegründet. So wundert es nicht, dass er zum Patron der Stadt wurde und seine Grabstätte zum größten Heiligtum von Fès. Der Schrein des Grabes ist eines der wichtigsten Wallfahrtsziele für Marokkaner. Das Grab war allerdings für lange Zeit verfallen. Im 15. Jahrhundert entdeckten es die Meriniden wieder und umbauten es mit dem Prachtgebäude.

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Der Königspalast von Fès, oder besser gesagt der Gebäude-Komplex, erstreckt sich über 80 Hektar und ist von gewaltigen Mauern umgeben. Leider darf er von Besuchern nicht betreten werden, zumal er dem König noch heute bei seinen Besuchen der Stadt als Unterkunft dient. Täglich finden vor den Toren des Palastes Wachablösungen statt, ein sehenswertes Ereignis. Im Komplex gibt es nicht nur die eigentlichen Palastbauten, sondern auch eine Koubba, eine Medersa sowie eine Moschee. Der Besuch lohnt trotzdem, denn schon das Hauptportal ist eine Augenweide. Die Front aus mehreren Türen aus Zedernholz, die kunstvoll mit fein ziseliertem Goldblech verziert sind, sowie die tausende bunten Kacheln zeugen von der Handwerkskunst der orientalischen Meister.

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