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Wanderung durch die Samariá-Schlucht, das Kreta-Highlight
Die Insel Kreta hat eine landschaftliche Vielfalt, die nicht überall anzutreffen ist. Neben Meeresküste, Flachland und hohen Bergen hat Kreta eine Vielzahl von Schluchten aufzweisen, die oft auch durchwandert werden können. Es sind mehrere hundert Schluchten, allein in der Präfektur Chania gibt es über 60. Eine der bekanntesten Schluchten Kretas und überaus beliebtes Wanderziel ist die Imbros-Schlucht. Sie verläuft über rund 7 km zwischen Imbros und Komitádes. Der Weg durch die Schlucht ist beeindruckend. Die hohen Felsen auf beiden Seiten, an deren engster Stelle gerade einmal eine Person mit ausgebreiteten Armen stehen kann, lassen die Wanderung zum unvergesslichen Erlebnis werden.
Doch alle Schluchten Kretas werden von einer übertroffen, der Samariá-Schlucht. Sie gilt als ausgesprochenes Highlight, das einfach ein Muss ist und von kaum einem Besucher der Insel ausgelassen wird. Die Samariá-Schlucht soll die längste Schlucht Europas sein und eine der schönsten ist sie zweifellos. Wir hatten unterschiedliche Angaben über die Länge der eigentlichen Schlucht gefunden, meist wird aber eine Entfernung von 16 km angegeben. Für eine Wanderung muss man dann noch einmal einige Kilometer zugeben, so dass mit 18 bis 20 km zu rechnen ist. Auch der Höhenunterschied ist beachtlich, der Weg beginnt in etwa 1200 Höhe in den Weißen Bergen und reicht bis an die Küste des Mittelmeeres.
Im Vorfeld hatten wir die unterschiedlichsten Meinungen gehört. Die einen wollten die Schluchtwanderung als überschätzt sehen und gaben an, sie schon in rund 3 Stunden geschafft zu haben. Andere warnten davor, sich zu überschätzen und die Tour zu riskieren, wenn man nicht 100%ig fit ist. Wir wollten diese Tour auf jeden Fall unternehmen und haben sie auch durchgezogen.
Im Nachhinein können wir sagen, wir sind froh, die Wanderung unternommen zu haben. Dieses Erlebnis möchten wir nicht missen, auch wenn es alles andere als leicht war. Wir gehören inzwischen zur „Generation Silberrücken“ und waren nie Leistungssportler, etwas Zweifel, ob der Schluchtdurchquerung hatte sich deshalb in uns festgesetzt. Ganz unberechtigt waren die sicherlich nicht, aus unserer Tourgruppe hatten zwei Frauen aufgegeben und ließen sich per Esel aus der Schlucht transportieren. Andererseits ist diese Tour auch für Nichtleistungssportler machbar, sofern man einigermaßen gesund ist und nicht jeden Tag 24 Stunden auf der Couch entspannt.
Entscheidend für eine Tour durch die Schlucht ist auch der Zeitpunkt. Ab Mitte Oktober bis Anfang Mai ist die Samariá-Schlucht generell gesperrt. In der übrigen Zeit kann es durchaus aufgrund ungewöhnlicher Witterung oder anderer Umstände zu Sperrungen kommen. Vor allem in der Hochsaison ist man auf dem Weg alles andere als allein. Täglich walzen dann einige tausend Menschen durch die Schlucht, so dass man sich manchmal wie auf dem Boulevard einer Weltstadt vorkommt. Wir waren Ende September hier, also nicht mehr in der absoluten Saison. Trotzdem konnten wir uns über zu wenig „Mitläufer“ nicht beklagen. Gemildert wird die Situation aber dadurch, dass die Busse nicht zum gleichen Zeitpunkt ankommen und auch das Lauftempo unterschiedlich ist. So verteilt sich alles doch wieder ganz gut.
Anfahrt zur Samariá-Schlucht
Man sollte immer den gesamten Tag einplanen, ganz gleich, an welcher Stelle der Insel man zur Schluchttour startet. Neben der Entfernung von rund 20 km ist es nämlich die Erreichbarkeit, die eine kürzere Zeit mit ziemlicher Sicherheit verhindert. Die Wanderung beginnt gewöhnlich auf der Omalós-Hochebene, etwa 2,5 km hinter dem Ort Omalós. Von da führt die Strecke durch die Schlucht und endet am kleinen Ort Agia Roúmeli an der Küste. Dieses Dörfchen ist von den Verkehrswegen abgeschnitten, hierher führt keine Straße. Die einzige Verbindung zu den anderen Gegenden der Insel ist die Fähre, die mehrmals pro Tag in Richtung Osten nach Chora Sfakion und in Richtung Westen nach Paleochora schippert. Natürlich bliebe noch die Alternative, am Strand entang zum nächsten Ort zu laufen, doch das sind noch einmal etliche Kilometer.- und damit keine sehr sinnvolle Variante.
Diese Gegebenheiten sprechen eindeutig gegen eine Tour auf eigene Faust, denn fährt man mit dem Auto zum Schluchteinstieg, muss man es auf der Omalós-Hochebene stehen lassen. Am Ende der Tour bleibt dann die Frage, wie man wieder zu seinem Fahrzeug kommt. Auf die Idee, die 20 km noch einmal zurück zu laufen, kommen sicher nur eisenharte Laufspezialisten mit Spitzensportlerhintergrund. Die Fähre ist in dem Fall auch keine große Hilfe, denn an den Endhaltestellen ist man vom Auto noch endlos entfernt. In Agia Roúmeli gibt es einige kleine Hotels, der eine oder andere übernachtet hier und geht die Wanderung am anderen Tag retour. Dafür muss man aber insgesamt zwei Tage einplanen, für die meisten ist dies keine wirkliche Alternative, zumal die Quartiere meist für den gesamten Urlaub schon gebucht sind.
So greifen fast alle Urlauber auf die organisierten Touren zurück, die wohl in jedem größeren Ort der Insel angeboten werden. Wir hatten uns auch für diese Variante entschieden und dabei noch ziemliches Glück. Aufgrund der langgestreckten Form Kretas kann die Anfahrt bis zum eigentlichen Startpunkt der Wanderung schon einige Stunden in Anspruch nehmen. Da unser Quartier in etwa in der Inselmitte lag, wurden wir bei unserer Tour zuletzt abgeholt und auf der Rückfahrt zuerst „entlassen“. Trotzdem waren wir von 6 Uhr früh bis 23 Uhr abends unterwegs. Viele der anderen Teilnehmer mussten noch 1 bis 2 weitere Stunden einplanen. Die Samariá-Tour ist unzweifelhaft der absolute Höhepunkt eines Kreta-Urlaubes. Wir würden sie nicht missen wollen, doch bei einem Quartier wesentlich östlicher als Herkalion würden wir davon abraten. Die Anreise entwickelt sich dann einfach zur Tortour oder man kommt so spät in die Schlucht, dass die Wanderung zum Wettlauf mit der Zeit wird. Auch die organisierten Touren sind auf die Fähren angewiesen, die abgeschlafften Wanderer werden damit zu den Anlegepunkten geschippert, wo die Busse warten. Die letzte Fähre in der Saison geht gegen 17.30 Uhr. Wer bis zu diesem Zeitpunkt nicht am Ziel angelangt ist, muss sich auf eine Nacht in Agia Roúmeli einrichten.
In Reiseführern und auf Erlebnis-Seiten im Internet wird die Wanderung in entgegengesetzter Richtung als mögliche Alternative genannt, auch als „kleine Variante“ für Leute, die nicht so gut zu Fuß sind. Bei dieser kleinen Tour schippert man früh mit der Fähre nach Agia Roúmeli und läuft dann in die Schlucht hinein bis zur Eisernen Pforte, der engsten Stelle. Als organisierte Tour wird das nicht angeboten, das wäre in Eigeninitiative. Uns konnte diese Variante jedoch überhaupt nicht begeistern, aus mehreren Gründen. Je nachdem, wo auf der Insel man sein Quartier hat, muss man mit teilweise mehreren Stunden Anfahrt bis zur Fähre rechnen, schippert dann etwa 1 Stunde bis Agia Roúmeli. Das gleiche erwartet einen auf der Rückreise. Es bleiben dann zwischen zwei und maximal fünf Stunden für die Wanderung zur Schlucht und in ihr bis zur Eisernen Pforte.
Zwei Stunden ist die minimale Zeit, die man dafür benötigt – etwa jeweils 1 Stunde für den Hin- und Rückweg. Wer nicht so gut zu Fuß ist, braucht sicher länger. Der Weg bis zur engsten Stelle ist gut begehbar und führt zuerst durch offene Landschaft, dann durch Wald. Es ist also ein schöner Spaziergang, der eigentliche Reiz der Schluchtwanderung liegt unserer Ansicht nach jedoch in der wildromantischen Landschaft zwischen dem Einstieg auf der Omalós-Hochebene und der Eisernen Pforte – wobei vor allem der letzte Abschnitt hochinteressant ist. Das alles verpasst man bei dieser kleinen Variante. Unserer Ansicht nach ist der zu betreibende Aufwand zu hoch für einen – zugegeben schönen – Spaziergang. Wir würden dann lieber einen anderen Teil der Insel besuchen, wunderschöne Ecken gibt es schließlich überall auf Kreta.
Die Schluchtwanderung, von Omalós bis Samariá
Wir waren ziemlich spät dran als unser Bus in Omalós eintraf und die eigentliche Wanderung beginnen konnte. So hörten wir nochmals warnende Worte der Reiseleiterin, die Tour nicht zu unterschätzen und auch keine unnötigen Pausen einzulegen um rechtzeitig an der letzten Fähre zu sein. Dann erhielten wir noch Anhaltspunkte, um welche Zeit man an welcher Stelle sein sollte, damit man im Zeitplan liegt. Das fanden wir sehr hilfreich, denn ansonsten hat man kaum eine Vorstellung von verbleibender Zeit und Strecke.
Sehr angenehm fanden wir, dass auf diesen organsierten Touren kein Gruppenzwang besteht. Die Anfahrt und der Rückweg erfolgen in der Gruppe, die Tour durch die Schlucht unternimmt jeder auf eigene Faust, kann sich also voll nach seinen persönlichen Befindlichkeiten richten – natürlich immer mit der Maßgabe im Zeitplan zu bleiben.
Wer sich auf diese Wanderung einlässt, sollte auf jeden Fall entsprechend ausstaffiert und ausgerüstet sein, also Sonnenschutzmittel mit haben, zur Sicherheit eine leichte Jacke und eine Kopfbedeckung und natürlich richtige Wanderschuhe. Wir hatten ziemlich gestaunt, wie manche Frauen mit einer Art zarten „Ballettschuhen“ durch die Schlucht kamen. Auf dieses Risiko würden wir uns nicht einlassen. Was auch dazu gehört ist eine Trinkflasche und Verpflegung. Auf der gesamten Strecke bis Agia Roúmeli gibt es keine Möglichkeit, etwas zu Essen zu bekommen. Mit Wasser sieht das etwas anders aus, wobei hier Unterschiedliches zu hören ist. In mehreren Reiseführern und auf Internetseiten hatten wir gelesen, dass es kaum Möglichkeiten gibt, Wasser aufzufüllen bzw. es überhaupt nicht möglich ist. Andere sprachen davon, dass dies kein Problem wäre. Unsere Erfahrung ging eindeutig in die letztere Richtung, wir konnten unsere Wasserflaschen mehrmals an Rastplätzen auffüllen. Ob das immer so ist, besonders im Hochsommer, können wir natürlich nicht sagen.
Vor dem Einstieg in die Schlucht muss man erst einmal bezahlen. Die Samariá-Schlucht ist ein Nationalpark, in dem Eintritt verlangt wird. Der ist jedoch ausgesprochen human und in Anbetracht der schützenswerten Landschaft haben wir ihn gern bezahlt. Der erste Teil der Wanderung ging bis Samariá, einem verlassenen Dorf in der Schlucht. Es ist ein guter Anhaltspunkt, denn hier ist rund die Hälfte der Strecke geschafft. Außerdem unterscheiden sich die beiden Weghälften unserer Ansicht nach deutlich, denn der erste Teil ist steiler und mehr bewaldet während es im zweiten Teil auf großen Strecken über Geröll und Steine geht. Diesen zweiten Teil fanden wir anstrengender, aber auch noch interessanter als den ersten.
Die ersten Kilometer der Wanderung vom Einstieg in die Schlucht bis zur kleinen Kapelle Ágios Nikólaos gelten als der unfallträchtigste Teil. Dabei fanden wir ihn garnicht so extrem. Wir können uns aber vorstellen, dass sich viele der Wanderer am Anfang noch nicht auf die zugegeben relativ schwierigen Wegstrecken eingestellt haben. Diese ersten Kilometer führen den Xylóskalo - die „Holzleiter“ - hinab. Der Name kommt von kretischen Kämpfern und später von Hirten, die mit Hilfe von Holzleitern die Schlucht hinaufkletterten. Heute ist hier ein Weg, der jedoch ziemlich steil abfällt und mit angedeuteten Stufen noch etwas an eine Leiter erinnert. Viele empfanden dieses Laufen nach unten am anstrengendsten. Das konnten wir nicht nachvollziehen, doch anstrengend war es schon. Der Weg führt in Serpentinen rund 600 m in die Tiefe und oft geht es auch über große Steine. Hier kann man schon relativ viel Zeit einbüßen, wenn man diese Strecke unterschätzt. Als Anhaltspunkt gilt, dass man nach etwa 1,5 Stunden an der Kapelle ankommen sollte, um noch gut im Zeitplan zu liegen.
Die Kapelle Ágios Nikólaos ist klein und schlicht und könnte fast übersehen werden. Doch hier gibt es einen Rastplatz, Toiletten sowie eine Wasserstelle. Da auf dem Weg bis zur Kapelle zwei weitere Quellen waren, konnten wir uns über mangelnden Nachschub an Wasser wirklich nicht beklagen. Interessant an diesem Rastplatz sind die riesigen und steinalten Wildzypressen, die hier Schatten spenden. Die Kapelle selbst erscheint von außen sehr schlicht, in Inneren sind Bilder des heiligen Nikolaus und eine hölzerne Altarwand zu sehen.
Die nächste Etappe zum verlassenen Dorf Samariá verläuft durch leichteres Gelände, ebener und mit weniger Gefälle. Es ist eine Waldlandschaft, durch die sich der Bach schlängelt, der im Winterhalbjahr mit viel Wasser den Weg unpassierbar machen kann. Zwischendurch gibt es wieder einen Rastplatz mit der Möglichkeit, die Wasserflasche aufzufüllen.
Insgesamt knapp 3 Stunden nach dem Start der Wanderung sahen wir eine Brücke über einen ausgetrockneten Flusslauf und auf der anderen Seite Häuserruinen aus Bruchsteinen. Wir hatten Samariá erreicht, den kleinen Ort, in dem bis 1962 Holzfäller und Fischer lebten. Sie sollen ziemlich wenig von den Gesetzen gehalten und noch Blutrache praktiziert haben. Mit der Schaffung des Nationalparkes mussten sie ihre Häuser verlassen und wurden nach Ágia Roúmeli umgesiedelt. Heute ist hier der größte Rastplatz der Samariá-Schlucht mit Toiletten, einer Quelle sowie einer Sanitätsstation für den Notfall. Meist sind hier auch Esel stationiert, mit denen Unfallopfer oder total erschöpfte Wanderer abtransportiert werden können. Zwei Frauen unserer Busgruppe mussten aufgeben und auf dem Rücken der Esel den Schluchtausgang erreichen. Rund um den Ort stehen zahlreiche Olivenbäume, Platanen und Mandel- sowie Feigenbäume. Beim Dorf begegneten uns auch einige der Wildziegen – der Agrimi – die noch in freier Wildbahn in der Samariá-Schlucht vorkommen. Mit dem Erreichen von Samariá konnten wir „Bergfest“ feiern, an diesem Dorf ist die Hälfte der Strecke geschafft.
Die Schluchtwanderung, von Samariá bis Ágia Roúmeli
Man braucht nicht weit zu laufen, um kurz hinter dem Ort zwei kleine Kapellen zu sehen, die Christós-Kapelle und die Kapelle Óssia Maria. Während die Christós-Kapelle am Weg liegt, muss man zum Besuch der Kapelle Óssia Maria auf die andere Seite des Baches wechseln. Früher gab es eine Brücke, doch die existiert nicht mehr. So heißt es, sich über „Stock und Stein“ zur Kapelle durchzukämpfen. Ob das sinnvoll ist, sei aber dahin gestellt. Zumindest weist ein Schild den Weg, ansonsten gäbe es kaum Anhaltspunkte, wie man dort hin gelangt.
Die Kapelle ist zwar insofern von Bedeutung, als sie der Schlucht ihren Namen gab, doch ansonsten ist hier nicht übermäßig Interessantes zu finden. Einige verwitterte Fresken sowie eine Schiefertafel von 1888 über dem Eingang lohnen unserer Ansicht nach die zusätzlichen Anstrengungen kaum. Erbaut wurde die kleine Kapelle 1379 von den Venezianern. Gewidmet ist sie jedoch einer Heiligen aus Ägypten. Aus jener Óssia Maria wurde dann schließlich Samariá.
Die Schluchtwanderung war von Anfang an ein Abenteuer, doch der Abschnitt von den Kapellen bis zur Eisernen Pforte erschien uns als der tollste und zugleich als anstrengendster. Das lag sicher mit daran, dass wir schon mehr als 8 km gelaufen waren, aber auch an der Landschaft, durch die es jetzt ging. Hier ist man wirklich in einer Schlucht, mit hoch aufragenden Felswänden, die teilweise sehr nah heranrücken.
Der Weg – sofern man bei diesem Pfad durch Geröll, große Felsbrocken und den immer wieder kreuzenden Bach von einem Weg sprechen kann – schlängelt sich in vielen Windungen zwischen den manchmal mehrere hundert Meter hohen Schluchtwänden hindurch. Immer wieder sahen wir Schilder, die vor der Gefahr herabstürzender Steine warnten. Trotzdem, unsicher fühlten wir uns eigentlich nicht. Man sollte schon etwas Vorsicht walten lassen, aber sobald die Schlucht freigegeben ist, dürfte das Risiko überschaubar sein.
Der Bach musste mehrmals überquert werden. Das geschah über „Brücken“, wobei diese aus provisorisch zusammengezimmerten Leitern bestanden, die bei jedem Schritt kippelten und wackelten. Spätestens hier wurde uns klar, dass festes Schuhwerk und eine eingermaßen stabile Kondition bei dieser Wanderung Gold wert sind. Genauso klar war uns jedoch auch, dass wir es bitter bereut hätten, wenn wir auf diese Tour verzichtet hätten. Diese Landschaft ist ein richtiger „Abenteuerspielplatz“, den zu bezwingen einfach Genuss bereitet.
Auf dieser Etappe gibt es noch den letzten Rastplatz mit Toiletten, den Rastplatz Christós. Nach rund 20 Minuten kommt dann schließlich der Höhepunkt, die Eiserne Pforte. Es ist die engste Stelle der Samariá-Schlucht, an der die Felswände bis auf drei Meter zusammenrücken. Da hier auch das Wasser sich seinen Weg bahnt, läuft man über einen schmalen und wackligen Holzbohlenweg an den Felswänden entlang. Es war ein tolles Erlebnis, durch die engen Felswände über diesen provisorischen Steg zu balancieren.
Die letzten 1,5 km bis zum Ausgang der Schlucht sind dann nicht mehr so wildromantisch. Am Ausgang werden die Tickets eingesammelt, man sollte sie also unterwegs tunlichst nicht wegwerfen. So erhalten die Parkwächter eine Übersicht, ob alle Besucher die Schlucht wieder verlassen haben oder ob der eine oder andere verschollen ist. Hier am Ausgang gibt es einige Kioske mit Getränken, Imbiss, Postkarten und Souvenirs. Außerhalb des Parkes stehen einige Häuser und eine kleine Kirche, sie gehören zum alten Ort Ágia Roúmeli. Sie sind seit einem schweren Hochwasser 1952 nicht mehr bewohnt. Das neue Ágia Roúmeli liegt etwa 30 Minuten entfernt direkt am Meer. Dorthin müssen die Wanderer noch, denn ab Ágia Roúmeli gehen die Fähren nach Chora Sfakion und Paleochora. Wer partout nicht mehr laufen möchte oder kann, lässt sich mit dem Zubringer dorthin fahren. Wir waren kurz in Versuchung geraten, doch der Andrang erschien uns zu enorm. So liefen wir die letzten drei Kilometer, die auf einer flachen Straße und ohne nennenswerten Schatten bis zum Meer führen.
Rückfahrt mit der Fähre von Ágia Roúmeli bis Chora Sfakion
Der kleine Ort Ágia Roúmeli hat nichts überaus Sehenswertes zu bieten. Die wenigen Bewohner, die hier - abgeschnitten von der übrigen Welt und mit ihr nur durch die Fähren verbunden – leben, verdienen ihren Lebensunterhalt mit den Touristen, die hier geschafft von der Schluchtwanderung eintrudeln. So gibt es vor allem Restaurants und einige Pensionen existieren ebenfalls, für die Leute, die in Ágia Roúmeli übernachten möchten. Die allermeisten ziehen jedoch wieder ab, spätestens mit der letzten Fähre.
Wer noch nicht genug vom Wandern und Kraxeln hat, kann einen Ausflug zur rund 30 Minuten entfernten Türkischen Burg unternehmen. Hin und zurück ist das aber immerhin 1 Stunde – minimal – und wir glauben nicht, dass noch viele zu dieser Tour aufbrechen. Zum einen, weil sie einfach geschafft sind, zum anderen, weil meist die Zeit garnicht reichen wird.
Auch eine zusätzliche Schluchtwanderung kann unternommen werden, nämlich zur etwa 45 Minuten entfernten Eligiás-Schlucht. Im Gegensatz zur Samariá-Schlucht begegnet man hier kaum anderen Leuten, warum ist klar : s. o. Die meisten Wanderer strecken sich am Strand von Ágia Roúmeli aus und kühlen sich etwas im Meer ab. Dazu sollte man aber so zeitig ankommen, dass bis zur Abfahrt der Fähre genügend Zeit bleibt. Wir hatten diese Zeit nicht, durch den relativ späten Einstieg in die Schlucht waren wir erst 30 Minuten vor Abfahrt der letzten Fähre im Ort.
Die beiden Fähren – je nach Ziel in Richtung Osten oder Westen – starten kurz hintereinander. Nach Chora Sfakion östlich von Ágia Roúmeli werden wohl die meisten Wanderer fahren. Diese Tour dauert rund eine Stunde, mit einem Zwischenstopp in Loutro. Dieser Ort ist zum „Geheimtipp“ geworden, denn er besitzt auch keine Zufahrtsstraße, liegt wunderschön in einer Bucht und bietet zahlreiche fantastische Wanderziele.
Wir fanden die Tour mit der Fähre hochinteressant und sehr schön, denn vom Deck des Schiffes hat man eine tolle Aussicht auf die Küste mit dem Blick zu den Weißen Bergen. Wir geben zu, wir hatten beim Einsteigen etwas gedängelt, denn die besten – und gefragtesten - Plätze sind auf dem Oberdeck an der Reling. Von hier hat man den besten Ausblick, und zu sehen gibt es wirklich jede Menge. Der Blick auf die karge Landschaft der Weißen Berge beeindruckte uns schon, vor allem, wenn sich dann noch Gebäude an die Berghänge schmiegten. Eines der bekanntesten ist die kleine Kirche von Loutro, die hoch auf einem Felsen steht.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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