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Jandía - die Südspitze der Insel Fuerteventura
Die Südspitze der Insel Fuerteventura (Jandía genannt) ist ein großes, fast menschenleeres, kaum besiedeltes Gebiet. Bis auf den Küstenstreifen, wo es einige bekannte Ferienorte gibt, ist die gesamte Halbinsel Nationalpark-Gebiet. Die Badeorte Jandías sind fest in deutscher Hand; es ist fast schon ein Wunder, wenn man einen anderssprachigen Menschen dort trifft.
Die Halbinsel Jandía ist ein Paradies für Sonnenhungrige und Badelustige. Es gibt zahlreiche endlos lang erscheinende goldgelben Sandstrände, die ganz flach ins Meer abfallen, also ein ideales Badeparadies für Familien mit Kindern und für Leute, die etwas Respekt vor dem Meer haben. Aber auch Taucher kommen auf ihre Kosten; die Unterwasserwelt ist einzigartig und vielfältig. Und Surfer erfreuen sich der guten Winde, die an manchen Teilen der Halbinsel permanent herrschen.
Im Süden befindet sich auch der höchste Berg der Insel, der 807 m hohe Pico de Jandía; Wir machen im Folgenden eine kleine Halbinselrundfahrt; wir starten im Badeort Costa Palma und fahren dann die Ostküste hinunter bis zum Badeort Morro Jable. Von dort aus fahren wir bis zur Südspitze der Insel, der Punta de Jandía, und von dort aus ein Stück die Westküste hinauf bis nach Cofete. Die Strecke ist kilometermäßig nicht besonders weit, da man ab Morro Jable jedoch auf Pisten fährt, kommt man nur langsam voran, und so wird die Erkundung der Südspitze der Insel doch zu einem Halb- bis Ganztagesausflug. Vorweg gesagt sei, dass man die Pisten gut mit einem normalen PKW fahren kann, die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt jedoch nur bei ca. 20-30 km/h.
Costa Calma
Unsere Tour beginnt im Badeort Costa Calma. Wer die Tour weiter nördlich beginnt fährt irgendwann durch Costa Calma hindurch und mag hier vielleicht eine kurze Rast machen. Es ist wunderschön, wenn man in den Ort hinein fährt; man fährt auf einer dicht mit Palmen eingefassten Allee, und man merkt es kaum, da ist man schon wieder draußen aus dem Ort. Was war das jetzt, ist man auf einer Umgehung gefahren, hat man den Ort verpasst?
Costa Calma ist ein typischer Badeort, der eigentlich keinen Ortskern oder keine Hauptstraße, wie wir sie kennen, hat. Die Hauptstraße ist zwar prächtig mit Palmen angelegt und man entdeckt auf der zum Meer zugewandten Seite auch die eine oder andere Hoteleinfahrt und einige Shopping-Center, aber das wars auch schon. Es gibt also keine Uferpromenade, wo man sich einen gemütlichen Kaffee goennt, und es gibt auch kein Ortszentrum, wo man ein bisschen spazieren läuft. Man fährt am Besten einfach nur durch, schaut ein bisschen nach links und nach rechts, und ahnt vielleicht, dass sich in den zahlreichen Hotel- und Appartmentanlagen Tausende von Urlaubern befinden, die vom Rest der Insel nichts mit bekommen.
Risco del Paso
Kurz nach Costa Calma verläuft die Hauptstraße, auf der wir fahren, ein bisschen weiter im Landesinneren. Hin und wieder kann man von der Straße aus jedoch hinunter zum Meer blicken; aber man ahnt kaum, dass man auf den folgenden Kilometern an einem der schönsten Strandabschnitte Fuerteventuras vorbeifährt. Südlich von Costa Calma liegt der Playa Barca und noch weiter südlich schließt sich der Playa de Sotavento de Jandía an. Was ist hier das Besondere? Wir fahren von der Hauptstraße aus an einer kleinen Abzweigung hinunter nach Risco del Paso und gelangen nach kurzer Fahrt auf einer kurvigen Straße auf einem großen Parkplatz direkt am Strand an. Hier befindet sich ein kleines Restaurant und eine Surfschule.
Das Besondere ist, dass man sich jetzt am südlichen Ende einer langen Lagune befindet. Von hier aus erstreckt sich einige Kilometer hinauf eine Nehrung (eigentlich sind es zwei) - ein herrliches Badeparadies und ein riesengroßer Spielplatz für Kinder. Die Lagune ist nur knietief, man kann sie also bequem durchwaten, um dann auf der Nehrung seine Badesachen auszubreiten. Es ist ein lustiges Gefühl, wenn man auf so einer kleinen Sanddüne liegt und links und rechts von einem Meerwasser ist; Aber Risco del Paso bietet noch mehr als eine dem Strand vorgelagerte Sandnehrung: Gewaltige Sanddünen befinden sich hinter dem langen Strand; wer hier seine Spuren hinterlässt kann diese Stunden später noch sehen.
Unter der Woche kann man hier ziemlich einsame Stunden verbringen; am Wochenende treffen sich jedoch viele Einheimische hier zum Baden. Es herrscht eine permanente Brise, die Gegend ist ein ideales Revier für Windsurfer; und die sieht man auch zur Genüge. Natürlich darf der Strandspaziergang nicht fehlen. Viel mehr Spaß macht jedoch ein Spaziergang auf der Nehrung bzw. im leicht matschigen Sand der Lagune. Je nachdem ob gerade Flut oder Ebbe herrscht hat man mehr Land oder mehr Wasser zum Spazierengehen zur Verfügung. Aufpassen muss man natürlich auf sein Badehandtuch bei einer langen Wanderung, denn dieses kann innerhalb von ein paar Stunden unter Wasser liegen, wenn die Flut zurück kommt.
Jandía Playa
Auf unserer Weiterfahrt von Risco del Paso bis Morro Jable genießen wir immer wieder von der Straße aus einen Blick über die hügelige Landschaft hinunter zum Strand und zum Meer; Nach einer halben Stunde Fahrt gelangen wir schließlich in den Badeort Jandía Playa. Wir erkennen schnell, dass wir im größten touristischen Zentrum der Insel angelangt sind. Hier reiht sich Hotel an Hotel, Appartmentanlage an Appartmentanlage. Als Jandía in den 60er und den folgenden Jahren förmlich aus dem Sand gestampft wurde, gab es kaum einheitliche Bebauungspläne. Man erkennt heute noch, dass es nur darum ging, möglichst viele Betten auf möglichst kleiner Fläche unterzubringen.
Dennoch gibt es in Jandía eine prächtig angelgte Hauptstraße, auf deren linker Seite das langgezogene Strandgebiet liegt und auf deren rechten Seite sich Bars, Shops, Touristen-Läden und Restaurants wie an einer ewig langen Perlenkette aneinanderreihen. Auf dieser Hauptstraße bekommt der Touri alles, was er während seines Urlaubes braucht. Abends spielt sich hier das Leben ab, es ist quasi die Ausgehmeile Jandías.
Wer in einem Hotel am Hang wohnt kann einen schönen Blick aufs Meer und auf den Strand genießen. Um zum Strand zu gelangen muss man jedoch oft erst einmal die Straße und eine breite Salzwiese durchqueren. Dann findet man aber einen herrlichen, langgezogenen Sandstrand, der auch ideal für Kleinkinder ist, da er ganz flach ins Meer fällt.
Morro Jable
Ob einem der Ort Jandía gefällt oder nicht ist Ansichtssache. Während sich der eine in so einem klassischen Touristenort pudelwohl fühlt kann sich der andere in so einer künstlichen Gebäudekulisse nicht erholen. Fährt man ein Stück weiter, so gelangt man nach Morro Jable. Jandía und Morro Jable gehören zusammen, bilden also quasi einen Doppelort. Dass die beiden Orte zusammengehören merkt man jedoch nur an der sich nicht unterbrechenden Häuserkolonne. In der Tat sind die beiden Orte nämlich so gegensätzlich, wie es gar nicht krasser sein könnte.
Man hat kaum die Touristenmeile von Jandía Playa verlassen, da gelangt man in ein nettes kleines Hafenstädtchen. Läuft man an der schönen Strandpromenade entlang könnte man meinen, dass hier der Massentourismus noch nicht angekommen sei. In der Tat ist das alte Fischerviertel in Strandnähe weitgehendst in seinem ursprünglichen Zustand zu finden; die Hotelanlagen schlängeln sich erst dahinter die Berghänge hinauf. Von weiter oben ist auch schön der Hafen zu sehen, an dem sowohl kleine Fischerboote als auch Autofähren nach Teneriffa und Cran Canaria anlegen.
Morro Jable ist ein wunderschönes kleines Städtchen mit einer gemütlichen Strandpromenade und natürlich einem Traumstrand, der sich auf 4 km Länge bis Jandía hinaufzieht. In Strandnähe gibt es einige urige Lokale, deren Preise noch nicht touristisches Niveau haben. In einigen Tapas-Bars sind so viele Einheimische zu finden, dass man sich als deutscher Tourist richtig fremd fühlt. Und das auf Fuerteventura!
Puerto de la Cruz, Punta de Jandía, Punta Pesebre
Kommen wir zum Höhepunkt unserer südlichen Inseltour, denn jetzt wird es ein bisschen abenteuerlich. In Morro Jable hört das urbanisierte Gebiet auf; um weiter in Richtung Süden zu gelagen müssen wir auf einer Schotterpiste weiterfahren. Es sind ungefähr 20 km bis zum Dorf Puerto de la Cruz. Mit einem Off-Road-Wagen fährt man die Strecke bequem in kurzer Zeit. Es ist jedoch kein Problem, die Piste mit einem normalen Mietwagen zu fahren, allerdings kommt man dann viel langsamer voran, da einem die Schlaglöcher und Bodenwellen immer wieder ausbremsen. Man darf sich dabei nicht stören lassen, wenn die Jeeps etwas ungestüm an einem vorbeirasen als wäre da gar nichts.
Die Fahrt zur Südspitze der Insel ist jedoch so interessant, dass man gar nicht schnell fahren muss, denn hier bietet sich einem ein ganz anderes Landschaftsbild als im übrigen Teil der Insel. Die Berge sind hoch, spitzig und zackig, nicht so abgeflacht und abgeschilffen wie die Hügel im übrigen Teil der Insel. Man fährt an ein paar einzelnen Schuppen und alten Plantagen vorbei, aber die meiste Zeit sieht man nichts als Berge, Meer und Piste.
Wer nun in Puerto de la Cruz eine bemerkenswerte Stadt erwartet, wie der Name vielleicht deuten lässt, der wird enttäuscht. Die kleine Ansiedlung von Häusern und Wohnwagen ist nur im Sommer bewohnt und wirkt von außen so klein und bieder, dass man hier gar nicht erst anhält sondern gleich durchstartet bis zum Leuchtturm an der Punta de Jandía. Von hier aus genießen wir einen faszinierenden Blick die Küste entlang bis zurück nach Morro Jable, von wo aus die Piste startete.
Von der Punta de Jandía aus fahren wir ein paar Kilometer die Küste entlang nach Norden und genießen immer wieder faszinierende Blicke die Felsklippen hinunter. Teils sehen wir kleine Strände teils aber nur rauhe, tosende Wellen, die gegen die Klippen schlagen. Wir gelangen schließlich zur Punta Pesebre, dem anderen Eckpunkt im Inselsüden. Auch hier finden wir einen kleinen Leuchtturm, der mit Sonnenenergie betrieben wird. Der Leuchtturm interessiert uns nicht weiter, vielmehr genießen wir einen faszinierenden Panoramablick auf die Inselwestküste. Wir blicken bis auf die Strände von Cofete, wohin unsere Rundreise anschließend weiter geht, und natürlich auch einmal nach oben zum höchsten Berg der Insel, dem 807 m hohen Pico de Jandía.
Cofete
Wer die Pistenfahrt zur Südspitze der Insel bislang als harmlos und überhaupt nicht abenteuerlich bezeichnet hat, dem empfehle ich nun die Fahrt nach Cofete. Auf etwas mehr als halber Strecke von Morro Jable nach Puerto de la Cruz gibt es eine kleine Abzweigung, wo es über einen Pass auf die andere Seite der Berge nach Cofete geht. Diese Piste ist eng und hat zahlreiche Schlaglöcher, denen man geschickt ausweichen muss. Sie schlängelt sich auf zahlreichen Serpentinen den Hang hinauf, bis man an einem faszinierenden Aussichtspunkt ankommt, dem Mirador de Barlovento. Hier muss man anhalten und einfach eine halbe Stunde lang die atemberaubenden Ausblicke auf sich einwirken lassen. Man blickt hinauf zu den höchsten Gipfeln der Insel, und man blickt hinunter auf den endlos lange erscheinenden Sandstrand von Cofete. Im Hintergrund sieht man die Sandebene El Jable, die wie ein großer Gletscher ins Meer abfällt.
Der Strand ist unser Ziel, und deshalb fahren wir auf der anderen Seite des Aussichtspunktes die Serpentinenstraße wieder hinunter. Es ist sehr eng und stark kurvig, man kann nur ganz langsam fahren; die 8 km lange Strecke nimmt einiges an Zeit in Anspruch. Immer wieder halten wir einfach kurz an, um die tollen Ausblicke zu genießen. Unten angekommen wird die Piste wieder besser und wir gelangen schließlich in den kleinen Ort Cofete; Eigentlich ist es gar kein Ort, sondern hier gibt es im Wesentlichen ein kleines Lokal, wo es einheimische Fischgerichte zu nicht ganz günstigem Preis gibt. Uns hats gut geschmeckt, und nach der magenbelastenden Pistenfahrt hat eine kleine Pause wirklich gut getan.
Eine kleine oder große Pause gibt es aber, wenn man vollends hinunter zum Strand, der Playa de Cofete, fährt. Dieser lange Sandstrand ist ideal für solche Strandliebhaber, die es stört, wenn im Umkreis von 50 m ein zweites Handtuch ausgebreitet wird. Was ich sagen will: An diesem riesengrossen Strand hat man wirklich seine Ruhe, hier kann man sich ausbreiten und kann sich wie auf einer einsamen Insel fühlen. Auch vom Strand aus genießt man schöne Ausblicke die Berge hinauf, zum "Sandgletscher" El Jable hinüber und zur am Hang gelegenen Villa Winter.
Rückfahrt
An dieser Stelle endet auch unsere Tour im Inselsüden. Wir genießen den Aufenthalt an diesem herrlichen einsamen Sandstrand und vergessen natürlich nicht, dass noch eine anstrengende 20 km lange Pistenheimfahrt bevorsteht. Wieder in Costa Calma angekommen haben wir das Gefühl, als hätten wir Hunderte von Kilometern mit dem Auto zurückgelegt, da wir doch zahlreiche Stunden im Auto verbracht haben. Aber dem ist nicht so; auf den steinigen Pisten ist man zwar lange unterwegs, aber man legt kaum Kilometer zurück.
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