Eine Fahrt auf dem Canal Grande
Schifffahrt auf der Hauptwasserstraße von Venedig
Eine Fahrt mit der Vaporetto auf dem Canal Grande gehört zum Standard-Programm eines jeden Venedig-Besuchers. Fährt man einmal mit dem Schiff das knapp 3 km lange S entlang, so sieht man bereits einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, und zwar von bester Perspektive aus, denn die Paläste haben ihre Prachtfassaden zum Canal hin und nicht etwa auf der Rueckseite.
Im Folgenden machen wir eine virtuelle Bootsfahrt auf dem Canal Grande entlang und schauen uns einige Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke an. Beschrieben habe ich nur einige Höhepunkte entlang der Strecke; in Wirklichkeit gibt es noch viel mehr zu sehen: zahlreiche Häuser, vor denen man am Liebsten das Boot anhalten möchte. Manchmal weiß man gar nicht, ob man links oder rechts schauen soll; man fährt am Besten einmal den Canal rauf und wieder runter. Und noch besser: einmal morgens und einmal abends, damit man beide Uferseiten einmal im Sonnenlicht erblickt.
Piazzale Roma
Wir beginnen unsere Bootsfahrt an der Piazzale Roma. Hier befindet sich eines der riesengroßen Parkhäuser, in dem man für teures Geld sein Auto abstellen kann, wenn man mit dem eigenen Wagen nach Venedig fährt. Hier steigen wir in eine Vaporetto ein und hoffen, ganz vorne einen Platz zu ergattern, damit wir sowohl einen Blick nach links als auch nach rechts haben.
Wir haben mehrere Linien zur Auswahl, die allesamt den Kanal hinunter fahren. Es gibt Schiffe, die an jeder Haltestellen einen Stopp machen und es gibt andere, die nur an den wichtigsten Punkten halten. Die ersteren scheinen zunächst vorteilhaft zu sein, da die Fahrt länger daurt; Aber in Wirklichkeit sind die durchfahrenden Schiffe besser, da sie sich die meiste Zeit in der Kanalmitte aufhalten, so dass man einen besseren Blick auf die Gebäude hat als von Ufernähe aus.
Am Besten fährt man natürlich die Strecke mehrere Male, einmal mit einer Linie der zweiten Kategorie, um möglichst viel vom Wasser aus zu sehen, und einmal mit einem, das an jeder Station Halt macht, um auszusteigen und ein bisschen zu promenieren.
Chiesa degli Scalzi
Wir haben kaum die Vaporetto betreten und hoffentlich einen guten Platz am Bug erwischt, da machen wir schon den ersten Halt, und zwar am Hauptbahnhof von Venezia, der Station Ferrovia degli Scalzi. Hier steigen diejenigen Besucher ein, die mit dem Zug nach Venedig kommen. Bis dahin gibt es auch noch nicht viel zu sehen, ab jetzt reiht sich aber Sehenswürdigkeit an Sehenswürdigkeit in dichtem Abstand, und die Speicherkarte in der Digitalkamera hat hoffentlich noch viel Platz frei...
Gleich neben dem Bahnhof finden wir eine kleine Kirche namens Chiesa degli Scalzi. Die barocke Fassade mit dem großen Eingangstor wirkt prächtig und imposant. Die Kirche stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist einen Besuch wert: Im Inneren findet man viel Gold und Marmor, also eine wahrliche Prunk-Kirche direkt neben dem Bahnhof, ist einen kurzen Abstecher wert.
Direkt vor der Kirche sieht man auch bereits die erste der drei großen Brücken über den Canal Grande, die Ponte degli Scalzi. Es gibt in der Tat nur drei Brücken, auf denen man den großen Kanal überqueren kann. Zwischen den Brücken gibt es einige Stationen, wo man mit Gondeln übersetzen kann. Von der Brücke aus hat man einen wunderschönen Blick auf die Kirche und auf den großen Bahnhofsplatz. Natürlich gehört es zum Pflichtprogramm, dass man über jede der drei Brücken einmal hinüber läuft und einen Blick in beide Richtungen des Kanals wirft.
Palast an Palast bis zur Rialto-Brücke
Nur ca. 300 m hinter der Scalzi-Brücke zweigt linkerhand ein breiter Kanal namens Canale di Cannaregio ab, auf dem wir zum Beispiel fahren, wenn wir eine Schifffahrt nach Murano machen, aber dazu später. Ca. 50 m kanaleinwärts finden wir den Palazzo Labia, von dem wir immerhin zwei Seiten dessen Fassade sehen; Es handelt sich dabei um ein ehemaliges Domizil einer katalanischen Kaufmannsfamilie.
Unser Schiff hält wieder an der Station San Marcuola und gleich dahinter finden wir auf der linken Seite den Palazzo Vendramin-Calergi, ein ca. 500 Jahre alter prächtiger Renaissance-Palast. Hier hat der berühmte Opern-Komponist Richard Wagner zeitweise gewohnt und hier starb er im Februar 1883.
Wir fahren ein Stück weiter und finden auf der rechten Uferseite die Fondaco dei Turchi. Es ist der größte Palast am Canal Grande, und wie es sich gehört trumpft er mit einer beeindruckenden Front-Fassade auf. Im Innern des Gebäudes befindet sich das Naturhistorische Museum Venedigs.
Auch im nächsten Prachtpalast, dem Palazzo Ca' Pesaro befindet sich ein Museum, und zwar für moderne und orientalische Kunst. Da man sich bis dahin schon etwas an die prunkvollen Frontfassaden gewöhnt hat, freut man sich, dass bei diesem Gebäude auch seitlich eine ansehnliche Fassade vorhanden ist. Die meisten Paläste prahlen nämlich nur mit ihrer dem Kanal zugewandten Seite; an die Seitenwände sieht man besser gar nicht hin.
Ein letztes Highlight vor der berühmten Rialto-Brücke ist das Ca' d'Oro (übersetzt: das goldene Haus). Aus Gold ist das Gebäude zwar nicht, aber die einzelnen Fassaden sind so filigran und detailliert, dass ein wertvoller Eindruck entsteht, der mit Gold aufzuwiegen ist. Ursprünglich, d.h. vor der letzten großen Renovierung, war die Fassade jedoch tatsächlich mit Blattgold geschmückt. Das schmuckvolle Gebäude ist übrigens mehr als ein halbes Jahrtausend alt.
Die Rialto-Brücke
Nach ein paar Hundert Metern Fahrt kommen wir zum ersten großen Bogen des spiegelverkehrten S des Canal Grande. Die Spannung ist groß, denn ein großes Highlight unserer Vaporetto-Fahrt steht uns bevor, die Ponte die Rialto. Es war die erste Brücke, die in Venedig zur Überquerung des großen Kanals gebaut wurde. Ursprünglich war sie eine kleine Holzbrücke; heute ist sie ein pompöses Bauwerk, das viel mehr ist als bloß eine Brücke, auf der man den Kanal überquert.
Ursprünglich war an dieser Stelle ein Handelszentrum in Venedig, wo viele Waren umgeschlagen wurden. Heute werden sogar auf der Brücke Waren umgeschlagen: Kleine Lädelchen befinden sich Glied an Glied auf der Rialto-Brücke; natürlich gibt es hier nur Souvenirs und Utensilien für Touristen.
Die Brücke ist beeindruckend, sowohl was ihre Höhe als auch was ihre Breite betrifft. Und natürlich macht man nichts lieber als sich aufs Brückengeländer zu lehnen und in beide Richtungen des Kanals zu blicken. Dass man hier nicht alleine ist, kann man sich denken. Sehr schön sind die Farben der Häuser an der Uferpromenade zu unterschiedlichen Tageszeiten. Aber am Meisten macht es Spaß, die darunter hindurch fahrenden Schiffe und Gondeln zu beobachten.
Die Rialto-Brücke ist übrigens auch heute noch eine Art Zentralpunkt in Venezia. Sie verbindet die beiden Stadtteile San Polo und San Marco. Und auf seinen Spaziergängen durch die Gassen der Altstadt findet man immer wieder Wegweiser, die einen in Richtung Rialto führen. Direkt hinter der Rialto-Brücke befindet sich auch die gleichnamige Vaporetto-Station, an der viele Leute das Boot verlassen und ebenso viele zusteigen. Da merkt man schon, dass man einen zentralen Punkt der Stadt passiert hat.
Von der Rialto-Brücke bis zur Accademia-Brücke
Nach der Besichtigung der grandiosen Rialto-Brücke haben wir bereits zwei der drei Brücken, die über den großen Kanal führen, gesehen. Jetzt geht die Schiffsfahrt im Innenbereich des großen S entlang bis wir nach einiger Zeit gleich zwei sehenswerte Paläste auf einmal sehen. Jetzt heißt es schnell zu sein, es irgendwie zu schaffen, innerhalb von wenigen Sekunden sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite des Schiffes zu sein, und dabei natürlich hoffen, dass die anderen 100 Touristen auf dem Vaporetto nicht das gleiche im Sinne haben, denn sonst gibts Chaos...
Auf der linken Seite finden wir zunächst den Palazzo Grassi, in welchem es alljährlich zahlreiche Kultur- und Kunstausstellungen gibt; Gegenüber des Palazzo Grassi finden wir das Ca' Rezzonico, ein wuerfelförmiger Prachtpalast mit prunkvollen Fassaden vorne und seitlich. In seinem Innern befindet sich ein Museum für das venezianische Kunsthandwerk.
Um Kunst geht es auch ein paar Hundert Meter weiter in der Gallerie dell'Accademia. Hier kann man sich einen umfassenden Überblick über die venezianische Malerei vom 14. bis zum 18. Jahrhundert verschaffen.
Bei unserer Schifffahrt sind wir aber zunächst weniger an Kunst und Malerei als vielmehr an Bauwerken und Gebäuden interessiert. Und bei der Accademia finden wir auch schon die dritte der drei Canal Grande Brücken, die nachvollziehbarerweise Ponte de Accademia heißt. Bei dieser Brücke handelt es sich - zumindest von oben gesehen - nicht um einen schweren Betonklotz sondern um zwei Holzgeländer mit breiten, tiefen Holzstufen dazwischen. Auch von dieser Brücke aus genießen wir einfach den Blick auf den Kanal in beide Richtungen und natürlich auf die unten durch fahrenden Schiffe und Gondeln.
Am Ende der großen S-Kurve
Nach dem Unterfahren der Accademia-Brücke sehen wir bereits das Ende des Canal Grande vor uns. Aber zuvor blicken wir noch zwei Mal auf die rechte Seite und steigen sogar aus, um einige Besichtigungen zu machen.
Da wäre zunächst auf der rechten Seite der nicht ganz fertig gestellte Palazzo Venier dei Leoni, der zwar von außen gegenüber den bislang gesehenen Palästen recht harmlos erscheint, aber im Innern eine der bedeutendsten Sammlungen moderner Kunst beherbergt. In dem von Peggy Guggenheim gegründeten Museum findet man Meisterwerke berühmter Künstler wie Picasso, Kandinsky, Miro oder Dali. Für Kunstfreunde ist ein Besuch dieses Museums Pflicht.
An der Mündung des Canal Grande wartet ein letztes Highlight auf, die Chiesa di Santa Maria della Salute. Die Kirche wurde im 17. Jahrhundert zum Dank für eine zu Ende gegangene Pestepidemie erbaut und ist wohl eine der schönsten Barockkirchen, die Venedig vorzuweisen hat. Bereits von außen wirkt die Kirche beeindruckend und schön, aber viel faszinierender ist sie noch im Inneren. Die Symmetrie des Innenraums und die kreisförmige Anordnung einzelner Bereiche um das Zentrum ist einzigartig.
Wir fahren mit dem Schiff zwar noch weiter bis zur Station San Marco, aber im Prinzip endet unsere Canal Grande Tour an dieser Stelle; Nachdem wir nun einmal quasi durchs Herz von Venedig durchgefahren sind, lohnt sich natürlich als nächstes eine Umrundung der Stadt bzw. eine Fahrt auf eine Nachbarinsel, denn gesehen haben wir vom Vaporetto aus zwar viel, aber natürlich noch lange nicht alles.
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