Avignon - die Stadt der Päpste
Wer kennt nicht die weltweit bekannte und sehr berühmte französische Kleinstadt Avignon? Bereits im Kindergarten lernt man ja zu singen, dass es in Avignon eine berühmte Brücke gibt. Als Schüler lernt man im Geschichtsunterricht, dass die Päpste nicht immer in Rom residierten, sondern 70 Jahre lang im Palast von Avignon ihren Sitz hatten. Als Student bekommt man schließlich mit, dass es in Avignon eine sehr berühmte Universität gibt. Und wenn im wachsenden Alter das Interesse an Festivals, Theater und Kultur steigt, wird man auf das weltbekannte Festival von Avignon aufmerksam. So wird spätestens beim ersten Urlaub an der Côte d'Azur oder in der Provence ein Besuch der Stadt der Päpste fällig.
Avignon ist die Hauptstadt des Départments Vaucluse und ist mit knapp 100.000 Einwohner eine mittelgroße Kleinstadt. Die Anzahl der täglichen Besucher lassen die Stadt jedoch viel größer wirken als sie wirklich ist; Wer an der Côte d'Azur Urlaub macht, ist sehr schnell in Avignon, da Avignon direkt an der französischen Hauptautobahn A7 von Marseille nach Paris liegt. Von Nizza aus sind es ca. 250 km bis Avignon, also etwa 2 Stunden Fahrt; von Marseille aus ist man in einer Stunde in Avignon. Die Stadt der Päpste ist also ein ideales Ziel für einen Tagesausflug.
Geschichte von Avignon
Obwohl Avignon erst im Mittelalter durch die Anwesenheit der Päpste so richtig große Bedeutung gewann, reicht
seine Geschichte weit länger zurück. Egal ob Griechen, Römer oder sonstige Völkergruppen, sie alle haben die strategisch gute Lage Avignons erkannt. Die Stadt erhebt sich direkt am Rhône-Ufer auf einem Kalksteinfelsen und ließ sich deshalb sehr gut ummauern und schützen. Erstmals große Bedeutung gewann Avignon, als es zu einer römischen Kolonie ernannt wurde. Nach der Römerzeit verlor Avignon jedoch wieder an Bedeutung und war im 6. Jahrhundert nur noch eine burgundische Militärstation. Avignon entwickelte sich im Laufe der Zeit zwar zu einem bedeutenden Wirtschaftszentrum, jedoch sollte es noch ein gutes halbes Jahrtausend dauern, bis Avignon zu einem Zentrum der Welt wurde.
Im Jahre 1305 wurde Clemens V. aus Bordeaux zum Papst gewählt; Aufgrund der politischen Verhältnisse weigerte er sich, nach Rom umzusiedeln und ließ sich im Jahre 1309 in Avignon nieder. Sein Nachfolger Johannes XXII. war bereits Bischof in Avignon; auch er weigerte sich, nach Rom zu ziehen. So blieb Avignon bis zum Jahre 1377 das Zentrum der christlichen Kirche. Sieben Päpste residierten während der ca. 70 Jahre in Avignon.
Die Zeit der Päpste machte Avignon nicht nur zu einer weltberühmten Stadt sondern brachte auch großen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Päpste investierten viel Geld in die Verschönerung und Erweiterung des Bischofspalastes zum Papstpalast. Die Rhône-Brücke wurde vergrößert, eine fast 5 km lange Stadtmauer wurde errichtet und zwei kleine Forts wurden zum Schutz der Stadt gebaut. Zahlreiche berühmte Künstler und Architekten zog es nach Avignon. Während der Papstzeit wuchs die Bevölkerung Avignons von 15.000 auf über 50.000 an. Zahlreiche Einwanderer erhofften sich einen gesellschaftlichen Aufstieg in der prosperierenden Stadt.
Nachdem der siebte Avignon-Papst Gregor XI. nach Rom zurückgekehrt war, war das Ende der Blütezeit Avignons erreicht. Die Stadt blieb jedoch der römischen Kirche unterstellt. Die französischen Könige des 17. und 18. Jahrhunderts ließen mehrere Male die Stadt militärisch besetzen um sie ihrem eigenen Territorium anzugliedern. Es dauerte jedoch bis zur französischen Revolution, bis Avignon entgültig Frankreich angegliedert wurde. Avignon konnte von der immer machtloser gewordenen katholischen Kirche nicht mehr gehalten werden.
Heute ist Avignon eine der bedeutendsten Städte Frankreichs überhaupt, nicht nur weil es die Hauptstadt des Départments Vaucluse ist, sondern auch wegen seiner historischen Bedeutung, den Tausenden von Touristen, die diese Stadt besuchen, der berühmten Universität und natürlich des weltberühmten Kulturfestivals jeden Sommer.
Die Stadtmauer von Avignon
Avignon ist heute eine mittelgroße Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern. Kommt man von der Autobahn, so fährt man erst durch die neuen, modernen Stadtteile hindurch, bis man irgendwann auf die alte Stadtmauer stößt. Die knapp 5 km lange Mauer ist noch fast vollständig erhalten.
Sie wurde zur Zeit der Päpste erbaut, um die Stadt gegen große vorbeiziehende räuberische Gruppen zu schützen. Direkt vor der Mauer befand sich ein breiter Mauergraben als zusätzlicher Schutz. Dieser wurde jedoch zugeschüttet; auf ihm befindet sich die heutige Ringstraße, die den mittelalterlichen Stadtkern umrundet. Entlang dieser Straße gibt es zahlreiche große Parkplätze, von denen man aus die Stadt bequem zu Fuß erkunden kann. Es lohnt sich auf alle Fälle, die knapp 5 km lange Ringstraße einmal entlang zu fahren, um sich von dem einst mächtigen Bollwerk mit den 7 Stadttoren einen Eindruck zu machen.
Parkplätze in der Altstadt sowie ein Parkhaus bei der Markthalle gibt es auch; die Fahrt durch die mittelalterlichen Gässchen kann mit einem großen Schlitten jedoch zu einem kleinen Abenteuer werden.
Der Papstpalast
Es ist der Palais des Papes, weshalb Millionen von Touristen in Avignon einen Abstecher machen. Der Papstpalast ist kein Palast, wie man auch schöne Schlösser und Burgen bezeichnet, sondern der ehemalige Bischofspalast. Der zweite Papst Avignons, Johannes XXII. war nämlich Bischof in der nahegelegenen Kathedrale Notre-Dame und funktionierte den Bischofspalast einfach zum Papstpalast um.
Der Palais des Papes wurde während der Papstzeit stets umgebaut und erweitert. Den ersten Päpsten war der Palst viel zu klein und so ließen sie zum ursprünglichen Palais Vieux (alter Palast) einen Palais Nouveau (neuer Palast) hinzubauen. Berühmte Künstler gestalteten den Innenbereich des gesamten Komplexes, wie es eines Papstes würdig war. Von der einst prunkvollen Innenausstattung sieht man heute so gut wie nichts mehr, da sie nach der Angliederung an Frankreich im Jahre 1791 zerstört wurde.
Natürlich gehört ein Besuch des Palais des Papes zu einem Avignon-Besuch. Der Papstpalast ist sowohl von innen als auch von außen beeindruckend. Leider beginnt hier der Nepp an Touristen, wie ich ihn noch nie woanders erlebt habe; Nach der Eroberung Avignons am Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Palais zwar kurzzeitig zu einem Gefängnis umfunktioniert, aber das Palastpersonal führt sich heute noch wie Gefängniswärter auf.
Der Nepp beginnt mit Eintrittsgeldern von mehr als 10 € pro Person. Rucksaecke und Gegenstände aller Art müssen vor dem Betreten des Palastes abgegeben werden. Obwohl man im Prinzip nichts als steinernde Wände sieht, haben die Aufseher wohl große Angst, dass jemand trotz Hunderter von Überwachungskameras etwas mitnimmt. Ich frage mich nur was, ein Hinweisschild oder ein Kieselstein? Vielleicht soll aber auch einfach vermieden werden, dass jemand ein Foto im Innern des Palastes macht und mit seinem Blitz die Steinmauern zerstört. Nein, hier schlägt der Touristennepp wieder zu: Am Ende des Rundganges kann man völlig überteuerte Postkarten kaufen, um sich ein Andenken zu verschaffen.
So beeindruckend die großen steinernen Innenräume des Palastes waren so wenig konnte ich die Tour genießen, da mich das unfreundliche Personal anekelte. Viel mehr genoss ich die Außenanlagen des Palastes mit schönen Blicken auf die Rhône, die berühmte Brücke und den Place de l'Horloge.
Die Brücke von Avignon
Das zweite Wahrzeichen der Stadt Avignon ist natürlich die berühmte Brücke mit dem Namen Pont d'Avignon. So heißt sie zumindest dank des berühmten Kinderliedes, auf der man tanzt. In Wirklichkeit heißt die Brücke aber Pont-Saint-Bénézet; Bénézet war ein Hirte, dem ein Engel befohlen hat, diese Brücke im Jahre 1185 zu erbauen.
Immerhin ein halbes Jahrtausend hielt diese Brücke zahlreichen Stürmen, Treibgütern, Flutwellen und Hochwassern stand, ehe schließlich im Jahre 1660 eine Flutwelle die Hälfte der Brücke mit sich riss. Von den einst 22 Bögen der Brücke stehen heute noch vier. Auch die Kapelle kann man heute noch besichtigen. Natürlich gibt es auch hier nichts umsonst. Für einen Eintritt von über 4 € darf man die Brücke und die Kapelle besichtigen. Das lohnt sich aber nicht, denn sehenswert ist die Brücke selbst aus der Entfernung. Steht man auf der Brücke, sieht man etwas mehr vom Fluss, aber dafür braucht man keinen Eintritt zu bezahlen.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Avignon
Zahlreiche Straßen im alten Avignon münden irgendwo am Place de l'Horloge. Diese Platz bildet das Zentrum des öffentlichen Lebens der Stadt. Hier findet man zahlreiche Straßenmusikanten, Zauberkünstler, Kleinkramverkäufer, Restaurants, Cafés und natürlich Tausende von Leuten. Einen wunderschönen Blick auf den Platz hat man von den Mauern des Papstpalastes aus. Auch die Bimmelbahn, die lauffaule Touristen von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit chauffiert, macht am Place de l'Horloge einen Halt.
Von diesem Platz aus beginnt auch die neue Hauptstraße der Altstadt, die Rue de la République, die in exakt südlicher Richtung direkt zum Hauptbahnhof außerhalb der Stadtmauern führt. Hier findet man ein Restaurant neben dem anderen; hier boomen das touristische Leben und die Preise so richtig. Wer sich hier in einem Straßencafé hinsetzt um einen gemuetlichen Kaffee zu trinken, sollte vorher einen Blick auf die Getränkekarte werfen, denn für den Preis eines Kaffees bekommt man anderswo schon eine Mahlzeit.
Wer in Avignon etwas mehr Zeit verbringen kann, dem sei auch ein Spaziergang auf der anderen Seite der Rhône empfohlen. Denn nur von hier hat man den allerbesten Blick auf den Papstpalast und die Stadtmauern. Wer dann immer noch Zeit hat, der kann sich die Kathedrale Notre-Dame ansehen, wo zwei Päpste ihre letzte Ruhestädte gefunden haben.
Das Festival d'Avignon
Einmal im Jahr, im Juli und August, wird Avignon zur Weltstadt der Kultur, nämlich zur Zeit des Festivals. Das Festival wurde Mitte des 20. Jahrhunderts ursprünglich als reines Theater-Festival gegründet. Inzwischen gibt es jedoch auch viel Musik und Tanz. Zur Zeit des Festivals ist Avignon die ganze Nacht hindurch lebendig. Man trifft hauptsächlich junge Leute, die von einer Veranstaltung zur anderen schlendern. Natürlich sind zur Zeit des Festivals sämtliche Hotels der Stadt ausgebucht. Wer das Festival besuchen möchte, sollte sich entweder eine Unterkunft außerhalb der Stadt suchen oder schon lange Zeit im voraus ein Hotel reservieren.
Die Theater- und Musikaufführungen gibt es nicht nur im Palais des Papes sondern verstreut in der ganzen Altstadt. An über 100 verschiedenen Orten werden Hunderte von großen und kleinen Aufführungen zum Teil zeitgleich aufgeführt; Es gibt zahlreiche große Spektakel, die Hunderte oder Tausende von Zuschauern anlocken. Es gibt aber noch viel mehr Hintergrundveranstaltungen, wo Nachwuchskünstler ihre Vorstellungen geben. Dafür machen sie tagsüber mit Flugblättern Werbung. Hier sieht man oft schon im Frühstadium, was erst einige Jahre später mal ganz groß rauskommt.
Gesamteindruck von der Stadt
Avignon ist eine faszinierende, pulsierende Stadt, die einen Besuch wert ist. Leider ist die Stadt von Touristen völlig übersäht. Und leider nutzen dies die Restaurantbetreiber, Verkäufer, Hotelbesitzer und natürlich auch die Stadt gnadenlos aus. In keiner anderen Stadt wird man als Tourist so ausgenommen wie in Avignon, so jedenfalls meine persönliche Erfahrung. Alleine der völlig überteuerte Eintritt in den Papstpalast und das absolute Fotografierverbot finde ich schon eine bodenlose Frechheit.
Ich wollte einmal eine Nacht in Avignon verbringen, habe aber kein Hotelzimmer bekommen. Es war gut so, denn Avignon ist eine Stadt, die sich perfekt für einen Tagesausflug eignet. An einem Tag sieht man alles Sehenswerte und hat noch genügend Zeit, um sich einen teuren Café zu gönnen. Natürlich gilt dies nicht für Juli/August, denn zur Zeit des Festivals ist Avignon wirklich ein absolutes, unvergessliches Vergnügen für junge Leute. Wer also in Avignon übernachten möchte, der sollte unbedingt im Vorfeld ein Hotelzimmer reservieren.
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