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Tagestour im Süden der Insel Mauritius
Die Tour im Inselsüden durch den großen Nationalpark des Schwarzen Flusses ist wohl die berühmteste Tour auf Mauritius. Hier fahren nicht nur zahlreiche Busse voller Touristen sondern auch unzählige Taxifahrer durch. Die Tour ist kilometermäßig nicht lang und man könnte sie in einer guten Stunde mit dem Auto abfahren, aber es vergeht unglaublich viel Zeit, wenn man die zahlreichen guten Ausblicke die Fahrt durch den dicht bewachsenen Regenwald ausgiebig genießt.
Wir beginnen unsere Tour mit dem Besuch einer Teefabrik, besichtigen Teeplantagen und verkosten den Tee, dessen Herstellung wir gerade gesehen haben. Dann statten wir einem hinduistischen Zentrum der Insel einen Kurzbesuch ab, wo wir mehrere Tempel, einen großen See und eine sehr hohe Hindugott-Statue besichtigen. Und danach fahren wir in aller Ruhe durch den größten Nationalpark der Insel und lassen uns von der Pflanzenvielfalt, von Naturspektakeln und von großartigen Ausblicken beeindrucken. Schließlich fahren wir weiter nach Chamarel, wo wir den größten Wasserfall und ein Stück farbige Erde betrachten. Unsere Tour endet dann in Morne Brabant, wo wir einen gewaltigen Felskoloss auf einer Halbinsel bestaunen und uns vielleicht noch ein Stündchen Strandaufenthalt gönnen.
Einen wichtigen Tipp möchte ich jedem Leser dieser Seite geben, ehe man sich ins Lesen stürzt: Man fährt durch ein Stück natürlichen tropischen Regenwald; hier gibt es bekanntermaßen zahlreiche Stechmücken. Auch wenn es etwas heiß ist in 700 m Höhe in praller Sonne, ich empfehle unbedingt das Tragen einer bequemen langen Hose, um sich vor den Mücken zu schützen; Wer die einheimischen Taxifahrer und Busfahrer anschaut, wird feststellen, dass sie allesamt langärmlig und mit langen Hosen bekleidet sind. Ich selbst habe die Tour im T-Shirt und in kurzen Hosen gemacht und mich klugerweise mit Mückenspray dick eingerieben. Es hat nichts gebracht; im Halbstundentakt entdeckte ich neue juckende Stellen an meinen Beinen; da half auch kräftiges Nachsprühen nicht weiter.
Teefabrik Bois Chéri
Bois Chéri ist ein unscheinbarer kleiner Ort auf der Landkarte, in dem wir jedoch etwas finden, das wir bislang nur fein gemahlen kannten: Tee. Schon während der Fahrt nach Bois Chéri fahren wir durch zahlreiche Teeplantagen hindurch und staunen, wie das gute Getränk in der Natur wächst: Ca. ein Meter hohe Sträucher tragen Blätter in ihren Kronen, aus denen der gute Tee gemacht wird. Diese Blätter können alle 15 Tage gepflückt werden; ständig sehen wir ganze Kolonnen von Teeblattpflückern, die durch die Plantagen ziehen. Aber wir sehen auch kahl geschnittene Teesträucher, die nach zahlreichen Ernten einen frischen Anlauf benötigen und daher maschinell abgekappt werden. Bis so eine Teepflanze zum ersten Mal gute Blätter hervorbringt dauert es sage und schreibe 5 Jahre nach der Erstbepflanzung. Für einen Durchschnittseuropäer sind das sehr interessante Anblicke, weil die wenigsten jemals Tee in freier Natur wachsen gesehen haben.
Was passiert nun mit den gepflückten Blättern, werden die einfach zerhackt und in Teebeutel verpackt? Um diese Frage zu klären, besuchen wir die Teefabrik in Bois Chéri. Gegen ein akzeptables Eintrittsgeld erhalten wir eine Fabrikführung. In englischer Sprache wird uns direkt an den Maschinen erklärt, was mit den Teeblättern passiert. Wir lernen, was Fermentieren bedeutet, wir sehen, wie die Blattstücke getrocknet werden und wir betrachten auch die Filteranlagen, die Tee in unterschiedliche Korngrößen sortiert. Schließlich sehen wir auch, wie Tee aromatisiert wird und natürlich auch, wie letztendlich der Tee in seine Beutelchen kommt. Es ist einfach interessant, dem Personal über die Schultern zu schauen um einmal das zu sehen, was man sich vielleicht immer schon gefragt hat, wenn man eine gute Tasse Tee trinkt.
Der Fabrikbesuch dauert eine knappe halbe Stunde, dann werfen wir noch einen kurzen Blick in das sich anschließende kleine Museum, und schließlich fahren wir ein Stück den Hügel hinauf, wo wir nochmals Teeplantagen sehen und auf einer Anhöhe ein kleines Gebäude finden, wo wir endlich auch mal Tee trinken dürfen. Die Teeprobe ist im Preis des Fabrikbesuches inbegriffen. Wir erhalten heißes Wasser und 8 verschiedene Sorten Tee zum probieren. Dazu gibts noch Kekse, damit es nicht ganz zu flüssig wird. Wir genießen unseren guten Tee, die sehr schönen Ausblicke von der Anhöhe und kaufen letztendlich noch ein paar Packungen mauritianischen Tee als Andenken.
Die Fabrikbesichtigung, der Museumsbesuch sowie die Teeprobe kosten uns ungefähr eineinhalb Stunden, aber diesen Abstecher kann ich einem jeden nur empfehlen, weil man etwas lernt, etwas bis dato Unbekanntes sieht und einen guten Tee mit ein paar Keksen bekommt.
Der See Grand Bassin
Wenn wir von den Teeplantagen in Richtung Westen fahren fahren wir an einem kleinen See vorbei, an dem wir gerne einen Stopp machen, da uns eine über 10 m hohe Statue neugierig macht. Der kleine See heißt Grand Bassin, er füllt einen ehemaligen Vulkankrater aus. Die große Statue, die wir schon von weitem erblickt haben, repräsentiert den Hindu-Gott Anoimanga; Am Ufer des Sees sehen wir einige kleine Hindu-Tempel mit farbenfrohen kleinen Statuen in deren Innenräumen. Wie bei allen Hindu-Tempeln gilt auch hier, dass man bereits den Innenhof nur barfüßig betreten darf.
Was ist das Besondere an diesem Ort? Während man normalerweise hier einen ruhigen Fleck Natur findet, halten sich hier im Februar oder März Tausende von Hindus auf, die sich zu rituellen Wchungen und Gebeten treffen. Es ist das sogenannte Maha-Sbhivaratree-Fest, das jedes Jahr an diesem See gefeiert wird. Für uns ist der Grand Bassin nur ein kurzer Stopp, da er ohnehin auf dem Weg liegt, wir fahren weiter in Richtung Westen.
Black River Gorges National Park
Wir fahren nur wenige Kilometer weiter, da kommen wir nach Le Pétrin, dem Beginn des grandiosen Black River Gorges National Parks. In Le Pétrin finden wir eine kleine Station, von wo aus man zahlreiche Wandertouren starten kann. Hier logieren auch einige Ranger, die einem gerne Informationen geben und anhand von Karten Routen vorschlagen. Ein paar Fotoposter zeigen dem Besucher, was einen in diesem Nationalpark erwartet. Auch gibt es hier Toiletten, weshalb viele Ausflügler und Touristenbusse hier noch einen kleinen Stopp einlegen, ehe die Tour durch den Nationalpark beginnt.
Der Nationalpark erhält seinen Namen von der Schlucht des schwarzen Flusses (Black River Gorges), die wir später noch bestaunen werden. Der größte Nationalpark seiner Art auf Mauritius liegt an seiner tiefsten Stelle immer noch ungefähr 300 m über dem Meeresspiegel; die Berggipfel des Parkes reichen jedoch auf über 800 m hinauf; der höchste Punkt ist der Berg Black River Peak mit 828 m Höhe. Auf insgesamt 66 km² erstreckt sich der grosse Nationalpark; für eine kleine Insel wie Mauritius ist das eine beachtliche Größe. Die Hauptattraktion ist die Hochebene Plaine Champagne auf ca. 750 m, durch die wir langsam durchfahren. Was bekommen wir als Besucher des Black River Gorges National Parkes zu sehen? Erst einmal sei vorweg gesagt, dass es in manchen Teilen des Nationalparks über 4000 mm Niederschläge pro Jahr gibt. Verbunden mit der starken Tagessonne sind das perfekte tropische Verhältnisse für ein üppiges Pflanzenwachstum, und genau das bestaunen wir auf unseren ersten Kilometern durch den Park.
Im Black River Gorges National Park gedeihen Hunderte tropischer Grünpflanzen; links und rechts der Straße wuchert es für dichten Büschen und Bäumen. Wenn wir gelegentlich mal anhalten, um das unglaubliche Wachstum aus der Nähe zu betrachten, erkennen wir sofort, dass wir zu Fuß keine 10 m in diesem Dickicht voran kämen, so dicht ist die Erde hier bewachsen. Die Straße wird zwar vom Pflanzenwachstum freigehalten, jedoch sind ansonsten in diesem Naturreservoir jegliche Eingriffe menschlicher Art verboten. In diesem Nationalpark wird ferner aktiver Naturschutz betrieben (vor einigen Zig Jahren kannte man dieses Wort auf Mauritius noch gar nicht); vom Aussterben bedrohten Vögeln wurde hier ein neues zu Hause gegeben, und der Erfolg kann sich sehen lassen.
Während der ersten Kilometer haben wir uns nur vom Regenwald links und rechts der Straße beeindrucken lassen, mehr haben wir außer blauem Himmel auch nicht gesehen. Jetzt aber kommt das erste Highlight; wir biegen nach links in eine Straße ab und fahren zu den Alexandria-Wasserfällen. Auch auf dem Weg zu diesem Abstecher machen wir mehrere Stopps, da wir etwas sehen, wovon wir bislang nur gehört haben: Wir fahren durch einen Wald voller Papyrus-Bäume. Fasziniert heben wir einige Papyrus-Fetzen vom Boden auf, die verstreut unter den Bäumen liegen. Es ist unglaublich, wir haben in der Tat eine Art Papier in der Hand. Auf solchem Material wurden also vor 2000 Jahren biblische Geschichten niedergeschrieben. Es ist ein schönes Gefühl, so ein natürliches Material mal frisch vom Baum persönlich in der Hand zu haben.
Nach einem Kilometer Fahrt erwarten uns auf einem Parkplatz bereits erste mobile Händler, die uns mit Getränken, Snacks und Souvenirs versorgen. Vom Parkplatz aus gehen wir 5 Minuten zu Fuß ehe wir an einer kleinen Aussichtsplattform ankommen. Von hier aus sehen wir die Alexandria-Wasserfälle ins Tal hinunter stürzen. Viel mehr als die Wasserfälle fasziniert mich jedoch der Blick auf den dichten Regenwald; man sieht hier richtig den Wettbewerb unter den verschiedenen Bäumen nach möglichst viel Sonnenlicht. Von diesem Aussichtspunkt haben wir ferner einen weiten Ausblick hinunter zur Südküste der Insel. Anhand der Schaumkronen können wir vermuten, wie stark die Brandung gegen die Südküste schlägt.
Wir fahren nur einige Minuten weiter, da sehen wir schon den nächsten großen Parkplatz, und wir ahnen, das nächste Highlight steht bevor. Wir parken unser Auto und laufen einfach einen kleinen betonierten Weg entlang von zahlreichen Händlern bis zu einem Aussichtspunkt, wo uns erst einmal der Atem stehen bleibt. Wir blicken hinunter in ein tiefes Tal, in das der Wasserfall des schwarzen Flusses hinunter stürzt. Irgendwo da unten fließt der Grande Rivière Noire auch weiter in Richtung Westküste der Insel, aber wir können im Dickicht des Urwaldes nur erahnen, wo das Flussbett des Schwarzen Flusses liegt. Es ist wirklich beeindruckend, von hier aus hinunter auf den dicht bewachsenen Regenwald zu blicken. Und während wir minutenlang nur in die Tiefe starren, springen hinter uns plötzlich zwei Affen zwischen den Bäumen hervor, ein weiterer kommt aus der Mülltonne geklettert. Der erste lässt sich gleich von ein paar Besuchern das Mittagessen servieren, der zweite springt auf eine vorbeisträunende wilde Katze, und der dritte legt sich gleich wieder in seiner Mülltonne schlafen; was für ein Affentheater!
Wir genießen noch einmal den traumhaften Ausblick hinunter ins Tal des Schwarzen Flusses bis zur Westküste hin und setzen dann unsere Fahrt durch den Nationalpark fort. Wir fahren im Schnitt vielleicht 30-40 km/h auf dem engen von hohen Büschen eingefassten Sträßlein und halten immer wieder an, um uns von dem Pflanzendickicht beeindrucken zu lassen. Immer wieder finden wir reife Guaven, die man direkt vom Baum genießen kann. Als es von der Hochebene wieder ins Tal hinab geht, merken wir, dass wir am Ende des Black River Gorges National Parks angekommen sind. Das nächste Highlight erwartet uns!
Chamarel Wasserfall und Farbige Erde
Nachdem wir die Höhen das Nationalparkes wieder verlassen haben erreichen wir als nächsten größeren Ort Chamarel. Hier freut es uns als erstes, einige kleine Restaurants in Reih und Glied zu finden, denn nach der gemächlichen Fahrt durch die Hochebene verspüren wir etwas Hunger und vor allem Durst. Der Ort Chamarel selbst ist nichts besonderes; berühmt ist er jedoch für seinen guten Kaffee. Und tatsächlich, hier sehe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Kaffeeplantage. Ich frage mich, wie viele Zentner Kaffeebohnen mein Körper in meinem bisherigen Leben wohl schon bekommen hat, ehe mein Auge zum ersten Mal eine Kaffeepflanze in Natura gesehen hat.
Wir sind aber nicht nach Chamarel gefahren, um Kaffeeplantagen zu besichtigen, sondern um einen riesigen Wasserfall zu bestaunen. An einer Schranke ist ein kleines Eintrittsgeld zu zahlen, dann fahren wir auf einer holperigen, schmalen Straße hinunter auf einen kleinen Parkplatz, von wo aus es ein paar Minuten zu Fuß auf eine Aussichtsplattform sind. Von hier aus haben wir einen tollen Blick auf den Chamarel-Wasserfall; der Fluss oberhalb scheint aus dem Nichts daherzukommen. Uns fasziniert aber nicht nur der Wasserfall an sich, sondern auch der Blick zurück auf die Haine des dahinter liegenden Nationalparks; Natürlich ist an dieser Stelle ein wildes Fotoshooting angesagt.
Mit dem Auto fahren wir ein Stück weiter bis zu den Terres des Couleurs, der farbigen Erde. Wir sehen hier in der Tat einen Hektar farbige Erde, die je nach Sonneneinstrahlung und je nach Standort in unterschiedlichen Farben wie gelb, orange, ocker, roetlich und sogar bläulich leuchtet. Es gibt keine wissenschaftliche Erklärung für dieses Phänomen, aber es haben wohl Oxidationsprozesse eine Rolle gespielt. Als Besucher sollte man nichts übermäßig Tolles erwarten; wer schon die Vulkanlandschaft auf Lanzarote (siehe Timanfaya-Nationalpark) gesehen hat, wird von dieser Miniaturansicht der bunten Erde eher ein bisschen enttäuscht sein. Hier wurde eher ein winziges natürliches Phänomen für Touristen großartig hergerichtet. Ursprünglich war das Gelände mal eben, um es attraktiver zu gestalten wurden künstliche Bodenwellen eingebracht.
Le Morne Brabant, ein großer Fels
Auf unserer Weiterfahrt in Richtung Westen sehen wir bereits einen markanten Berg auf dem Südwestzipfel der Insel, den Morne Brabant. Der 556 m hohe Berg ragt wie ein Wahrzeichen aus dem Meer heraus. Es ist ein geschichtsträchtiger Ort: Während der französischen Besatzungszeit flüchteten viele Sklaven auf diesen Berggipfel hinauf, um der Sklaverei zu entkommen. Als schließlich die Engländer die Insel übernahmen und die Sklaverei abschafften, schickten diese Polizisten den Berg hinauf, um den dort sitzenden Sklaven von ihrem Glück zu berichten. Diese hielten sich jedoch für ertappt und stürzten sich den Fels hinunter.
Wir genießen den Blick auf diesen grandiosen Felsbrocken, für den die kleine Halbinsel im Südwesten geradezu extra gemacht zu sein scheint. Dann nähern wir uns immer mehr diesem Berg und fahren hinunter an die Strände; Es gibt mehrere herrliche Strände in diesem Gebiet, weshalb sich auch einige große Hotels hier angesiedelt haben. Das ganze Inseleck ist von Korallenriffen umgeben, so dass Schnorchler hier ein Paradies zum Fische beobachten finden.
Unsere Tour war bis hierher kilometermäßig kurz, hat aber doch fast einen ganzen Tag gedauert, da wir den Nationalpark nicht nur im Vorbeifahren genießen wollten, sondern immer wieder angehalten haben um Fotos zu machen oder um die Bäume und Sträucher aus der Nähe zu betrachten.
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