Plätze und Fußgängerzonen in Leipzig
Leipzigs Innenstadt ist bemerkenswert, denn auf einer sehr kleinen Fläche ist eine Vielzahl der Sehenswürdigkeiten zu finden; Abgegrenzt durch den "Ring", Verkehrsadern welche die Innenstadt einschließen und dem ehemaligen Verlauf der Stadtmauern folgen, findet der Besucher ein Stadtzentrum vor, dass es so konzentriert selten gibt.
Der Augustusplatz
Es ist einer der größten Plätze Deutschlands, und es war einer der schönsten. Eingerahmt von einem Ensemble architektonischer Kostbarkeiten bot er dem Betrachter einen rundum gelungenen Anblick. Der große Luftangriff der Alliierten auf Leipzig am 4. Dezember 1943 zerstörte neben vielen anderen Gebäuden auch fast alle am Augustusplatz.
An der Nordseite des Platzes stand das Neue Theater, dessen Ruine 1956 abgerissen und an dessen Stelle bis 1960 die Neue Oper errichtet wurde. Sie entstand im damaligen Zeitgeschmack, lehnte sich im Erscheinungsbild aber in einigen Merkmalen an das ehemalige Theater an. Nach einer grundlegenden Renovierung in den letzten Jahren erstrahlt das Gebäude im neuen Glanz. An seiner Rückseite erstreckt sich ein kleiner Park mit dem Schwanenteich, eine kleine grüne Oase inmitten der Stadt.
An der Ostseite des Platzes, die vom Georigiring begrenzt wird, dominieren Plattenbauten aus den 1960er Jahren. Wohnhäuser, die als eine der ersten in dieser Bauweise errichtet wurden, das Gebäude der Hauptpost und das Radisson Hotel, in der DDR als "Interhotel Deutschland" bekannt.. Alle diese Häuser hatten den Charme von Fabrikgebäuden, werden nach und nach aber modernisiert und auch optisch aufgewertet. Besonders die ehemalige Hauptpost ist momentan noch ein Schandfleck, sieht jetzt aber besseren Zeiten entgegen und soll in ein Vier-Sterne-Hotel mit 240 Betten und Kongresszentrum im Hof umgebaut werden.
Den Krieg relativ unbeschadet überstanden hatte das Europahaus, das 1928/29 in der damals neuartigen Stahlbetonskelettbauweise errichtet wurde. Es ist denkmalgeschützt und wird als Bürogebäude genutzt. Mit seinem turmartigen Mittelbau mit 13 Geschossen, 53 m Höhe und den zwei Seitenflügeln fällt es architektonisch heraus und bildet das Gegenstück zum Krochhochhaus auf der westlichen Seite des Platzes.
Die Nordseite des Platzes dominiert durch das eindrucksvolle Gebäude des Gewandhauses, Heimstatt des weltberühmten Gewandhausorchesters und das City-Hochhaus. Die großflächige Glasfront des Gewandhauses ermöglicht den Blick ins Foyer, das sich über drei Etagen erstreckt und mit einem 714 m² großen Deckengemälde des Leipziger Malers Sighard Gille ausgestaltet wurde. Zur Zeit der Eröffnung des Gebäudes 1981 sorgte es für viel Gesprächsstoff, tummeln sich in dem Bild mit dem Titel "Gesang vom Leben" doch zahlreiche korpulente Nackte.
Dieses Gewandhaus ist übrigens das dritte in Leipzig. Im 15. Jahrhundert entstand das erste, 1884 wurde im Leipziger Musikviertel das Neue Gewandhaus eröffnet. Durch die schweren Kriegsschäden von 1944 konnte es nicht mehr genutzt werden. Eigentlich sollte die Ruine wieder aufgebaut werden, doch letztlich entschied man, es abzureißen und am Augustusplatz ein völlig neues Konzerthaus zu errichten. Es heißt, dieser Neubau sei vor allem dem großen Einsatz des damaligen Gewandhauskapellmeisters Kurt Masur zu verdanken.
Im wahrsten Sinne des Wortes überragend ist das City-Hochhaus, mit seinen 142,5 m Höhe das höchste Gebäude Leipzigs. Von 1968 bis 1972 im Rahmen der damaligen sozialistischen Umgestaltung des Platzes für die Universität erbaut, sollte es das neue Wahrzeichen der Messestadt werden und bekam vom Leipziger Volksmund gleich seine Namen "Uniriese" oder "Weisheitszahn". Heute ist die Universität nicht mehr im Gebäude zu finden, Mieter sind der Mitteldeutsche Rundfunk und das Panorama-Restaurant. In 110 m Höhe kann man hier bei einem schönen Ausblick über die Stadt sitzen und gemütlich seinen Kaffee trinken. Ein Geheimtipp für Touristen ist die Aussichtsplattform in 130 m Höhe, die unabhängig vom Restaurant geöffnet ist. Besonders bei schönem klaren Wetter bietet sich eine traumhafte Sicht auf Leipzig und Umgebung. Ein kleiner erfreulicher Nebeneffekt ist der ausgesprochen humane Preis von 2 Euro für dieses Vergnügen.
Vor dem Gewandhaus findet man Leipzigs größten und prachtvollsten Brunnen, den 1886 eingeweihten und im neobarocken Stil gestalteten Mendebrunnen, beliebter Treffpunkt der Leipziger und ihrer Gäste. Benannt ist er nach Marianne Pauline Mende, Witwe des Kaufmanns Ferdinand Wilhelm Mende und Stifterin einer großen Summe für den Bau des Brunnens. Schon bald rankte sich eine delikate Geschichte um ihn. Kein geringerer als Egon Erwin Kisch streute das Gerücht, jene Pauline Mende sei eine Bordellmutter gewesen und wolle mit der Stiftung Abbitte tun. Später stellte sich heraus, das dies eine Verwechslung war und jene Pauline Mende mit der anderen nichts zu tun hatte. Eine schöne Geschichte war es allemal und offensichtlich kannten die Leipziger die Pauline aus dem Bordell besser als die Kaufmannswitwe.
Die Westseite des Platzes ist diejenige, an der wohl das meiste wertvolle Architekturgut verloren ging. Hier standen das ehemalige Hauptgebäude der Universität, das Augusteum, und die Paulinerkirche. Das Augusteum mit seiner von Schinkel entworfenen klassizistischen Fassade wurde von 1831 bis 1836 erbaut und schon bald erweitert, da die Kapazitäten schnell erschöpft waren. Im 2. Weltkrieg wurde es schwer beschädigt, wäre aber ohne weiteres zu retten gewesen. Die DDR-Oberen entschieden aber anders, sie wollten einen "Platz mit sozialistischer Architektur" und so wurde das Gebäude gesprengt. An seiner Stelle entstand ein relativ gesichtsloser Neubau-Universitätskomplex, der jetzt abgerissen wurde. Hier wächst nun das neue Hauptgebäude der Universität.
Die Paulinerkirche in unmittelbarer Nachbarschaft des Augusteums hatte wie durch ein Wunder die Bombenangriffe relativ unbeschadet überstanden, umso schlimmer war deshalb die Sprengung der mit wertvollen architektonischen Schätzen ausgestatteten Kirche 1968. Sie hatte eine lange Tradition als evangelische Universitätskirche, zu der sie 1545 von Martin Luther geweiht wurde; Nach heftigen Diskussionen um einen möglichen Wiederaufbau, wie in Dresden die Frauenkirche, entsteht jetzt die Variante einer architektonisch modernen, im Äußeren aber an die alte Paulinerkirche erinnernden Kirche mit Aula.
Nach dem Vorbild des Uhrturms in Venedig entstand 1928 in Stahlbetonweise das Krochhochhaus mit seinem wichtigsten Wahrzeichen, den Glockenmännern. Übrigens hält sich hartnäckig die Geschichte, dass der Platz in der DDR in Karl-Marx-Platz umbenannt wurde. Das stimmt, aber nur teilweise, denn schon 1928 nannte die SPD-Stadtregierung den Augustusplatz in Karl-Marx-Platz um, 1933 wurde dies wieder rückgängig gemacht.
Heute, wieder als Augustusplatz, ist er aller Widrigkeiten zum Trotz noch immer Leipzigs wichtigster Platz. Seine alte Pracht ist zwar unwiederbringlich verloren, doch nach Abschluss der Umgestaltung in absehbarer Zeit wird er doch sehr ansehnlich sein.
Der Sachsenplatz
Den Leipziger Sachsenplatz gibt es noch nicht sehr lange und genaugenommen gibt es ihn überhaupt nicht mehr, auch wenn dieser Name bei den Leipzigern weiterhin gebräuchlich ist; Wie fast die gesamte Innenstadt war auch dieses Gebiet dicht an dicht bebaut. Kleine enge Gassen und gutbürgerliche Häuser standen in enger Nachbarschaft.
Die Luftangriffe im 2. Weltkrieg rissen auch hier große Lücken; die meisten der Gebäude dieses Areals wurden zerstört oder sehr stark beschädigt. Noch lange nach Ende des Krieges breitete sich hier eine Brachfläche aus, nachdem die Ruinen abgerissen wurden.
Anfang der 60er Jahre entstand an der Nordseite dieses freien Platzes ein Wohngebäude und 1968 wurde dann die Neugestaltung des Areals beschlossen. Auf eine Bebauung nach historischem Vorbild wurde verzichtet und 1969 zum 20. Jahrestag der DDR der offizielle neue Name Sachsenplatz festgelegt. Auf diesem Platz entstanden mehrere moderne Gebäude, so die Leipzig-Information mit touristischen Angeboten und Ausstellungsflächen. Drei Pavillons und mehrere kleine Grünflächen und Wasserspiele ergänzten diese Gestaltung. Auf den ursprünglichen historischen Straßenverlauf, wie z.B. das Böttchergässchen als Verbindung zwischen Reichsstraße und Katharinenstraße, verzichtete man zugunsten einer großflächigen Lösung. An die Ostseite des Platzes wurden Plattenbauten mit einer Ladenstraße hingesetzt, außerdem das Hochhaus von Interpelz, dem staatlichen Pelzhandel der DDR.
Nach 1990 wurden die Gebäude von Leipzig-Tourist und die Pavillons nicht mehr sinnvoll genutzt und verkamen immer mehr, so dass 1996 der Abriss und die Neubebauung des Platzes beschlossen wurden. Da man einen neuen Standort für das Museum der bildenden Künste suchte, erkor man den Sachsenplatz dafür. Heute steht im Zentrum des Platzes ein kubusförmiger Neubau, in dem das Museum eine Heimstatt gefunden hat. Um die doch recht einfallslose Fassade aufzulockern, wurde eine Verkleidung aus Glasplatten eingesetzt.
Von der gleichfalls geplanten Bebauung mit winkelförmigen Blöcken an den vier Seiten des Museums steht bisher erst einer, in dem sich das Stadtgeschichtliche Museum befindet. Zwei Winkel sind jetzt in Planung. Für den vierten hat sich noch keine konkrete Nutzung und damit auch noch kein Investor gefunden.
Im Zuge dieser Umgestaltung sollte der Charakter der ehemaligen Straßenführung wenigstens teilweise wieder hergestellt werden. So entstand das Böttchergässchen neu und die Reichsstraße wurde wieder bis zum Brühl durchgeführt. Mit diesen Maßnahmen verschwand auch offiziell der Name Sachsenplatz, die Leipziger ficht das aber nicht an, für sie existiert er weiter.
Heute hat der Platz sein Gesicht gründlich gewandelt. Neben den Museumsbauten wurden die Gebäude an der Ostseite saniert und modernisiert. An der Westseite erhielt die Katharinenstraße, ein städtebauliches Kleinod, eine gründliche Überholung und Sanierung. In dieser Straße findet man prachtvolle Barockbauten. So z.B. das Fregehaus, benannt nach der Leipziger Kaufmanns-, Bankiers-, und Gelehrtenfamilie Frege, das 1706 bis 1707 vom bekannten Barockbaumeister Johann Gregor Fuchs errichtet wurde.
Der Markt
Zentraler Mittelpunkt der Leipziger Innenstadt ist der Markt, seit Jahrhunderten Zentrum des öffentlichen Lebens und Schwerpunkt des Warenumschlags der Leipziger Messe, bis diese in eine Mustermesse umgewandelt wurde. Das wohl bekannteste Gebäude an diesem Platz ist das Alte Rathaus im Renaissancestil an der Ostseite des Marktes, das auch optisch den Platz dominiert.
An der Nordseite des Marktes fällt eine historische Häuserzeile mit der Alten Waage auf, die unter Leitung des Renaissancebaumeisters Hieronymus Lotter entstand. Seinen Namen erhielt das Gebäude von der Leipziger Messe. Alle angebotenen Waren mussten hier zu Zeiten der Warenmesse gemessen, gewogen und verzollt werden. Im Jahre 1820 zog das Waagamt um, daher auch der Name Alte Waage für dieses Gebäude.
1917 wurde es der Sitz des Leipziger Messeamtes. Im 2. Weltkrieg stark zerstört, wurde es nach historischem Vorbild wieder aufgebaut, zumindest was die Marktfront betrifft. Die Gebäudefassade in der Katharinenstraße ist architektonisch ein moderner Bau. Sehenswert ist auch der Volutengiebel am Markt mit einer Sonnenuhr.
Die Westseite bietet eine Mischung aus erhaltener historischer Architektur und modernen Bauten, die optisch an die Struktur der alten Gebäude angepasst wurden. Dominierend ist die Marktgalerie, die vor wenigen Jahren anstelle eines DDR-Plattenbaues errichtet wurde. Die Häuser der Handwerkerpassage und Barthels Hof sind Gebäude, die den Krieg überstanden bzw. saniert wurden.
Von außen ist er relativ unscheinbar, doch betritt man Barthels Hof, ist man erstaunt über die barocken vierstöckigen Häuser, die einen langgestreckten Durchgang umschließen. Erbaut wurde das Ensemble von 1747 bis 1750 für den Leipziger Kaufmann Gottlieb Barthel. An den Kranbalken, die noch heute zu sehen sind, kann man erkennen, dass die Dachgeschosse zu Zeiten der Warenmesse als Warenspeicher dienten. Im Restaurant "Barthels Hof" wird dem Gast typisch sächsische Küche angeboten.
Die Südseite schließlich ist eine Häuserzeile, in der sich gewachsene Architektur mit moderner, nach dem 2. Weltkrieg erbauter mischt. Direkt am Markt, Ecke Petersstraße wurde in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts das Messehaus am Markt errichtet. Der Stahlskelettbau mit Walmdach wurde in das bestehende Passagensystem der Mädler-, Königshaus- und Messehofpassage eingebunden. Auf 5900 qm Ausstellungsfläche fanden hier in der DDR die Buchmessen statt. Heute wird es nach Umbau und neuer Fassadengestaltung für Handel und Büro genutzt.
An das Gebäude schließt sich das Königshaus an, das seinen Namen dem Umstand verdankt, dass hier regelmaeßig gekrönte Häupter Quartier zu den Messen bezogen. August der Starke, der berühmte sächsische Kurfürst war Stammgast, berühmtester ausländischer Besucher war der russische Zar Peter der Große. 1612 errichtet, wurde es Anfang des 18. Jahrhunderts nach Plänen von Gregor Fuchs umgebaut; Ein markantes Detail ist der Erker, der mehrere Etagen umfasst und von dem aus die prominenten Gäste einen sehr guten Blick auf den Markt und das Markttreiben hatten.
Eine Besonderheit war das Untergrundmessehaus, das einzige unterirdische Messehaus der Welt. Als die Ausstellungsflächen der Mustermesse in der Leipziger Innenstadt knapp wurden, kam man auf die Idee, in den Untergrund zu gehen. 1924 entstand dieses Messehaus, in dem einige Meter unter dem Leipziger Markt Messegüter präsentiert wurden. Mit dem Bau des neuen Messegeländes wurde es nicht mehr benötigt und vorübergehend als Diskothek genutzt. Im Zuge des entstehenden City-Tunnels werden die Räume als Untergrundstation der künftigen Verbindung Hauptbahnhof - Bayrischer Bahnhof ausgebaut.
Die Grimmaische Straße
Eine der wichtigsten und belebtesten Hauptmagistralen der Leipziger Innenstadt ist die Grimmaische Straße. Sie verbindet den Augustusplatz mit dem Zentrum der Stadt, dem Markt.
An der im Jahr 2008 neu gestalteten Fußgängerzone fällt als erstes der Gebäudekomplex der Leipziger Universität auf. Dieser Neubau passt sich mit seinen Innenhöfen, dem neu entstehenden Traditionscafe Felsche und einer Ladenstraße gut in die gewachsene Struktur der Grimmaischen Straße ein. Überhaupt gelang hier die Verbindung historischer Architektur mit modernen Bauten, die Lücken schlossen, welche im 2. Weltkrieg gerissen wurden.
Zu diesen modernen Gebäuden gehört das Hansa-Haus, ein ehemaliges Messehaus. Nach dem Neubau für Handel und Büro genutzt, verbindet es das Passagensystem von Specks Hof mit der Grimmaischen Straße.
Ein weiteres ehemaliges Messehaus an diesem Standort ist der Handelshof. In den Jahren 1907 bis 1909 erbaut, war er das zweitälteste Städtische Messehaus. Die zwei Lichthöfe mit ihren Ausgängen zu vier angrenzenden Straßen, zwei verkupferte Türme und eine elegant wirkende Fassade lassen das Gebäude zu einer Augenweide werden. Nach umfassender Restaurierung und Sanierung wird es als Oberklassehotel genutzt. Etwa 200 Zimmer mit luxuriöser Ausstattung stehen den Gästen zur Verfügung und in der Erdgeschosszone ist gehobener Einzelhandel und Gastronomie untergebracht. Der Handelshof grenzt direkt an den Naschmarkt mit der Alten Handelsbörse. Von den Zimmern des Westflügels hat man einen ausgezeichneten Blick auf den Naschmarkt und das Alte Rathaus.
Auf der dem Handelshof gegenüberliegenden Straßenseite findet man das Zeitgeschichtliche Forum mit Ausstellungen und Veranstaltungen zur jüngsten deutschen Geschichte, speziell der DDR-Geschichte. Ein Besuch dieses Hauses lohnt sicher, erhält man hier doch Einblicke zu Ereignissen, die praktisch gestern geschehen sind.
An der Skulptur "Der Jahrhundertschritt" vor dem Zeitgeschichtlichen Forum scheiden sich die Geister. Von großer Zustimmung bis bedingungsloser Ablehnung reichen die Meinungen zu diesem Werk des bekannten Leipziger Künstlers Wolfgang Mattheuer. Die etwa 2,50 m hohe Plastik hat praktisch keinen Hals, einen extrem kleinen Kopf, kurze Arme, dafür aber überlange Arme und Beine mit einem gewaltigen Ausfallschritt. Sie soll die Zerrissenheit des letzten Jahrhundert zeigen und entstand nach einem Gemälde des gleichen Künstlers aus dem Jahre 1987. In der Grimmaischen Straße ist auch einer der Eingänge zur Mädlerpassage, Leipzigs wohl bekanntester Passage.
Die Petersstraße
Die zweite große Hauptmagistrale der Leipziger Innenstadt ist die Petersstraße, die vom Markt bis zu den Grünanlagen des Schillerparks reicht. Auch sie ist eine stark belebte Fußgängerzone mit namhaften Geschäften und Kaufhäusern.
Hervorzuheben ist dabei vor allem das Karstadt-Kaufhaus, das in seinem Inneren eine gelungene Architekturgestaltung zeigt; Auf sechs Etagen wird ein großes Sortiment inklusive Gastronomie angeboten. Zur jeweils vollen Stunde versammeln sich die Schaulustigen, um das beeindruckende Wasserspiel im Zentrum des glasüberdachten Lichthofs zu bewundern. Doch auch der Denkmalschutz kam nicht zu kurz, die historische Fassade wurde erhalten, so dass sich das Gebäude sehr gut ins Umfeld einfügt.
Gegenüber des Warenhauses befindet sich der Eingang zum Petersbogen, einer in den 90er Jahren neu gebauten Passage mit Angeboten zum Einkaufen und zur Freizeitgestaltung. Von der Tiefgarage mit über 500 Stellplätzen hat man einen direkten Zugang zur Leipziger Innenstadt und in der Passage selbst findet man auf 38.000 qm Fläche neben 20 Einzelhandelsgeschäften einen Supermarkt, ein Multiplexkino, Gastronomie und Fitness-Studios sowie für Glücksritter ein Casino.
Ein Gebäude, dass sofort ins Auges sticht, ist das Klingerhaus in der Petersstraße Ecke Schlossgasse. In dem Vorgängerbau wurde der namhafte Maler, Grafiker und Bildhauer Max Klinger geboren. In den Jahren 1887 bis 1888 errichtete hier Klingers Vater nach Plaenen des Architekten Arwed Rossbach einen beeindruckenden viergeschossigen Bau im Stil der deutschen und niederländischen Renaissance. Die rot-weiße Farbgebung, der dreigeschossige Eckerker und reiche ornamentale Verzierung lassen das Haus zu einem Kleinod der Leipziger Baukunst werden.
Das ehemalige Messehaus Petershof war den Leipzigern vor allem durch die Filmbühne Capitol bekannt, Leipzigs größtem Kino. Das ist Vergangenheit, heute sind in dem Gebäude ein Textilkaufhaus und City-Büros zu finden; Glücklicherweise wurden auch hier die Innenräume nach neuem Standard errichtet, die historische Fassade aber erhalten. Von der Petersstraße gehen einige kleine Gässchen ab, die einen Eindruck des alten Leipzig vermitteln und die man bei einem Besuch der Stadt keineswegs übersehen sollte.
Der Brühl
Der Leipziger Brühl ist historischer Boden. Am heutigen Richard-Wagner-Platz, am Westende des Brühls, lag vermutlich die slawische Siedlung Lipsk, aus der sich die Stadt Leipzig entwickelte. Er gehört zu den ältesten Straßen der Messestadt.
Für denjenigen, der sich einigermaßen in Leipzig auskennt, verbindet sich der Brühl mit dem Kürschnerhandwerk. Bis zum 2. Weltkrieg war er das Weltzentrum des Pelzhandels. Davon ist leider nicht viel geblieben, fast die gesamte Straße sank in Schutt und Asche und auch das Handwerk und der Handel mit Rauchwaren verlor an Bedeutung.
An die einstige weltweite Verbindung erinnern noch Plastiken von verschiedenen Völkern der Erde, die an der Muschelkalkfassade Brühl 52/ Nikolaistraße zu finden sind. Hier steht "Gloecks Haus", errichtet in den Jahren 1909/10.
Ein architektonisches Kleinod ist das Romanushaus am Brühl, Ecke Katharinenstraße, eines der bedeutendsten Bürgerbauwerke Leipzigs. Bürgermeister Franz Conrad Romanus beauftragte den bekannten Baumeister Johann Gregor Fuchs mit der Errichtung dieses prunkvollen barocken Wohnhauses, das mehr einem Palast gleicht. Im Jahre 1703 wurde es fertiggestellt. Allerdings hatte er sich damit doch übernommen, die Bausumme von 150.000 Talern konnte selbst der Bürgermeister nicht aufbringen. Einen Ausweg sah er darin, ungedeckte Stadtschuldscheine auszustellen. Diese Manipulation brachte ihm 1704 eine Haftstrafe auf der Festung Königstein ein, wo er nach 41 Jahren verstarb.
Das reichverzierte Gebäude ist, auch durch seine gelb-rote Farbgestaltung, eine Augenweide. In einer Nische an der Ecke steht eine Plastik des Götterboten Hermes, der griechische Gott des Handels. Er ist symbolträchtig für die Handels- und Messestadt Leipzig. Einige wenige alte Häuser sind noch erhalten, ansonsten dominieren heute Neubauten., z.B. das zehngeschossige Bürogebäude "Brühlpelz", fertiggestellt 1966.
Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde entschieden, im Stil der sozialistischen Stadtumgestaltung auch dem Brühl ein neues Gesicht zu geben. Das Kaufhaus Brühl, das auch zu den Bombenopfern des Weltkrieges gehörte, wurde wiederaufgebaut, erhielt aber eine vorgehängte Aluminiumfassade, an der sich die Geister schieden. Von den Leipzigern wurde das Kaufhaus seitdem liebevoll-ironisch "Blechbüchse" genannt. Heute steht diese Fassade, die architektonisch durchaus interessant ist, unter Denkmalschutz. Ein achtgeschossiger Anbau und drei zehngeschossige Wohnhäuser in Plattenbauweise ergänzten das Ensemble. Die Wohnhäuser standen quer zur Straßenführung des Brühl und wurden durch eingeschossige Flachbauten verbunden. Das gesamte Ensemble wirkte doch ziemlich hässlich, vor allem in den letzten Jahren, als es auch ziemlich heruntergekommen war. Die Konsequenz hieß Abriss.
An dieser Stelle entstehen jetzt die Brühlschen Höfe, eine Mischung aus Einkaufszentrum und Wohnbebauung. Dabei soll das Warenhaus am Brühl mit seiner Aluminiumfassade, die erhalten bleibt, in den Komplex eingefügt werden. Es ist zu hoffen, dass die fertigen Bauten dem Brühl ein architektonisches Gesicht geben, dass seiner Bedeutung würdig ist.
Am westlichen Ende des Brühls, am Richard-Wagner-Platz, steht das Haus "Großer Blumberg" mit dem Lokal "Zur Neuberin". Benannt ist es nach Caroline Friederike Neuberin, 1697 bis 1760, die durch ihre Reform des Theaters bekannt wurde, mit der sie den "Hanswurst" aus den Theaterstuecken vertrieb. Sie trat in diesem Haus mit ihrer Theatertruppe auf.
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Autor: Michael Nitzschke; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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