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Das Interior Plateau British Columbias
Über die Goldrausch-Route zurück nach Vancouver
Unsere Rundreise führt weiter ins Interior Plateau, einem Gebiet ohne Hochgebirge aber trotzdem mit zahlreichen mittelhohen Berggipfeln; Wir besuchen dort die Stadt Prince George und fahren anschließend weiter nach Williams Lake. Schließlich gelangen wir nach Whistler, wo die umliegenden Berge bereits wieder über 2000 m hoch sind.
Station 5: Prince George
Nach 30 Kilometern endet der Icefields Parkway in Jasper und der Trans Canada Highway 16 führt über den Yellowhead Pass (1066 m) zurück nach Britisch Kolumbien. Am Mount Robson, dem mit 3954 m höchsten Punkt der kanadischen Rocky Mountains, stieß ein alter Begleiter wieder auf unsere Reiseroute: der Fraser River, der dort entspringt. Er verläuft für die nächsten 250 Kilometer parallel zum Highway 16 zwischen Rocky Mountains und Cariboo Mountains; Auch dieses Teilstück ist landschaftlich reizvoll, wobei die Gebirgshöhe abnimmt, je weiter man sich in Richtung des Interior Plateaus bewegt.
Der Begriff des Plateaus ist in diesem Zusammenhang aber nicht misszuverstehen, denn es handelt sich keinesfalls um eine Ebene. Eher ist es so, dass die Berge hier lediglich zum Großteil niedriger als 2000 Meter sind. Bis Prince George dominieren nun unendliche Wälder das Bild, was uns nach der Reizueberflutung in den Nationalparks die Möglichkeit bot, die mannigfaltigen Beobachtungen und Eindrücke zu verarbeiten. Das folgende Teilstück bis Prince George vermittelt einen guten Eindruck von der Landschaft, wie sie für den nördlicheren Teil Britisch Kolumbiens, in dem wir übrigens ganze drei Monate verbracht haben, charakteristisch ist, denn über weite Strecken ist keine menschliche Siedlung zu sehen.
Begleitet hat uns die gesamte Tour hindurch, wie auch während unseres Aufenthalts im Norden der Provinz, einer der wenigen Radiosender, die in ganz Britisch Kolumbien selbst im Busch noch zu empfangen sind: Rock 101 Vancouver, einer der brillantesten Sender des Planeten, der zur Tour gleich den perfekten Soundtrack lieferte. "Hotel California" bei Tempo 80 und heruntergekurbelten Scheiben in den Rocky Mountains zu hören ist einfach fantastisch! Kurz vor Prince George dann fließt der Fraser gen Norden weiter, macht aber nach 30 Kilometern eine scharfe Kehrtwende und trifft in Prince George wieder auf unsere Route.
Die mit 83.000 Einwohnern wichtigste und größte Stadt außerhalb des Ballungsraums Vancouver ist zugleich das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum im Norden Britisch Kolumbiens, das von der Holzindustrie geprägt ist. Großflächige Sägewerke und Baumschulen zeugen von den Aktivitäten des Canfor-Konzerns, der im Norden Britisch Kolumbiens tätig ist. Das geologische Wahrzeichen Prince Georges indes sind die steil abfallenden Uferbereiche des Nechako River, die Cutbanks.
Station 6: Williams Lake
Mit Prince George hatten wir den nördlichsten Punkt unserer Route erreicht. Der Highway 97 geleitete uns nun, mit dem Fraser River als stetigem Begleiter, gen Süden zurück. Nach etwa 100 Kilometern erreichten wir Quesnel, von wo aus sich über den Highway 26 ein Abstecher ins abseits gelegene Barkerville lohnt. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, denn das Dörfchen, das im 19. Jahrhundert zur Zeit des Goldrausches gegründet wurde, weist eine Vielzahl von restaurierten Gebäuden aus der Gruenderzeit auf.
Zurück in Quesnel, ging es dann weiter ins 120 Kilometer entfernte Williams Lake. Zwischen Fraser Plateau und Quesnal Highland in ursprünglicher Landschaft gelegen, ist es mit rund 10.000 Einwohnern eines der wichtigsten Städtchen in Sachen Rinderzucht und Holzwirtschaft, das sich im Herzen des ehemaligen Goldrausch-Areals befindet. Das stellt insbesondere die Architektur der Holzhäuser unter Beweis; Einmal im Jahr, am Wochenende des 1. Juli, findet hier das große Williams Lake Rodeo, die Stampede, statt. Diese Thematik wird auch im Museum der Stadt aufgegriffen, das sich mit der Geschichte der Rinderzucht und des Rodeo befasst. Ebenfalls gibt es in Williams Lake die "B.C. Cowboy Hall of Fame".
Station 7: Whistler
Dem Highway 97 gen Süden folgend, erreichten wir 100 Mile House, eine Goldgräbersiedlung, die auch als die nordamerikanische Hauptstadt der handgefertigten Blockhäuser gilt. Sie lebt gänzlich von der Holzwirtschaft und ist von einem dichten Streckennetz von Forststraßen umgeben, das die Möglichkeit bietet, einen Ausflug in die umliegenden Waldregionen zu unternehmen. Hier gilt: Wer die erste Begegnung mit einem Holztransporter überlebt hat, dem kann eigentlich nichts mehr passieren, denn der Truck-Fahrer wird umgehend eine Warnung an alle sich auf der Straße befindlichen LKW aussenden (Wo gesichtet? Welche Fahrtrichtung? Welches Fahrzeug?).
Nach weiteren 100 Kilometern verließen wir kurz vor Cache Creek den Cariboo Highway 97 und wechselten auf den Highway 99 in südlicher Richtung; Nach 75 Kilometern hieß das nächste Ziel Lillooet, durch das erneut der Fraser River fließt. Auch Lillooet ist auf der Goldsucherroute gelegen, die von Vancouver bis nach Prince George führt. Die Stadt ist von trockenen Hochplateaus umgeben, die dem wilden Westen wirklich alle Ehre machen. Zum Teil ging es nun recht langsam voran, denn die Steigungen, die bis auf eine Höhe von 1300 Metern führen, sind zum Teil steil, die Abfahrten jedoch auch. Die Länge der Strecke ist jedoch absehbar, denn ab Pemberton gewinnt der Highway 99, der in der Karte über 150 Kilometer als Secondary Highway (teilweise geteert, teilweise verfestigter Schotter) geführt wird, wieder neue Qualitäten.
Schnell haben wir Whistler erreicht, das idyllisch am Garibaldi Provincial Park zwischen Whistler Mountain (2181 m) und Blackcomb Peak (2436 m) gelegen ist. Hier befindet sich eines der weltweit berühmtesten Ski-Gebiete, das im Zuge der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver einige Wettbewerbe ausrichten wird. In einem kleinen Tal schlummert das beschauliche Whistler, umgeben von einigen Seen, in denen sich die umliegenden Berggipfel spiegeln. Von hier aus sind es nur noch 120 Kilometer bis Vancouver, die als wahrhaft spektakulär zu bezeichnen sind, da das Gebirge hier noch einmal all seine Schönheiten auffährt, um auch ja im Gedächtnis zu bleiben. Auf dem Weg durchquert man die Gemeinde Squamish, ein Paradies für Steilwandkletterer in den Coast Mountains.
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Autor: Ingo Schmidt; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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