Terceira – die Dritte im Bunde der Azoren
Im Osten der Zentralgruppe liegt Terceira, „die Dritte“, weil sie als dritte Insel des Archipels entdeckt wurde. Rein zufällig ist sie mit 400 km² Fläche auch die drittgrößte Insel der Azoren. Rund 56.000 Einwohner leben in Angra do Heroismo und Praia da Vitoria, den beiden Zentren der Insel, und einer Vielzahl kleiner Ortschaften. Äcker und Weiden prägen die Landschaft außerhalb der Siedlungen. Lediglich am Flughafen und um Praia da Vitoria sind größere nicht landwirtschaftliche genutzte Flächen zu finden. Öltanks, Militäranlagen und ein Hafengebiet dominieren den Ostzipfel der Insel.
Der Flughafen wurde seit unserem ersten Aufenthalt 2005 von einem winzigen Empfangsgebäude ohne großen Komfort zu einem modernen, mehrgeschossigen Komplex mit Kiosken, Restaurant, Gepäckaufbewahrung und weiteren Annehmlichkeiten ausgebaut. Insbesondere für Amerikaflüge hat sich Terceira zur Drehscheibe der Azoren gemausert. Kommen hier zum Heiliggeistfest oder anderen Festen Hunderte von Emigranten an, stehen noch einmal doppelt so viele Inselbewohner in und vor der Ankunftshalle, um ihre Verwandten im Empfang zu nehmen.
Praia da Vitoria – Schönheit an der Ostküste
Viele Jahre muss Praia wohl eine unansehnliche, ja hässliche Stadt gewesen sein. Mit dem Bau der Marina und der Neugestaltung der Strandpromenade, dem Anlegen einer Fußgängerzone und der Sanierung öffentlicher und privater Gebäude macht die Stadt nun einen adretten Eindruck. Viele Sehenswürdigkeiten erwarten uns hier nicht, an einem halben Tag kann man den Ort erkunden. Zur Erkundung der Insel ist Praia als Ausgangspunkt genauso gut wie Angra geeignet.
Die zweitgrößte Inselstadt liegt wenige Kilometer südlich des Flughafens. In Praia, wie die Stadt abgekürzt genannt wird, liegt wohl der schönste Sandstrand der Insel. Obwohl zum Schutz des Hafens gegen die Stürme und Wellen des Ozeans durch zwei massive Dämme vom offenen Meer getrennt, lässt es sich hier trefflich (sonnen-) baden. Verspricht die Wetterprognose einen sonnigen Tag, werden am frühen Vormittag Schirme aus Schilf aufgestellt. Am Abend werden sie wieder eingelagert. Die benachbarte Marina bietet Liegeplätze für ein-, zweihundert Segelboote und mit Bars und Restaurants an der Strandpromenade ist die Küste beliebter Treffpunkt bei Jung und Alt.
Am südwestlichen Stadtrand lädt der Stadtgarten Jardim Municipal zu einem Besuch ein, der gegenüberliegende Markt mit frischem Obst und Gemüse, Fischen und Fleisch hat wenig Flair. Die Igreja Matriz nahe einem kleinen Platz mit dem Freiheitsdenkmal ist sehenswert. Für uns lohnt sich der Aufstieg zur Ponta da Ma Merenda. Ein unvergesslicher Ausblick über die Stadt belohnt uns für den steilen Weg hinauf.
Bei einem unserer Azorenbesuche sind wir für eine Nacht in Praia „zwangsuntergebracht“. Die SATA Air Acores bringt uns wegen schlechtem Wetter und unmöglicher Flugbedingungen im Verandas do Atlantico unter. Ein schönes Hotel, das direkt gegenüber dem Strand liegt. Ein Pärchen treffen wir hier wieder, das wir bereits auf einer anderen Insel getroffen hatten. Mit René und Silke speisen wir im Tropical Point an der Hafenpromenade vorzüglich und sitzen dann bis spät in die Nacht in der Les Amis Bar am Strand. Auch das kann Ihnen auf der kleinen Inselwelt passieren: Heute tauscht man einige Worte aus und wenige Tage später sieht man sich auf der nächsten Insel wieder.
Von Praia nach Angra
Mehrere Straßen verlaufen zwischen den beiden größten Inselstädten. Die schnellste Strecke ist die EN 1-1 durchs Landesinnere, interessant für Anreisende, die am späten Nachmittag ein Quartier in Angra erreichen wollen. Oder Abreisende, die früh aus Angra zum Flughafen müssen.
Wir nehmen die gleichnamige Straße entlang der Küste. Immer wieder bietet sich die Möglichkeit, von der EN 1-1 auf schmalere und schmalste Küstenstraßen abzuzweigen. Kurz hinter Praia und Cabo da Praia liegt an der Küste die weit verstreute Feriensiedlung Porto Martins. Ein Abschnitt an der Lavaküste lädt zum Baden ein, in einem Restaurant wird für das leibliche Wohl gesorgt.
In Sao Sebastiao haben wir etwa die halbe Wegstrecke zurückgelegt. Hier bewundern wir die hübsche Pfarrkirche. Im Nachbarort Porto Judeu soll es eine Grotte geben, diese wird jedoch als sehr unspektakulär beschrieben. Ohne Halt setzen wir unseren Weg in unsere Unterkunft bei Angra fort.
Angra do Heroismo – Renaissancestadt mit Flair
So gut uns Praia gefällt, Angra zählt wohl zu den schönsten Städten der gesamten Inseln und ist nicht umsonst UNESCO-Welterbe. Hier sind wir mehrere Tage in der Quinta da Nasce Agua untergebracht und erkunden die Insel. Die Quinta, ein gut erhaltenes altes Landhaus mit geräumigen, sauberen Zimmern und einem weitläufigen, gepflegten Garten, liegt ein ganzes Stück außerhalb von Angra. Der Nachteil der schönen Anlage sind fehlende Restaurants oder Bars in der Nähe.
Angra ist mit 18.000 Einwohnern nicht nur Hauptort von Terceira, sondern gleichzeitig Verwaltungshauptstadt von Graciosa und Sao Jorge. Unsere ersten Eindrücke von Angra gewinnen wir am Hafen. Geschützt durch massive Kaimauern liegen einige Segelboote vor Anker. Die Kirche Igreja da Misericordia aus dem 18. Jahrhundert wacht über den Hafen.
Wenige Schritte weiter stehen wir an der Hauptstraße Rua da Sé mit Ladengeschäften, Banken, Bars und wundern uns über den regen Verkehr. Fast so belebt wie in Ponta Delgada geht es hier zu. An einer roten Ampel stauen sich schnell zehn, zwölf Autos, ein ungewohntes Bild. Überhaupt steht das lebhafte Treiben im Gegensatz zu der sonst gemächlichen Ruhe auf Terceira. Noch eine Querstraße weiter beginnt der Jardim Publico, ein wunderschön angelegter Stadtgarten mit Pflanzen aus aller Herren Länder. Viele schöne Renaissancegebäude, Kirchen und Kapellen lassen sich bei einem Stadtrundgang bewundern.
Uns zieht es schon bald hinauf zum Monte Brasil, einer vulkanischen Halbinsel im Süden der Stadt. Am Fuß des 205 m hohen Hügels liegt die Festung Sao Joao Baptista. Von hier aus erreichen wir den Vulkankrater zu Fuß in knapp 30 Minuten, auch mit dem Auto kann man hinauffahren. Der Ausblick auf Angra ist beeindruckend. Ein Monument ist der Entdeckung Terceiras gewidmet, Kanonen aus dem 2. Weltkrieg sind zu besichtigen. Uns fasziniert das Tiergehege mit überhaupt nicht scheuen Rehen.
Inselrundfahrt – an der Atlantikküste rund um Terceira
Westlich von Angra liegt das alte Fischerdorf Sao Matheus da Calheta, kurz Sao Matheus genannt. Über dem Hafen liegt die Pfarrkirche aus dem 16. Jahrhundert. Einer der Türme wurde bei einem Erdbeben 1980 so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass man ihn abreißen musste. Heute ist er wieder aufgebaut. Der Hafen wurde mit EU-Mitteln ausgebaut und wird auch als Schwimmbecken genutzt. Am frühen Morgen beobachten wir Fischerboote, die vom nächtlichen Fang heimkehren. Im Westen liegt Porto Negrito. Einen Badeplatz und die Reste einer Festung aus dem 16.Jahrhundert muss man nicht unbedingt gesehen haben.
Sao Bartolomeu liegt ein Stückchen landeinwärts. Einen Heiliggeisttempel entdecken wir, mit den Stuckaturen, der gefälligen Bemalung und dem schmiedeeisernen Gitter ein kleines Kunstwerk. Wenn der Ort auch sonst nichts zu bieten hat, dieses Kleinod ist den Abstecher wert.
In Cinco Ribeiras erinnert das Casa eco-museu an das frühere Inselleben. Der Bauernhof aus dem 16. Jahrhundert wurde Ende des letzten Jahrtausends restauriert und zeigt heute Einblicke in das Leben der Inselbewohner in alten Zeiten. In der Käserei Queijaria Vaquinha können wir den Käse der Insel verkosten. Mit dem Käse von Sao Jorge kann er meiner Meinung nach nicht mithalten. Bei Ponta das Cinco finden wir einen Picknick- und Badeplatz.
Im Nachbarort Santa Barbara ist erneut ein Heiliggeisttempel zu besichtigen. Die folgenden Dörfer bieten wenig Sehenswertes, ein Aussichtspunkt vor Serreta lohnt mit Ausblicken auf die Atlantikküste und ins Landesinnere zu einem kurzen Stopp. Ein wunderschöner Picknickplatz liegt wenig nördlich von Serreta. Mit alten Bäumen, blühenden Blumen und rauschenden Brunnen lädt der Platz zum Verzehr der mitgebrachten Brötchen mit Wurst und Käse ein. Wir erreichen nun die Nordküste. Die nächsten Orte passieren wir wiederum ohne Halt, lediglich der Ausblick bei Raminho ins Landesinnere ist einen Fotostopp wert.
Biscoitos liegt an der Straße, ein Ort mit rund 1.400 Einwohnern. An der Küste Ponta dos Biscoitos finden wir einen netten Badestrand mit Café. Das Weinmuseum, Museo do Vinho will besichtigt werden. Wenngleich der Weinbau auf Terceira keine Bedeutung mehr hat, erfahren wir etwas über den Anbau in früheren Zeiten. Bei Quatro Ribeiras und Vila Nova gibt es Naturschwimmbecken und Badestrände, im Sommer mit Café und Snackbar.
Die Inselumrundung nähert sich dem Ende, am Flughafen vorbei fahren wir durch Praia weiter zu unserer Quinta bei Angra. Station machen wir noch in Feteira und fahren hinab an die Küste. Hier sind die Ilheus das Cabras zu sehen.
Das Landesinnere – Caldeiras und Rindvieh
Im Gegensatz zu manch anderer Azoreninsel hat das Landesinnere nicht viel Interessantes zu bieten. Mehrere Straßen führen quer über die Insel vorbei an Weiden mit Kühen und Stieren. Im Westen liegt die Serra de Santa Barbara mit dem höchsten Punkt der Insel. Von Doze Ribeiras - zwischen Santa Barbara und Serreta - zweigt eine Nebenstraße ins Landesinnere ab. Wenige Kilometer weiter führt ein Sträßchen links zur Serra Santa Barbara. Auf 1021 m Höhe finden wir einen Antennenwald portugiesischer Telefongesellschaften und der Armee. Die Caldeira de Santa Barbara ist von hier aus zu sehen.
Zurück auf der Nebenstraße gelangen wir an den Lagoa da Falca. Umgeben von Zedern liegt dieser mit Seerosen bewachsene See mit einem Grillplatz am Wegesrand. Folgt man der Nebenstrecke nach Osten ohne auf der EN 3-1 nach Angra bzw. Biscoitos abzubiegen, liegt linkerhand die Schwefeldampfquelle Furnas do Enxofre (die Qellen in Furnas auf Sao Miguel sind sehenswerter). Wenig weiter können wir die Höhle Algar do Carvao besichtigen. Wie auf Graciosa in der Furna do Enxofre geht es über einen Treppenschacht hinab zu einem unterirdischen See. Geführte Besichtigungen sind nur nachmittags möglich.
Die Caldeira de Guilherme Moniz liegt im weiteren Wegesverlauf. Der größte der Vulkankrater der Azoren ist allerdings wenig spektakulär. Die Kraterwände sind überwiegend eingestürzt und das ganze bietet mehr den Eindruck einer riesigen Mulde denn eines erloschenen Vulkans.
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Autor: Lothar Ebel; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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