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Allgemeine Informationen über Ostmakedonien
Bevor wir uns in die einzelnen Städte und Gegenden begeben möchte ich einige allgemeine Informationen über Magedonien und Thessaloniki geben; Wie ist das Wetter, wie heiß ist es dort? Wie kommt man am Besten hin, mit welchen Kosten muss man rechnen? Wie ist der Verkehr in Griechenland? Antworten auf Fragen, die sich einem vor der Reise stellen.
Geografie und Klima
Das Gebiet, auf das sich mein Reisebericht bezieht, ist ein im Norden Griechenlands gelegener Landstrich, der sich genauer gesagt im östlichen Teil der Region Makedonien befindet. Eingegrenzt wird er im Norden durch das Falakró-Gebirge, im Süden durch das Ägäische Meer, im Westen durch die Stadt Thessaloniki und im Osten durch die Region Thrakien. Das Klima ist gemäßigt mediterran, denn die Winter sind aufgrund der Nähe zum Balkan im Vergleich zu anderen Mittelmeerklimaten eher kontinental geprägt, also feucht und kalt. Zwar schneit es an der Ägäis-Küste selten und das Thermometer sinkt dort kaum unter 10 Grad, da zahlreiche Höhenzüge wie das Pangéon- und das Lekánis-Gebirge, deren Gipfel eine Höhe von mehr als 2200 Metern erreichen, die kalten Luftströmungen vom Balkan abblocken, doch in den Höhenlagen des Inlandes (beispielsweise im Falakró-Gebirge bei Drama) fällt so viel Schnee, dass das Betreiben von Skipisten rentabel ist.
Die Sommer hingegen sind über lange Perioden sehr heiß und trocken. Temperaturen von 35°C und mehr sind in den Sommermonaten keine Ausnahme, doch die Passatwinde sorgen dafür, dass das Klima trotz hoher Temperaturen erträglich bleibt. Die größten Städte der Region sind Thessaloniki, die Hauptstadt Makedoniens und zweitgrößte Stadt Griechenlands (rund 1 Mio. Einwohner), Kavalla (rund 70.000 Einwohner), Serres und Drama (beide rund 55.000 Einwohner); die höchsten Erhebungen stellen der Chionotripa (Falakró-Massiv / Drama / 2232 Meter), der Orvilos (Rhodopen-Gebirge / Serres / 2212 Meter) und der Pageo (Pageo-Gebirge / Kavalla / 1956 Meter) dar. Der längste Fluss des Areals ist der Evros an der Grenze zu Thrakien mit einer Gesamtlänge von 204 Kilometern, der in den Thrakischen Golf mündet.
Flora und Fauna
Das östliche Makedonien gehört zu den am dichtesten bewaldeten Regionen Griechenlands. Seine Flora zählt europaweit zu den artenvielfältigsten. Vorwiegend in den Gebirgsregionen, die einen Großteil Ostmakedoniens ausmachen, dominieren Nadelwälder das Bild, doch auch Laubbäume wie Buchen, Eschen, Eichen und Kastanien sind je nach Lage und Mikroklima nicht selten. Immer wieder bieten Landschaft und Vegetation bei der Durchfahrt ein vollkommen anderes, mal mediterran, steppen- oder wüstenartig, und dann wieder süd-skandinavisch oder mitteleuropäisch geprägtes Bild. Darüber hinaus sind diverse Wildblumenarten wie Gladiolen, Anemonen, Tulpen, Narzissen und Veilchen sehr weit verbreitet, die insbesondere im Frühling ganze Wiesen und Berghänge in bunte Farben tauchen. In einem Naturschutzgebiet bei Drama gibt es sogar Pflanzen, die wissenschaftlich noch nicht erforscht sind.
Wie die Flora, so ist auch die ostmakedonische Fauna an Artenreichtum kaum zu übertreffen. Zu den spektakulärsten Tierarten gehören wohl die zum Teil noch in den entlegenen nördlichen Gebirgsregionen des Falakró-Gebirge, aber auch im Wald Elatia bei Drama vorkommenden Wölfe und Braunbären, doch auch Rotwild, Schakale, Füchse, Wildkatzen und Dachse sind in Ostmakedonien heimisch. Zudem besticht die Region durch ihre großen Vogelpopulationen, von denen etwa zwei Drittel Zugvögel sind, die sich gern an den großen Seen der Region aufhalten. Es gibt unter anderem Störche, Reiher, Pelikane und einige große Greifvogelarten wie den Kaiseradler und den Goldadler.
Nicht zuletzt sind auch die Amphibien und Reptilien zu erwähnen, denn neben Schildkröten, Eidechsen, Geckos, Salamandern, Skorpionen und Molchen kommen auch einige Schlangenarten vor (Nattern, Vipern), die zum Teil giftig sind und für den Menschen sehr gefährlich sein können. Hier greift eine Faustregel: Je größer die Schlange, desto ungefährlicher ist sie zumeist. Die wirklich giftigen (z.B. Hornviper) werden selten länger als einen Meter. Meist bleibt ihre Größe mit 50 bis 75 Zentimetern sogar weit darunter.
Wer sich zu Fuß durchs Gelände bewegt, sollte deshalb immer vorsichtig sein, festes, Knöchel hohes Schuhwerk tragen und kräftig auftreten, damit Schlangen die Vibration und somit die Anwesenheit des Menschen spüren können, was ihnen die Möglichkeit zur Flucht bietet; Auch Steinwürfe in zu passierende Gebüsche können eine Konfrontation mit den giftigen Reptilien verhindern.
Anreise
Die preiswerteste Anreise erfolgt mit dem Flugzeug. Von zahlreichen deutschen Flughäfen aus steuern mehrmals wöchentlich auch Low-Cost-Carrier wie EasyJet und andere die beiden in der Region gelegenen Zielorte Thessaloniki und Kavalla an. Wer frühzeitig seine Reise plant und im Internet die neuesten Angebote im Auge behält, kann bereits für kleines Geld gen Griechenland abheben. Zwar sind die Preise für Snacks an Bord der Billigflieger oftmals gesalzen, die Flugdauer beträgt jedoch lediglich etwa zweieinhalb Stunden, und Selbstverpflegung ist natürlich erlaubt.
Wer die abenteuerliche Reise mit dem Auto bevorzugt, um vor Ort mobil zu sein, hat die Möglichkeit, von Venedig, Ancona, Triest, Brindisi oder Bari aus mit der Fähre nach Igoumenitsa überzusetzen. Die verbleibenden 450 Kilometer auf dem griechischen Festland bis nach Thessaloniki sind stellenweise extrem kurvenreich und nur für Schwindelfreie zu empfehlen. Eher ist aber die vorherige Reservierung eines Mietwagens ratsam, da allein die Fährüberfahrt 24 Stunden pro Weg in Anspruch nimmt und in der Hauptreisezeit für beide Fahrten pro Person um die 600 € (PKW zusätzlich 100 € und mehr) kostet, was bei mehreren Personen weit über dem Preis für die Flüge und einen Mietwagen für 14 Tage liegt.
Für unsere Reisegruppe hatten wir im Vorfeld einen Hyundai Accent gebucht, der sich als technisch einwandfrei und sauber entpuppte und für 14 Tage 660 € kostete. Ein Preisvergleich aber sollte in jedem Falle angestellt werden. Der Transfer vom Flughafen Thessaloniki zur Zentrale des Autovermieters "VIP’s Rent-a-car", die nur wenige Kilometer vom Flughafen entfernt liegt, verlief dann nach einer kurzen Suchaktion nach dem Fahrer problemlos, denn Thessalonikis zweistöckiges Flughafengebäude ist sehr übersichtlich angelegt: Abflug oben, Ankunft unten.
Alle angekommenen Kunden von VIP’s, die zuvor aller Wahrscheinlichkeit nach auch schon im selben Flugzeug gesessen hatten, wurden gemeinsam in einem Van zur VIP’s-Geschäftsstelle kutschiert, wo die Mietwagen nach Erledigung der Formalitäten übergeben wurden. Selbstverständlich gibt es noch eine Menge anderer Autovermieter (Sixt, Hertz), doch auch hier sei gesagt, dass eine zeitige Reservierung notwendig ist, da Mietwagen in den Sommermonaten heiß begehrt sind. Übrigens werden die Autos mit fast leerem Tank ausgehändigt, so dass der direkte Weg zur nächsten Tankstelle unvermeidlich ist. Bei den griechischen Spritpreisen tut das Tanken aber nicht ganz so weh wie hierzulande, denn der Liter Benzin kostet nur ca. zwei Drittel des deutschen Preises.
Straßenverkehr in Griechenland
Stutzig machte uns nur, dass die Nummernschilder unseres Wagens auf Papier gedruckt hinter der Front- und Heckscheibe klebten; Nach den ersten Kilometern auf griechischen Straßen jedoch schwand schnell die Angst, deswegen von der Polizei angehalten zu werden, denn eine Vielzahl von einheimischen Fahrzeugen ist mit Papierschildern unterwegs. Ist ein Kennzeichen in Griechenland einmal registriert, muss es nicht unbedingt in Form eines Blechschilds an der Stoßstange befestigt sein.
Der Straßenverkehr in Griechenland indes gestaltete sich zunächst gewöhnungsbedürftig. Autobahnen wie die E90/A2, die gerade ausgebaut wird und von Thessaloniki aus mit Unterbrechungen (Landstraßen) das östliche Makedonien erschließt, sind rar gesät. Auch der Standstreifen wird gern als zusätzliche Fahrspur verwendet. Rastplaetze oder Tankstellen sind an den Autobahnen unbekannt. Es gibt zwar geschotterte Haltebuchten, in denen Händler Obst, Gemüse und Schnaps anbieten, doch zum Tanken sollte beizeiten die nächste Ortschaft abseits der Autobahn angesteuert werden.
Bei einer Autopanne hilft der Abschleppdienst des Automobilclubs ELPA, der unter der Rufnummer 10400 zu erreichen ist. Auf den Schildern sind die Namen der Städte und Orte übrigens nicht nur in griechischer Schrift vermerkt; Es ist also kein Problem, sich zurecht zu finden.
Der durchschnittliche griechische Landstraßenfahrer indes würde im deutschen Straßenverkehr wohl arge Probleme mit der Polizei bekommen. Wo immer sich gerade die Gelegenheit zum Überholen bietet, wird gnadenlos zugeschlagen. Insgesamt ist der Verkehr auf den Landstraßen ein äußerst dynamisches Gefuege, das darauf ausgelegt ist, möglichst schnell von A nach B zu gelangen. Irgendwie muss ja schließlich das Fehlen von Autobahnen kompensiert werden. Ein gewisses Maß an Anpassungsfähigkeit ist also Grundvoraussetzung.
Um die Unfallrate zu senken, sind vor einiger Zeit exorbitante Strafen eingeführt worden, die zu einer maßgeblichen Beruhigung des Verkehrs beigetragen haben. Da die Polizei aber relativ selten in Erscheinung tritt, gibt es noch immer viele mutige Autofahrer. Tritt aber doch der unglückliche Fall ein, von den Ordnungshütern wegen einer Ordnungswidrigkeit belangt zu werden, dann sind bei Geschwindigkeitsüberschreitungen von mehr als 30 Stundenkilometern satte 350 € zu zahlen. Drastischer noch sind die Strafen bei Trunkenheit am Steuer. Über 1,1 Promille wird es richtig unangenehm: 1200 € Geldbuße!
Der einzige Trost, der dann noch bleibt, ist, dass öffentliche Verkehrsmittel und Taxis in Griechenland überaus günstig sind. Dringend ratsam ist es demnach, auf Landstraßen umsichtig zu fahren und immer den Gegenverkehr im Auge zu behalten. Eine Vielzahl von kleinen verzierten Gedenkkästen mit Kerzen und Bildern darin, die Miniatur-Kapellen ähneln, stechen an den Autobahnen und Landstraßen sofort ins Auge. Zwar werden diese aus den unterschiedlichsten Gründen dort aufgestellt, doch einige davon zeugen, oftmals mit Fotos versehen, auch von Unfällen aus der Vergangenheit und entsprechen damit den hiesigen Holzkreuzen.
Nicht weniger gefährlich ist es im Straßenverkehr für die Fußgänger. Autos haben fast immer Vorfahrt, vor allem in den Städten - auch wenn die Fußgängerampel grün zeigt. Auf sein Recht zu pochen, könnte fatale Folgen haben, denn auch innerorts wirken Geschwindigkeitsbegrenzungen eher wie nett gemeinte Tempo-Vorschläge, egal ob in der Stadt oder auf dem Land. Da aber falsche Panikmache fehl am Platze ist, bleibt nur zu sagen: Mit ein bisschen Obacht gewöhnt man sich schnell an den griechischen Verkehr und wird keine größeren Probleme damit haben. Selbst ich, der panische Beifahrer mit Höhenangst, der auf deutschen Autobahnen eigentlich nie schneller als 140 fährt, habe bereits am fünften Tag aufgehört, unseren höchst anpassungsfähigen Fahrer, dessen griechisches Gemüt immer wieder mit ihm durchging, mit Fragen wie "Sag mal, willst du nur dich oder uns alle umbringen?" zu traktieren, wenn wir mal wieder die kurvigen Gebirgslandstraßen befuhren. Na, zumindest kam diese Frage immer seltener auf.
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Autor: Ingo Schmidt; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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